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Bachelorarbeit Hellmer und Burjan SoSe2013 - pro.kphvie.at

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deutung primärer Bezugspersonen <strong>und</strong> der Interaktionen mit diesen kommt auch die Bindungstheorie.<br />

Sie wurde von John Bowlby, einem Psychoanalytiker, in Zusammenarbeit mit<br />

Mary Ainsworth entwickelt (vgl. Holmes 2006: 43f.). Er führte an der Londoner Tavistock<br />

Clinic system<strong>at</strong>ische Beobachtungen von Kindern <strong>und</strong> ihren Eltern durch <strong>und</strong> entdeckte dabei<br />

schließlich vier verschiedene Bindungsmuster der Kinder zu ihren Eltern, in erster Linie zu<br />

den Müttern: sicher, unsicher-ambivalent, unsicher-vermeidend <strong>und</strong> desorganisiert/desorientiert<br />

3 (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 132ff.). Ein von Geburt an vorhandenes<br />

Bindungsstreben sichere, wie Bowlby ausführt, Schutz, Zuwendung <strong>und</strong> Beistand durch die<br />

Eltern (vgl. Bowlby 2006: 98). Für unser Forschungsvorhaben von besonderem Interesse ist<br />

Bowlbys Hinweis, dass die Bindung zu diesen Personen bis weit ins Erwachsenenleben bestehen<br />

bleibt (vgl. Bowlby 2006: 98), sowie verschiedene Ergebnisse der empirischen Bindungsforschung,<br />

die eine Tendenz zur Beibehaltung des in der frühen Kindheit erworbenen Bindungsstils<br />

sowie zu in Beziehung zu den jeweiligen Personen des jeweilige Bindungsmusters<br />

nahelegen (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 65ff.).<br />

Obwohl das Bindungsbedürfnis schon im Menschen angelegt sei <strong>und</strong> dem Überleben sowie<br />

der Arterhaltung diene (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 76f.), spielen zwischenmenschliche<br />

Beziehungen Bowlby zufolge „eine wichtigere Rolle als Instinkt oder genetische Ausst<strong>at</strong>tung“<br />

(Bowlby 2006: 130). Diese These ist für die Bindungstheorie insgesamt gr<strong>und</strong>legend, denn<br />

die vier verschiedenen Bindungsmuster sind, so Bowlby, „das Ergebnis unterschiedlicher Interaktionsmuster“<br />

(Bowlby 2006: 130f.) zwischen Eltern <strong>und</strong> ihren Kindern. Welches Bindungsmuster<br />

aber das Kind ausbildet, sei nicht gleichgültig: Unsichere <strong>und</strong> desorganisierte<br />

Bindungsmuster korrelieren bindungstheoretischen Forschungsergebnissen zufolge eng mit<br />

Entwicklungs<strong>pro</strong>blemen des Kindes, wie Verhaltensauffälligkeiten oder gar späteren psychischen<br />

Erkrankungen (vgl. Bowlby 2006: 177ff.).<br />

Zentrale Bedeutung hinsichtlich der Ausbildung der verschiedenen Bindungsmuster – <strong>und</strong> in<br />

der Folge auch für die psychische Entwicklung – wird, wie Holmes ausführt, der Beziehung<br />

<strong>und</strong> den Interaktionen zwischen dem Kind <strong>und</strong> seiner Mutter zugemessen (vgl. Holmes 2006:<br />

130ff.). Der bedeutende Einfluss, den vor allem mütterliche Feinfühligkeit auf die Bindungssicherheit<br />

habe, werde, so der Autor, auch durch Langzeitstudien belegt. Dabei spiele es eine<br />

gewichtige Rolle, wie die Mütter auf die Äußerungen des Kindes reagieren – ob <strong>und</strong> wie sie<br />

diese trösten, anschauen, mit ihnen reden, sie halten oder mit ihnen spielen; ob sie sie ignorie-<br />

3 An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass eine ausführliche Darstellung der einzelnen Bindungsmuster<br />

sowie ein detaillierteres Eingehen auf die Entwicklung <strong>und</strong> Erkenntnisse der Bindungstheorie im Rahmen<br />

der vorliegenden Arbeit nicht möglich ist. Daher werden die für unser Forschungsinteresse relevanten Aspekte<br />

herausgegriffen <strong>und</strong> in knapper Form erläutert.<br />

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