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Fachartikel<br />

Verbleibs in der Umwelt beitragen. Abbauund<br />

Transformationsprozesse können chemisch,<br />

physikalisch oder biologisch induziert<br />

sein. Die Photolyse durch Sonnenlicht<br />

ist einer der schnellsten Wege des Abbaus<br />

von Organozinnverbindungen. Thermische<br />

Zersetzung ist erst ab einer Temperatur von<br />

200 °C möglich, sodass Organozinnverbindungen<br />

unter Umweltbedingungen als thermisch<br />

stabil gelten. Bakterien können einen<br />

biologisch induzierten Abbau oder eine<br />

Transformation herbeiführen. Mikroorganismen<br />

tragen somit zu einem großen Anteil<br />

zum Abbau in aquatischen Systemen bei.<br />

Ein weiterer Umweltfaktor, der die Stabilität<br />

und Transformation von Organozinnverbindungen<br />

beeinflusst, ist organische Materie.<br />

Viele natürliche Wasserproben sind reich<br />

an organischer Substanz. Den Hauptbestandteil<br />

des gelösten organischen Kohlenstoffs<br />

(DOC) in Gewässern bilden die Huminstoffe<br />

bzw. Humin- und Fulvinsäuren. Diese können<br />

Organozinnverbindungen komplexieren.<br />

Die Affinität zur Adsorption an organischem<br />

Material der Zinnverbindungen steigt mit<br />

abnehmender Anzahl an Butylgruppen. Neben<br />

den starken Wechselwirkungen mit gelöster<br />

oder partikulärer organischer Substanz zeigen<br />

Organozinnverbindungen ein hohes Adsorptionspotential<br />

an Sedimenten und Böden. Die<br />

Halbwertszeiten in diesen Umweltkompartimenten<br />

können mehrere Jahre betragen.<br />

Im Rahmen des EMRP-Projektes sollen<br />

Wasserproben analysiert werden, die verschiedene<br />

Konzentrationen an Huminstoffen und<br />

Schwebstoffen enthalten. Ein weiterer Aspekt<br />

des Projektes ist die Entwicklung von Konzepten<br />

für Wasser-Referenzmaterialien, die die<br />

Zielanalyten TBT, PBDEs und PAHs enthalten.<br />

Analyse von Gesamtwasserproben<br />

In den letzten Jahrzehnten wurde eine Vielzahl<br />

von Methoden zur Analyse von Tributylzinn<br />

in Wasserproben entwickelt. Bevorzugt<br />

genutzt werden Gaschromatographie<br />

(GC) und Flüssigchromatographie (HPLC)<br />

gekoppelt mit selektiven Detektionsmöglichkeiten.<br />

Als Detektoren dienen dabei die<br />

konventionelle Massenspektrometrie (MS<br />

oder MS/MS), der Atomemissionsdetektor<br />

(AED), der Flammenphotometrische Detektor<br />

(FPD) und die induktiv gekoppelte<br />

Plasmamassenspektrometrie (ICP-MS). Bestehende<br />

Analyseverfahren zur Bestimmung<br />

von Tributylzinn erreichen Nachweisgrenzen<br />

von 10 ng l -1 . Aufgrund des niedrigen<br />

UQN-Wertes der Wasserrahmenrichtlinie für<br />

Tributylzinn besteht der Bedarf einer sensitiveren<br />

hochselektiven Analysemethode.<br />

Die Analyse mittels Kopplungstechniken<br />

in denen die Gaschromatographie eingesetzt<br />

wird, ist das am häufigsten genutzte<br />

Verfahren, da im Gegensatz zur HPLC mittels<br />

GC wenige ng l -1 TBT in verschiedenen<br />

Umweltproben nachgewiesen werden können.<br />

Für die gaschromatographische Analyse<br />

müssen die polaren ionischen Zinnspezies<br />

derivatisiert werden. Möglichkeiten zur<br />

Derivatisierung bieten die Umsetzung mit<br />

Grinardreagent oder Natriumtetrahydroborat,<br />

-methylborat und -ethylborat, die die<br />

ionischen Verbindungen alkylieren. Letzteres<br />

hat sich in den letzen Jahren zur Methode<br />

