Franz Lüthi - OFSG - St. Galler Orgelfreunde
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Zentrum. Aber auch in andern Teilen des Landes gab es namhafte<br />
Orgelbauer, etwa in der Normandie die Familie Lefebvre mit ihrem<br />
bedeutendsten Vertreter Jean-Baptiste Nicolas Lefebvre (1706–1784).<br />
Berühmt auch wegen ihrer Arbeiten in Deutschland waren der Burgunder<br />
Karl Josef Riepp (1710–1775) sowie der Elsässer Andreas Silbermann<br />
(1678–1734) und dessen Sohn Johann Andreas Silbermann (1712–<br />
1783).<br />
Die zeitliche Entwicklung des klassisch-französischen Orgeltyps lässt<br />
sich in vier Abschnitte gliedern [6]:<br />
1.1 1580–1630: Prototyp: Orgel mit zwei reich ausgestatteten<br />
Manualen und eher bescheidenem Pedal.<br />
Titelouze und die flämischen Orgelbauer Barbier und Carlier<br />
Wie die norddeutsche und spanische hatte auch die französische Orgel<br />
den niederländisch-brabantischen Orgeltyp mit seinen selbständig ausgebauten<br />
Manualwerken zum Vorbild. Flämische Orgelbauer brachten<br />
die entscheidenden Impulse. Die erste Orgel dieses neuen <strong>St</strong>ils war bereits<br />
1580 in Gisors durch Nicolas Barbier errichtet worden. Ihre Disposition<br />
blieb für die nächsten Jahrzehnte mustergültig. Die reiche <strong>St</strong>adt<br />
Rouen, an dessen Kathedrale Jehan Titelouze seit 1588 als Organist<br />
wirkte, spielte mit ihren engen Handelsbeziehungen zu Flandern auch<br />
kulturell eine bedeutende Rolle. So wurde Titelouze massgebend für die<br />
Ästhetik der neuen französischen Orgel, besonders durch seine beiden<br />
Sammlungen (Hymnes de l'église 1623 und Le Magnificat 1626), in<br />
denen er Instrumente postulierte, wie sie von den Flamen gebaut<br />
wurden: Klangfarben und Klangstärken mit polyphoner Transparenz und<br />
einem dialogisierenden Kontrast zwischen den beiden Hauptmanualen.<br />
Diese Orgeln sollten die Musiker auch zu neuen Kompositionen anregen.<br />
So erhielt die Orgel eine Vielfalt von Soloregistern, insbesondere Zungenstimmen<br />
und Cornet. Anders als in Norddeutschland war das Pedal<br />
mit seinen wenigen eigenen Registern (fast nur Trompette 8') kein<br />
gleichberechtigter Gegenspieler des Hauptwerks, sondern diente lediglich<br />
zur Hervorhebung eines Cantus firmus im Tenor oder Bass.<br />
Bereits um 1600 hatte Titelouze die über 100-jährige Renaissance-Orgel<br />
der Kathedrale von Rouen von einem wallonischen Meister im Sinne der<br />
neueren <strong>St</strong>römungen umbauen lassen. Details darüber wissen wir kaum,<br />
mehr aber über die von Titelouze geplante Orgel der Kathedrale von<br />
Poitiers, die Crespin Carlier 1612 vollendete. Sie repräsentiert den<br />
Typus der frühbarocken französischen Orgel, wie er sich in der ersten<br />
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<strong>St</strong>. <strong>Galler</strong> <strong>Orgelfreunde</strong> <strong>OFSG</strong> Bulletin <strong>OFSG</strong> 31, Nr. 1, 2013