ezensionen - Rainer Hampp Verlag
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herausragenden Vertreter einer schon als "kognitivistisch" zu<br />
bezeichnenden Organisationspsychologie US-amerikanischer Provenienz (vgl.<br />
Sims & Gioia, 1986). Die Umbenennung der Zeitschrift "Organizational<br />
Behavior and Human Performance" in "Organizational Behavior and Human<br />
Decision Processes" im Jahre 1985 ist wohl eine der markantesten<br />
Zeichensetzungen für eine solche "geistige" Strömung in letzter Zeit. Zum<br />
anderen machen die über weite Buchteile verstreuten Quiz-Fragen<br />
neugierig. Sie geben nämlich von vornherein unmißverständlich zu<br />
verstehen, daß der Leser, will er nicht am Ende der Lektüre sich selbst<br />
ein geistiges Armutszeugnis ausstellen, weniger rezeptiv und vielmehr<br />
kognitiv gefordert ist.<br />
In Kapitel 1 geht Bazerman vorab auf die Grundlagen der<br />
Entscheidungsfindung ein, wobei er den Entscheidungsprozeß in sechs<br />
Phasen näher beschreibt: "Definition des Problems", "Identifizierung von<br />
Kriterien", "Gewichtung von Kriterien", "Entwicklung von Alternativen",<br />
"Beurteilung jeder Alternative nach jedem Kriterium" und "Finden der<br />
optimalen Entscheidung". Daß der Entscheidungsfinder zuweilen auch<br />
Defizite im Entscheidungsprozeß aufweist, wird anschließend von ihm<br />
anhand des Konzepts der "eingeschränkten Rationalität" aufgezeigt.<br />
Resultat dieser Defizite: systematisch verzerrte Urteile. Diese<br />
Urteilsverzerrungen sieht er in den drei Urteilsheuristiken<br />
"Zugänglichkeit", "Repräsentativität" und "Anpassung an einen Anker"<br />
begründet.<br />
Eine Vielzahl an urteilsbezogenen Verzerrungsarten ("biases") - als Folge<br />
jener Heuristiken - sind Gegenstand in Kapitel 2, dem umfangreichsten<br />
Abschnitt in dem Buch (vgl. jedoch Hogarth & Makridakis, 1981):<br />
1. Verzerrungen bezogen auf die Erinnerung von Ereignissen,<br />
2. Verzerrungen bezogen auf die Effektivität der Informationssuche<br />
über Ereignisse,<br />
3. Verzerrungen bezogen auf "illusionäre Korrelationen",<br />
4. Unsensibilität gegenüber der A-priori-Wahrscheinlichkeit von<br />
Ereignissen,<br />
5. Unsensibilität gegenüber der Größe von Stichproben,<br />
6. Falsche Schlußfolgerungen aus "zufälligen" Ereignissequenzen,<br />
7. "Regression zur Mitte",<br />
8. Ungenügende "Anpassung an einen Anker",<br />
9. Überschätzung der Wahrscheinlichkeit von "verbundenen" und<br />
Unterschätzung der Wahrscheinlichkeit von "unverbundenen" Ereignissen,<br />
10. "Allzu selbstsichere" moderate Antworttendenz bei extrem<br />
schwierigen Fragen,<br />
11. Fehleinschätzung der Wahrscheinlichkeit eines "verbundenen"<br />
Ereignisses ("subset category") in Verbindung zu einem anderen Ereignis<br />
("global category"),<br />
12. Suche nach bzw. Vernachlässigung von Informationen zur Bestätigung<br />
bzw. Nichtbestätigung von - für "richtig" - befundenen Sachverhalten,<br />
13. Überschätzung der eigenen Fähigkeit, das Eintreten von Ereignissen<br />
auch dann noch vorhergesagt haben zu können, wenn fest steht, daß<br />
Informationen über diese Ereignisse vorab zur Verfügung standen.<br />
Mit ungewissen Folgen verbundene, d.h. risikoträchtige Urteile werden in<br />
Kapitel 3 abgehandelt. Um den Prozeß des Zustandekommens dieser Urteile<br />
zu veranschaulichen, stellt Bazerman zunächst drei Hauptkonzepte der<br />
normativen Risikotheorie dar, und zwar "Wahrscheinlichkeit",<br />
"Erwartungswert" und "Gewißheits-Äquivalent". Als Resultat hieraus unterscheidet<br />
er zwischen "risikoneutralen", "risikoabgeneigten" und<br />
"risikosuchenden" Individuen, aber nicht ohne zur Veranschaulichung auf<br />
die altbekannte Theorie von Bernulli ("expected utility theory") und auf