der Wahl entwickelt, da die Probenvorbereitung<br />

schnell und einfach abläuft und eine in<br />

situ-Umsetzung möglich ist. Die ethylierten<br />

thermisch stabilen Organozinnverbindungen<br />

werden aus einer wässrigen Probe mittels<br />

n-Hexan oder Isooctan extrahiert und<br />

können anschließend direkt analysiert werden.<br />

Die höchste Empfindlichkeit wird derzeit<br />

mittels GC-ICP-MS erzielt.<br />

Viele Extraktionsmöglichkeiten zur Aufkonzentration<br />

des Analyten und Abtrennung<br />

störender Matrix sind bekannt. Die Flüssig-<br />

Flüssig-Extraktion (LLE) ist eine etablierte<br />

Methode und mit geringem Materialaufwand<br />

und hoher Effizienz durchführbar. Neuere<br />

Abwandlungen sind die disperse Flüssig-Flüssig-Mikroextraktion<br />

(DLLME) und<br />

die Single-Drop-Mikroextraktion (SDME).<br />

Die Festphasenmikroextraktion (SPME) ist<br />

eine weitverbreitete online-Methode zur<br />

Extraktion der Organozinnverbindungen.<br />

Geringe Reproduzierbarkeiten und die Notwenigkeit<br />

einer speziellen Apparatur limitieren<br />

die guten Ergebnisse dieses Verfahrens.<br />

Auf einem ähnlichen Prinzip wie SPME<br />

basiert die Extraktion mittels eines sorbensummantelten<br />

Magnetrührstabes (SBSE). Die<br />

Festphasenextraktion (SPE), bei der ein großes<br />

Probenvolumen extrahiert werden kann,<br />

zeigt eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber<br />

Mehr Informationen<br />

zum Thema:<br />

http://bit.ly/16VZhTM<br />

anderen Extraktionsmethoden wie der LLE.<br />

Sie ist jedoch im Vergleich weniger robust.<br />

Für die Zinnanalytik sind SPE-Kartuschen<br />

und Disks mit unterschiedlichen Adsorbermaterialien<br />

erhältlich.<br />

Die Entwicklung einer Referenzmethode<br />

zur Analyse von Tributylzinn in einfachen,<br />

aber auch komplexen, Wasserproben ist eine<br />

große Herausforderung. Nicht nur die niedrige<br />

geforderte Bestimmungsgrenze, die die<br />

Methode erreichen muss, sondern auch die<br />

Anwendbarkeit auf ungefilterte Gesamtwasserproben<br />

macht es schwierig, auf etablierte<br />

Verfahren zurückzugreifen. Die Adsorption<br />

des Analyten an Schwebstoffe und Huminsäuren<br />

oder auch Sedimentbestandteile<br />

erschwert die quantitative Bestimmung. Für<br />

diesen Fall bietet die Isotopenverdünnungsanalyse<br />

eine sehr gute Möglichkeit, auch in<br />

matrixbelasteten Proben eine korrekte Quantifizierung<br />

zu erreichen. Dafür sind geeignete<br />

hochreine Isotopenstandards notwendig. Die<br />

Entwicklung einer Methode bestehend aus<br />

einer Kombination von Extraktions- und<br />

Anreicherungsschritten und die anschließende<br />

Analyse mittels hochselektiver empfindlicher<br />

Techniken, wie der GC-ICP-MS,<br />

sind das Ziel um die Vorgaben der Wasserrahmenrichtline<br />

zu erfüllen.<br />

Danksagung<br />

Das Projekt ENV08 erhält finanzielle Unterstützung<br />

durch die Europäische Union und<br />

die am European Metrology Research Programm<br />

beteiligten Länder.<br />

Kontakt |<br />

Janine Richter<br />

BAM Bundesanstalt für Materialforschung<br />

und –prüfung<br />

Berlin, Germany<br />

Tel.: 030/8104-5755<br />

janine.richter@bam.de<br />

Informationen zur<br />

BAM:<br />

www.bam.de<br />

588 ▪▪▪ <strong>GIT</strong> Labor-Fachzeitschrift 9/2013 Element- & Spurenanalytik

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