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Bachelorarbeit Hellmer und Burjan SoSe2013 - pro.kphvie.at

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BACHELORARBEIT<br />

Titel der BA-Arbeit:<br />

Resilienz bei jungen Erwachsenen im Zusammenhang mit einer in der Erinnerung<br />

positiv erlebten Kindheit<br />

LV-Nr.:<br />

190298<br />

Semester:<br />

Sommersemester 2013<br />

LV-Leiter:<br />

Mag. Dr. Rudolf Beer<br />

Verfasser der Arbeit:<br />

Andrea <strong>Burjan</strong><br />

M<strong>at</strong>rikel-Nr.: 0808192<br />

Studienkennzahl: 033/645<br />

Andrea <strong>Hellmer</strong><br />

M<strong>at</strong>rikel-Nr.: 0047779<br />

Studienkennzahl: 033/645<br />

Wir erklären, die vorliegende Arbeit selbst verfasst <strong>und</strong> nur die ausgewiesenen Quellen <strong>und</strong><br />

Hilfsmittel verwendet zu haben.<br />

Wir haben die Arbeit weder in Teilen noch zur Gänze anderwärtig verwendet.<br />

…………………………………….<br />

(Andrea <strong>Burjan</strong>)<br />

…………………………………….<br />

(Andrea <strong>Hellmer</strong>)<br />

Wien, am 20.07.2013


Inhaltsverzeichnis<br />

Einleitung ................................................................................................................................... 4<br />

Theoretischer Teil ...................................................................................................................... 7<br />

1 Resilienz .............................................................................................................................. 7<br />

1.1 Resilienzforschung ...................................................................................................... 7<br />

1.2 Begriffsdefinition ......................................................................................................... 9<br />

1.3 Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren ....................................................................................... 11<br />

1.3.1 Risikofaktoren ........................................................................................................ 11<br />

1.3.2 Schutzfaktorenkonzept ........................................................................................... 12<br />

2 Kindheit ............................................................................................................................. 13<br />

2.1 Die Rolle der Kindheit für die Ausbildung von Resilienz ......................................... 13<br />

2.1.1 Ist die Kindheit für die psychische Entwicklung von Relevanz?........................... 14<br />

2.1.2 Definition des Begriffs „Familie“ .......................................................................... 15<br />

2.2 Die Bedeutung der Familie für die Ausbildung von Resilienz .................................. 16<br />

2.2.1 Die Bedeutung der Familie in der Entwicklungspsychologie ................................ 16<br />

2.2.2 Die Bedeutung der Familie in Psychoanalyse <strong>und</strong> Bindungstheorie ..................... 18<br />

2.3 Die Bedeutung des V<strong>at</strong>ers für die Ausbildung von Resilienz ................................... 21<br />

3 Zusammenfassung ............................................................................................................. 23<br />

Empirischer Teil ....................................................................................................................... 24<br />

4 Empirische Erhebung ........................................................................................................ 24<br />

4.1 Formulierung der Hypothesen ................................................................................... 24<br />

4.2 Das Forschungsinstrument ........................................................................................ 25<br />

4.2.1 Die Entwicklung <strong>und</strong> Ausarbeitung des Fragebogens ........................................... 26<br />

4.3 Die Stich<strong>pro</strong>be ........................................................................................................... 28<br />

4.4 Auswertungsmethode ................................................................................................ 28<br />

5 Deskriptive St<strong>at</strong>istik .......................................................................................................... 29<br />

Seite 2


5.1 Beschreibung der Stich<strong>pro</strong>be ..................................................................................... 29<br />

5.2 Resilienz .................................................................................................................... 30<br />

5.3 Resilienz nach Geschlecht ......................................................................................... 33<br />

5.4 Häufigkeiten des Items „Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.“ ..................... 34<br />

5.5 Positiv erinnerte Kindheit nach Geschlecht ............................................................... 36<br />

6 Dimensionsreduktion ........................................................................................................ 37<br />

6.1 Faktorenanalyse ......................................................................................................... 37<br />

6.1.1 Faktorenanalyse aus den unabhängigen Variablen ................................................ 38<br />

6.1.2 Interpret<strong>at</strong>ion der errechneten Faktoren ................................................................. 42<br />

6.2 Reliabilitätsanalyse .................................................................................................... 43<br />

7 Weiterführende Hypothesen/Überlegungen ...................................................................... 44<br />

8 Signifikanzniveau ............................................................................................................. 47<br />

9 Prüfung auf Normalverteilung .......................................................................................... 47<br />

10 Korrel<strong>at</strong>ionen ................................................................................................................. 50<br />

10.1 Überprüfung der Haupthypothese .......................................................................... 50<br />

10.2 Überprüfung der Subhypothesen ........................................................................... 52<br />

10.2.1 Korrel<strong>at</strong>ion zwischen dem Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> „Resilienz“ ................ 52<br />

10.2.2 Interkorrel<strong>at</strong>ionen innerhalb des Faktors „familiärer St<strong>at</strong>us“: ............................... 53<br />

11 Interpret<strong>at</strong>ion der Ergebnisse ........................................................................................ 58<br />

Liter<strong>at</strong>urverzeichnis .................................................................................................................. 61<br />

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. 65<br />

Tabellenverzeichnis .................................................................................................................. 66<br />

Anhang ..................................................................................................................................... 67<br />

Seite 3


Einleitung<br />

Kinder werden heutzutage mit immer neuen <strong>und</strong> ständig wachsenden Herausforderungen konfrontiert.<br />

Täglich wird in den Medien von K<strong>at</strong>astrophen, Gewaltverbrechen, wachsender Armut,<br />

Umweltbelastungen u.v.m. berichtet. Vor allem die immer zunehmenden Belastungen<br />

innerhalb der Familien, in der Peergroup <strong>und</strong> in der Schule erschweren den Kindern ein unversehrtes<br />

Aufwachsen. Aufgr<strong>und</strong> solcher Umstände ist zu erwarten, dass die Entwicklung<br />

der Kinder neg<strong>at</strong>iv beeinflusst wird <strong>und</strong> sich daraus psychische Folgeschäden ergeben. Es ist<br />

jedoch so, dass trotz dem Zuwachs der Belastungen keine Gefährdung der kindlichen Entwicklung<br />

im großen Maße vorliegt. Angesichts dieser Risikoperspektive ist es erstaunlich,<br />

wie viele Kinder trotz der hohen Belastungen <strong>und</strong> erschwerten Lebensbedingungen zu stabilen<br />

Persönlichkeiten heranwachsen. Dieses Phänomen h<strong>at</strong> die Aufmerksamkeit vieler ForscherInnen<br />

auf sich gelenkt <strong>und</strong> wird heute in den verschiedenen Fachdisziplinen unter dem<br />

Begriff „Resilienz“ erforscht. Sie gehen dabei der Frage nach, welche Faktoren <strong>und</strong> Gegebenheiten<br />

dazu beitragen, dass die Kinder eine positive Entwicklung durchlaufen. (Vgl. Laucht<br />

u.a. 2000; Wustmann 2004; Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009)<br />

„Unter den psychosozialen Risiken dominieren in der Kindheit familiäre Risiken“ (Laucht<br />

u.a. 2000: 101), das heißt, dass die Familie <strong>und</strong> die damit in Verbindung stehenden Belastungen<br />

ausschlaggebend für die Entwicklung der Kinder sind. Daraus lässt sich ableiten, dass die<br />

Erfahrungen, die in der Kindheit innerhalb der Familie gemacht wurden, einen Einfluss auf<br />

die Entwicklungen der Kinder haben. Die vorliegende Arbeit wird von der Annahme geleitet,<br />

dass eine positiv erlebte Kindheit ein Schutzfaktor im Hinblick auf belastende Situ<strong>at</strong>ionen ist<br />

<strong>und</strong> somit die Ausbildung von Resilienz begünstigt.<br />

Das Forschungsinteresse an dem Thema Resilienz wurde im Zuge des Bachelorseminars<br />

„empirisch-quantit<strong>at</strong>ive Verfahren am Modell eines konkreten Forschungsvorhabens“ geweckt.<br />

Dabei beschäftigten sich die Autorinnen gemeinsam mit anderen Studierenden der<br />

Studienrichtung Bildungswissenschaft mit dem Thema Resilienz bei jungen Erwachsenen. Im<br />

Zuge dessen entwickelten die AutorInnen eine wissenschaftliche Neugier an Resilienz bei<br />

jungen Erwachsenen im Hinblick auf die familiären Verhältnisse <strong>und</strong> die in der Kindheit gemachten<br />

innerfamiliären Erfahrungen. Angeleitet von dieser Neugier eröffnete sich im Zuge<br />

der Recherche ein breites Themengebiet, welches die AutorInnen in der vorliegenden Arbeit<br />

aufgreifen.<br />

Seite 4


Aus diesen bisher vorgesellten Überlegungen zum Thema Resilienz ergibt sich die zentrale<br />

Fragestellung dieser Arbeit: Gibt es einen Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung<br />

positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> Resilienz bei jungen Erwachsenen? Wie aus der Forschungsfrage<br />

bereits hervorgeht, ist das Ziel der vorliegenden Arbeit, einen Zusammenhang zwischen<br />

der Ausbildung von Resilienz <strong>und</strong> einer positiv erlebten Kindheit aufzuzeigen. Anhand einer<br />

eingehenden Liter<strong>at</strong>urrecherche <strong>und</strong> der Auswertung einer quantit<strong>at</strong>iven Erhebung mittels<br />

Fragebogen soll dieser vermutete Zusammenhang geprüft werden.<br />

Für die Pädagogik „sind die Ergebnisse der Resilienzforschung insofern von großer Wichtigkeit,<br />

als dass sie Anhaltspunkte dafür liefern, welche Fähigkeiten <strong>und</strong> Unterstützung Kinder<br />

brauchen, um sich trotz schwieriger Bedingungen ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> positiv entwickeln zu können“<br />

(Fthenakis 2004 zit. nach Wustmann 2004: 10). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die von<br />

der Resilienzforschung erbrachten Ergebnisse in den pädagogischen Alltag integriert werden<br />

sollten. Das Resilienzkonzept weist auf Schutzfaktoren hin, die eine positive Entwicklung<br />

fördern; diese sind für die Pädagogik im Allgemeinen <strong>und</strong> insbesondere für die pädagogische<br />

Praxis von besonderer Relevantz.<br />

Die vorliegende Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit den<br />

theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen, die für die Beantwortung der Forschungsfrage von Bedeutung sind.<br />

Im ersten Kapitel wird näher auf das Phänomen der inneren psychischen Widerstandskraft<br />

eingegangen. Dabei soll zuerst die Resilienzforschung <strong>und</strong> deren Entstehung näher dargestellt<br />

<strong>und</strong> anschließend eine begriffliche Definition für Resilienz diskutiert werden. Des Weiteren<br />

befindet sich im ersten Kapitel eine Darstellung des Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktorenkonzepts.<br />

Das zweite Kapitel ist ebenfalls Teil der theoretischen Abhandlung. Darin wird näher auf die<br />

Rolle der Kindheit für die Ausbildung von Resilienz eingegangen. Zuerst wird diskutiert ob<br />

Kindheit, sei sie positiv oder neg<strong>at</strong>iv verlaufen, wirklich Einfluss auf die psychische Entwicklung<br />

des Menschen h<strong>at</strong>. Des Weiteren erfolgt eine Definition des weitgefassten Begriffs „Familie“,<br />

um anschließend anhand entwicklungspsychologischer Theorien, der Bindungstheorie<br />

<strong>und</strong> psychoanalytischen Konzepten <strong>und</strong> Forschungsergebnissen die Bedeutung der Familie im<br />

Bezug auf Resilienz zu diskutieren. Abschließend wird noch kurz auf die Bedeutung des V<strong>at</strong>ers<br />

für die Ausbildung psychischer Widerstandfähigkeit Bezug genommen.<br />

Ab dem dritten Kapitel beginnt der empirische Teil der vorliegenden Arbeit. Im Zentrum des<br />

dritten Kapitels steht die empirische Erhebung. Unter anderem ist darin die Formulierung der<br />

Hypothesen enthalten. Des Weiteren wird das Forschungsinstrument vorgestellt. Nach einer<br />

kurzen theoretischen Einleitung über die allgemeinen Gr<strong>und</strong>lagen zur schriftlichen Befragung<br />

Seite 5


wird die Entwicklung <strong>und</strong> Ausarbeitung des verwendeten Fragebogens erklärt. Anschließend<br />

wird ein Überblick über die Gr<strong>und</strong>gesamtheit der Stich<strong>pro</strong>be gegeben. Am Ende des dritten<br />

Kapitels wird noch kurz die Auswertungsmethode vorgestellt.<br />

Das vierte Kapitel bildet die deskriptive St<strong>at</strong>istik. Die Stich<strong>pro</strong>be wird anhand von Häufigkeitsrechnungen<br />

<strong>und</strong> Mittelwertverteilungen näher beschrieben. Es erfolgt eine Herausarbeitung<br />

der geschlechtsspezifischen Unterschiede im Hinblick auf Resilienz <strong>und</strong> auf das für die<br />

vorliegende Arbeit relevante Item „positiv erlebte Kindheit“.<br />

Anschließend wird im fünften Kapitel die Dimensionsreduktion vorgenommen. Es wird eine<br />

Faktorenanalyse durchgeführt, um die einzelnen Items zu Variablengruppen, wie zum Beispiel<br />

„familiärer St<strong>at</strong>us“, zusammenfassen zu können. Anschließend wird mit Hilfe der Reliabilitätsanalyse<br />

die Zuverlässigkeit des für die weitere Analyse relevanten Faktors „familiäre<br />

Verhältnisse“ überprüft. Danach die Prüfung auf Normalverteilung der Variablen, um festzustellen,<br />

welche Testverfahren für die Hypothesenprüfung verwendet werden dürfen.<br />

Im sechsten Kapitel werden weiterführende Hypothesen formuliert. Die Annahmen, die diesen<br />

Subhypothesen zu Gr<strong>und</strong>e liegen, wurden im Zuge der Faktorenanalyse herausgearbeitet.<br />

Das siebente <strong>und</strong> achte Kapitel bilden das Signifikanzniveau <strong>und</strong> die Prüfung auf Normalverteilung.<br />

Damit soll herausgef<strong>und</strong>en werden, welche weiteren Testverfahren für die weiteren<br />

Berechnungen verwendet werden dürfen.<br />

Im neunten Kapitel werden Korrel<strong>at</strong>ionen <strong>und</strong> Interkorrel<strong>at</strong>ionen berechnet, um herauszufinden,<br />

ob die gebildeten Haupt- <strong>und</strong> Subhypothesen verifiziert oder falsifiziert werden können.<br />

Es werden die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Variablen geprüft.<br />

Das zehnte Kapitel bildet den Abschluss der Arbeit. Die Ergebnisse, die im empirischen Teil<br />

der Arbeit errechnet wurden, werden diskutiert <strong>und</strong> interpretiert.<br />

Seite 6


Theoretischer Teil<br />

1 Resilienz<br />

„Maria kam zu früh auf die Welt <strong>und</strong> musste eine Reihe von medizinischen Untersuchungen<br />

in ihrem ersten Lebensjahr über sich ergehen lassen. Bis zu ihrem zwölften Lebensjahr wurde<br />

ihre Mutter aufgr<strong>und</strong> von Depressionen viermal in eine Psychi<strong>at</strong>rie eingewiesen. Ihr V<strong>at</strong>er<br />

war so starker Alkoholiker, dass häufig nicht einmal genügend Geld vorhanden war, um den<br />

für eine Familie notwendigen Lebensunterhalt garantieren zu können. In diesen schwierigen<br />

Familienverhältnissen übernahm Maria als ältestes von vier Kindern die Rolle eines Elternteils<br />

für ihre vier jüngeren Geschwister - eines davon geistig behindert. Es wäre ein leichtes<br />

für Maria gewesen, sich in ihrer persönlichen Entwicklung von dieser Situ<strong>at</strong>ion entmutigen zu<br />

lassen. Doch dies geschah nicht“ (Joseph 1994 zit. nach Ladwig/Gisbert/Wörz 2001: 43).<br />

Maria wurde in ihrer Kindheit mit den verschiedensten Belastungen konfrontiert. Diese Erlebnisse<br />

<strong>und</strong> Lebensumstände machten ihr das Leben schwer <strong>und</strong> sie war gezwungen, mit<br />

diesen fertig zu werden. Entgegen allen Annahmen ließ sich Maria nicht entmutigen <strong>und</strong><br />

wuchs zu einer seelisch ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong> erfolgreichen Persönlichkeit heran. Maria ist ein Beispiel<br />

dafür, was unter einem resilienten Kind verstanden werden kann. Es geht also um Kinder,<br />

die sich trotz neg<strong>at</strong>iver Erfahrungen positiv entwickeln.<br />

Im folgenden Kapitel wird die Resilienzforschung dargestellt. Es soll in die Them<strong>at</strong>ik eingeführt<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung des Forschungsbereiches Resilienz vorstellt werden.<br />

1.1 Resilienzforschung<br />

Die Resilienzforschung entwickelte sich in den 1970er Jahren aus der Entwicklungsp<strong>at</strong>hologie<br />

heraus. Diese untersuchte vor allem die Risikofaktoren, welche die kindliche Entwicklung<br />

beeinflussen. Im Zuge der Risikoforschung fand langsam ein Paradigmenwechsel st<strong>at</strong>t, dabei<br />

wurde die Blickrichtung von der P<strong>at</strong>hologie auf die Resilienz verlegt. Die Kinder, die trotz<br />

schwieriger Bedingungen eine positive Entwicklung aufzeigten, rückten immer mehr in den<br />

