ezensionen - Rainer Hampp Verlag
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In seinen allgemeinen Abhandlungen baut er lediglich skizzenhafte<br />
Beschreibungen der Oberflächenmerkmale der Kultur ein, und das, obwohl<br />
Wever das 3-Ebenen-Modell von Schein mit Grundannahmen, Werten und Artefakten<br />
zur Erklärung der Kultur heranzieht. Wever dagegen bewegt sich<br />
ausschließlich auf der Artefakte-Ebene; diese wirkt aber am wenigsten<br />
verhaltenssteuernd und läßt die geringsten Rückschlüsse auf die Kultur<br />
zu.<br />
Wissenschaftler sind nicht die Zielgruppe des Buches: Die Abhandlungen<br />
erschließen keine neuen Aspekte. Der Leser stolpert zudem immer wieder<br />
über Textpassagen, deren Inhalt auch in anderen Quellen ähnlich<br />
nachlesbar ist. Auf dezidierte Literaturhinweise wird verzichtet. Der<br />
Praktiker hingegen wird seine Freude daran finden: Wever bedient sich<br />
eines netten Erzählstils in Wir-Form, welcher das Buch auch für den<br />
gestreßten Manager leicht und schnell lesbar macht. Dies führt zu einem<br />
Aha-Erlebnis und zieht zufriedenes Kopfnicken nach sich. Auf lange Sicht<br />
birgt diese "Komplexitätsreduktion" im Bereich der Unternehmenskultur und<br />
deren "Bestätigung" durch derartige Publikationen allerdings große<br />
Risiken. Auch wenn dies zunächst als der leichtere Weg erscheint.<br />
Saarbrücken, 21.8.1989 Wolfgang Hofbauer<br />
Ulrich A. Wever<br />
Unternehmenskultur in der Praxis<br />
Der Untertitel lautet "Erfahrungen eines Insiders bei zwei<br />
Spitzenunternehmen". Der Autor erörtert das Thema "Unternehmenskultur"<br />
anhand seiner Erfahrungen sowohl bei IBM als auch bei der Bayerischen<br />
Hypotheken- und Wechselbank. Herr Wever stellte sich bei beiden Firmen<br />
immer wieder neuen Herausforderungen. So arbeitete er bei IBM als<br />
Personalleiter und als Trainer bis hinauf zum Top-Management. Bei der<br />
Hypo leitete er anschließend das Bildungswesen und seit März 1989 die neu<br />
geschaffene Stelle für Unternehmenskommunikation.<br />
Aus diesen Angaben wird deutlich, wie praxisnah das Buch sein muß. Es ist<br />
ein Vergnügen, die Ausführungen von Wever zu lesen. Er schreibt lebendig,<br />
humorvoll und auflockernd. Seine Formulierungen sind stets prägnant.<br />
Trotz der vielen Beispiele ist der Text systematisch aufgebaut und auf<br />
das Wesentliche konzentriert.<br />
Vordergründig - so Wever - ist die Ursache für die zunehmende<br />
Beschäftigung mit der Unternehmenskultur der sich verschärfende<br />
Wettbewerb und die zunehmende internationale Öffnung der Märkte. In<br />
Wirklichkeit aber befindet sich unsere Gesellschaft und damit auch die<br />
Wirtschaft in einer starken Umbruchphase. In diesem Zusammenhang weist<br />
Wever auf die zahlreichen Umweltkatastrophen allein seit Sommer 1988 hin.<br />
Durch das Fehlverhalten der Verantwortlichen ist es besonders bei der<br />
jungen Generation zu einem rapiden Vertrauensschwund gekommen. Eine Folge<br />
ist das fehlende Verständnis für elementare wirtschaftliche<br />
Zusammenhänge. Die Unzufriedenheit vieler Menschen überall in der Welt<br />
sieht Wever als Ausgangspunkt für einen neuen, anders als bisher<br />
verstandenen Fortschritt.<br />
Die neue Sicht der Wirklichkeit besteht im ganzheitlichen, dem<br />
"vernetzten" Denken, das sich gewissenhaft mit unerwünschten Neben- und<br />
Folgeerscheinungen menschlichen Handelns befaßt.