Franz Lüthi - OFSG - St. Galler Orgelfreunde
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Das Konzept der frühbarocken Orgel von Titelouze (Beispiel Poitiers,<br />
siehe 1.1) entwickelte sich weiter. So erreichte um 1640 die französische<br />
Orgel im Prinzip den neuen klassischen <strong>St</strong>il. Die Tradition der Registrierungen<br />
und der spezifisch französischen Formen beginnt 1665<br />
mit dem frühesten Livre d'Orgue, jenem von Guillaume-Gabriel Nivers,<br />
dem eine Reihe weiterer folgten (siehe Seite 14). Auch das grundlegende<br />
Werk über Orgelbau von Dom Bédos (1770) [16] ist hier zu<br />
erwähnen, da es auf weiten <strong>St</strong>recken ebenfalls Spiel- und vor allem Registrieranweisungen<br />
enthält. Besonders ausführlich sind die Registrierangaben<br />
bei Nivers, Lebègue, Raison, Boyvin, Jullien, Gaspard Corrette<br />
oder Dom Bédos.<br />
Die Komponisten gingen bei ihren Werken jeweils von einer einheitlichen<br />
Klangvorstellung aus, die dem Registerfundus des klassisch-französischen<br />
Orgeltyps entsprach (siehe Maximaldisposition, Seite 10). So<br />
konnten sie die Registrierungen verbindlich festlegen. Bei kleineren<br />
Instrumenten mussten diese natürlich entsprechend adaptiert werden.<br />
Die folgende Zusammenstellung soll in erster Linie das Prinzip der Registrierungen<br />
erläutern. Sie ist stark vereinfacht und verzichtet im Sinne<br />
eines Kompromisses weitgehend auf Eigenheiten einzelner Komponisten.<br />
Absicht ist, den <strong>Orgelfreunde</strong>n/innen einen Zugang zum Hörverständnis<br />
zu ermöglichen. Anfänger können sich vielleicht die Klänge<br />
anhand der Hörtipps (siehe Seite 21 f) vorstellen (lassen) – bitte sich<br />
durch allfälligen Frust nicht entmutigen lassen. Fortgeschrittene dürfen<br />
allenfalls interessante Informationen gerne genauer studieren. Fachpersonen<br />
werden in erster Linie die Fachliteratur [3,6,7,9,14,16] oder die<br />
Originalangaben in den Livres d'Orgue konsultieren.<br />
Abkürzungen:<br />
G.O. = Grand-Orgue (Hauptwerk, II. Manual)<br />
Pos. = Positif (= Rückpositiv, I. Manual)<br />
Manualkoppel bedeutet: Koppel Positif – G.O.<br />
Pedalkoppel (Tirasse): Koppel G.O. – Pedal<br />
4.2.1 Plein jeu und Plain Chant<br />
RH = rechte Hand<br />
LH = linke Hand<br />
Ein Plein jeu – das festlich-strahlende Prinzipalplenum – steht oft am<br />
Beginn eines liturgischen Zyklus und wird gelegentlich auch als Prélude<br />
bezeichnet. Auf dem Grand-Orgue (Grand Plein jeu) soll es in 16'-Registrierung<br />
ernst und feierlich, auf dem Positif (Petit Plein jeu) eher nach<br />
Cembalomanier, festlich-leicht, heiter und flink, gespielt werden. Auch<br />
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<strong>St</strong>. <strong>Galler</strong> <strong>Orgelfreunde</strong> <strong>OFSG</strong> Bulletin <strong>OFSG</strong> 31, Nr. 1, 2013