Mittelpunkt des Forschungsinteresses (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 13). Somit<br />

ist das generelle Ziel der Resilienzforschung, ein besseres Verständnis darüber zu erhalten,<br />

welche Faktoren <strong>und</strong> Bedingungen die psychische Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die Stabilität bei Kindern<br />

begünstigen, obwohl die Kinder unter schwierigen Umständen aufwachsen (vgl. Fingerle/Freytag/Julius<br />

1999: 303).<br />

Seite 7


Die Resilienzforschung beschäftigt sich mit drei verschiedenen Erscheinungsformen von resilientem<br />

Verhalten:<br />

- „die positive, ges<strong>und</strong>e Entwicklung trotz andauerndem, hohem Risikost<strong>at</strong>us“<br />

- „die beständige Kompetenz unter akutem Stressbedingungen“<br />

- „die positive bzw. schnelle Erholung von traum<strong>at</strong>ischen Erlebnissen“ (Wustmann 2004: 19).<br />

Nach heutigem Forschungsstand legten vor allem die Kauai-Studie von Emmy Werner <strong>und</strong><br />

das Salutogenese-Konzept von Aaron Antonovsky einen wichtigen Gr<strong>und</strong>stein für die Resilienzforschung<br />

(vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 13f.).<br />

Emmy Werner initiierte im Jahr 1955 auf der hawaiianischen Insel Kauai eine <strong>pro</strong>spektive<br />

Längsschnittstudie, die die Beobachtung einer bestimmten Risikogruppe von der prän<strong>at</strong>alen<br />

Phase bis ins Erwachsenenalter zum Ziel h<strong>at</strong>te. Es wurde der Einfluss einer Vielzahl biologischer<br />

<strong>und</strong> psychosozialer Risikofaktoren, kritischer Lebensereignisse <strong>und</strong> schützender Faktoren<br />

in der Entwicklung von 698 Kindern studiert, die im Jahr 1955 auf Kauai geboren wurden.<br />

Es wurde entdeckt, dass ein Drittel der Kinder, die einem hohem Entwicklungsrisiko ausgesetzt<br />

waren, zu leistungsfähigen, zuversichtlichen <strong>und</strong> fürsorglichen Erwachsenen heranwuchs<br />

(vgl. Werner 1999: 26). Dies zeigt, dass nicht alle Kinder, die in belasteten Verhältnissen<br />

aufwachsen, in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind. Außerdem wurde anhand dieser Studie<br />

sichtbar, dass es bestimmte Faktoren gibt, die die Entwicklung der Kinder positiv beeinflussen.<br />

Die Annahme, dass dem Menschen bestimmte Ressourcen <strong>und</strong> Schutzfaktoren zur Verfügung<br />

stehen, die ihm helfen, belastende Situ<strong>at</strong>ionen zu bewältigen, liegt dem Salutogenese-Konzept<br />

von Aaron Antonovsky zu Gr<strong>und</strong>e. Anders als bei der Risikoforschung, welche versucht die<br />

Risiken <strong>und</strong> die neg<strong>at</strong>iven Einflüsse zu bekämpfen, legt Antonovsky den Schwerpunkt auf die<br />

Stärkung der Ressourcen <strong>und</strong> Schutzfaktoren, um den Menschen gegen Risiken <strong>und</strong> Belastungen<br />

widerstandsfähig zu machen. Das von Antonovsky benannte Kohärenzgefühl beinhaltet<br />

drei Komponenten. Es geht darum die Situ<strong>at</strong>ionen <strong>und</strong> Ereignisse zu verstehen, die schwierigen<br />

Situ<strong>at</strong>ionen meistern zu können <strong>und</strong> um den dahinter verborgenen Sinn. Die Gr<strong>und</strong>annahmen<br />

des Salutogenese-Konzeptes sind denen des Resilienzans<strong>at</strong>zes ähnlich, es werden<br />

aber verschiedene Akzente gesetzt. Während das Salutogenese-Konzept den Schwerpunkt auf<br />

die Erhaltung der Ges<strong>und</strong>heit legt, konzentriert sich die Resilienzforschung mehr auf den Prozess<br />

der positiven Anpassung <strong>und</strong> der Bewältigung von Risiken (vgl. Fröhlich-<br />

Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 13f.)<br />

Seite 8


Nachdem nun geklärt wurde, in welchem Zusammenhang das Konzept der Resilienz entstanden<br />

ist, wird im Folgenden näher auf die Definition <strong>und</strong> die Merkmale von Resilienz eingegangen.<br />

1.2 Begriffsdefinition<br />

Der Begriff „Resilienz“ leitet sich vom englischen Begriff „resilience“ ab <strong>und</strong> wird in der<br />

Fachliter<strong>at</strong>ur mit „psychischer Widerstandsfähigkeit“ übersetzt. Damit wird Bezug auf das<br />

Phänomen genommen, dass es Kinder <strong>und</strong> auch Erwachsene gibt, die trotz schwieriger Lebensumstände<br />

eine positive <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Entwicklung aufweisen (vgl. Zander 2009: 18). Im<br />

Folgenden werden nun Definitionen von Resilienz dargestellt, die dem Resilienzverständnis<br />

der vorliegenden Arbeit entsprechen.<br />

Wustmann zum Beispiel definiert Resilienz als „psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern<br />

gegenüber biologischen, psychologischen <strong>und</strong> psychosozialen Entwicklungsrisiken“<br />

(Wustmann 2004: 18). Laut Laucht u.a. gelingt es „einem (psychisch) widerstandsfähigen<br />

Kind (…), Entwicklungsrisiken weitestgehend zu vermindern oder zu kompensieren, neg<strong>at</strong>ive<br />

Einflüsse auszugleichen <strong>und</strong> sich gleichzeitig ges<strong>und</strong>heitsförderliche Kompetenzen anzueignen“<br />

(Laucht u.a. 2000: 104). Außerdem hält Wustmann zwei Bedingungen fest, an die Resilienz<br />

bzw. resilientes Verhalten geknüpft sind. Zum Einen muss „eine signifikante Bedrohung<br />

für die kindliche Entwicklung“ vorhanden sein <strong>und</strong> zum Andern muss „eine erfolgreiche Bewältigung<br />

dieser belastenden Lebensumstände“ erfolgen (Wustmann 2004: 18). Daraus ergibt<br />

sich, dass jene Menschen als resilient angesehen werden, die sich trotz erheblicher Belastungen<br />

positiv entwickeln, wo hingegen andere Menschen unter den gleichen Bedingungen psychische<br />

Beeinträchtigungen aufweisen.<br />

Fröhlich-Gildhoff <strong>und</strong> Rönnau-Böse haben zum Konstrukt der Resilienz einen Merks<strong>at</strong>z formuliert:<br />

„Resilienz ist ein dynamischer <strong>und</strong> kompens<strong>at</strong>orischer Prozess positiver Anpassung<br />

bei ungünstigen Entwicklungsbedingungen <strong>und</strong> dem Auftreten von Belastungsfaktoren. Charakteristisch<br />

für Resilienz sind außerdem ihre variable Größe, das situ<strong>at</strong>ionsspezifische Auftreten<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Multidimensionalität“ (Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse<br />

2009: 13).<br />

Dies impliziert, dass Resilienz als ein „dynamischer Anpassungs- <strong>und</strong> Entwicklungs<strong>pro</strong>zess“<br />

(Wustmann 2004: 30) zu verstehen ist, das heißt, ob ein Mensch die Fähigkeit zur Resilienz<br />

besitzt, ist nicht wie in der Resilienzforschung zuerst angenommen, angeboren, sondern entwickelt<br />

sich in einem Interaktions<strong>pro</strong>zess zwischen Individuum <strong>und</strong> Umwelt. Resilienz ist<br />

Seite 9


dem zufolge von äußeren <strong>und</strong> inneren Bedingungen abhängig. Außerdem zeigt sich, wie die<br />

AutorInnen postulieren, resilientes Verhalten erst dann, wenn ein Mensch eine Risikositu<strong>at</strong>ion<br />

positiv bewältigt h<strong>at</strong> (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 10).<br />

Resilienz darf aber nicht als Unverw<strong>und</strong>barkeit verstanden werden, denn sie ist „eine variable<br />

Größe <strong>und</strong> keine stabile Einheit“ (Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 10). Das ist so zu<br />

verstehen, dass ein Mensch die Fähigkeit zum resilienten Verhalten nicht autom<strong>at</strong>isch über<br />

den gesamten Lebenslauf besitzt <strong>und</strong> sich zwangsläufig auch nicht in allen Lebensbereichen<br />

resilient verhält. So kann zum Beispiel ein Kind, das die Trennung der Eltern positiv bewältigt<br />

h<strong>at</strong> <strong>und</strong> dabei resilientes Verhalten gezeigt h<strong>at</strong>, zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die<br />

Mutter verstirbt, trotzdem Schwierigkeiten haben, diese Belastung zu bewältigen. Ein anderes<br />

Bespiel wäre, wenn sich ein Erwachsener in seinem Berufsleben resilient verhält <strong>und</strong> eine<br />

Kündigung positiv bewältigt, jedoch auf Gr<strong>und</strong> der Scheidung seiner Eltern nicht in der Lage<br />

ist, eine Beziehung einzugehen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> h<strong>at</strong> Resilienz keine Allgemeingültigkeit,<br />

sondern ist eher als situ<strong>at</strong>ionsspezifisch zu verstehen (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse<br />

2009: 10f.). Auch Wustmann schreibt hierzu, dass die Fähigkeit, schwierige Ereignisse <strong>und</strong><br />

Risiken erfolgreich zu bewältigen, immer von der momentanen Entwicklung des Individuums<br />

abhängt. „Resilienz bedeutet nach heutigem Forschungsstand keine stabile Immunität <strong>und</strong><br />

absolute Unverw<strong>und</strong>barkeit gegenüber neg<strong>at</strong>iven Lebensereignissen <strong>und</strong> psychischen Störungen,<br />

sondern ist ein Konstrukt, das über die Zeit <strong>und</strong> Situ<strong>at</strong>ionen hinweg variieren kann“<br />

(Wustmann 2004: 30).<br />

Aus diesen vielen verschiedene Facetten der Resilienz ergibt sich eine Mehrdimensionalität<br />

aus biologischen, psychologischen <strong>und</strong> psychosozialen Faktoren, die untereinander in einer<br />

Wechselbeziehung zueinander stehen (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 11).<br />

Wie oben bereits beschrieben, ist die Resilienzforschung aus der Risikoforschung heraus entstanden,<br />

indem man die Aufmerksamkeit neben den Defiziten auch auf die Ressourcen der<br />

menschlichen Entwicklung gelegt h<strong>at</strong>. Diverse ForscherInnen haben herausgef<strong>und</strong>en, dass<br />

sowohl Risikofaktoren als auch Schutzfaktoren in einem Wechselwirkungs<strong>pro</strong>zess auf das<br />

Individuum <strong>und</strong> seine Umwelt einwirken. Daraus ergibt sich für die Resilienzforschung, dass<br />

nicht nur die Minderung der Risikofaktoren, sondern auch der Erhalt bzw. der Erwerb von<br />

Schutzfaktoren Beachtung finden muss (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 19). Im<br />

nächsten Teilkapitel soll nun genauer auf diese Wechselwirkung zwischen Risiko- <strong>und</strong><br />

Schutzfaktoren eingegangen werden.<br />

Seite 10


1.3 Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren<br />

Die Termini Risikofaktoren <strong>und</strong> Schutzfaktoren bezeichnen zwei zentrale Begriffe in der Resilienzforschung.<br />

Auf diesen beiden Konzepten <strong>und</strong> auf der Wechselwirkung zwischen diesen<br />

beiden Konzepten basiert die Resilienzidee. Ein Kind <strong>und</strong> dessen Entwicklung wird beeinflusst<br />

von risikoerhöhenden Bedingungen, den Risikofaktoren, die zu einer Verw<strong>und</strong>barkeit<br />

des Kindes <strong>und</strong> zu einer Belastung der kindlichen Entwicklung führen. Demgegenüber stehen<br />

die risikomildernden Bedingungen, die Schutzfaktoren, welche die Resilienz des Kindes fördern.<br />

Abhängig von der Qualität dieser Wechselwirkung von Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren,<br />

verläuft die Entwicklung des Kindes positiv oder neg<strong>at</strong>iv (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-<br />

Böse 2009: 33). Im den nächsten beiden Teilkapiteln werden nun das Risikofaktorenkonzept<br />

<strong>und</strong> das Schutzfaktorenkonzept näher erklärt.<br />

1.3.1 Risikofaktoren<br />

Beim Risikofaktorenkonzept stehen jene Faktoren im Mittelpunkt, die die kindliche Entwicklung<br />

gefährden <strong>und</strong> zu psychischen Störungen oder Erkrankungen führen können. Generell<br />

werden in der Resilienzforschung zwei Gruppen von Entwicklungsgefährdungen unterschieden.<br />

Zum Einen sind das die Vulnerabilitätsfaktoren. Diese Faktoren umfassen die biologischen<br />

<strong>und</strong> psychologischen Merkmale des Kindes. Dabei unterscheiden die Forscher zwischen<br />

primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Vulnerabilitätsfaktoren. Primäre Faktoren weist das Kind<br />

bereits bei der Geburt auf, das können zum Beispiel genetische Dispositionen oder eine Frühgeburt<br />

sein. Sek<strong>und</strong>äre Faktoren hingegen, erwirbt das Kind erst in der Auseinandersetzung<br />

mit seiner Umwelt, wie zum Beispiel ein neg<strong>at</strong>ives Bindungsverhalten. Die zweite Gruppe<br />

von Entwicklungsgefährdungen bilden die Risikofaktoren. Diese Faktoren finden sich in der<br />

psychosozialen Umwelt des Kindes wieder. Risikofaktoren, die aus den verschiedenen Studien<br />

hervorgehen, sind zum Beispiel ein niedriger sozioökonomischer St<strong>at</strong>us, elterliche Trennung<br />

oder Scheidung, chronische familiäre Disharmonie, Mobbing <strong>und</strong> Ablehnung durch<br />

Gleichaltrige oder der Verlust einer Bezugsperson (vgl. Laucht u.a. 2000; Petermann u.a.<br />

2004; Wustmann 2004).<br />

Diese Entwicklungsgefährdungen treten jedoch selten isoliert auf <strong>und</strong> es ist auch unwahrscheinlich,<br />

dass ein einziger Risikofaktor eine Entwicklungsstörung zu Folge h<strong>at</strong>. Meist sind<br />

es mehrere Belastungen, die sich zu einem Bündel von Entwicklungsgefährdungen summieren<br />

(vgl. Laucht u.a. 2000: 100). Daraus ergibt sich, dass besonders Kinder, die mehreren Belastungen<br />

gleichzeitig ausgesetzt sind, entwicklungsgefährdet sind. Jedoch weisen nicht alle<br />

Seite 11


Kinder, die solchen Entwicklungsgefährdungen ausgesetzt sind, eine neg<strong>at</strong>ive Entwicklung<br />

auf. Aus diesem Phänomen heraus wurde das Schutzfaktorenkonzept entwickelt, das im Folgenden<br />

dargestellt wird.<br />

1.3.2 Schutzfaktorenkonzept<br />

Da nicht nur das Fernhalten von Risikofaktoren sondern auch das Einwirken von schützenden<br />

(<strong>pro</strong>tektiven) Faktoren eine positive Entwicklung begünstigt, spielt die Betrachtung der<br />

Schutzfaktoren in der Resilienzforschung ebenfalls eine wichtige Rolle. In der Fachliter<strong>at</strong>ur<br />

wird zwischen Schutzfaktoren <strong>und</strong> förderlichen Bedingungen unterschieden. Förderliche Bedingungen<br />

sind gegeben, wenn ein schützender Faktor wirkt, aber kein erhöhtes Risiko besteht.<br />

Von Schutzfaktoren ist die Rede, wenn mit der Wirkung der schützenden Faktoren eine<br />

Risikositu<strong>at</strong>ion abgepuffert werden kann. Das heißt, es muss immer eine Risikositu<strong>at</strong>ion vorliegen,<br />

damit ein Schutzfaktor wirken kann. Um die Risikositu<strong>at</strong>ion moderieren zu können, ist<br />

es wichtig, dass die Schutzfaktoren bereits vor dem Eintreten des Risikofaktors zu wirken<br />

beginnen (vgl. Bengel u.a. 2009, Scheithauer 2000).<br />

Schutzfaktoren beziehen sich einerseits auf personale Ressourcen – darunter versteht man die<br />

persönlichen Eigenschaften des Kindes – <strong>und</strong> andererseits auf soziale Ressourcen, damit sind<br />

jene Faktoren gemeint, die in der Umwelt des Kindes zu finden sind. Personale Ressourcen<br />

können zum Beispiel ein positives Selbstwertgefühl, ein positives Sozialverhalten oder das<br />

weibliche Geschlecht sein (vgl. Laucht u.a. 2000: 103). Außerdem sind im Bereich der personalen<br />

Ressourcen neben den kindbezogenen Faktoren auch die sogenannten Resilienzfaktoren<br />

enthalten. Dazu zählen die Selbstwahrnehmung, die Selbstwirksamkeit, die Selbststeuerung,<br />

die soziale Kompetenz, der Umgang mit Stress <strong>und</strong> die Problemlösefähigkeit. Diese sechs<br />

Faktoren können übergreifend als jene Faktoren bezeichnet werden, die die Resilienz einer<br />

Person unterstützen (vgl. Wustmann 2004: 46). Zu den sozialen Ressourcen gehören zum<br />

Beispiel der familiäre Zusammenhalt oder positive Fre<strong>und</strong>schaftsbeziehungen (vgl. Laucht<br />

u.a. 2000: 103). Im empirischen Teil dieser Arbeit wird erneut Bezug auf die familiären Verhältnisse<br />

im Zusammenhang mit Resilienz genommen. Denn auch wir gehen davon aus, dass<br />

ein positives Familienverhältnis <strong>und</strong> eine damit verb<strong>und</strong>ene positiv erlebte Kindheit als<br />

