Franz Lüthi - OFSG - St. Galler Orgelfreunde

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4 Foto F. L. Die Stadtkirche St. Nikolaus in Wil Beschreibung der Orgel auf Seite 33 ff __________________________________________________________________________________________ St. Galler Orgelfreunde OFSG Bulletin OFSG 31, Nr. 1, 2013
5 Zusammenfassung: Orgel und Orgelmusik in Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert Charakteristisch für Frankreichs Orgelmusik im 17. und 18. Jahrhundert ist eine enge Verflechtung des Orgelbaus mit den musikalischen Formen und ihrem Gebrauch im Gottesdienst. Unter dem Einfluss flämischer Orgelbauer entwickelte Jehan Titelouze in Rouen als einer der Pioniere um 1600 einen prägenden Orgeltyp, der auch inspirierend wirken sollte auf neue Kompositionen: Ein Instrument mit reichen Klangfarben, einer Vielfalt von Soloregistern, insbesondere Zungenstimmen und Cornet, mit polyphoner Transparenz und dialogisierendem Kontrast zwischen den beiden Hauptmanualen. Typisch war ein dagegen eher spärlich ausgestattetes Pedal, das immerhin konstant mit einer Trompette 8' besetzt war. Um 1630 wurde dieser Orgeltyp erweitert durch ein III. Manual (Récit oder stattdessen Écho), das im Diskant ebenfalls eine Cornet- Registrierung ermöglichte. Das erste Orgelbuch von G.G. Nivers 1665 läutete sozusagen die Blütezeit der klassischen Orgel ein, die rund 70 Jahre dauern sollte. Nivers zeigte paradigmatisch die neuen Klangtypen und belegte damit die enge Verflechtung von Orgelbau, Registrierpraxis und Liturgie. Alle grossen Instrumente besassen nun vier Manuale: Positif und Grand-Orgue, Récit, Écho und Pedal. Sie waren reich ausgestattet mit Aliquoten, Cornet- und Zungenregistern, wie sie in den Registriervorschriften der Livres d'Orgue vorgesehen waren. In der weiteren Entwicklung machte sich die Orgel von der liturgischen Alternatimpraxis und dem Cantus firmus zunehmend selbständig und bevorzugte neue Formen: Plein-jeu- und Grand-jeu-Stücke, Offertoires, die sich virtuos expandierten. Freie Orgelstücke, teilweise Suiten genannt, hatten den Vorteil, dass sie vielfältig verwendbar waren. Die Orgelmusik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts tendierte mehr zu Lautstärke und Orchesterimitation. Die nunmehr fünfmanualigen Orgeln erhielten ein eigenes Bombardenklavier und auch ein stärkeres Pedal. Im Weiteren werden die wichtigsten Begriffe zur französischen Orgelmusik sowie die wichtigsten Register erklärt und dazu einige zum Hören vielleicht hilfreiche Tipps gegeben. Ausführlich, aber vereinfachend, kommen die vielen Registriermöglichkeiten zur Sprache, zum Beispiel Plein jeu (Prinzipalplenum mit Mixturen), Plain Chant, Grundstimmenmischungen, Récits und andere Solo-Registrierungen sowie Dialogue sur les Grands jeux (Zungen-Kornettplenum ohne Prinzipalmixturen). __________________________________________________________________________________________ St. Galler Orgelfreunde OFSG Bulletin OFSG 31, Nr. 1, 2013
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