Arbeitspapiere - Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft ...
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siverer Inspektionen löst bei den Vertretern der nationalen Regierungen tendenziell Abwehrreflexe<br />
und Bedenken aus. Die Kategorie der „nationalen Souveränität“ wird vielfach noch als<br />
„heilige Kuh“ betrachtet und geradezu mystifiziert.<br />
Dabei erfüllt die Verifikation im Rahmen der IAEO-Safeguards eine zentrale Funktion ohne<br />
die internationale Vertragswerke, gerade in so sensiblen Bereichen wie dem der Rüstungskontrolle,<br />
überhaupt nicht zu Stande kämen und funktionierten. 39 Verifikation soll an vorderster<br />
Stelle Vertrauen zwischen den Vertragsparteien schaffen. Verifikationsmaßnahmen überprüfen<br />
die Vertragstreue von Mitgliedsstaaten eines internationalen Abkommens, sollen entsprechende<br />
Vertragsverletzungen aufdecken beziehungsweise schon von vorne hinein abschrecken<br />
und insgesamt einen Rahmen <strong>für</strong> internationale Kooperation, Austausch und eben<br />
auch Kontrolle bereit stellen, der dann erst die Voraussetzungen <strong>für</strong> wechselseitiges Vertrauen<br />
generiert. Dadurch werden Zukunftsperspektiven <strong>für</strong> die Akteure berechenbarer und<br />
im Idealfall wird das kollektive Gut der internationalen Sicherheit befördert.<br />
Die Safeguards der IAEO, die erklärtermaßen das Ziel der Verhinderung von Nuklearproliferation<br />
verfolgen, finden in einem Sektor statt, namentlich dem der Nuklearwirtschaft, der<br />
durch das angedeutete Dual-Use-Problem gekennzeichnet ist und somit rein technisch betrachtet<br />
höchst anfällig <strong>für</strong> Proliferationsszenarien ist. 40 Der NVV vermochte keine Antwort<br />
auf diese Problematik zu geben. Im Gegenteil, er ist durch dieses Spannungsverhältnis gewissermaßen<br />
sogar charakterisiert. Die Verifikationsinstrumente der IAEO können das Problem<br />
nicht an der Wurzel packen, sondern stellen lediglich den Versuch einer nachträglichen<br />
Einhegung dar. Der Präventionsgedanke fällt im Konzept der IAEO-Safeguards eher bescheiden<br />
aus, was eben auch durch das Grundmandat des NVV bedingt ist. „Safeguards<br />
kommen tendenziell zu spät“ 41 , weil sie bereits begangene Verstöße lediglich im nach hinein<br />
aufdecken können.<br />
Die Safeguards der IAEO sind folglich nicht nur mit der Skepsis der Staaten gegenüber derartigen<br />
Eingriffen in die eigene Souveränität konfrontiert, auch technisch-wissenschaftliche<br />
Aspekte und die grundlegende Ambivalenz des nuklearen Nichtverbreitungsregimes erschweren<br />
die nachhaltige Erfüllung des erteilten Mandats.<br />
2.3.1 Die frühen Entwürfe und das Safeguardsmodell unter dem NVV<br />
Die Safeguards der IAEO haben im Laufe ihrer Geschichte gleichsam eine Evolution durchlebt.<br />
Im Großen und Ganzen kann man die Evolution der IAEO-Safeguards in drei Phasen<br />
unterteilen. 42<br />
39 Vgl. allgemein zur Funktion von Verifikationsmaßnahmen Häckel, Entstehung und Entwicklung internationaler<br />
Kontrollregime in vergleichender Perspektive, 2003, S. 123ff; Gmelin, Systeme der Technologiekontrolle und<br />
Verifikation im Vergleich, 2003, S. 181ff; Meier, Neue Verifikationskonzepte, 2003, S. 213ff.<br />
40 Vgl. hierzu Liebert, Proliferationsresistenz, 2005, S. 228ff.<br />
41 Ebd., S. 229.<br />
42 Vgl. zu den Entwicklungsphasen der IAEO-Safeguards Fischer, History of the International Atomic Energy<br />
Agency, 1997, S. 243ff; Ders., Nuclear Safeguards, 2007, S. 7ff; Sandtner, Die Entwicklung des IAEO-<br />
Safeguardssystems, 2007, S. 58ff; Fischer/Szasz, Safeguarding the Atom, 1985, 23ff.