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Franz Lüthi - OFSG - St. Galler Orgelfreunde

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5<br />

Zusammenfassung:<br />

Orgel und Orgelmusik<br />

in Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert<br />

Charakteristisch für Frankreichs Orgelmusik im 17. und 18. Jahrhundert<br />

ist eine enge Verflechtung des Orgelbaus mit den musikalischen Formen<br />

und ihrem Gebrauch im Gottesdienst. Unter dem Einfluss flämischer<br />

Orgelbauer entwickelte Jehan Titelouze in Rouen als einer der Pioniere<br />

um 1600 einen prägenden Orgeltyp, der auch inspirierend wirken sollte<br />

auf neue Kompositionen: Ein Instrument mit reichen Klangfarben, einer<br />

Vielfalt von Soloregistern, insbesondere Zungenstimmen und Cornet, mit<br />

polyphoner Transparenz und dialogisierendem Kontrast zwischen den<br />

beiden Hauptmanualen. Typisch war ein dagegen eher spärlich ausgestattetes<br />

Pedal, das immerhin konstant mit einer Trompette 8' besetzt<br />

war. Um 1630 wurde dieser Orgeltyp erweitert durch ein III. Manual<br />

(Récit oder stattdessen Écho), das im Diskant ebenfalls eine Cornet-<br />

Registrierung ermöglichte. Das erste Orgelbuch von G.G. Nivers 1665<br />

läutete sozusagen die Blütezeit der klassischen Orgel ein, die rund 70<br />

Jahre dauern sollte. Nivers zeigte paradigmatisch die neuen Klangtypen<br />

und belegte damit die enge Verflechtung von Orgelbau, Registrierpraxis<br />

und Liturgie. Alle grossen Instrumente besassen nun vier Manuale:<br />

Positif und Grand-Orgue, Récit, Écho und Pedal. Sie waren reich ausgestattet<br />

mit Aliquoten, Cornet- und Zungenregistern, wie sie in den Registriervorschriften<br />

der Livres d'Orgue vorgesehen waren. In der weiteren<br />

Entwicklung machte sich die Orgel von der liturgischen Alternatimpraxis<br />

und dem Cantus firmus zunehmend selbständig und bevorzugte neue<br />

Formen: Plein-jeu- und Grand-jeu-<strong>St</strong>ücke, Offertoires, die sich virtuos<br />

expandierten. Freie Orgelstücke, teilweise Suiten genannt, hatten den<br />

Vorteil, dass sie vielfältig verwendbar waren. Die Orgelmusik in der<br />

zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts tendierte mehr zu Lautstärke und<br />

Orchesterimitation. Die nunmehr fünfmanualigen Orgeln erhielten ein<br />

eigenes Bombardenklavier und auch ein stärkeres Pedal.<br />

Im Weiteren werden die wichtigsten Begriffe zur französischen Orgelmusik<br />

sowie die wichtigsten Register erklärt und dazu einige zum Hören<br />

vielleicht hilfreiche Tipps gegeben. Ausführlich, aber vereinfachend,<br />

kommen die vielen Registriermöglichkeiten zur Sprache, zum Beispiel<br />

Plein jeu (Prinzipalplenum mit Mixturen), Plain Chant, Grundstimmenmischungen,<br />

Récits und andere Solo-Registrierungen sowie Dialogue<br />

sur les Grands jeux (Zungen-Kornettplenum ohne Prinzipalmixturen).<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

<strong>St</strong>. <strong>Galler</strong> <strong>Orgelfreunde</strong> <strong>OFSG</strong> Bulletin <strong>OFSG</strong> 31, Nr. 1, 2013

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