ezensionen - Rainer Hampp Verlag
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Der Hai im Management - Instinkte steuern und kontrollieren<br />
Langen-Müller/Herbig, München 1989, 328 S., 34.-<br />
Deskriptoren: Führung, Führungsverhalten, Management,<br />
Selbstverwirklichung, Verhalten<br />
Das Buch von Hass wendet sich explizit an jeden, "der sich im Wirtschaftsbereich<br />
um Gewinn und Erfolg bemüht" (S.14). Denn schließlich kann<br />
jeder - und vor allem jeder Manager - seinen Erfolg steigern, wenn er<br />
seine Instinkte sinnvoll einzusetzen lernt.<br />
Im ersten Teil des Buches beschreibt der Meeresbiologe Hass anhand von<br />
neun Prämissen die Entstehung des "Psychosplits" beim Menschen vor etwa<br />
10 000 Jahren: Wie für alle Lebewesen ist auch beim Menschen<br />
Energieerwerb die wichtigste Funktion. Während aber die Energiequelle von<br />
Tieren zwingend in der organischen Struktur anderer Lebewesen besteht und<br />
somit der Energieerwerb ausschließlich durch Raub erfolgt (wofür das Bild<br />
des Räubers "Hai" steht), kam es beim "intelligenten" Menschen in<br />
seßhaften Gemeinschaften zum Energieerwerb über Tausch mit Hilfe des<br />
Universalvermittlers Geld. Dies erfordert zusätzliche Erwerbsstrategien:<br />
Intellekt und Instinkt des Menschen ("Halber Räuber") geraten damit in<br />
den Dauerkonflikt zwischen Raubverhalten mit kurzfristigem Erfolg und<br />
partnerbezogenem Verhalten mit langfristigem Erfolg.<br />
Durch Bewältigung des Psychosplits würden sich also Erfolg und<br />
Lebensqualität steigern lassen. "Dies zeigt sich daran, daß auch<br />
weltumspannende Konzerne sich immer mehr auf Qualität und 'Kundennähe'<br />
ausrichten und sich darum bemühen, 'optimale Problemlöser' für ihre<br />
Zielgruppen zu sein. Und zwar vollzieht sich dies nicht nur eben auf<br />
Grund eines Druckes von Außen ..., sondern auch zunehmend in der<br />
wachsenden Erkenntnis, daß man, um den eigenen Gewinn zu optimieren, sich<br />
um den Gewinn anderer bemühen muß." (S.140-141)<br />
Im zweiten Teil des Buches will Hass durch Beispiele aus dem<br />
Managementansatz von Mewes die Bewältigbarkeit des Psychosplits erklären.<br />
Hass postuliert dazu neun Leitlinien für eine Optimale Betriebsstrategie<br />
(OBS):<br />
1. Willst Du Gewinn, dann denke an den Vorteil anderer!<br />
2. Nicht nur die ausgetretenen Wege führen zu Erfolg!<br />
3. Sei bestmöglicher Schlüssel für das richtige Schloß!<br />
4. Nütze nicht Schwachstellen anderer, sondern hilf, sie zu<br />
beseitigen!<br />
5. Spezifiziere und diversifiziere Dein Angebot, aber richtig!<br />
6. Wirst Du Problemlöser einer Zielgruppe, dann steuert sie Deinen<br />
Erfolg!<br />
7. Gelderwerb und Gewinn sind keineswegs identisch!<br />
8. Betrachte Angestellte nicht als Produktionsmittel und Arbeitgeber<br />
nicht als Melkkuh!<br />
9. Richte Dich auf qualitatives Wachstum ein!<br />
Nach rund 300 Seiten Lektüre ist dem Leser nicht klar, warum der halbe<br />
Räuber Mensch letztendlich seinen eigenen Vorteil nur dann stabilisiert,<br />
wenn er Problemlösungen zum Vorteil des Partners anbietet. Warum soll<br />
gerade der moralische Zeigefinger "denke an den Vorteil anderer" einzig<br />
ausschlaggebender Faktor für langfristigen Erfolg sein? Verbirgt sich<br />
dahinter nicht nur ein taktisch kluges Raubverhalten, das die Beute in<br />
Sicherheit wähnt?<br />
Der Verdacht drängt sich auf, daß Hass als Autor selbst seiner<br />
propagierten OBS gefolgt ist, wenn er im Titel "Der Hai im Management"