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Franz Lüthi - OFSG - St. Galler Orgelfreunde

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26<br />

einzelne Teile der Orgelmesse schliessen meist mit einem kurzen Petit<br />

Plein jeu.<br />

G.O.<br />

Pos.<br />

Ped.<br />

Montre 16', Bourdon 16', Montre 8', Bourdon 8', Prestant 4',<br />

Doublette 2', Fourniture, Cymbale<br />

Montre 8', Bourdon 8', Prestant 4', Doublette 2', Fourniture,<br />

Cymbale – Manualkoppel<br />

Pédale de Flûte (Flûtes 8' und 4'),<br />

für Plain Chant (= Cantus firmus): Trompette 8', Clairon 4'<br />

Das Plein jeu klingt homogen, plastisch und niemals schreiend. Einerseits<br />

liegt dies an den weichen Prinzipalregistern, anderseits an den<br />

Mixturen. Die französischen Mixturen repetieren häufiger (ab c° zweimal<br />

pro Oktave). Sie heben damit im Ensemble den Tonhöhenwert der Tonleiter<br />

auf, weil die Oktavzugehörigkeit eines Tones nicht mehr streng definiert<br />

ist. So tönt der Diskant relativ tief und mild, die Basslage eher hell.<br />

Im Gegensatz zu Deutschland repräsentiert das französische Plein jeu<br />

Homogenität und Gravität, nicht polyphone Transparenz. Für polyphone<br />

<strong>St</strong>ücke (z. B. Fugue grave) braucht man auf der französischen Orgel<br />

eine Zungenregistrierung (siehe Grand jeu 4.2.8 und Fugues 4.2.5).<br />

Eine Sonderform des Plein jeu ist der Plain Chant: Das Pedal übernimmt<br />

hier in langen Notenwerten den Cantus firmus. Dieser wird "Plain<br />

Chant" = Cantus planus genannt. Dessen Übersetzung als "eben" ausgehaltener<br />

Gesang erinnert an den Ausdruck "grad häbe" aus der<br />

Appenzeller Volksmusik. Der Brauch, das Pedal vor allem für eine<br />

Tenorstimme (Zunge 8' und 4') einzusetzen, illustriert die etwas ungewohnte<br />

Vorstellung, dass das Pedal nicht Bassklaviatur ist.<br />

4.2.2 Grundstimmenmischungen: Fond d'orgue und Jeu doux<br />

Grundstimmenmischungen eignen sich für leises Spiel und vor allem<br />

auch zur Begleitung von Soloregistern. Der Jeux doux, eine Mischung<br />

aus zarten Grundstimmen (Flöten ohne 16') auf der Grundlage der weich<br />

klingenden Montre 8' und/oder Bourdon 8', kann je nach Soloregister mit<br />

Flûte 4', Prestant 4', allenfalls sogar Nazard 2⅔' oder Doublette 2' ergänzt<br />

werden.<br />

Der Fond d'orgue klingt stärker und umfasst normalerweise auch die 16'<br />

Lage, sofern dies die <strong>St</strong>immführung der 8'-Solostimme im Pedal erlaubt<br />

(Vermeiden einer <strong>St</strong>immkreuzung!). Fond d'orgue soll man in langsamem<br />

Zeitmass, zärtlich und gesanglich spielen (G. Corrette 1703).<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

<strong>St</strong>. <strong>Galler</strong> <strong>Orgelfreunde</strong> <strong>OFSG</strong> Bulletin <strong>OFSG</strong> 31, Nr. 1, 2013

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