ezensionen - Rainer Hampp Verlag
ezensionen - Rainer Hampp Verlag
ezensionen - Rainer Hampp Verlag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Beispiel des Assessment Centers ab. Insofern stellt dieses Buch eine<br />
Neuheit in der ständig wachsenden, deutschen Literaturlandschaft zum<br />
Assessment Center dar.<br />
Im ersten der sechs Kapitel weist der Autor auf die fehlende<br />
organisationstheoretische Fundierung der Personalauswahl hin. Er selbst<br />
nimmt eine "metatheoretische Position" ein, die er als sozial-strukturell<br />
gefärbten symbolischen Interaktionismus umschreibt. Kernaussage dieser<br />
Position - vereinfacht gesagt -ist, daß soziale Einheiten dazu tendieren,<br />
ihre Realitäten zu stabilisieren.<br />
Diesen Standpunkt überträgt der Autor im zweiten Kapitel auf die<br />
Rekrutierung von Führungskräften. Er stellt hier die Möglichkeiten vor,<br />
wie eine herrschende Elite - wie es die Unternehmensleitung darstellt -<br />
gesinnungskonforme und somit herrschaftsstabilisierende Führungskräfte<br />
rekrutieren kann.<br />
Die folgenden Kapitel drei und vier dienen dazu, zu zeigen, inwiefern das<br />
Assessment Center als Instrument der Führungskräfteauswahl zur<br />
Herrschaftsstabilisierung der Unternehmenselite geeignet ist. Der Autor<br />
geht hier sowohl auf die historische Entwicklung des Assessment Center<br />
als auch auf den praktischen Einsatz des Verfahrens ein. Kerngedanke des<br />
Autors ist hier, daß alle angesprochenen Aspekte, wie zum Beispiel<br />
Beobachtertrainings und Beurteilungsskalen, mit ihrem wissenschaftlichen<br />
Anstrich nur zur Verschleierung der wahren Funktion (i.e.<br />
Herrschaftsstabilisierung) dienen.<br />
Im fünften Kapitel behandelt der Autor den Aspekt der<br />
Wissenschaftlichkeit nochmals in Hinblick auf die Validitäten (Inhalts-,<br />
Konstrukt- und prädiktive Validität) des Assessment Center und legt mit<br />
Bezug auf die Kriterienproblematik dar, daß die beanspruchte Qualität<br />
nicht erreicht wurde.<br />
In Kapitel 6 greift der Autor seine wesentlichen Gedankengänge nochmals<br />
auf und kommt zu dem Schluß, daß die Mängel des Assessment Centers nicht<br />
zu übersehen seien und daher dessen Anwender "die Flucht in die Offensive<br />
(mit rhetorischen Mitteln und technischen Nachbesserungen)<br />
suchen...müssen, um die Glaubwürdigkeit des Verfahrens und damit auch die<br />
Legitimität organisationaler Auswahlentscheidungen zu retten" (S.74).<br />
Der Autor arbeitet in diesem Buch eine Theorie aus, deren Ansatzpunkte<br />
auch schon bei Bungard (1987) aufgetaucht sind. Er spricht von der<br />
Auswahl von Autostereotypen, um das System zu stabilisieren.<br />
Konsequenterweise wäre diese Kernideee auch auf alle personalfördernden<br />
Maßnahmen sowie Beurteilungssysteme zu übertragen.<br />
Versucht der Leser nun, aus der vorgestellten Theorie Handlunganweisungen<br />
für die Praxis abzuleiten (womit man vom Autor alleine gelassen wird),<br />
gerät er in große Schwierigkeiten. Die Aussagen des Autors legen im<br />
Prinzip nahe, auf Instrumente und ihre wissenschaftliche Untersuchung zu<br />
verzichten. Wie sieht dann allerdings die Alternative aus?<br />
Personalauswahl und -entwicklung lägen dann allein in der subjektiven<br />
Handhabung der einzelnen Führungskraft, die wiederum durch das im<br />
Unternehmen vorhandene Machtgefüge beeinflußt wird. Hier erscheint der<br />
Spielraum zur Manipulation noch wesentlich größer.<br />
Mit einem zum Teil polemischen Tonfall geht der Autor auf die von<br />
Unternehmen verschleierte Strategie ein, normenkonforme Führungskräfte zu<br />
rekrutieren. Dem kann entgegengehalten werden, daß es gerade auf der<br />
Ebene von Führungskräften durchaus gängige Praxis ist,