Schutzfaktor verstanden werden kann.<br />

Genau wie beim Risikofaktorenkonzept ist es auch bei Schutzfaktorenkonzept wichtig, dass<br />

mehrere <strong>pro</strong>tektive Faktoren gleichzeitig wirken. Es gilt auch hier: je mehr Schutzfaktoren<br />

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vorhanden sind, desto höher ist die <strong>pro</strong>tektive Wirkung <strong>und</strong> desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Entwicklungsbeeinträchtigung (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 30).<br />

Aus den letzten beiden Teilkapiteln ergibt sich, dass die kindliche Entwicklung immer von<br />

Belastungen <strong>und</strong> Ressourcen beeinflusst wird. Aus dem Zusammenspiel dieser beiden Komponenten<br />

ergibt sich entweder ein positiver oder ein neg<strong>at</strong>iver Entwicklungsverlauf. Außerdem<br />

wird deutlich, dass das Zusammenwirken dieser beiden Faktoren immer individuell zu<br />

betrachten ist <strong>und</strong> es keinen allgemeingültigen Merks<strong>at</strong>z dafür gibt. Nachdem nun die Entstehung<br />

des Resilienzkonzepts, die Definition von „Resilienz“ <strong>und</strong> die Wechselwirkung zwischen<br />

Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren dargestellt wurde, wird im nächsten Kapitel der zweite<br />

Teilbereich unserer Forschungsfrage theoretisch diskutiert.<br />

2 Kindheit<br />

2.1 Die Rolle der Kindheit für die Ausbildung von Resilienz<br />

Die vorliegende Arbeit möchte ihren Fokus darauf richten, inwiefern eine positiv erlebte<br />

Kindheit Einfluss auf die Resilienz junger Erwachsener nimmt. Dabei liegt das Hauptaugenmerk<br />

der AutorInnen auf der Überprüfung der Annahme, dass sich eine positiv erlebte Kindheit<br />

in förderlicher Weise auf die Resilienz junger Erwachsener auswirkt <strong>und</strong> somit als<br />

Schutzfaktor fungiert. Diese Vermutung stützt sich auf das sogenannte „Schutzfaktorenmodell“,<br />

das besagt, dass die Wahrscheinlichkeit der Ausbildung von Resilienz mit der Anzahl<br />

an <strong>pro</strong>tektiven Faktoren steigt, <strong>und</strong> dass diese Schutzfaktoren auch Voraussetzung sind, um in<br />

belastenden Lebenssitu<strong>at</strong>ionen resilientes Verhalten zu zeigen (vgl. Zander 2009: 40f.).<br />

Schutzfaktoren, so Wustmann, schwächen Risiken ab <strong>und</strong> wirken förderlich auf die Entwicklung,<br />

darüber hinaus stelle auch umgekehrt der Mangel an Schutzfaktoren wiederum ein Risiko<br />

dar (vgl. Wustmann 2004: 44f.).<br />

Die der vorliegenden Arbeit zugr<strong>und</strong>e liegende Hypothese stützt sich auf die Annahme, dass<br />

die Kindheit auf das spätere Leben <strong>und</strong> Verhalten junger Erwachsener entscheidenden Einfluss<br />

h<strong>at</strong>. Daher soll im nachfolgenden Kapitel diese Annahme anhand einschlägiger Liter<strong>at</strong>ur<br />

die Frage untersucht werden, inwieweit die Kindheit für die psychische Entwicklung eines<br />

Individuums Bedeutung h<strong>at</strong>.<br />

Seite 13


2.1.1 Ist die Kindheit für die psychische Entwicklung von Relevanz?<br />

Ähnlich der bekannten Anlage-Umwelt-Deb<strong>at</strong>te herrscht in der Psychologie Uneinigkeit darüber,<br />

wie viel Einfluss der Kindheit für die psychische Ges<strong>und</strong>heit im Leben des Erwachsenen<br />

zugemessen werden soll (vgl. Göppel 2006: 32). Psychoanalytische <strong>und</strong> bindungstheoretische<br />

Studien suchen, wie der Autor darlegt, unter der paradigm<strong>at</strong>ischen Annahme, dass die<br />

Ursachen von psychischen Beeinträchtigungen <strong>und</strong> Problemen in der Kindheit zu suchen seien,<br />

nach gewichtigen Zusammenhängen, während einige entwicklungspsychologische AutorInnen<br />

das Paradigma des entscheidenden Einflusses der frühen Kindheit gr<strong>und</strong>legend anzweifeln<br />

(vgl. Göppel 2006: 16ff.). Nicht zuletzt auch mit Hinweis auf Ergebnisse <strong>und</strong> Erkenntnisse<br />

der Resilienzforschung, in denen sich „immer wieder auch Kinder finden lassen,<br />

die sich trotz sehr schwieriger Lebenshintergründe <strong>und</strong> Entwicklungsgeschichten erstaunlich<br />

positiv entwickeln“ (Göppel 2006: 21), verweisen sie auf eine gewissermaßen im Menschen<br />

angelegte Widerstandskraft, die es gar ermöglichen solle, traum<strong>at</strong>isierenden Ereignissen der<br />

Kindheit „einen konstruktiven, kre<strong>at</strong>iven Wert“ abzugewinnen (vgl. Nuber 1995: 13f.). Göppel,<br />

der mit seinen Schriften der psychoanalytischen Pädagogik zugeordnet werden kann,<br />

schließt sich dieser Ansicht nicht an. Zwar rel<strong>at</strong>iviert er die schicksalshafte Bedeutung einer<br />

hochbelasteten Kindheit hinsichtlich psychischen Leides im späteren Leben ebenso wie die<br />

Bedeutung einer glücklich erlebten Kindheit als Garantie für spätere psychische Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> räumt damit eine gewisse Plastizität der seelischen Entwicklung ein (vgl. Göppel 2006:<br />

31). Belastende Kindheitserlebnisse stellen ihm zufolge jedoch eine „Hypothek“ (Göppel<br />

2006: 31) dar, mit welcher sich das Kind im weiteren Leben nicht nur arrangieren muss, sondern<br />

die darüber hinaus den Nährboden für eine Entwicklung in eine Neg<strong>at</strong>ivspirale bildet:<br />

„belastende Lebensumstände haben eine außerordentliche Tendenz zu persistieren. Kinder,<br />

die in ungünstige Verhältnisse hineingeboren werden, sind oft auch im späteren Kindes- <strong>und</strong><br />

Jugendalter mit größeren Risiken konfrontiert“ (Göppel 2006: 31). Aus dieser Aussage kann<br />

geschlossen werden, dass belastende Ereignisse im Kindesalter als Risikofaktoren wirksam<br />

werden, die in späteren Krisen die psychische Widerstandskraft schwächen <strong>und</strong> anfällig für<br />

eine neg<strong>at</strong>ive Entwicklung machen. Im Umkehrschluss lässt sich daraus folgern, dass eine<br />

positiv erlebte Kindheit als Schutzfaktor fungiert, der eine konstruktive Auseinandersetzung<br />

mit späteren Krisen erleichtert. Die psychoanalytische Perspektive auf das Zustandekommen<br />

psychischer Widerstandskraft, der Göppel folgt, weist somit starke Parallelen zum Schutzfaktorenmodell<br />

der Resilienz auf, das von einer kumul<strong>at</strong>iven Wirkung von Schutz-, sowie von<br />

Risikofaktoren ausgeht (vgl. Zander 2009: 43ff.). Auch aus bindungstheoretischer Perspektive<br />

wird Kindheitserfahrungen eminente Bedeutung zugemessen. Bowlby, der die Bindungstheo-<br />

Seite 14


ie (mit)begründet h<strong>at</strong>, streicht als entscheidende Weiche für eine gelungene psychische Entwicklung<br />

eine in früher Kindheit erworbene sichere Bindung an die Eltern bzw. die primären<br />

Bezugspersonen heraus (vgl. Bowlby 2006: 97ff.). Diese fungiere als „secure base“ (Ainsworth<br />

1969: 32), die Bowlby zufolge „eine unverzichtbare Voraussetzung, um das Leben optimal<br />

bewältigen <strong>und</strong> psychisch ges<strong>und</strong> bleiben zu können“ sei (Bowlby 2006: 99). Bindungstheoretische<br />

Autoren stellen in erster Linie die Bedeutung mütterlicher Feinfühligkeit heraus,<br />

die nötig sei, um emotionale Unruhezustände des Babys zu lindern <strong>und</strong> eine für die ges<strong>und</strong>e<br />

psychische Entwicklung notwendige stabile Bindungsbeziehung zur Mutter aufzubauen (vgl.<br />

Grossmann/Grossmann 2006: 129f.). Auch Göppel hebt „eine zuverlässig verfügbare positive<br />

Bezugsperson in der frühen Kindheit“ als zentralen <strong>pro</strong>tektiven Umweltfaktor hervor (vgl.<br />

Göppel 2006: 31). Auf Basis dieser Darstellung zentraler psychoanalytischer <strong>und</strong> bindungstheoretischer<br />

Annahmen zeigt sich nicht nur die eminente Bedeutung, die der (frühen) Kindheit<br />

für die spätere psychische Widerstandskraft zugemessen wird, sondern darüber hinaus<br />

wird deutlich, dass insbesondere dem Verhalten <strong>und</strong> den Eigenschaften primärer Bezugspersonen<br />

besonderer Stellenwert zukommt (vgl. Petermann/Petermann 2002: 51; Nolting/Paulus<br />

2004: 114). In folgendem Kapitel soll daher die Bedeutung der Familie für die Ausbildung<br />

von Resilienz auf Basis der Liter<strong>at</strong>ur näher untersucht werden.<br />

2.1.2 Definition des Begriffs „Familie“<br />

Der Begriff „Familie“ ist keineswegs so eindeutig, wie seine selbstverständliche Verwendung<br />

im alltäglichen Sprachgebrauch vermuten lässt. Daher scheint es lohnenswert, einen näheren<br />

Blick auf die möglichen Bedeutungsaspekte hinter dem Begriff zu werfen, um anschließend<br />

der vorliegenden Arbeit eine für unsere Zwecke brauchbare Definition zugr<strong>und</strong>e zu legen.<br />

Wie Petzold schreibt, wird „Familie“ oft mit der klassischen Gemeinschaft von V<strong>at</strong>er, Mutter<br />

<strong>und</strong> Kind gleichgesetzt (vgl. Petzold 2002: 24). Diese Definition werde jedoch, wie der Autor<br />

unterstreicht, der T<strong>at</strong>sache nicht gerecht, dass es auch Ein-Eltern-Familien <strong>und</strong> Fortsetzungsfamilien<br />

sowie „neue Formen des Zusammenlebens in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften“<br />

gebe (Petzold 2002: 24.), <strong>und</strong> die Kernfamilie nicht mehr die häufigste Familienform<br />

darstelle (vgl. Petzold 1999). Petzold gibt einen Überblick über diverse „Familienformen“<br />

<strong>und</strong> zeigt auf, wie vage der Begriff der Familie ohne Definition bleiben muss.<br />

Manchen Auffassungen zufolge macht die Existenz von Kindern das Konzept „Familie“ aus<br />

(vgl. Petzold 2002:25), andere wiederum weiten es auf mehrere Gener<strong>at</strong>ionen aus oder beziehen<br />

die Verwandtschaft mit ein (vgl. Petzold 2002: 25ff.). Auch in behördlichen Dokumenten<br />

Seite 15


<strong>und</strong> Gesetzestexten gibt es kein einheitliches Konzept von Familie, wie Petzold ausführlich<br />

darstellt (vgl. Petzold 2002:24 ff.). Der Autor plädiert angesichts der Vielfalt an Lebensformen<br />

dafür, auf die subjektive Sichtweise der jeweils Betroffenen selbst abzustellen, nicht zuletzt<br />

deshalb, weil das Empfinden der Zugehörigkeit zu einer Familie nicht an objektiv feststellbaren<br />

Kriterien wie gemeinsamer Haushalt, Trauschein, Blutsverwandtschaft, Gender<br />

oder sexuelle Orientierung festzumachen sei (vgl. Petzold 2002: 26 ff.). Angesichts des Umstandes,<br />

dass die D<strong>at</strong>en, die mittels Fragebogen als Gr<strong>und</strong>lage der vorliegenden Arbeit erhoben<br />

wurden, auf den subjektiven Einschätzungen <strong>und</strong> Sichtweisen der Befragten basieren,<br />

erscheint es sinnvoll, dieser Auffassung zu folgen <strong>und</strong> die Definition des Begriffs „Familie“<br />

auf Basis der subjektiven Sichtweise der Befragten zu begründen.<br />

Die Items im Fragebogen beziehen sich speziell nur auf die Herkunftsfamilie; dem liegt wie<br />

generell in der vorliegenden Arbeit die hypothetische Annahme zugr<strong>und</strong>e, dass die Kindheit<br />

<strong>und</strong> dabei insbesondere das Aufwachsen <strong>und</strong> Heranreifen in der Herkunftsfamilie die psychische<br />

Entwicklung <strong>und</strong> somit eine gelungene oder mangelnde Ausbildung von Resilienz beeinflusst.<br />

Auf den Begriff der „Herkunftsfamilie“ wird bei der Fragebogenerstellung aus Verständlichkeitsgründen<br />

verzichtet; jedoch geht aus dem Umstand, dass sich der Fragebogen an<br />

junge Erwachsene von 18 bis 30 Jahren richtet, sowie aus der Formulierung der Items hervor,<br />

dass die Herkunftsfamilie, <strong>und</strong> nicht etwa die selbst gegründete Familie mit eigenen Kindern<br />

der Befragten gemeint ist.<br />

Nachfolgend soll anhand der einschlägigen Liter<strong>at</strong>ur herausgearbeitet werden, welche Faktoren<br />

für die Ausbildung von Resilienz des Kindes auf Seiten der Familie wirksam sind.<br />

2.2 Die Bedeutung der Familie für die Ausbildung von Resilienz<br />

2.2.1 Die Bedeutung der Familie in der Entwicklungspsychologie<br />

Nolting <strong>und</strong> Paulus setzen sich mit verschiedenen Erziehungsstilen <strong>und</strong> ihren Auswirkungen<br />

auf die psychische Entwicklung des Kindes auseinander (vgl. Nolting/Paulus 2004: 72ff.),<br />

weisen jedoch mehrmals darauf hin, dass aus dem elterlichen Erziehungsstil <strong>und</strong> der Entwicklung<br />

des Kindes kein eindeutiger Ursache-Wirkungs-Zusammenhang nachzuzeichnen sei.<br />

Dies führen sie unter anderem darauf zurück, dass neben dem Erziehungsverhalten der Eltern<br />

auch „andere Merkmale des Erziehungskontextes ebenfalls einen Beitrag zur Aufklärung der<br />

Persönlichkeitsentwicklung des Erzogenen leisten“ (Nolting/Paulus 2004: 77). Wie sie betonen,<br />

ist „für die Eltern des Kindes das gesamte Familienleben <strong>und</strong> Familienklima bedeutsam<br />

Seite 16


(…) Selbst innerhalb der Familie gehen die Einflüsse also über den Erziehungsstil weit hinaus“<br />

(Nolting/Paulus 2004: 70). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass eine Eingrenzung auf<br />

den Erziehungsstil der Eltern im Hinblick auf die Ausbildung von Resilienz der Kinder zu eng<br />

gefasst ist <strong>und</strong> das familiäre Klima generell einer eingehenderen Betrachtung unterzogen werden<br />

sollte. Nolting <strong>und</strong> Paulus unterscheiden drei bipolar ausgerichtete Dimensionen des Familienklimas:<br />

1.) „positives emotionales Klima: Harmonie, wechselseitiges Verständnis, emotionale Zuwendung<br />

vs. geringe Familiensolidarität, hohes Konfliktpotenzial, unbefriedigende Konfliktlösungen“<br />

(Nolting/Paulus 2004: 78).<br />

2.) „anregendes Klima: Offenheit nach innen <strong>und</strong> nach außen, aktives Bemühen um neue<br />

Erfahrungen vs. Eintönigkeit, Passivität <strong>und</strong> emotionale Ausdrucksarmut“ (Nolting/Paulus<br />

2004: 78).<br />

3.) „Norm<strong>at</strong>iv-autoritäres Klima: Starre Einhaltung <strong>und</strong> Überwachung von Regeln, rigider<br />

Ablauf des Familienlebens, starke Orientierung an Leistung <strong>und</strong> Erfolg vs. flexibler Umgang<br />

mit Familienregeln, geringe Gewichtung von Ordnung, Planung, Leistung im Familienleben“<br />

(Nolting/Paulus 2004: 78).<br />

In Bezug auf das Verständnis von Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren, das der vorliegenden Arbeit<br />

zugr<strong>und</strong>e liegt, wären die ersten beiden genannten Dimensionen, das positive emotionale<br />

Klima, sowie das anregende Klima als Schutzfaktoren, die letztgenannte Dimension, das<br />

norm<strong>at</strong>iv-autoritäre Klima, als Risikofaktor aufzufassen. Die Autoren selbst gehen auf diesen<br />

Aspekt nicht näher ein, jedoch lassen ihre weiteren Ausführungen darauf schließen, dass sie<br />

dieser Auffassung größtenteils zustimmen: Sie betonen die förderliche Bedeutung emotionaler<br />

Wärme, des elterlichen Einfühlungsvermögens, gelungener Kommunik<strong>at</strong>ion über die eigenen<br />

Gefühle (vgl. Nolting/Paulus 2004: 93), aktiven Zuhörens, der Signalisierung der Akzeptanz<br />

kindlicher Wünsche <strong>und</strong> Gefühle, der Gewährung von Handlungsspielraum, der Ermutigung<br />

zu selbstständigem Handeln <strong>und</strong> der Toleranz von Fehlern (vgl. Nolting/Paulus 2004: 93).<br />

