Franz Lüthi - OFSG - St. Galler Orgelfreunde
Franz Lüthi - OFSG - St. Galler Orgelfreunde
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zösischen Pedal mit den kurzen Tasten war nicht möglich; Klangbasis<br />
war ja nicht das Pedal, sondern das Hauptwerk mit seinen 16'-<strong>St</strong>immen.<br />
1.2 1630–1655: Erweiterung mit III. Manual (Récit oder Écho)<br />
und 4' im Pedal.<br />
Die Orgel erhielt jetzt zusätzlich ein drittes Manual. Zunächst konnte<br />
darauf lediglich der Cornet des Hauptwerks separat im Diskant (c 1 –c 3 )<br />
gespielt werden ("Cornet séparé"). Erst ab 1664 erhielt dieser Cornet<br />
eigene Pfeifen, die – aufgebänkt über den Hauptwerkspfeifen – durch<br />
eine eigene Windlade versorgt wurden. Der Récit wurde somit ein selbständiges<br />
Werk.<br />
Anstelle eines Récit konnte das III. Manual auch als Écho (Echowerk,<br />
Umfang ebenfalls c 1 –d 3 ) ausgeführt sein. Wie beim Récit waren hier die<br />
Tasten im unteren Bereich vorhanden, aber stumm. Auch dieses Werk<br />
enthielt einen fünffachen Cornet (8', 4', 2⅔', 2', 1 3 /5'), der aber in Einzelzüge<br />
("Cornet décomposé") aufgeteilt sein konnte. Das Echowerk<br />
befand sich unmittelbar über dem Spielschrank im geschlossenen Gehäuse<br />
(ohne Schallaustrittsöffnungen) und war in Paris in den 1640er<br />
Jahren beliebter als der Récit. Manchmal enthielt es auch ein kleines<br />
Plenum.<br />
Im Hauptwerk wurde der Weitchor (weit mensurierte = flötige Register)<br />
ausgebaut durch die Grosse (= weite) Tierce 1 3 /5', anfänglich oft gleichzeitig<br />
mit der bisherigen engen, "prinzipaligen" Tiercette 1 3 /5'. Das weite<br />
Register Quarte de Nazard 2' ersetzt den etwas engeren Flageolet 2'.<br />
Auch das Pedal erhielt eine Ergänzung durch Flûte 4'. Die Pedalkoppel,<br />
ohnehin nur selten gebaut, verschwand vorübergehend ab ca. 1650.<br />
Einzige Koppel blieb die Schiebekoppel Positif–G.O. Das Konzept der<br />
klassischen französischen Orgel war nun in den Grundzügen<br />
geschaffen.<br />
1.3 1665–1730: Blütezeit der klassischen Orgel<br />
Vier Manuale und Ausbau der Nebenklaviere III und IV<br />
Diese prächtigen Instrumente sind eng assoziiert mit den Namen berühmter<br />
Orgelbauer wie Robert Clicquot (ca. 1645–1719) und der Orgelbauerdynastie<br />
Thierry: Vater Pierre (1604–1665), Sohn Alexandre (ca.<br />
1646–1699) und Enkel François (1677–1749). Im Jahre 1665, dem<br />
eigentlichen Geburtsjahr der klassischen Orgel, erschien das (erste)<br />
Livre d’Orgue Contenant Cent Pièces de tous les Tons de l’Église (1665)<br />
von Guillaume-Gabriel Nivers. Als Meilenstein zeigte diese Sammlung<br />
im Wesentlichen die neuen Klangtypen auf und dokumentierte die enge<br />
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<strong>St</strong>. <strong>Galler</strong> <strong>Orgelfreunde</strong> <strong>OFSG</strong> Bulletin <strong>OFSG</strong> 31, Nr. 1, 2013