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Bachelorarbeit Hellmer und Burjan SoSe2013 - pro.kphvie.at

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2.1.1 Ist die Kindheit für die psychische Entwicklung von Relevanz?<br />

Ähnlich der bekannten Anlage-Umwelt-Deb<strong>at</strong>te herrscht in der Psychologie Uneinigkeit darüber,<br />

wie viel Einfluss der Kindheit für die psychische Ges<strong>und</strong>heit im Leben des Erwachsenen<br />

zugemessen werden soll (vgl. Göppel 2006: 32). Psychoanalytische <strong>und</strong> bindungstheoretische<br />

Studien suchen, wie der Autor darlegt, unter der paradigm<strong>at</strong>ischen Annahme, dass die<br />

Ursachen von psychischen Beeinträchtigungen <strong>und</strong> Problemen in der Kindheit zu suchen seien,<br />

nach gewichtigen Zusammenhängen, während einige entwicklungspsychologische AutorInnen<br />

das Paradigma des entscheidenden Einflusses der frühen Kindheit gr<strong>und</strong>legend anzweifeln<br />

(vgl. Göppel 2006: 16ff.). Nicht zuletzt auch mit Hinweis auf Ergebnisse <strong>und</strong> Erkenntnisse<br />

der Resilienzforschung, in denen sich „immer wieder auch Kinder finden lassen,<br />

die sich trotz sehr schwieriger Lebenshintergründe <strong>und</strong> Entwicklungsgeschichten erstaunlich<br />

positiv entwickeln“ (Göppel 2006: 21), verweisen sie auf eine gewissermaßen im Menschen<br />

angelegte Widerstandskraft, die es gar ermöglichen solle, traum<strong>at</strong>isierenden Ereignissen der<br />

Kindheit „einen konstruktiven, kre<strong>at</strong>iven Wert“ abzugewinnen (vgl. Nuber 1995: 13f.). Göppel,<br />

der mit seinen Schriften der psychoanalytischen Pädagogik zugeordnet werden kann,<br />

schließt sich dieser Ansicht nicht an. Zwar rel<strong>at</strong>iviert er die schicksalshafte Bedeutung einer<br />

hochbelasteten Kindheit hinsichtlich psychischen Leides im späteren Leben ebenso wie die<br />

Bedeutung einer glücklich erlebten Kindheit als Garantie für spätere psychische Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> räumt damit eine gewisse Plastizität der seelischen Entwicklung ein (vgl. Göppel 2006:<br />

31). Belastende Kindheitserlebnisse stellen ihm zufolge jedoch eine „Hypothek“ (Göppel<br />

2006: 31) dar, mit welcher sich das Kind im weiteren Leben nicht nur arrangieren muss, sondern<br />

die darüber hinaus den Nährboden für eine Entwicklung in eine Neg<strong>at</strong>ivspirale bildet:<br />

„belastende Lebensumstände haben eine außerordentliche Tendenz zu persistieren. Kinder,<br />

die in ungünstige Verhältnisse hineingeboren werden, sind oft auch im späteren Kindes- <strong>und</strong><br />

Jugendalter mit größeren Risiken konfrontiert“ (Göppel 2006: 31). Aus dieser Aussage kann<br />

geschlossen werden, dass belastende Ereignisse im Kindesalter als Risikofaktoren wirksam<br />

werden, die in späteren Krisen die psychische Widerstandskraft schwächen <strong>und</strong> anfällig für<br />

eine neg<strong>at</strong>ive Entwicklung machen. Im Umkehrschluss lässt sich daraus folgern, dass eine<br />

positiv erlebte Kindheit als Schutzfaktor fungiert, der eine konstruktive Auseinandersetzung<br />

mit späteren Krisen erleichtert. Die psychoanalytische Perspektive auf das Zustandekommen<br />

psychischer Widerstandskraft, der Göppel folgt, weist somit starke Parallelen zum Schutzfaktorenmodell<br />

der Resilienz auf, das von einer kumul<strong>at</strong>iven Wirkung von Schutz-, sowie von<br />

Risikofaktoren ausgeht (vgl. Zander 2009: 43ff.). Auch aus bindungstheoretischer Perspektive<br />

wird Kindheitserfahrungen eminente Bedeutung zugemessen. Bowlby, der die Bindungstheo-<br />

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