Weiters heben die Autoren als bedeutsam hervor, dass „sie (die Kinder; Anm. d. Verf.)<br />

gleichberechtigt am Familienleben teilnehmen können, dass ihre Eltern sich ihnen gegenüber<br />

nur in geringem Umfang dirigistisch verhalten, dass die Eltern ihre Einflussnahmen gegenüber<br />

ihren Kindern begründen, <strong>und</strong> dass in der Familie klare Verhaltenserwartungen der Familienmitglieder<br />

zueinander existieren“ (Nolting/Paulus 2002: 87). Die letztgenannten Punkte<br />

lassen sich mit der 3. Dimension des Familienklimas in Bezug setzen. Dabei wird deutlich,<br />

dass weder das eine Extrem im Sinne des norm<strong>at</strong>iv-autoritären Klimas, noch dessen Gegenteil<br />

Seite 17


(„geringe Gewichtung von Ordnung, Planung, Leistung“) förderlichen Charakter aufweisen,<br />

sondern eine ausgewogene Mitte, die zugleich Orientierung bietet, aber auch die für eine gelungene<br />

Persönlichkeitsentwicklung nötige Flexibilität aufweist, in Bezug auf die Entwicklung<br />

von Resilienz angemessen ist.<br />

Petermann <strong>und</strong> Petermann zählen zu den Risikofaktoren für die psychische Entwicklung im<br />

familiären Kontext „das ungünstige Modell- <strong>und</strong> Interaktionsverhalten der Eltern, (…) interpersonelle<br />

Konflikte, überzogene Ansprüche der Eltern gegenüber ihren Kindern“ (Petermann/Petermann<br />

2004: 51f.). Im Gegens<strong>at</strong>z dazu könne ein positives Familienklima auch<br />

förderlich auf die Entwicklung von Resilienz wirken; die AutorInnen nennen hier beispielsweise<br />

„eine enge Beziehung zu einer erwachsenen Bezugsperson“ <strong>und</strong> eine „positive Partnerschaft<br />

der Eltern“ (Petermann/Petermann 2004: 52). Sie unterstreichen das besonders ausgeprägte<br />

Risiko für Kinder aus sozial schlecht gestellten Familien, wobei die einzelnen Risikofaktoren<br />

nicht additiv, sondern kumul<strong>at</strong>iv wirksam würden <strong>und</strong> eine Teufelskreisdynamik 1 bis<br />

hin zu körperlicher <strong>und</strong> seelischer Misshandlung oder bleibenden Schäden auf psychischer<br />

oder biologisch-physiologischer Ebene ausbilden könnten (vgl. Petermann/Petermann 2004:<br />

53). Darüber hinaus weisen die AutorInnen auf die Bedeutung der Eltern für die Ausbildung<br />

der Mechanismen zur Emotions- <strong>und</strong> Verhaltensregul<strong>at</strong>ion hin – ein Forschungsgebiet, auf<br />

dem Peter Fonagy <strong>und</strong> seine MitarbeiterInnen bedeutende Arbeit geleistet haben, auf welche<br />

noch an späterer Stelle Bezug genommen wird.<br />

2.2.2 Die Bedeutung der Familie in Psychoanalyse <strong>und</strong> Bindungstheorie<br />

Nicht nur in der entwicklungspsychologischen Liter<strong>at</strong>ur wird der Kindheit – <strong>und</strong> dabei insbesondere<br />

den Erfahrungen mit den Eltern <strong>und</strong> anderen primären Bezugspersonen – für die psychische<br />

Entwicklung eminente Bedeutung zugemessen, auch in der Psychoanalyse <strong>und</strong> Bindungstheorie<br />

rücken die Beziehungen <strong>und</strong> Erlebnisse innerhalb des Familienverbandes ins<br />

Zentrum. Im Rahmen der vorliegende Arbeit kann jedoch nicht annäherungsweise auf die<br />

gesamte Breite der bindungstheoretischen <strong>und</strong> psychoanalytischen Liter<strong>at</strong>ur eingegangen<br />

werden, darum soll hier exemplarisch auf ein Entwicklungsmodell der jüngeren psychoanalytischen<br />

Forschung sowie auf neuere Erkenntnisse der Bindungstheorie 2 eingegangen werden.<br />

1 Nolting <strong>und</strong> Paulus zufolge kann das Familienklima jedoch auch „positive Kreis<strong>pro</strong>zesse“ – sogenannte „Engelskreise“<br />

initiieren, was hinsichtlich des Schutzfaktorenmodells, das der Hypothese der vorliegenden Arbeit<br />

zugr<strong>und</strong>e liegt, von Relevanz ist (vgl. Nolting/Paulus 2004: 78).<br />

2 Neuere psychoanalytische Theorien beziehen zunehmend bindungstheoretische Aspekte <strong>und</strong> Erkenntnisse der<br />

Bindungsforschung in ihre Überlegungen mit ein, wie auch das hier vorgestellte Mentalisierungskonzept von<br />

Fonagy u.a. – daher werden hier beide Theorien gemeinsam in einem Kapitel vorgestellt.<br />

Seite 18


Peter Fonagy <strong>und</strong> seine MitarbeiterInnen haben in jüngerer Zeit diverse theoretische Ansätze<br />

<strong>und</strong> Studienergebnisse zusammengeführt <strong>und</strong> ein ausführliches Modell der psychischen Entwicklung<br />

erarbeitet, das in besonderer Weise die Interaktionserfahrungen mit den Eltern <strong>und</strong><br />

anderen primären Bezugspersonen, in erster Linie jedoch mit der Mutter, ins Zentrum rückt<br />

<strong>und</strong> ihre Bedeutung für die psychische Ges<strong>und</strong>heit bzw. P<strong>at</strong>hologie eingehend untersucht. Im<br />

Zentrum ihrer Überlegungen steht das Konzept der Mentalisierungsfähigkeit. Darunter verstehen<br />

die Autoren die Fähigkeit „[of] reflecting on the contents of other’s minds, and to having<br />

knowledge of one’s own intentions, derives and thoughts“ (Fonagy/Gergely/Target 2007:<br />

297). Lesen zu können, was im Geist oder in der Psyche eines anderen Menschen vorgeht, sei<br />

gr<strong>und</strong>legend, nicht nur um andere <strong>und</strong> auch sich selbst zu verstehen, sondern die Voraussetzung<br />

für die Entwicklung eines stabilen mentalen Selbst <strong>und</strong> somit für psychische Ges<strong>und</strong>heit<br />

im Allgemeinen (vgl. Fonagy/Target 2005: 264f.; Fonagy/Target 2006: 362ff.). Im Zusammenhang<br />

mit den Überlegungen der vorliegenden Arbeit kann die Mentalisierungsfähigkeit<br />

daher als Schutzfaktor angesehen werden. Diese Fähigkeit sei, wie Fonagy <strong>und</strong> seine MitarbeiterInnen<br />

darlegen, nicht angeboren, sondern werde in einer förderlichen Interaktion mit<br />

primären Bezugspersonen erworben (vgl. Fonagy/Target 2006, 360ff.). Voraussetzung dafür<br />

sei, wie die AutorInnen betonen, dass diese Bindungspersonen selbst in der Lage sind, das<br />

psychische Erleben des Kindes zu verstehen <strong>und</strong> angemessen darauf zu reagieren (vgl. Fonagy<br />

u.a. 2008: 291f.). Das Verhalten der Bezugspersonen fungiere als Spiegel des konstitutionellen<br />

Selbst des Kindes, das sein von der Mutter gespiegeltes Selbstbild als Kern seiner sich<br />

daraus herausbildenden Selbststruktur in sich aufnehme (vgl. Fonagy u.a. 2008: 322). Die<br />

AutorInnen betonen in diesem Zusammenhang die Rolle einer fördernden, einfühlsamen <strong>und</strong><br />

unterstützenden sozialen Umgebung für die zunehmende Fähigkeit der Unterscheidung inneren<br />

Erlebens von äußerer Realität, wobei auch der sensible Umgang mit den Äußerungen des<br />

Kindes im Spiel hervorgehoben wird (vgl. Fonagy/Target 2006: 370). Hier wird die Parallele<br />

zur Bedeutung des V<strong>at</strong>ers im Spiel mit dem Kind in der Bindungstheorie deutlich, auf die<br />

nachfolgend noch näher eingegangen wird.<br />

Fonagy legt in seinem Werk einen großen Schwerpunkt auf die Erforschung der Auswirkungen<br />

inadäqu<strong>at</strong>en elterlichen Umgangs mit den kindlichen Affektäußerungen bis hin zu Misshandlungen<br />

<strong>und</strong> Traum<strong>at</strong>isierungen von Seiten der primären Bezugspersonen. Durch diese<br />

Erfahrungen werde die Entwicklung der Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung sowie zur Affektkontrolle<br />

untergraben, was – abhängig von der Schwere der erlittenen neg<strong>at</strong>iven Erfahrungen<br />

von Seiten der Eltern – zu einer Vulnerabilität für spätere Traum<strong>at</strong>isierungen bis hin zu<br />

schweren Persönlichkeitsstörungen führen könne. Zu einer ähnlichen Einschätzung der Be-<br />

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deutung primärer Bezugspersonen <strong>und</strong> der Interaktionen mit diesen kommt auch die Bindungstheorie.<br />

Sie wurde von John Bowlby, einem Psychoanalytiker, in Zusammenarbeit mit<br />

Mary Ainsworth entwickelt (vgl. Holmes 2006: 43f.). Er führte an der Londoner Tavistock<br />

Clinic system<strong>at</strong>ische Beobachtungen von Kindern <strong>und</strong> ihren Eltern durch <strong>und</strong> entdeckte dabei<br />

schließlich vier verschiedene Bindungsmuster der Kinder zu ihren Eltern, in erster Linie zu<br />

den Müttern: sicher, unsicher-ambivalent, unsicher-vermeidend <strong>und</strong> desorganisiert/desorientiert<br />

3 (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 132ff.). Ein von Geburt an vorhandenes<br />

Bindungsstreben sichere, wie Bowlby ausführt, Schutz, Zuwendung <strong>und</strong> Beistand durch die<br />

Eltern (vgl. Bowlby 2006: 98). Für unser Forschungsvorhaben von besonderem Interesse ist<br />

Bowlbys Hinweis, dass die Bindung zu diesen Personen bis weit ins Erwachsenenleben bestehen<br />

bleibt (vgl. Bowlby 2006: 98), sowie verschiedene Ergebnisse der empirischen Bindungsforschung,<br />

die eine Tendenz zur Beibehaltung des in der frühen Kindheit erworbenen Bindungsstils<br />

sowie zu in Beziehung zu den jeweiligen Personen des jeweilige Bindungsmusters<br />

nahelegen (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 65ff.).<br />

Obwohl das Bindungsbedürfnis schon im Menschen angelegt sei <strong>und</strong> dem Überleben sowie<br />

der Arterhaltung diene (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 76f.), spielen zwischenmenschliche<br />

Beziehungen Bowlby zufolge „eine wichtigere Rolle als Instinkt oder genetische Ausst<strong>at</strong>tung“<br />

(Bowlby 2006: 130). Diese These ist für die Bindungstheorie insgesamt gr<strong>und</strong>legend, denn<br />

die vier verschiedenen Bindungsmuster sind, so Bowlby, „das Ergebnis unterschiedlicher Interaktionsmuster“<br />

(Bowlby 2006: 130f.) zwischen Eltern <strong>und</strong> ihren Kindern. Welches Bindungsmuster<br />

aber das Kind ausbildet, sei nicht gleichgültig: Unsichere <strong>und</strong> desorganisierte<br />

Bindungsmuster korrelieren bindungstheoretischen Forschungsergebnissen zufolge eng mit<br />

Entwicklungs<strong>pro</strong>blemen des Kindes, wie Verhaltensauffälligkeiten oder gar späteren psychischen<br />

Erkrankungen (vgl. Bowlby 2006: 177ff.).<br />

Zentrale Bedeutung hinsichtlich der Ausbildung der verschiedenen Bindungsmuster – <strong>und</strong> in<br />

der Folge auch für die psychische Entwicklung – wird, wie Holmes ausführt, der Beziehung<br />

<strong>und</strong> den Interaktionen zwischen dem Kind <strong>und</strong> seiner Mutter zugemessen (vgl. Holmes 2006:<br />

130ff.). Der bedeutende Einfluss, den vor allem mütterliche Feinfühligkeit auf die Bindungssicherheit<br />

habe, werde, so der Autor, auch durch Langzeitstudien belegt. Dabei spiele es eine<br />

gewichtige Rolle, wie die Mütter auf die Äußerungen des Kindes reagieren – ob <strong>und</strong> wie sie<br />

diese trösten, anschauen, mit ihnen reden, sie halten oder mit ihnen spielen; ob sie sie ignorie-<br />

3 An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass eine ausführliche Darstellung der einzelnen Bindungsmuster<br />

sowie ein detaillierteres Eingehen auf die Entwicklung <strong>und</strong> Erkenntnisse der Bindungstheorie im Rahmen<br />

der vorliegenden Arbeit nicht möglich ist. Daher werden die für unser Forschungsinteresse relevanten Aspekte<br />

herausgegriffen <strong>und</strong> in knapper Form erläutert.<br />

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en, unvorhersehbar agieren oder sich ihnen aufdrängen (vgl. Holmes 2006: 131f.). Vor allem<br />

der Umgang der Mutter mit den Bindungs- <strong>und</strong> Explor<strong>at</strong>ionsbedürfnissen des Kindes sei von<br />

großer Bedeutung, wie Grossmann <strong>und</strong> Grossmann ausführlich darlegen (Grossmann/Grossmann<br />

2006: 114ff.). Trotz ihrer unterschiedlicher Blickwinkel werden hier die<br />

Parallelen zwischen Fonagys Mentalisierungskonzept <strong>und</strong> der Bindungstheorie deutlich: In<br />

beiden Ansätzen wird der gewichtige Einfluss der Fähigkeit (vor allem) der Mutter, sich einfühlsam<br />

auf die Gefühlswelt ihres Kindes einzulassen, seine Bedürfnisse zu erkennen <strong>und</strong><br />

angemessen zu stillen, sowie adäqu<strong>at</strong> auf seine Äußerungen zu reagieren, hervorgehoben.<br />

2.3 Die Bedeutung des V<strong>at</strong>ers für die Ausbildung von Resilienz<br />

Wie den bisherigen Ausführungen zu entnehmen ist, wird in den vorgestellten theoretischen<br />

Konzepten der Mutter <strong>und</strong> der Art der Beziehung zwischen ihr <strong>und</strong> ihrem Kind überragende<br />

Bedeutung für dessen Entwicklung zugemessen. Dies ist kein Zufall, sondern zum Teil darauf<br />

zurückzuführen, dass in der Wissenschaft, wie in der klassischen Psychoanalyse, jedoch auch<br />

in der Entwicklungspsychologie <strong>und</strong> in der Bindungstheorie lange Zeit die Rolle des V<strong>at</strong>ers<br />

vernachlässigt <strong>und</strong> die Bedeutung der Mutter für die psychische Entwicklung des Kindes hervorgehoben<br />

wurde (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 604f.; Seiffge-Krenke 2012: 148ff.).<br />

Dieses Kapitel soll dazu dienen, die Rolle des V<strong>at</strong>ers in den vorgestellten Theorien näher zu<br />

beleuchten <strong>und</strong> auf seine Bedeutung für die Ausbildung von Resilienz einzugehen.<br />

In der empirischen Bindungsforschung wurde der V<strong>at</strong>er als Bindungsperson lange außer Acht<br />

gelassen, da er im Vergleich seiner in empirischen Untersuchungen gewonnenen Werte in<br />

Bezug auf Fürsorglichkeit <strong>und</strong> Feinfühligkeit, als auch bezüglich Qualität <strong>und</strong> Stabilität der<br />

Bindungsbeziehung zum Kind im Vergleich zur Mutter schlechter abschnitt (vgl. Grossmann/Grossmann<br />

2006: 604f.). Neuere Untersuchungen jedoch weisen darauf hin, dass den<br />

Vätern für die Entwicklung von Bindungssicherheit entscheidende Bedeutung zukommt (vgl.<br />

Grossmann/Grossmann 2006: 185ff.). Selbst zu einer Zeit, als eine traditionelle Rollenverteilung<br />

der Geschlechter, in welcher die Mütter sehr viel stärker mit der Kindererziehung befasst<br />

waren als die Väter, noch sehr weit verbreitet war, h<strong>at</strong>ten die beobachteten Kinder eine erkennbare<br />

Bindung zu ihren Vätern (vgl. Grossmann/Grossmann 1991). Die AutorInnen<br />

schreiben dem V<strong>at</strong>er keinen geringeren, jedoch einen anders gewichteten Einfluss auf die<br />

psychische Entwicklung als der Mutter zu. Seine Bedeutung für die Entwicklung von psychischer<br />

Sicherheit erlange er vor allem in der Spielbeziehung durch seine „Unterstützung <strong>und</strong><br />

Herausforderung der Explor<strong>at</strong>ionen des Kindes“ im gemeinsamen Spiel, wobei sich seine<br />

Einfühlsamkeit <strong>und</strong> sein Engagement förderlich auf die Bindungsqualität zwischen V<strong>at</strong>er <strong>und</strong><br />

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Kind auswirken (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 242), sowie darüber hinaus auf das<br />

„Selbstvertrauen in neuen, herausfordernden Situ<strong>at</strong>ionen“ (Grossmann/Grossmann 2006:<br />

231). Der förderliche väterliche Einfluss auf die psychische Entwicklung mache sich, wie von<br />

den AutorInnen hervorgehoben wird, auch noch im jungen Erwachsenenalter deutlich bemerkbar:<br />

