Franz Lüthi - OFSG - St. Galler Orgelfreunde

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36 dieser Zeit, klinge sie trotzdem wie ein grosses Harmonium, "zahm und mulmig" für eine Orgel von über 60 Registern. Dazu kämen die technischen Mängel: Unpräzise pneumatische Traktur als verfehltes Konzept, fehlende Töne, Verspätungen vor allem im Fernwerk (III) und im Pedal. Die ganze Orgel und insbesondere das Fernwerk seien ungünstig platziert und lägen zu hoch im Raum. Die Orgel sei abbruchreif. Empfohlen wird ein Neubau nach den Prinzipien heutigen Orgelbaus, wenn möglich mit Entfernung der oberen Empore. Die neue Empore sollte nur für Kirchenmusik reserviert und das Rückpositiv Richtung Hauptgehäuse zurückplatziert werden zwecks besserer Gestaltung der Brüstung. Nach Einholen von Offerten bei Kuhn (Männedorf) und Mathis (Näfels) für eine Orgel mit drei Manualen und ca. 45 Registern wird der Auftrag 1977 an die Firma Mathis vergeben. Orgelbauer, Architekt und Experte hätten ein Rückpositiv, jedoch nicht an der Emporenbrüstung, sondern unmittelbar im Rücken des Organisten, favorisiert. Sie führten klangliche Gründe an (bessere Plastizität) und eine bessere optische Gliederung der langen Empore. Ausserdem könne das Rückpositiv als chornahes Positivwerk für die Solisten- und Chorbegleitung genutzt werden. Der Organist der Nikolauskirche lehnte diese Variante ab, da er sich zu sehr vom Chor isoliert fühle und da es unmöglich sei, den Chor im Bedarfsfalle von der Orgel aus zu leiten. Schliesslich wurde auf ein Rückpositiv verzichtet und dieses als Brustpositiv im Hauptprospekt eingegliedert. So konnte für den Bau der neuen Orgel 1983 grünes Licht gegeben werden. Einige Register der alten Orgel (von 1865, 1925 und 1933) wurden beim Abbruch 1983 an den Orgelneubau in Tobel abgegeben. Historische, scheinbar allerdings beim letzten Neubau stark veränderte Pfeifen von Braun wurden bei Orgelbau Mathis eingelagert zuhanden allfälliger Renovationen von Braun-Instrumenten. Die Mathis-Orgel von 1983 Es handelt sich um eine grosse vollmechanische Orgel mit sehr wenigen Spielhilfen, wobei auf freie Kombinationen völlig verzichtet wurde. Das sorgfältig gearbeitete, wenig tiefe Gehäuse aus Eichenholz ist harmonisch gegliedert: siebenteiliges Hauptwerk oben in der Mitte, darunter das Brustpositiv, flankierend die Pedaltürme. __________________________________________________________________________________________ St. Galler Orgelfreunde OFSG Bulletin OFSG 31, Nr. 1, 2013
37 Die Mathis-Orgel der Stadtkirche St. Nikolaus in Wil Foto F. L. __________________________________________________________________________________________ St. Galler Orgelfreunde OFSG Bulletin OFSG 31, Nr. 1, 2013
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