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Arbeitspapiere - Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft ...

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Mit Resolution 1441 120 vom 8. November 2002 wurde der Druck auf den Irak noch einmal<br />

drastisch erhöht. Im Falle der Nicht-Befolgung seiner Verpflichtungen wurden dem Land<br />

„ernsthafte Konsequenzen“ angedroht, die diplomatische Formel <strong>für</strong> Krieg. Die Inspektoren<br />

der UNMOVIC und IAEO wurden gleichsam mit einem „robusten Mandat“ ausgestattet und<br />

genossen alle erdenklichen Freiheiten. 121 Mohamed El-Baradei stellte am 7. März 2003 in<br />

seinem letzten Bericht an den UN-Sicherheitsrat vor Kriegsbeginn gleichwohl fest, dass die<br />

IAEO-Inspektoren „bisher weder Beweise noch plausible Anhaltspunkte <strong>für</strong> die Wiederaufnahme<br />

eines Nuklearprogramms im Irak gefunden“ haben. Darüber hinaus stellte er alle Behauptungen<br />

der US-Regierung beziehungsweise der US-Geheimdienste bezüglich irakischer<br />

Nuklearaktivitäten, so etwa die zu einer gewissen Berühmtheit gekommene Anschuldigung<br />

gegen Bagdad im Niger so genanntes Yellowcake erworben zu haben, in Abrede. 122 Die letzten<br />

Wochen und Monate vor Kriegsbeginn stellten <strong>für</strong> die UNSCOM und IAEO eine enorme<br />

Drucksituation dar. Das Interesse der gesamten Weltöffentlichkeit war gleichsam auf den<br />

Irak und vor allem die Inspektionen und ihre Ergebnisse gerichtet. 123 Verschiedenste Erwartungshaltungen<br />

wurden direkt oder indirekt an die Inspektoren formuliert. Insbesondere die<br />

US-Administration, die eine Entscheidung zu Gunsten eines Waffengangs gegen das Regime<br />

von Saddam Hussein zum Zeitpunkt Anfang 2003 wohl schon getroffen hatte, wenn<br />

man sich den gewaltigen US-Truppenaufmarsch in der Region in dieser Zeit vergegenwärtigt,<br />

übte starken Druck auf die UNMOVIC und IAEO aus. Die Inspektionen beziehungsweise<br />

deren publizierte Ergebnisse sollten in erster Linie dazu dienen dem Irak Verletzungen der<br />

einschlägigen Sicherheitsratsresolutionen vorhalten zu können, um dann vor der internationalen<br />

Gemeinschaft und Weltöffentlichkeit einen Krieg legitimieren zu können. Nach dieser<br />

Lesart waren Inspektionen nur dann sinnvoll und deren Ergebnisse nur dann akzeptabel,<br />

sofern sie mit der eigenen Bedrohungswahrnehmung deckungsgleich waren. In diesem Kontext<br />

kam es zum offenen Konflikt zwischen der IAEO und den USA, was die Bewertung der<br />

Frage angeht, ob respektive welche Gefahr vom Irak auf dem nuklearen Gebiet ausgeht.<br />

Diese Auseinandersetzung ging mit Versuchen der USA einher, die Glaubwürdigkeit der<br />

IAEO in Frage zu stellen. 124<br />

Das internationale Inspektionsregime im Irak kann retrospektiv als durchaus erfolgreich bezeichnet<br />

werden, auch wenn der Irak-Krieg vom März 2003 nach US-Lesart schließlich das<br />

Scheitern von UNMOVIC und IAEO markierte. Gleichwohl sind die nach der Invasion und<br />

Besetzung des Irak ausgebliebenen Funde in Sachen Massenvernichtungswaffen indirekt<br />

120 Deutsche Übersetzung abgedruckt in: Blätter <strong>für</strong> deutsche und internationale Politik, Dezember 2002.<br />

121 Vgl. zu den Inspektionen unter Resolution 1441 Schwarz, Der Irak-Konflikt: Kommt der Krieg?, 2003; Thränert,<br />

Inspektionen im Irak, 2002, S. 3ff.<br />

122 Deutsche Übersetzung der Rede El-Baradeis vor dem Sicherheitsrat im Wortlaut abgedruckt in: Blätter <strong>für</strong><br />

deutsche und internationale Politik, Mai 2003.<br />

123 Vgl. zu den Versuchen einer politischen Instrumentalisierung der Inspektionen Blix, Mission Irak, 2004, S.<br />

247ff; Baute, Timeline Iraq, 2004, S. 67.<br />

124 Vgl. Blix, a.a.O., S. 288f.

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