„Die Einflüsse väterlicher Spielfeinfühligkeit auf sein Kind zeigten sich bis zum<br />

Alter von 22 Jahren (…) Jugendliche mit einem feinfühlig unterstützenden V<strong>at</strong>er wurden auch<br />

von anderen als kompetent, kre<strong>at</strong>iv, mutig <strong>und</strong> angemessen selbstbewußt eingeschätzt.“<br />

(Grossmann/Grossmann 2006: 604f.). Aus den obigen Ausführungen kann gefolgert werden,<br />

dass sowohl feinfühliges, als auch herausforderndes Verhalten von Seiten der Väter die Resilienz<br />

des Kindes stärkt. Auch aus entwicklungspsychologischer Perspektive wird dieser Aspekt<br />

väterlichen Einflusses betont: Seiffge-Krenke hebt ebenso die Wichtigkeit väterlicher<br />

„Spielfeinfühligkeit“ hervor, die eine sichere Basis für die Explor<strong>at</strong>ion schaffe, die wiederum<br />

von väterlicher Seite durch aggressive Herausforderung gefördert werde (vgl. Seiffge-Krenke<br />

2012: 154). Die Autorin legt dabei den Schwerpunkt eines förderlichen Bindungsverhaltens<br />

des V<strong>at</strong>ers auf Aktivität <strong>und</strong> Aggression: „Der väterliche Fokus auf körperlicher Aktivität,<br />

Spiele <strong>und</strong> Regeln h<strong>at</strong> große Bedeutung für die körperliche, emotionale <strong>und</strong> Kompetenzentwicklung<br />

der Kinder (…) In der T<strong>at</strong> gehört der Umgang mit Aggression zu den Funktionen,<br />

die Kinder u. a. in ihrer Beziehung zu ihrem V<strong>at</strong>er lernen können, sowohl bei den Tobespielen<br />

<strong>und</strong> aufregenden Erk<strong>und</strong>ungen als auch in der Rivalität <strong>und</strong> im Wettstreit, etwa bei Sport <strong>und</strong><br />

Spiel“ (Seiffge-Krenke 2012: 153f.). Dies fördere die Fähigkeit des/der Heranwachsenden zur<br />

Regul<strong>at</strong>ion neg<strong>at</strong>iver Emotionen (vgl. Seiffge-Krenke 2012: 154). Die Autorin betont jedoch<br />

die Schwierigkeit des adäqu<strong>at</strong>en Umgangs mit Aggression: Zwar seien autoritäre Erziehungsstile<br />

<strong>und</strong> die Anwendung körperlicher Gewalt von väterlicher Seite insgesamt zurückgegangen,<br />

jedoch psychologisches Kontrollverhalten an deren Stelle getreten: Liebesentzug, Abwertung,<br />

Überladung mit Verantwortung oder Schuld <strong>und</strong> Betonung kindlichen Versagens<br />

schade massiv der Ausbildung von Identität <strong>und</strong> Selbstbewusstsein auf Seiten des Kindes. Die<br />

Orientierung des „liebevollen V<strong>at</strong>ers“ an der Mutter-Kind-Bindung erschwere es darüber hinaus,<br />

„einen ‚normalen Umgang‘ mit Aggression zu entwickeln“ (Seiffge-Krenke 2012: 153).<br />

Seite 22


3 Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Resilienz ein Phänomen beschreibt, bei dem ein<br />

Mensch wider allen Erwartungen <strong>und</strong> trotz schwieriger Lebensumstände eine „normale“ Entwicklung<br />

durchläuft <strong>und</strong> zu einem psychisch ges<strong>und</strong>en Menschen heranwächst. Zum Thema<br />

Resilienz, auch bezeichnet als „psychische Widerstandsfähigkeit“, gibt es bereits zahlreiche<br />

Forschungsergebnisse <strong>und</strong> auf deren Gr<strong>und</strong>lage weiterentwickelte Modelle. Die vorliegende<br />

Arbeit stützt sich auf das Schutzfaktorenkonzept, dem zufolge das Einwirken von <strong>pro</strong>tektiven<br />

Faktoren eine positive Entwicklung <strong>und</strong> die Ausbildung von Resilienz fördert; diese förderliche<br />

Wirkung soll nachfolgend empirisch untersucht werden. Im Kapitel „Kindheit“ wurden<br />

entwicklungspsychologische, bindungstheoretische <strong>und</strong> psychoanalytische Modelle diskutiert,<br />

welche die Annahme, dass eine positiv erlebte Kindheit <strong>und</strong> positive Erfahrungen innerhalb<br />

der Familie die Ausbildung von Resilienz unterstützen, vertreten.<br />

Der nun folgende Abschnitt widmet sich der empirisch-quantit<strong>at</strong>iven Untersuchung des Zusammenhangs<br />

zwischen einer als positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> der psychischen Widerstandskraft<br />

im jungen Erwachsenenalter.<br />

Seite 23


Empirischer Teil<br />

4 Empirische Erhebung<br />

Dieser Abschnitt der Arbeit beschäftigt sich mit dem empirischen Forschungs<strong>pro</strong>zess. Im<br />

Folgenden werden die Annahmen, auf welchen vorliegende Arbeit basiert, in Form von<br />

Hypothesen formuliert. Nach einer eingehenden Beschreibung des Instruments zur D<strong>at</strong>enerhebung<br />

wird der Prozess von der D<strong>at</strong>enerhebung über die D<strong>at</strong>enauswertung bis hin zur Auswertung<br />

der Ergebnisse genau dargestellt.<br />

4.1 Formulierung der Hypothesen<br />

Bei der Liter<strong>at</strong>urrecherche zum Thema Resilienz <strong>und</strong> in den Ausführungen im theoretischen<br />

Teil der vorliegenden Arbeit wurde deutlich, welchen enormen Einfluss die innerfamiliären<br />

Erfahrungen, insbesondere die Erfahrungen mit den Eltern, auf die psychische Entwicklung<br />

der Kinder haben <strong>und</strong> somit auch auf die Ausbildung des Persönlichkeitsmerkmals Resilienz.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird im Folgenden versucht, einen Zusammenhang zwischen den Erfahrungen<br />

innerhalb der Familie <strong>und</strong> der subjektiven Bedeutung der Familie mit Resilienz im<br />

jungen Erwachsenenalter zu finden.<br />

Speziell geht es darum, ob es eine positive oder neg<strong>at</strong>ive Erinnerung an die in der Kindheit<br />

gemachten innerfamiliären Erfahrungen gibt <strong>und</strong> wie diese Erinnerungen mit der Ausbildung<br />

von Resilienz zusammenhängen. Daraus resultiert die zentrale, die vorliegende Arbeit leitende<br />

Fragestellung:<br />

Gibt es einen Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong><br />

Resilienz bei jungen Erwachsenen?<br />

Von dieser Forschungsfrage ausgehend <strong>und</strong> unter Zugr<strong>und</strong>elegung des beschriebenen Schutzfaktorenmodells<br />

besteht die Annahme, dass die beiden Variablen positiv miteinander korrelieren.<br />

Folgende Hypothese <strong>und</strong> die dazugehörige Prüfhypothese werden daraus abgeleitet:<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> Resilienz bei jungen Erwachsenen.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> Resilienz bei jungen Erwachsenen.<br />

Anhand eines Fragebogens <strong>und</strong> der Auswertung der damit erhobenen D<strong>at</strong>en können diese<br />

Annahme <strong>und</strong> die davon abgeleiteten Hypothesen verifiziert bzw. falsifiziert werden.<br />

Seite 24


Nach Darstellung der Forschungsfrage <strong>und</strong> der daraus abgeleiteten Hypothesen soll im folgenden<br />

Kapitel das Forschungsinstrument beschrieben werden, das für die D<strong>at</strong>enerhebung<br />

herangezogen wurde.<br />

4.2 Das Forschungsinstrument<br />

In der Empirie gibt es verschiedene Forschungsmethoden <strong>und</strong> dazu gehörende Erhebungsinstrumente<br />

(vgl. Stier 1999: 161). Für den vorliegenden Sachverhalt bot sich eine schriftliche<br />

Befragung unter Eins<strong>at</strong>z eines Fragebogens als geeignete Methode an. Damit können die Einstellungen<br />

der ProbandInnen bestmöglich abgebildet werden, da bei einer Erhebung mittels<br />

Fragebogen mit standardisierten Fragen gearbeitet werden kann <strong>und</strong> somit allem ProbandInnen<br />

die gleichen Fragen in der gleichen Reihenfolge vorgelegt werden konnten. Damit kann<br />

eine hohe Vergleichsmöglichkeit erzielt werden (vgl. Stier 1999: 171). Weitere Vorteile, die<br />

für den Eins<strong>at</strong>z eines Fragebogens sprechen, werden im Folgenenden ausgeführt.<br />

Der Eins<strong>at</strong>z eines Fragebogens ist im Vergleich zu anderen Erhebungsmethoden mit einem<br />

wesentlich geringeren Aufwand verb<strong>und</strong>en, sei es in Hinsicht auf den Zeitaufwand oder die<br />

Kosten, vor allem dann, wenn eine rel<strong>at</strong>iv große Zahl an ProbandInnen befragt werden soll.<br />

Auch im Hinblick auf die Anonymität habe der Fragebogen im Vergleich zu anderen Erhebungsmethoden<br />

seine Vorteile, denn hier gilt die Zusicherung der Anonymität als glaubwürdiger.<br />

Des Weiteren werde ein hohes Maß an Objektivität gewährleistet. So entfallen zum<br />

Beispiel Antwortverzerrungen, die zum Beispiel aufgr<strong>und</strong> von Interviewerbeeinflussung verursacht<br />

werden können (vgl. Stier 1999: 198). Durch die Auswertung mit dem Software-<br />

Programm SPSS ist auch bei der D<strong>at</strong>enauswertung die Objektivität gewährleistet.<br />

Diesen Vorteilen stünden jedoch auch einige Nachteile gegenüber. An erster Stelle ist hier<br />

wieder im Vergleich mit anderen Methoden eine wesentlich höhere Ausfallquote zu nennen.<br />

Dies bezieht sich einerseits auf den Totalausfall, also der Fragebogen wird erst gar nicht ausgefüllt<br />

<strong>und</strong> landet im Papierkorb oder andererseits auf die mildere Form des Ausfalls als itemnon-response,<br />

das heißt, dass einzelne Fragen unbeantwortet bleiben. Außerdem könne es bei<br />

gewissen Fragen zu Verständnisschwierigkeiten kommen, die zum Beispiel während eines<br />

Interviews ausgeräumt werden können (vgl. Stier 1999: 198f.).<br />

Nachdem nun die theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen im Hinblick auf die Fragebogenerhebung vorgestellt<br />

wurden, wird im folgenden Teil auf die Entwicklung <strong>und</strong> Ausarbeitung des Fragebogens<br />

eingegangen.<br />

Seite 25


4.2.1 Die Entwicklung <strong>und</strong> Ausarbeitung des Fragebogens<br />

Wie bereits in der Einleitung erwähnt wurde, beschäftigt sich das ForscherInnenteam im Zuge<br />

eines Seminars mit dem Thema Resilienz bei jungen Erwachsenen; dabei wurde ein bereits<br />

bestehender Fragebogen für die D<strong>at</strong>enerhebung herangezogen <strong>und</strong> um einige Themengebiete<br />

<strong>und</strong> dafür ausgewählte Items erweitert.<br />

Der ursprüngliche Fragebogen bestand aus einer Frage zum Geschlecht der ProbandInnen,<br />

einigen Fragen zur Erhebung des Bildungsniveaus der ProbandInnen <strong>und</strong> einem Erhebungsinstrument<br />

zur Beforschung der Resilienz, nämlich der Resilienzskala RS-25 nach Wagnild <strong>und</strong><br />

Young 1993. Über das Bildungsniveau sollten Fragen zum Bildungsabschluss, zu den Schulnoten<br />

<strong>und</strong> zur derzeitigen Situ<strong>at</strong>ion Aufschluss geben. Dieser bereits bestehende Teil wurde<br />

um die Themengebiete krisenhafte Ereignisse, Ges<strong>und</strong>heit, familiäre Verhältnisse <strong>und</strong> sozioökonomischer<br />

St<strong>at</strong>us erweitert. Zu diesen Bereichen wurden jeweils einige Items entwickelt.<br />

Mit insgesamt 24 Items wurde versucht, die verschiedenen Themenbereiche bestmöglich abzudecken.<br />

Der folgende Fragebogenausschnitt gibt einen Überblick über die Items aus dem<br />

Bereich familiäre Verhältnisse, welche auch für die vorliegende Arbeit relevant sind.<br />

Abbildung 1: Fragebogenausschnitt_Familie<br />

Diese Resilienzskala erfasst die psychische Widerstandsfähigkeit einer Person im Hinblick<br />

auf Belastungen <strong>und</strong> krisenhaften Ereignisse. Resilienz wird dabei als Persönlichkeitsmerkmal<br />

aufgefasst, das anhand von 25 Items <strong>und</strong> einer sieben-stufigen Skala abgefragt <strong>und</strong> oper<strong>at</strong>ionalisiert<br />

werden soll. Die ursprünglich englischsprachige Version wurde von einem AutorInnen-Team<br />

r<strong>und</strong> um Schumacher in die deutsche Sprache übersetzt (vgl. Schumacher u.a.<br />

2004: 25f.). Diese deutschsprachige Version wurde in den Fragebogen der vorliegenden Arbeit<br />

aufgenommen. Die folgende Abbildung zeigt einen Ausschnitt der Resilienzskala.<br />

Seite 26


Abbildung 2: Fragebogenausschnitt_Resilienzskala<br />

Der gesamte Fragebogen umfasst drei Seiten, wo die oben erwähnten Themenbereiche abgefragt<br />

werden. Die meisten Items werden mit geschlossenen Fragen erhoben, das heißt, dass<br />

die ProbandInnen die für sie zutreffende Antwort unter bereits vorgegebenen Antworten ankreuzen<br />

(vgl. Stier 1999: 174). Bei den Fragen zum Geschlecht, zum höchsten Bildungsabschluss<br />

<strong>und</strong> zur derzeitigen Situ<strong>at</strong>ion werden Antwortmöglichkeiten vorgegeben, von denen<br />

sich die ProbandInnen eine Antwort aussuchen können. Die Frage zu den Schulnoten ist offen<br />

gestaltet, hier können die ProbandInnen ihre damaligen Schulnoten eintragen. Die zweite <strong>und</strong><br />

die dritte Seite des Fragebogens bilden die Items zu den oben erwähnten Themenbereichen,<br />

wie familiäre Verhältnisse, Ges<strong>und</strong>heit usw. <strong>und</strong> die Resilienzskala. Hier bilden die Antwortmöglichkeiten<br />

eine sieben-stufige R<strong>at</strong>ing-Skala. Wie oben in der Abbildung zu sehen ist,<br />

können die ProbandInnen in sieben Stufen von 0% bis 100% zustimmen oder nicht zustimmen.<br />

In der vorliegenden Arbeit wird Resilienz als ein Persönlichkeitsmerkmal verstanden, dass<br />

anhand einer Selbsteinschätzung gemessen wird. Daraus ergibt sich, dass die erhobenen D<strong>at</strong>en<br />

als subjektiv angesehen werden müssen.<br />

Nachdem die Entwicklung des Fragebogens aufgezeigt wurde, erfolgt nun im nächsten Kapitel<br />

die Beschreibung der Stich<strong>pro</strong>be. Des Weiteren wird kurz auf die Methode zur D<strong>at</strong>enauswertung<br />

eingegangen.<br />

Seite 27


4.3 Die Stich<strong>pro</strong>be<br />

Unser Forschungsinteresse richtet sich auf junge Erwachsene im Alter von 18-30 Jahren, <strong>und</strong><br />

zwar an solche, die in Österreich ihren Wohnort gemeldet haben <strong>und</strong> somit zur österreichischen<br />

Bevölkerung gezählt werden.<br />

Die Gr<strong>und</strong>gesamtheit setzt sich laut St<strong>at</strong>istik Austria (Stand 2012) wie folgt zusammen:<br />

Gesamt Männer Frauen<br />

Bevölkerungszahl 1.402.508 709.836 692.672<br />

Prozent 100% 50,6% 49,4%<br />

Tabelle 1: Stich<strong>pro</strong>be_Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

Die obige Tabelle zeigt eine Auflistung der österreichischen Jahresdurchschnittsbevölkerung<br />

im Alter von 18-30 Jahren aus dem Jahr 2012. Es wurde dabei eine Unterteilung zwischen<br />

Männern <strong>und</strong> Frauen vorgenommen. Im Jahr 2012 h<strong>at</strong>te Österreich 1.402.508 Einwohner zwischen<br />

18 <strong>und</strong> 30 Jahren, davon waren 49,4 Prozent weiblich <strong>und</strong> 50,6 Prozent männlich.<br />

Weiter unten, bei der Beschreibung der Stich<strong>pro</strong>be, wird darauf noch einmal Bezug genommen,<br />

indem die Stich<strong>pro</strong>be – also die Zahl der ProbandInnen die an der Befragung teilgenommen<br />

haben – mit der Gr<strong>und</strong>gesamtheit verglichen wird.<br />

4.4 Auswertungsmethode<br />

Die gewonnenen D<strong>at</strong>en werden mit Hilfe des St<strong>at</strong>istik<strong>pro</strong>gramms SPSS 20 ausgewertet. Die<br />

mittels Fragebogen erhobenen D<strong>at</strong>en wurden das Programm übertragen. Die D<strong>at</strong>en stellten<br />

sich darin als D<strong>at</strong>enm<strong>at</strong>rix dar. Jede Zeile steht für einen Fragebogen <strong>und</strong> jede Spalte steht für<br />

eine Variable. Für die Auswertung der Variablen werden Häufigkeitsverteilungen gerechnet.<br />

