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Quo Vadis<br />

PAKs in Lebensmitteln<br />

Analytische Methoden und gesetzliche Höchstmengen<br />

Priv.-Doz. Dr. Albrecht Seidel und Prof. Dr. Pablo Steinberg<br />

Bei der Verarbeitung oder der Zubereitung<br />

von Lebensmitteln können<br />

gesundheitlich bedenkliche Begleitstoffe<br />

gebildet werden. Gesundheitsgefährdende<br />

Polyzyklische aromatische<br />

Kohlenwasserstoffe (PAK) entstehen beispielsweise<br />

in Lebensmitteln vorrangig erst<br />

im Zuge einer Hitzebehandlung. Da PAK in<br />

der Regel nur in niedrigen Konzentrationen<br />

und als komplexe Gemische auftreten,<br />

sind leistungsfähige und spezifische analytische<br />

Methoden zu deren Bestimmung<br />

erforderlich.<br />

Einleitung<br />

Durch den täglichen Verzehr von Lebensmitteln<br />

nimmt der Mensch auch eine Vielzahl<br />

unerwünschter Begleitstoffe auf, wenn auch<br />

überwiegend in sehr niedrigen Konzentrationen.<br />

Die Bewertung und Kontrolle solcher<br />

Stoffe in Lebensmitteln ist eine permanente<br />

Herausforderung für die damit befassten<br />

Kommissionen und die Überwachungslaboratorien.<br />

Kontaminanten von Lebensmitteln<br />

können aus der Umwelt stammen (z.B.<br />

Mykotoxine, PAK), aber auch erst während<br />

der Verarbeitung entstehen (z.B. Acrylamid,<br />

Acrolein, PAK) [1]. In Anbetracht der Vielfalt<br />

dieser Stoffe und der häufig im niedrigen<br />

ppb-Bereich liegenden Konzentrationen ist<br />

eine Kontrolle in Lebensmitteln nur durch<br />

leistungsfähige und spezifische analytische<br />

Methoden zu gewährleisten. Für PAK sind in<br />

der Europäischen Union seit 2012 neue Regelungen<br />

für Grenzwerte in verschiedenen<br />

Lebensmitteln in Kraft getreten.<br />

Entstehung und Vorkommen<br />

in Lebensmitteln<br />

PAK entstehen durch Pyrolyse und unvollständige<br />

Verbrennungsprozesse organischen<br />

Materials, wie z.B. fossiler Brennstoffe<br />

(Kohle, Benzin, Heizöl), Holz (Kaminfeuer)<br />

und Tabak, und gelangen mit den<br />

Verbrennungsgasen als Schadstoffe in die<br />

Umwelt [2]. PAK beanspruchen großes gesundheitspolitisches<br />

Interesse, da zahlreiche<br />

Vertreter dieser Stoffgruppe nach Verstoffwechselung<br />

eine mutagene und kanzerogene<br />

Wirkung aufweisen [3]. PAK sind als<br />

luftgetragene Umweltschadstoffe an feine<br />

Staubpartikel gebunden und treten in der<br />

Regel als komplexe Gemische von mehr als<br />

100 Komponenten auf. Typische Kontaminationen<br />

mit PAK aus der Umwelt können<br />

bei großblättrigem Gemüse wie beispielsweise<br />

Grünkohl auftreten, die durch Ablagerungen<br />

von Staubpartikeln verursacht<br />

werden, sowie bei Miesmuscheln aus belasteten<br />

Küstengewässern, wobei PAK-haltige<br />

Sedimente und Mineralölrückstände die Ursache<br />

sind. In Industrieländern mit hohen<br />

Umweltstandards sind technische Verarbeitungsprozesse<br />

die bedeutendere Ursache für<br />

PAK-Belastungen von Lebensmitteln. Der<br />

direkte Kontakt mit Rauchgasen bei Trocknungsvorgängen,<br />

die Konservierung und<br />

Zubereitung von Fleisch und Fisch durch<br />

herkömmliches Räuchern bzw. Grillen sowie<br />

Rösten bestimmter Produkte kommen als<br />

Quellen für eine PAK-Belastung in Frage.<br />

So werden PAK beispielsweise in manchen<br />

Teesorten, geröstetem Kaffee, Kakaobutter<br />

und konventionell geräuchertem Käse,<br />

Fleisch- und Wurstwaren sowie in konventionell<br />

gegrilltem Fleisch mit hohem Fettgehalt<br />

nachgewiesen. Kommerziell erhältliche<br />

Lebensmittel unterliegen den gesetzlichen<br />

Höchstmengenregelungen für PAK der Europäischen<br />

Union (siehe Abschnitt Gesetzliche<br />

Regelungen in der EU). Nichtsdestotrotz<br />

ist die Allgemeinbevölkerung einer dauerhaften<br />

Exposition gegenüber PAK ausgesetzt,<br />

wobei überwiegend niedrig belastete<br />

Lebensmittel und Tabakrauch als die wichtigsten<br />

Quellen gelten.<br />

PAK CAS-Nr. EFSA EPA IARC Gruppe<br />

Naphthalin 91-20-3 – + 2B<br />

Acenaphthylen 208-96-8 – + –<br />

Acenaphthen 83-32-9 – + 3<br />

Fluoren 86-32-7 – + 3<br />

Phenanthren 85-01-8 – + 3<br />

Anthracen 120-12-7 – + 3<br />

Fluoranthen 206-44-0 – + 3<br />

Pyren 129-00-0 – + 3<br />

Benzo[a]anthracen * 56-55-3 + + 2B<br />

Chrysen * 218-01-9 + + 2B<br />

5-Methylchrysen 3697-24-3 + – 2B<br />

Cyclopenta[cd]pyren 195-19-7 + – 3<br />

Benzo[c]fluoren 205-12-9 + – 2A<br />

Benzo[b]fluoranthen * 205-99-2 + + 2B<br />

Benzo[j]fluoranthen 205-82-3 + – 2B<br />

Benzo[k]fluoranthen 207-08-9 + + 2B<br />

Benzo[a]pyren * 50-32-8 + + 1<br />

Indeno[1,2,3-cd]pyren 193-39-5 + + 2B<br />

Dibenzo[a,h]anthracen 53-70-3 + + 2A<br />

Benzo[ghi]perylen 191-24-2 + + 3<br />

Dibenzo[a,e]pyren 192-65-4 + – 3<br />

Dibenzo[a,h]pyren 189-64-0 + – 2B<br />

Dibenzo[a,i]pyren 50-32-8 + – 2B<br />

Dibenzo[a,l]pyren 193-39-5 + – 2A<br />

Tab. 1: Die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und von der amerikanischen<br />

Umweltbehörde (US EPA) als prioritär bewerteten PAK sowie die Bewertung ihrer<br />

Kanzerogenität durch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon.<br />

550 ▪▪▪ <strong>GIT</strong> Labor-Fachzeitschrift 9/2013 Lebensmittel

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