15.01.2014 Aufrufe

Franz Lüthi - OFSG - St. Galler Orgelfreunde

Franz Lüthi - OFSG - St. Galler Orgelfreunde

Franz Lüthi - OFSG - St. Galler Orgelfreunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

9<br />

zösischen Pedal mit den kurzen Tasten war nicht möglich; Klangbasis<br />

war ja nicht das Pedal, sondern das Hauptwerk mit seinen 16'-<strong>St</strong>immen.<br />

1.2 1630–1655: Erweiterung mit III. Manual (Récit oder Écho)<br />

und 4' im Pedal.<br />

Die Orgel erhielt jetzt zusätzlich ein drittes Manual. Zunächst konnte<br />

darauf lediglich der Cornet des Hauptwerks separat im Diskant (c 1 –c 3 )<br />

gespielt werden ("Cornet séparé"). Erst ab 1664 erhielt dieser Cornet<br />

eigene Pfeifen, die – aufgebänkt über den Hauptwerkspfeifen – durch<br />

eine eigene Windlade versorgt wurden. Der Récit wurde somit ein selbständiges<br />

Werk.<br />

Anstelle eines Récit konnte das III. Manual auch als Écho (Echowerk,<br />

Umfang ebenfalls c 1 –d 3 ) ausgeführt sein. Wie beim Récit waren hier die<br />

Tasten im unteren Bereich vorhanden, aber stumm. Auch dieses Werk<br />

enthielt einen fünffachen Cornet (8', 4', 2⅔', 2', 1 3 /5'), der aber in Einzelzüge<br />

("Cornet décomposé") aufgeteilt sein konnte. Das Echowerk<br />

befand sich unmittelbar über dem Spielschrank im geschlossenen Gehäuse<br />

(ohne Schallaustrittsöffnungen) und war in Paris in den 1640er<br />

Jahren beliebter als der Récit. Manchmal enthielt es auch ein kleines<br />

Plenum.<br />

Im Hauptwerk wurde der Weitchor (weit mensurierte = flötige Register)<br />

ausgebaut durch die Grosse (= weite) Tierce 1 3 /5', anfänglich oft gleichzeitig<br />

mit der bisherigen engen, "prinzipaligen" Tiercette 1 3 /5'. Das weite<br />

Register Quarte de Nazard 2' ersetzt den etwas engeren Flageolet 2'.<br />

Auch das Pedal erhielt eine Ergänzung durch Flûte 4'. Die Pedalkoppel,<br />

ohnehin nur selten gebaut, verschwand vorübergehend ab ca. 1650.<br />

Einzige Koppel blieb die Schiebekoppel Positif–G.O. Das Konzept der<br />

klassischen französischen Orgel war nun in den Grundzügen<br />

geschaffen.<br />

1.3 1665–1730: Blütezeit der klassischen Orgel<br />

Vier Manuale und Ausbau der Nebenklaviere III und IV<br />

Diese prächtigen Instrumente sind eng assoziiert mit den Namen berühmter<br />

Orgelbauer wie Robert Clicquot (ca. 1645–1719) und der Orgelbauerdynastie<br />

Thierry: Vater Pierre (1604–1665), Sohn Alexandre (ca.<br />

1646–1699) und Enkel François (1677–1749). Im Jahre 1665, dem<br />

eigentlichen Geburtsjahr der klassischen Orgel, erschien das (erste)<br />

Livre d’Orgue Contenant Cent Pièces de tous les Tons de l’Église (1665)<br />

von Guillaume-Gabriel Nivers. Als Meilenstein zeigte diese Sammlung<br />

im Wesentlichen die neuen Klangtypen auf und dokumentierte die enge<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

<strong>St</strong>. <strong>Galler</strong> <strong>Orgelfreunde</strong> <strong>OFSG</strong> Bulletin <strong>OFSG</strong> 31, Nr. 1, 2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!