Es wird eine Faktorenanalyse durchgeführt um die verschiedenen Items zusammenzufügen<br />

<strong>und</strong> einen besseren Überblick zu erhalten. Danach wird nach Zusammenhängen (Korrel<strong>at</strong>ionen)<br />

zwischen einzelnen Items oder Variablen <strong>und</strong> dem Faktor Resilienz gesucht.<br />

Seite 28


5 Deskriptive St<strong>at</strong>istik<br />

5.1 Beschreibung der Stich<strong>pro</strong>be<br />

Mit Hilfe eines Fragebogens wurden insgesamt 1791 junge Erwachsene, also Männer <strong>und</strong><br />

Frauen im Alter zwischen 18 <strong>und</strong> 30 Jahren, befragt. Wobei 1788 Befragte ihre Geschlechtszugehörigkeit<br />

angaben, davon waren 1046 weiblich <strong>und</strong> 742 männlich. Das entspricht – werden<br />

nur die gültigen Antworten als Basis genommen – einer <strong>pro</strong>zentuellen Verteilung von<br />

58,4% zu 41,5%. Vergleicht man dies mit der Gr<strong>und</strong>gesamtheit, lassen sich leichte Unterschiede<br />

erkennen. Generell ist es zwar so, dass im Gegens<strong>at</strong>z zur Anzahl der ProbandInnen<br />

bei der Gr<strong>und</strong>gesamtheit der Anteil der Männer größer ist als jener der Frauen, trotzdem kann<br />

man hier von keiner enormen Abweichung sprechen.<br />

Gültige<br />

Häufigkeit Prozent Prozente<br />

Gültig weiblich 1046 58,4 58,5<br />

männlich 742 41,4 41,5<br />

Gesamt 1788 99,8 100,0<br />

Fehlend System 3 ,2<br />

Gesamt 1791 100,0<br />

Tabelle 2: Häufigkeit_Geschlecht<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

Häufigkeit<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

weiblich<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

Abbildung 3: Häufigkeit_Geschlecht<br />

Seite 29


5.2 Resilienz<br />

Der Fragebogenteil mit der Resilienzskala RS-25 gab 7 im Rang aufsteigende Antwortmöglichkeiten<br />

vor, wobei 1 für 0% Zustimmung <strong>und</strong> 7 für 100% Zustimmung fungierte. Alle<br />

Items sind positiv formuliert (siehe Tabelle 4) – je höher der angegebene Wert, desto höher<br />

der Grad der Resilienz. Durch die Möglichkeit, in Prozentangaben zu antworten, handelt es<br />

sich um intervallskalierte D<strong>at</strong>en, aus denen sich das arithmetische Mittel sowie Streuungsmaße<br />

ermitteln lassen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die für das Konstrukt<br />

„Resilienz“ berechneten Kennzahlen.<br />

N Gültig 1791<br />

Fehlend 0<br />

Mittelwert 5,5813<br />

Median 5,6667<br />

Modus 5,58<br />

Standardabweichung ,60055<br />

Spannweite 4,63<br />

Minimum 2,38<br />

Maximum 7,00<br />

Tabelle 3: Kennzahlen_Resilienz (ges.)<br />

Der kleinste aus allen Items der Resilinenzskala des Fragebogens errechnete Wert beträgt 2,38<br />

(für die Person mit dem geringsten Resilienzwert), der höchste 7 (für die Person mit dem<br />

höchsten Resilienzwert), was der höchsten Merkmalsausprägung am Fragebogen entspricht.<br />

Die Spannweite, „definiert als Differenz zwischen größtem <strong>und</strong> kleinstem Beobachtungswert<br />

des D<strong>at</strong>ens<strong>at</strong>zes“ (Assenmacher 2010: 87), beträgt somit 4,63. Das arithmetische Mittel der<br />

Resilienz, das aus den Angaben aller Befragten errechnet wurde, beträgt 5,58 <strong>und</strong> liegt somit<br />

über dem Skalenmittelpunkt (dieser beträgt 4). Da diese Maßzahl jedoch äußerst anfällig für<br />

Ausreißer ist (vgl. Assenmacher 2010: 74; Hornsteiner 2012: 41), wurden außerdem noch der<br />

Median <strong>und</strong> die Standardabweichung ermittelt.<br />

Der Median teilt einen D<strong>at</strong>ens<strong>at</strong>z in zwei beinahe gleich große Hälften, wobei „mindestens<br />

50% der Beobachtungen kleiner oder gleich <strong>und</strong> mindestens 50% aller Beobachtungen größer<br />

oder gleich“ dem Median sind (Assenmacher 2010: 67). Er beträgt hier 5,67 <strong>und</strong> weicht somit<br />

nur leicht vom arithmetischen Mittel ab, somit gibt es keine bemerkenswerten Ausreißer. Die<br />

Standardabweichung ist ein Streuungsmaß <strong>und</strong> dient dazu, „die Abweichung der Beobachtungswerte<br />

von einem Lagemaß [zu] beschreiben“ (Burksch<strong>at</strong>/Cramer/Kamps 2004: 162; Erg.<br />

Seite 30


A.H.). Sie beträgt im vorliegenden Fall 0,6. Das bedeutet, die Resilienzwerte der meisten befragten<br />

Personen liegen somit im Intervall von 5,58 ± 0,6, also zwischen 4,98 <strong>und</strong> 6,18. Die<br />

folgende Grafik gibt die Häufigkeitsverteilung der Resilienz in der Stich<strong>pro</strong>be anschaulich<br />

wieder.<br />

250<br />

200<br />

Häufigkeit<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

3,00<br />

4,00<br />

5,00<br />

Resilienz (ges.)<br />

6,00<br />

7,00<br />

Mittelwert =5,5813<br />

Std.-Abw. =0,60055<br />

N =1.791<br />

Abbildung 4: Häufigkeit_Resilienz (ges.)<br />

Seite 31


Deskriptive St<strong>at</strong>istik<br />

N Mittelwert Standardabweichung Varianz<br />

01. Wenn ich Pläne habe, verfolge ich sie auch. 1789 5,90 1,074 1,153<br />

02. Normalerweise schaffe ich alles irgendwie. 1787 5,95 1,049 1,099<br />

03. Ich kann mich eher auf mich selbst als auf<br />

Andere verlassen.<br />

04. Es ist mir wichtig, an vielen Dingen interessiert<br />

zu bleiben.<br />

1789 5,19 1,344 1,805<br />

1783 5,63 1,293 1,673<br />

05. Wenn ich muss, kann ich auch allein sein. 1790 5,62 1,567 2,456<br />

06. Ich bin stolz auf das, was ich schon geleistet<br />

habe.<br />

07. Ich lasse mich nicht so schnell aus der Bahn<br />

werfen.<br />

1791 5,97 1,202 1,444<br />

1789 5,45 1,296 1,678<br />

08. Ich mag mich. 1787 5,91 1,202 1,446<br />

09. Ich kann mehrere Dinge gleichzeitig bewältigen.<br />

1790 5,54 1,266 1,604<br />

10. Ich bin entschlossen. 1790 5,48 1,294 1,674<br />

11. Ich stelle mir selten Sinnfragen. 1783 3,87 1,780 3,168<br />

12. Ich nehme die Dinge wie sie kommen. 1788 5,14 1,422 2,022<br />

13. Ich kann schwierige Zeiten durchstehen, weil<br />

ich weiß, dass ich das früher auch schon geschafft<br />

habe.<br />

1778 5,65 1,247 1,554<br />

14. Ich habe Selbstdisziplin. 1786 5,32 1,422 2,021<br />

15. Ich behalte an vielen Dingen Interesse. 1786 5,51 1,239 1,535<br />

16. Ich finde öfter etwas, worüber ich lachen<br />

kann.<br />

17. Mein Glaube an mich selbst, hilft mir auch in<br />

harten Zeiten.<br />

18. In Notfällen kann man sich auf mich verlassen.<br />

19. Normalerweise kann ich eine Situ<strong>at</strong>ion aus<br />

mehreren Perspektiven betrachten.<br />

20. Ich kann mich auch überwinden, Dinge zu<br />

tun, die ich eigentlich nicht machen will.<br />

1790 6,21 1,020 1,040<br />

1788 5,52 1,238 1,533<br />

1787 6,45 ,877 ,769<br />

1785 5,61 1,185 1,405<br />

1790 5,27 1,314 1,726<br />

21. Mein Leben h<strong>at</strong> einen Sinn. 1784 6,26 1,135 1,288<br />

22. Ich beharre nicht auf Dingen, die ich nicht<br />

ändern kann.<br />

23. Wenn ich in einer schwierigen Situ<strong>at</strong>ion bin,<br />

finde ich gewöhnlich einen Weg heraus.<br />

24. In mir steckt genügend Energie, um alles zu<br />

machen, was ich machen muss.<br />

25. Ich kann es akzeptieren, wenn mich nicht alle<br />

Leute mögen.<br />

Gültige Werte (Listenweise) 1718<br />

1789 4,89 1,483 2,198<br />

1791 5,74 ,998 ,996<br />

1790 5,79 1,165 1,357<br />

1790 5,59 1,502 2,255<br />

Tabelle 4: Mittelwertverteilung_Resilienzskala RS-25 Items<br />

Seite 32


Die obige Tabelle listet die wichtigsten Kennzahlen jedes einzelnen Items der Resilienzskala<br />

noch einmal auf. Anhand der Mittelwerte ergibt sich ein ungefährer Eindruck hinsichtlich des<br />

Antwortverhaltens der befragten Personen. Die höchste Zustimmung drückten die Probanden<br />

im Durchschnitt zu Item 18 („In Notfällen kann man sich auf mich verlassen.“) aus, wie am<br />

arithmetischen Mittel von 6,45 zu erkennen ist. Auch die Streuung ist bei diesem Item im<br />

Vergleich zu anderen Items niedrig (Standardabweichung 0,877 bzw. Varianz 0,769), das<br />

heißt, die Einzelwerte stimmen in Rel<strong>at</strong>ion gesehen stark mit dem Mittelwert überein (vgl.<br />

Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 212). Die geringste Zustimmung erfolgte zu Item 11 („Ich stelle mir selten<br />

Sinnfragen.“) mit einem arithmetischen Mittel von 3,87, allerdings mit starken Abweichungen<br />

vom arithmetischen Mittel (Varianz von 3,17 <strong>und</strong> Standardabweichung von 1,78).<br />

Die meisten Beobachtungswerte liegen bei diesem Item also im Bereich 3,87 ± 1,78, d.h. zwischen<br />

den Werten 2,09 <strong>und</strong> 5,65.<br />

5.3 Resilienz nach Geschlecht<br />

Im Folgenden soll untersucht werden, ob es im Bezug auf die Resilienz geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede gibt. Folgende Tabelle gibt die Mittelwerte <strong>und</strong> Streuung getrennt nach<br />

Geschlecht wieder. Es zeigen sich sehr geringfügige Unterschiede im arithmetischen Mittel<br />

sowie beim Median <strong>und</strong> in der Standardabweichung. Die Mittelwerte liegen bei den Männern<br />

ein wenig höher <strong>und</strong> auch die Streuung ist geringfügig stärker (Standardabweichung 0,62 bei<br />

den Männern; 0,59 bei den Frauen). Die Person mit dem geringsten Resilienzwert von 2,38 ist<br />

weiblich.<br />

Deskriptive St<strong>at</strong>istik<br />

Geschlecht<br />

St<strong>at</strong>istik<br />

Resilienz (ges.) weiblich Mittelwert 5,5699<br />

Median 5,5833<br />

Standardabweichung ,58644<br />

Minimum 2,38<br />

Maximum 7,00<br />

Spannweite 4,63<br />

männlich Mittelwert 5,5968<br />

Median 5,7083<br />

Standardabweichung ,61960<br />

Minimum 2,79<br />

Maximum 7,00<br />

Spannweite 4,21<br />

Tabelle 5: Kennzahlen_Resilienz (ges.) <strong>und</strong> Geschlecht<br />

Seite 33


Die folgenden beiden Grafiken zeigen nochmals die Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern<br />

auf. Das linke Histogramm gibt die Häufigkeitsverteilung der weiblichen Befragten<br />

wieder, rechts findet sich die Verteilung der Männer. Insgesamt zeigt sich eine ähnliche<br />

Verteilung. Bei den Frauen konzentrieren sich die Werte etwas stärker im Bereich zwischen<br />

den Merkmalsausprägungen 5 <strong>und</strong> 6, bei den Männern um den Wert 6.<br />

von sex= weiblich<br />

von sex= männlich<br />

120<br />

100<br />

100<br />

80<br />

Häufigkeit<br />

80<br />

60<br />

Häufigkeit<br />

60<br />

40<br />

40<br />

20<br />

20<br />

0<br />

3,00<br />

4,00<br />

5,00<br />

Resilienz (ges.)<br />

6,00<br />

7,00<br />

Mittelwert =5,5699<br />

Std.-Abw. =0,58644<br />

N =1.046<br />

0<br />

4,00<br />

Resilienz (ges.)<br />

6,00<br />

Mittelwert =5,5968<br />

Std.-Abw. =0,6196<br />

N =742<br />

Abbildung 6: Häufigkeit_Resilienz (ges.)/Frauen<br />

Abbildung 5: Häufigkeit_Resilienz (ges.)/Männer<br />

5.4 Häufigkeiten des Items „Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.“<br />

In vorliegender Arbeit soll – gemäß der Hypothese – der Zusammenhang zwischen einer als<br />

positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Stärke von Resilienz untersucht werden. Daher wird nachfolgend<br />

das Item „Ich denke gerne an meine Kindheit zurück“ beschrieben.<br />

St<strong>at</strong>istiken<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.<br />

N Gültig 551<br />

Fehlend 1240<br />

Mittelwert 5,88<br />

Median 7,00<br />

Modus 7<br />

Standardabweichung 1,496<br />

Spannweite 6<br />

Minimum 1<br />

Maximum 7<br />

Tabelle 6: Kennzahlen_Item Kindheit<br />

Seite 34


An dieser Stelle sei nur kurz darauf hingewiesen, dass die T<strong>at</strong>sache, dass nur 551 TeilnehmerInnen<br />

(das sind 30,8% aller Befragten) dieses Item beantwortet haben, sich auf den Umstand<br />

zurückführen lässt, dass der dritte Teil des Fragebogen, also die Seite zu den Themengebieten<br />

wie Familie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit, erst nach Anlaufen der Studie hinzugefügt wurde. Das arithmetische<br />

Mittel liegt mit 5.88 sehr hoch, der Median liegt sogar bei 7,00, dem höchsten Wert auf<br />

der Skala, das bedeutet, mindestens die Hälfte der Befragten gab den Wert 7 an. Auch der<br />

Modus, der „am häufigsten auftretende Wert“ (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 211) zeigt an, dass die<br />

ProbandInnen dieses Item am häufigsten mit dem Wert 7 – der höchsten Merkmalsausprägung<br />

auf der Skala – beantwortet haben. In diesem Fall scheint es lohnenswert, die Antwortverteilung<br />

genauer anzusehen.<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.<br />

Gültige Kumulierte<br />

Häufigkeit Prozent Prozente Prozente<br />

Gültig 1 12 ,7 2,2 2,2<br />

2 13 ,7 2,4 4,5<br />

3 21 1,2 3,8 8,3<br />

4 47 2,6 8,5 16,9<br />

5 75 4,2 13,6 30,5<br />

6 104 5,8 18,9 49,4<br />

7 279 15,6 50,6 100,0<br />

Gesamt 551 30,8 100,0<br />

Fehlend System 1240 69,2<br />

Gesamt 1791 100,0<br />

Tabelle 7: Häufigkeit_Antwortverteilung beim Item Kindheit<br />

Die Häufigkeitsverteilung hebt nochmals den Median hervor. 279 von 551 ProbandInnen, das<br />

sind 50,6%, also mehr als die Hälfte, gaben den höchsten Wert auf der Skala an. Folgendes<br />

Histogramm gibt diese links-schiefe Verteilung der Antworten grafisch wieder.<br />

Seite 35


300<br />

250<br />

200<br />

Häufigkeit<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.<br />

Mittelwert =5,88<br />

Std.-Abw. =1,496<br />

N =551<br />

Abbildung 7: Häufigkeit_Item Kindheit<br />

5.5 Positiv erinnerte Kindheit nach Geschlecht<br />

Nachfolgend soll untersucht werden, inwieweit die Maßzahlen der männlichen <strong>und</strong> weiblichen<br />

ProbandInnen divergieren.<br />

Deskriptive St<strong>at</strong>istik<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

Geschlecht<br />

St<strong>at</strong>istik<br />

weiblich Mittelwert 5,88<br />

Median 7,00<br />

Varianz 2,493<br />

Standardabweichung 1,579<br />

Minimum 1<br />

Maximum 7<br />

Spannweite 6<br />

männlich Mittelwert 5,88<br />

Median 6,00<br />

Varianz 1,819<br />

Standardabweichung 1,349<br />

Minimum 1<br />

Maximum 7<br />

Spannweite 6<br />

Tabelle 8: Kennzahlen_Item Kindheit <strong>und</strong> Geschlecht<br />

Seite 36


Das arithmetische Mittel liegt bei Männern <strong>und</strong> Frauen gleich hoch, nämlich bei 5.88. Die<br />

beiden Gruppen weichen jedoch deutlich im Median voneinander ab. Bei den Probandinnen<br />

liegt er bei 7 (dem höchsten Wert), bei den Probanden bei 6. Auch bei der Dispersion gibt es<br />

Unterschiede. Die Varianz – „die mittlere quadr<strong>at</strong>ische Abweichung der Einzelwerte vom<br />

arithmetischen Mittel“ (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 228) – liegt bei den Frauen mit 2,49 eindeutig<br />

über dem Wert der Männer mit 1,82. Das bedeutet, im Bereich der häufigsten Antworten<br />

streuen die Angaben der Frauen etwas weiter als die der Männer. In beiden Gruppen wurden<br />

die Merkmalsausprägungen 1 <strong>und</strong> 7 angegeben, die Spannweite beträgt daher bei Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen gleichermaßen 6.<br />

6 Dimensionsreduktion<br />

6.1 Faktorenanalyse<br />

Bei der Faktorenanalyse handelt es sich um ein „d<strong>at</strong>enreduzierendes Verfahren“<br />

(Bortz/Schuster 2010: 387), „das die Variablen gemäß ihrer korrel<strong>at</strong>iven Beziehungen in wenige,<br />

voneinander unabhängige Variablengruppen ordnet (…) Mit der Faktorenanalyse können<br />

Variablen gemäß ihrer korrel<strong>at</strong>iven Beziehungen in voneinander unabhängige Gruppen<br />

klassifiziert werden (…) Das Ergebnis der Faktorenanalyse sind wechselseitig von einander<br />

unabhängige Faktoren, die die Zusammenhänge zwischen den Variablen erklären“<br />

(Bortz/Schuster 2010: 386). Sie dient, wie Bortz <strong>und</strong> Döring ausführen, der Überprüfung der<br />

Dimensionalität eines Erhebungsinstruments <strong>und</strong> <strong>pro</strong>duziert „<strong>pro</strong> Faktor für jedes Item eine<br />

sog. Faktorladung. Eindimensionalität liegt vor, wenn die Item-Interkorrel<strong>at</strong>ionen auf einen<br />

Faktor (…) reduziert werden können, auf dem sie hoch ‚laden‘ (d.h., mit dem sie hoch korrelieren).<br />

Der Faktor repräsentiert inhaltlich das ‚Gemeinsame‘, das in allen Items ausgedrückt<br />

wird <strong>und</strong> steht für das zu messende Konstrukt“ (Bortz/Döring 2006: 221).<br />

Die Faktorladung gibt, wie die Autoren erklären, das Ausmaß des Zusammenhangs zwischen<br />

dem einzelnen Item <strong>und</strong> dem Faktor an (Bortz/Döring 2006: 147). Die Ladungen können<br />

Werte zwischen -1 <strong>und</strong> +1 annehmen, wobei Werte gegen 0 eine niedrige Ladung angeben,<br />

+1 für eine hohe positive Ladung steht <strong>und</strong> -1 für eine hohe neg<strong>at</strong>ive. Im letzteren Fall sei es<br />

angebracht, die jeweilige Variable umzukodieren, um anschließende Berechnungen mit dem<br />

Faktor zu erleichtern. Außerdem seien Items mit niedrigen Ladungen aus dem Erhebungsinstrument<br />

auszuschließen, wie die Autoren unterstreichen (Bortz/Döring 2006:221). Was die<br />

Anzahl der zu extrahierenden Faktoren angeht, weisen die Autoren darauf hin, dass es keine<br />

Seite 37


festgelegte Richtlinie gibt. Sie sei abhängig von inhaltlichen Aspekten <strong>und</strong> der Interpret<strong>at</strong>ion<br />

durch den/die AnwenderIn (Bortz/Döring 2006: 221).<br />

Die Faktorenanalyse kann „entweder explor<strong>at</strong>iv (ohne vorangestellte Hypothese) oder konfirm<strong>at</strong>orisch<br />

(Überprüfung einer vorangestellten Hypothese)“ erfolgen (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013:<br />

547). Bortz <strong>und</strong> Döring schreiben insbesondere der explor<strong>at</strong>iven Faktorenanalyse einen „hohen<br />

heuristischen Wert“ zu, da für die isolierten Faktoren „inhaltlich sinnvolle Interpret<strong>at</strong>ionen<br />

zu finden“ seien, was sich inspirierend auf den gesamten Forschungs<strong>pro</strong>zess auswirke<br />

<strong>und</strong> zu neuen Hypothesen <strong>und</strong> Erkenntnissen führen könne (Bortz/Döring 2006: 378). Ob eine<br />

entsprechende Interpret<strong>at</strong>ion jedoch sinnvoll ist, hänge von der Deutungsperspektive ab, weshalb<br />

die Autoren eine Interpret<strong>at</strong>ion auf Basis einer eingehenden Auseinandersetzung mit theoretischen<br />

Überlegungen postulieren (vgl. Bortz/Döring 2006: 378).<br />

Im Anschluss an diese Überlegungen soll eine explor<strong>at</strong>ive Faktorenanalyse erfolgen, um die<br />

die D<strong>at</strong>enmenge zu reduzieren, die extrahierten Faktoren auf Basis der dieser Arbeit zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Liter<strong>at</strong>ur zu interpretieren <strong>und</strong> sich daraus ergebenden weiterführenden Fragestellungen<br />

nachzuspüren.<br />

6.1.1 Faktorenanalyse aus den unabhängigen Variablen<br />

Bestimmung der Faktorenanzahl<br />

Wie Janssen <strong>und</strong> La<strong>at</strong>z (2013: 556) ausführen, gibt es mehrere gängige Kriterien, um die Anzahl<br />

der Faktoren festzulegen. In vorliegender Arbeit soll dies mit Hilfe zweier st<strong>at</strong>istischm<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ischer<br />

Verfahren erfolgen, nämlich des Kaiser-Guttmann-Kriteriums, sowie des<br />

Scree-Tests.<br />

„Das Kaiser-Guttmann-Kriterium gibt an, wie viel der Gesamtvarianz durch den Faktor erklärt<br />

wird“ (Beer 2005: 155). Dabei sollten „nur Faktoren interpretiert werden, deren Varianz<br />

größer als 1 ist, denn nur in diesem Fall binden die Faktoren mehr Varianz als die ursprünglichen<br />

(…) Variablen. Faktoren, deren Eigenwerte kleiner oder gleich 1 sind, bleiben deshalb<br />

unberücksichtigt“ (Bortz/Schuster 2010: 415).<br />

Wie in folgender Tabelle ersichtlich, trifft dies im vorliegenden Fall für eine Faktorenanzahl<br />

von 1 bis 7 zu. Daraus lässt sich schließen, dass eine Zusammenfassung der Variablen zu<br />

mehr als 7 Faktoren nicht sinnvoll ist.<br />

Seite 38


Erklärte Gesamtvarianz<br />

Komponente Anfängliche Eigenwerte Summen von quadrierten Faktorladungen für<br />

Rotierte Summe der quadrierten Ladungen<br />

Extraktion<br />

Gesamt<br />

% der Vari-<br />

Kumulierte % Gesamt % der Varianz Kumulierte % Gesamt % der Vari-<br />

Kumulierte %<br />

anz<br />

anz<br />

1 5,666 23,607 23,607 5,666 23,607 23,607 3,622 15,091 15,091<br />

2 2,020 8,418 32,025 2,020 8,418 32,025 2,964 12,350 27,441<br />

3 1,987 8,280 40,305 1,987 8,280 40,305 2,495 10,395 37,836<br />

4 1,469 6,119 46,424 1,469 6,119 46,424 2,061 8,588 46,424<br />

5 1,223 5,097 51,521<br />

6 1,118 4,658 56,180<br />

7 1,092 4,551 60,731<br />

8 ,897 3,737 64,467<br />

9 ,852 3,550 68,018<br />

10 ,807 3,364 71,382<br />

11 ,778 3,241 74,623<br />

12 ,689 2,871 77,494<br />

13 ,673 2,803 80,297<br />

14 ,645 2,689 82,986<br />

15 ,577 2,405 85,391<br />

16 ,539 2,244 87,635<br />

17 ,518 2,158 89,794<br />

18 ,488 2,034 91,828<br />

19 ,435 1,812 93,640<br />

20 ,410 1,708 95,348<br />

21 ,355 1,481 96,829<br />

22 ,344 1,433 98,262<br />

23 ,252 1,050 99,312<br />

24 ,165 ,688 100,000<br />

Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse.<br />

Tabelle 9: erklärte Gesamtvarianz<br />

„Ein Scree-Plot ist die Darstellung der Eigenwerte in einem Diagramm, geordnet in abfallender<br />

Reihenfolge“ (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 557). Wie Bortz <strong>und</strong> Schuster ausführen, sind die Eigenwerte,<br />

die vor dem Knick liegen, für die Festlegung einer Faktorenanzahl relevant (vgl.<br />

Bortz/Schuster 2010: 416). Im vorliegenden Fall befindet sich ein solcher Knick bei Faktor 7,<br />

Faktor 4 sowie Faktor 3.<br />

Seite 39


Abbildung 8: Screeplot<br />

Unter Berücksichtigung inhaltlicher <strong>und</strong> theoretischer Überlegungen wurde auf Basis dieser<br />

beiden Kriterien ein 4-Faktoren-Modell gewählt. Eine Reliabilitätsanalyse mit Cronbachs<br />

Alpha als Reliabilitätskoeffizienten soll anschließend darüber Auskunft geben, ob das 4-<br />

Faktoren-Modell eine sinnvolle K<strong>at</strong>egorisierung darstellt.<br />

Komponente<br />

1 2 3 4<br />

a16. Eine gute Beziehung zu meiner Familie ist mir wichtig. ,872<br />

a19. Familie ist mir wichtig. ,819<br />

a18. Meine Familie ist für mich da. ,760<br />

a14. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter. ,664<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück. ,573<br />

a15. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem V<strong>at</strong>er. ,506<br />

a12. Kontakt zu Tieren tut mir gut.<br />

a5. Ich war betroffen von Gewalterfahrungen. ,668<br />

a6. Ich war betroffen von Diskriminierungen / Mobbing. ,643<br />

a7. Ich war betroffen von Todesfällen. ,615<br />

a4. Ich war betroffen von Trennungen / Scheidungen. ,597<br />

a2. Ich war betroffen von häufigen / belastenden Berufswechsel. ,508<br />

Seite 40


a3. Ich war betroffen von längerfristiger Arbeitslosigkeit. ,452<br />

a1. Ich war betroffen von häufigen / belastenden Schulwechsel. ,437<br />

a10. Ich fühle mich fit. ,850<br />

a9. Ich fühle mich ges<strong>und</strong>. ,812<br />

a13. Ich bin zufrieden. ,573<br />

a8. Ich fühle mich durch Krankheit belastet. ,424 -,528<br />

a11. Ich betreibe Sport. ,527<br />

a21. Ich verfüge über ausreichend finanzielle Mittel. ,794<br />

a22. Ich habe Geldsorgen. -,603<br />

a23. Ich bin vermögend. ,592<br />

a24. Ich bin in finanziell stabilen Verhältnissen aufgewachsen. ,556<br />

a20. Meine Kindheit habe ich auf dem Land verbracht.<br />

Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse.<br />

Rot<strong>at</strong>ionsmethode: Varimax mit Kaiser-Normalisierung.<br />

a Die Rot<strong>at</strong>ion ist in 6 Iter<strong>at</strong>ionen konvergiert.<br />

Tabelle 10: Rotierte Komponentenm<strong>at</strong>rix_4-Faktoren-Modell<br />

In obiger Tabelle lässt sich ablesen, welchem Faktor die einzelnen Items aufgr<strong>und</strong> der Höhe<br />

ihrer Ladung in den jeweiligen Komponenten zuzuordnen sind. Der Wert der Faktorenladung<br />

gibt an, wie viel das Item zur Korrel<strong>at</strong>ion innerhalb des Faktors beiträgt (Bortz/Döring 2006:<br />

147f.). Werte unter 0,4 wurden – da sie nicht in die Kohärenz des Faktors passen – aus der<br />

Ansicht in der obigen Tabelle ausgeschlossen, um die Zuordnung der einzelnen Items zu einem<br />

Faktor übersichtlicher zu gestalten. Jeder Faktor enthält mindestens 4 Items, was als<br />

Hinweis auf die Brauchbarkeit des 4-Faktoren-Modells gewertet werden kann.<br />

Folgende Zuordnung der einzelnen Items lässt sich anhand der obigen Tabelle vornehmen:<br />

Faktor 1: Items a16, a19, a18, a14, a17, a15<br />

Faktor 2: Items a5, a6, a7, a4, a2, a3, a1<br />

Faktor 3: Items a10, a9, a13, a8, a11<br />

Faktor 4: Items a21, a22, a23, a24<br />

Die Items a12 <strong>und</strong> a20 tragen zu keinem der extrahierten Faktoren entscheidend bei <strong>und</strong> fallen<br />

bei dem vorliegenden 4-Faktoren-Modell heraus.<br />

Das Item a8 liefert einen Beitrag zu zwei der vier Komponenten, nämlich zu Faktor 2 sowie<br />

zu Faktor 3, lädt aber höher in Faktor 3 <strong>und</strong> wird daher diesem zugeordnet.<br />

Seite 41


Die Ladungen der Items a8 <strong>und</strong> a22 enthalten ein neg<strong>at</strong>ives Vorzeichen, daher ist es sinnvoll,<br />

sie umzukodieren, damit der Faktor kohärenter <strong>und</strong> für weitere Berechnungen handhabbarer<br />

wird.<br />

Folgender Tabellenausschnitt (rotierte Komponentenm<strong>at</strong>rix) zeigt die Ladungen der genannten<br />

Items a8 <strong>und</strong> a22 nach der Umkodierung:<br />

Abbildung 9: rotierte Komponentenm<strong>at</strong>rix_Items a8 <strong>und</strong> a22 nach Umkodierung<br />

Nachfolgend soll eine inhaltlich sinnvolle Benennung der einzelnen Faktoren erfolgen:<br />

Faktor 1: familiärer St<strong>at</strong>us<br />

Faktor 2: krisenhafte Ereignisse<br />

Faktor 3: ges<strong>und</strong>heitlicher St<strong>at</strong>us<br />

Faktor 4: sozioökonomischer St<strong>at</strong>us<br />

6.1.2 Interpret<strong>at</strong>ion der errechneten Faktoren<br />

Durch die Zuordnung der Items in der obigen Tabelle wurden die bei der Konstruktion des<br />

Fragebogens <strong>und</strong> der Itemerstellung angestellten inhaltlichen <strong>und</strong> theoretischen<br />

Vorüberlegungen zum Großteil bestätigt. Im theoretischen Teil der vorliegenden Arbeit wurde<br />

auf Basis einschlägiger Liter<strong>at</strong>ur herausgearbeitet, in welchem Ausmaß <strong>und</strong> auf welche Art<br />

<strong>und</strong> Weise innerfamiliäre Erfahrungen <strong>und</strong> Erlebnisse der Kindheit förderlich oder hinderlich<br />

auf die Ausbildung von Resilienz wirken können. Dabei wurden verschiedene Theorien <strong>und</strong><br />

Konzepte dahingehend untersucht, welchen familiären Einflussfaktoren förderliche oder<br />

beeinträchtigende Wirkung zukommt <strong>und</strong> wie diese als Schutz- oder Risikofaktoren wirksam<br />

werden können. Mittels obiger Faktorenanalyse konnte ein Faktor extrahiert werden, der auf<br />

die Bedeutung der Familie abstellt <strong>und</strong> der für die nähere Analyse der im Theorieteil<br />

postulierten Bedeutung innerfamiliärer Erfahrungen herangezogen werden kann. Es handelt<br />

sich um den Faktor 1 („familiärer St<strong>at</strong>us“), dem in der Faktorenanalyse die Items a14 bis a19<br />

zugeordnet wurden. Die nun anschließende Reliabilitätsanalyse soll über die Kohärenz der<br />

Seite 42


einzelnen Faktoren Aufschluss geben, sowie darüber, ob durch Herausnahme einzelner Items<br />

die Korrel<strong>at</strong>ion der Einzelindik<strong>at</strong>oren verbessert werden könnte (vgl. Bortz/Döring 2006:<br />

147).<br />

6.2 Reliabilitätsanalyse<br />

Reliabilitätsanalyse der 4 Faktoren aus den unabhängigen Variablen<br />

Die Reliabilitätsanalyse dient dazu, die Zuverlässigkeit bzw. Messgenauigkeit eines aus<br />

mehreren gleichwertigen Messungen additiv zusammengefassten Messinstruments zu prüfen<br />

(vgl. Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 577ff.). In unserem Fall handelt es sich dabei um die jeweiligen, im<br />

obigen Abschnitt extrahierten Faktoren, denen mehrere miteinander inhaltlich verwandte,<br />

korrelierende Items zugeordnet wurden.<br />

„Cronbachs Alpha ist eigentlich ein Koeffizient zur Beurteilung der Reliabilität der<br />

Gesamtskala. Wird allerdings der Koeffizient der Gesamtskala damit vergleichen, wie er<br />

ausfiele, wenn das St<strong>at</strong>ement gestrichen würde, gibt dies auch Aufschluss über die Qualität<br />

des St<strong>at</strong>ements. Und zwar ist ein St<strong>at</strong>ement dann besonders schlecht, wenn sich die<br />

Gesamtreliabilität verbessert“ (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 579). Somit dient die Reliabilitätsanalyse<br />

auch der Optimierung der ermittelten Faktoren.<br />

Im Folgenden sollen der mittels Faktorenanalyse extrahierte Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“, der –<br />

wie bereits dargelegt – für das eingangs vorgestellte Forschungsvorhaben auf Basis der<br />

analysierten Liter<strong>at</strong>ur von besonderer Relevanz ist, hinsichtlich seiner Reliabilität untersucht,<br />

sowie dahingehend geprüft werden, ob die Gesamtreliabilität des Faktors durch die<br />

Streichung eines oder mehrerer Items verbessert werden könnte.<br />

Reliabilitätsst<strong>at</strong>istiken<br />

Cronbachs Alpha<br />

Anzahl der Items<br />

,823 6<br />

Tabelle 11: Cronbachs Alpha_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“<br />

In der obigen Tabelle wird die Gesamtreliabilität des Faktors „familiärer St<strong>at</strong>us“ mit einem<br />

Wert (Cronbachs Alpha) von 0,823 angegeben. Cronbachs Alpha kann Werte zwischen 0 <strong>und</strong><br />

1 annehmen, wobei 1 für vollständig gegebene Reliabilität, 0 hingegen für nicht vorhandene<br />

Reliabilität steht (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 581). Janssen <strong>und</strong> La<strong>at</strong>z (2013: 581) zufolge gibt es<br />

keine Konvention für die Annahme der Zuverlässigkeit einer Skala. Beer (2005: 158) jedoch<br />

Seite 43


nennt Werte um 0,9 als Anzeichen für „eine hohe innere Konsistenz des Faktors“ <strong>und</strong> Werte<br />

unter 0,5 als unbrauchbar. Ein Cronbachs Alpha-Wert von 0,823 steht diesen Angaben zufolge<br />

für eine hohe Konsistenz des Faktors „familiärer St<strong>at</strong>us“.<br />

Wie aus der folgenden Tabelle ersichtlich, würde sich die Gesamtreliabilität des Faktors jedoch<br />

noch weiter erhöhen, wenn das Item a15, „Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem V<strong>at</strong>er“,<br />

eliminiert würde. Cronbachs Alpha stiege nach der Streichung des Items von 0,823 auf<br />

ca. 0,832. Gegen die Eliminierung sprechen jedoch inhaltliche Gründe. Das Verhältnis zum<br />

V<strong>at</strong>er wird den theoretischen Erwägungen der AutorInnen der vorliegenden Arbeit zufolge –<br />

unter Verweis auf die im theoretischen Teil auf Basis der Liter<strong>at</strong>ur angestellten Überlegungen<br />

– als unverzichtbar für den Faktor „familiäre Verhältnisse“ angesehen.<br />

Item-Skala-St<strong>at</strong>istiken<br />

Skalenmittelwert,<br />

Skalenvarianz,<br />

Korrigierte Item-<br />

Cronbachs Alpha,<br />

wenn Item weg-<br />

wenn Item<br />

Skala-Korrel<strong>at</strong>ion<br />

wenn Item weg-<br />

gelassen<br />

weggelassen<br />

gelassen<br />

a14. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter. 30,72 25,670 ,635 ,786<br />

a15. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem V<strong>at</strong>er. 31,40 23,353 ,505 ,832<br />

a16. Eine gute Beziehung zu meiner Familie ist mir wichtig. 30,49 26,433 ,709 ,777<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück. 31,05 25,520 ,534 ,809<br />

a18. Meine Familie ist für mich da. 30,54 26,033 ,675 ,780<br />

a19. Familie ist mir wichtig. 30,43 27,803 ,639 ,792<br />

Tabelle 12: Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“_Skala-St<strong>at</strong>istiken<br />

7 Weiterführende Hypothesen/Überlegungen<br />

Im Zuge der Liter<strong>at</strong>uranalyse der vorliegenden Arbeit wurde die Bedeutung der Familie als<br />

Schutzfaktor in psychoanalytischen, bindungstheoretischen <strong>und</strong> entwicklungspsychologischen<br />

Theorien evident. Im Allgemeinen besteht, wie im theoretischen Teil dargelegt, bei den<br />

referierten AutorInnen darüber Konsens, dass positive Erfahrungen innerhalb des familiären<br />

Kontexts, insbesondere mit den primären Bezugspersonen, in förderlicher Weise auf die<br />

psychische Entwicklung <strong>und</strong> in der Folge auch auf die Ausbildung von Resilienz wirksam<br />

sind. Bei den primären Bezugspersonen handelt es sich zumeist um die Eltern. Wie in den<br />

Ausführungen des Theorieteils dargestellt wurde, spielt dabei die Beziehung zur Mutter eine<br />

besonders herausragende Rolle (Vgl. Grossmann/Grossmann 2006). In Forschungsarbeiten<br />

jüngeren D<strong>at</strong>ums jedoch wird auch dem V<strong>at</strong>er zunehmende Bedeutung für die psychische<br />

Seite 44


Entwicklung des Kindes zugemessen (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 185ff.; Seiffge-<br />

Krenke 2012: 148ff.).<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> eröffnen sich in Bezug auf die der Arbeit vorangestellte Hypothese,<br />

neue, weiterführende Fragestellungen. Allem voran soll im Anschluss an die Überprüfung der<br />

Haupthypothese untersucht werden, inwieweit sich der in obengenannten Theorien postulierte<br />

Einfluss der Familie als Schutzfaktor auf die Resilienz belegen lässt. Dabei erfolgt die<br />

Überprüfung auf Basis des Schutzfaktorenmodells, das davon ausgeht, dass positive<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Beziehungen innerhalb der Familie eine hohe Resilienz zur Folge haben,<br />

durch Überprüfung folgender gerichteter Unterhypothese, die folgendermaßen als Altern<strong>at</strong>iv<strong>und</strong><br />

Nullhypothese formuliert wird:<br />

Unterhypothesen:<br />

a) H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einem positiven familiären<br />

St<strong>at</strong>us <strong>und</strong> einer in der Erinnerung positiv erlebten Kindheit.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einem positiven familiären<br />

St<strong>at</strong>us <strong>und</strong> einer in der Erinnerung positiv erlebten Kindheit.<br />

Die Überprüfung erfolgt jedoch unter Zugr<strong>und</strong>elegung einiger Annahmen. Mit Ausnahme des<br />

Items a17 („Ich denke gerne an meine Kindheit zurück“) beziehen sich alle im Faktor „familiärer<br />

St<strong>at</strong>us“ enthaltenen Items auf die in der Gegenwart bestehende Situ<strong>at</strong>ion. Bei den Items<br />

a14 <strong>und</strong> a15 auf das derzeitige Verhältnis zu den Eltern; beim Item a18 auf die bestehende<br />

Bereitschaft der Familie, unterstützend <strong>und</strong> helfend einzugreifen; bei den Items a16 <strong>und</strong> a19<br />

auf die gegenwärtige Einstellung des/der ProbandIn gegenüber Familie allgemein bzw. der<br />

eigenen (Herkunfts)familie. Sollen nun die Familiensitu<strong>at</strong>ion bzw. innerfamiliäre Erfahrungen<br />

während der Kindheit als Einflussfaktoren auf die Ausbildung von Resilienz untersucht werden,<br />

liegen der Zuordnung dieser Items zum Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“, der die Basis dieser<br />

Untersuchung bildet, die Vermutungen zugr<strong>und</strong>e, dass positive Erfahrungen mit den Eltern in<br />

der Kindheit ein gutes Verhältnis zu ihnen im jungen Erwachsenenalter nach sich ziehen, <strong>und</strong><br />

dass neg<strong>at</strong>ive Erfahrungen dieses Verhältnis beeinträchtigen. Diese Annahmen werden beispielsweise<br />

auch durch die Untersuchungen von Grossmann & Grossmann bestätigt (vgl.<br />

Grossmann/Grossmann 2006: 386ff.). Auch wenn außerdem davon ausgegangen werden<br />

kann, dass die Items, die das gegenwärtige Verhältnis bzw. die gegenwärtige Einstellung zur<br />

Familie mit dem Item a17 „Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.“ hoch korrelieren, da<br />

ja eine hohe Korrel<strong>at</strong>ion gr<strong>und</strong>legend für die Faktorgenerierung bei der Faktorenanalyse ist,<br />

erscheint eine Überprüfung der Interkorrel<strong>at</strong>ionen sinnvoll. Ziel ist es, diesen spezifischen<br />

Seite 45


Zusammenhang nochmals genauer unter die Lupe zu nehmen <strong>und</strong> herauszufinden, welches<br />

der Items, die die jetzige Situ<strong>at</strong>ion abbilden, am stärksten mit einer glücklich erlebten Kindheit<br />

korreliert. Auch hier liegt den Überlegungen das Schutzfaktorenmodell zugr<strong>und</strong>e. Daher<br />

sollen die oben dargestellten Annahmen nachfolgend in Form weiterer (gerichteter) Unterhypothesen<br />

formuliert <strong>und</strong> anschließend überprüft werden.<br />

b) H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zur Mutter.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zur Mutter.<br />

c) H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zum V<strong>at</strong>er.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zum V<strong>at</strong>er.<br />

d) H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Wichtigkeit einer guten Beziehung zur eigenen Familie.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Wichtigkeit einer guten Beziehung zur eigenen Familie.<br />

e) H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Unterstützung durch die eigene Familie.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Unterstützung durch die eigene Familie.<br />

f) H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einer hohen Bedeutung von Familie.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einer hohen Bedeutung von Familie.<br />

An dieser Stelle soll nochmals darauf hingewiesen werden, dass es sich bei den Angaben der<br />

ProbandInnen um Selbsteinschätzungen handelt, die äußerst subjektiven Charakter haben <strong>und</strong><br />

nicht als Abbildung einer objektiven Realität gesehen werden können. Dies ergibt sich<br />

einerseits aus der N<strong>at</strong>ur des Gegenstandes (das psychische Erleben von Menschen) <strong>und</strong><br />

andererseits aus dem, für den vorliegenden Gegenstand, angemessene Erhebungsinstrument<br />

Seite 46


(in unserem Fall der Fragebogen, der von den ProbandInnen nach subjektivem Ermessen<br />

ausgefüllt wurde).<br />

8 Signifikanzniveau<br />

Für alle nachfolgenden Berechnungen soll die in den Sozialwissenschaften allgemein verbreitete<br />

5%ige Irrtumswahrscheinlichkeit gelten. Das bedeutet, Werte < 0,05 sind signifikant.<br />

9 Prüfung auf Normalverteilung<br />

In vorliegendem Kapitel soll für diejenigen Konstrukte, Faktoren <strong>und</strong> Items des Fragebogens,<br />

auf die sich unsere Hypothesen stützen, mittels Kolmogorov-Smirnov-Test geprüft werden,<br />

ob es sich bei der jeweiligen Verteilung um eine Normalverteilung oder sogenannte<br />

„Gauß’sche Verteilung“ (Benesch 2006: 18) handelt. Dies dient nicht zuletzt dazu, um festzustellen,<br />

ob bei der anschließenden Hypothesenprüfung parametrische Testverfahren eingesetzt<br />

werden können, oder ob – für den Fall, dass keine Normalverteilung vorliegt – auf nonparametrische<br />

Verfahren zurückgegriffen werden muss (vgl. Hornsteiner 2012: 228).<br />

Kolmogorov-Smirnov(a)<br />

St<strong>at</strong>istik df Signifikanz<br />

Resilienz (ges.) ,065 539 ,000<br />

(3) Familiärer St<strong>at</strong>us ,199 539 ,000<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück. ,279 539 ,000<br />

a14. Ich habe ein gutes<br />

Verhältnis zu meiner Mutter.<br />

a15. Ich habe ein gutes<br />

Verhältnis zu meinem<br />

V<strong>at</strong>er.<br />

a16. Eine gute Beziehung<br />

zu meiner Familie ist mir<br />

wichtig.<br />

,335 539 ,000<br />

,256 539 ,000<br />

,402 539 ,000<br />

a18. Meine Familie ist für<br />

mich da. ,400 539 ,000<br />

a19. Familie ist mir wichtig.<br />

,418 539 ,000<br />

a Signifikanzkorrektur nach Lilliefors<br />

Tabelle 13: Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstest<br />

Seite 47


Die Überprüfung auf Normalverteilung ergab für alle Variablen das Vorliegen einer signifikant<br />

(0,00 < 0,05) von einer Normalverteilung abweichenden Verteilung. „Für die Normalverteilung<br />

gelten einige charakteristische Merkmale. Die Normalverteilung ist glockenförmig<br />

<strong>und</strong> symmetrisch. Der Abstand zwischen dem arithmetischen Mittel <strong>und</strong> dem zu einem Wendepunkt<br />

gehörenden x-Wert beträgt genau eine Standardabweichung. In den Bereich von ±<br />

einer Standardabweichung um das arithmetische Mittel fallen immer ca. 68% der Fälle der<br />

Verteilung“ (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 213). Wie die nachfolgenden Grafiken anhand der Variablen<br />

– die für die Beantwortung der Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit besonders relevant<br />

sind – deutlich veranschaulichen, sind diese Kriterien nicht erfüllt. Sie weisen eine mehr<br />

oder weniger ausgeprägte rechts-schiefe Verteilung auf. Daraus folgt, dass im Folgenden trotz<br />

des Intervallskalenniveaus der Merkmalsausprägungen aller überprüften Variablen keine parametrischen<br />

Rechenverfahren angewandt werden können, sondern auf non-parametrische<br />

Verfahren zurückgegriffen werden muss, die eine geringere Mächtigkeit aufweisen (vgl. Benesch<br />

2006: 72ff.).<br />

250<br />

300<br />

200<br />

250<br />

200<br />

Häufigkeit<br />

150<br />

Häufigkeit<br />

150<br />

100<br />

100<br />

50<br />

50<br />

0<br />

2,00<br />

4,00<br />

Resilienz (ges.)<br />

6,00<br />

Mittelwert =5,5813<br />

Std.-Abw. =0,60055<br />

N =1.791<br />

0<br />

0<br />

2<br />

4<br />

6<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.<br />

8<br />

Mittelwert =5,88<br />

Std.-Abw. =1,496<br />

N =551<br />

Abbildung 11: Normalverteilung_Resilienz (ges.)<br />

Abbildung 10: Normalverteilung_Item „Kindheit“<br />

Seite 48


250<br />

400<br />

200<br />

300<br />

Häufigkeit<br />

150<br />

Häufigkeit<br />

200<br />

100<br />

100<br />

50<br />

Mittelwert =5,53<br />

Std.-Abw. =1,856<br />

N =543<br />

Mittelwert =6,2<br />

Std.-Abw. =1,315<br />

N =549<br />

0<br />

0<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

a15. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem V<strong>at</strong>er.<br />

0<br />

0<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

a14. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter.<br />

Abbildung 12: Normalverteilung_Item „V<strong>at</strong>er“<br />

Abbildung 13: Normalverteilung_Item „Mutter“<br />

250<br />

200<br />

Häufigkeit<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Mittelwert =6,1549<br />

Std.-Abw. =0,99623<br />

N =552<br />

0<br />

1,00<br />

2,00<br />

3,00 4,00 5,00<br />

(3) Familiärer St<strong>at</strong>us<br />

6,00<br />

7,00<br />

Abbildung 14: Normalverteilung_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“<br />

Die Normalverteilungsprüfung weiterer Faktoren <strong>und</strong> Items, die für die nachfolgende Hypothesenprüfung<br />

relevant sind, erübrigt sich dadurch, denn weicht nur eine von zwei oder mehr<br />

Variablen bei der Korrel<strong>at</strong>ionsberechnung in ihrer Verteilung von einer Normalverteilung ab,<br />

muss auf non-parametrische Verfahren ausgewichen werden (Benesch 2006: 88ff.).<br />

Seite 49


10 Korrel<strong>at</strong>ionen<br />

Die Haupthypothese, auf die sich die vorliegende Arbeit stützt, postuliert einen signifikanten<br />

positiven Zusammenhang zwischen einer als glücklich erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Resilienz im<br />

jungen Erwachsenenalter. Diese Hypothese soll nachfolgend als erstes überprüft werden. Zum<br />

Eins<strong>at</strong>z kommt zu diesem Zweck das non-parametrische Rechenverfahren der Korrel<strong>at</strong>ion<br />

nach Spearman, da die Anwendung parametrischer Verfahren aufgr<strong>und</strong> der Verteilung der<br />

beiden Variablen (deren Korrel<strong>at</strong>ion untersucht werden soll) nicht in Frage kommt.<br />

Der „Begriff Korrel<strong>at</strong>ion bezeichnet nichts anderes als einen Zusammenhang zwischen Variablen“<br />

(Sedlmeier/Renkewitz 2013: 198). Die Korrel<strong>at</strong>ion dient unter Analyse von „Richtung,<br />

Stärke <strong>und</strong> Form des Zusammenhangs“ den Autoren zufolge dazu, die Beziehung zwischen<br />

diversen Merkmalen zu analysieren (vgl. Sedlmeier/Renkewitz 2013: 198).<br />

10.1 Überprüfung der Haupthypothese<br />

Berechnung der Korrel<strong>at</strong>ion zwischen der Variable „positiv erlebter Kindheit“ <strong>und</strong> „Resilienz“<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> der<br />

Resilienz junger Erwachsener.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> der<br />

Resilienz junger Erwachsener.<br />

Spearman-Rho<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

a17. Ich denke<br />

gerne an<br />

meine Kindheit<br />

zurück.<br />

Resilienz<br />

(ges.)<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,255(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 551 551<br />

Resilienz (ges.) Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,255(**) 1,000<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

Tabelle 14: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Resiliez (ges.)<br />

Sig. (2-seitig) ,000 .<br />

N 551 1791<br />

Mit einem Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizienten von ρ = 0,255 findet sich ein schwacher, positiver Zusammenhang<br />

zwischen der Prädiktorvariablen einer als positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> dem<br />

Kriterium der Resilienz junger Erwachsener. Mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 0,00 <<br />

Seite 50


0,05 ist der berechnete Zusammenhang mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% nicht auf den<br />

Zufall zurückzuführen, somit signifikant <strong>und</strong> darf auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit übertragen werden.<br />

Daher kann die Nullhypothese verworfen werden <strong>und</strong> die Altern<strong>at</strong>ivhypothese bleibt aufrecht.<br />

Es gibt einen signifikanten, schwachen positiven Zusammenhang zwischen einer als glücklich<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Resilienz junger Erwachsener.<br />

Das Bestimmungsmaß (B = ρ 2 x 100) beträgt 0,255 2 x 100 = 6,5025. Daraus folgt, dass 6,5%<br />

der Varianz der Resilienz auf eine positiv erlebte Kindheit zurückgeführt werden können. Das<br />

folgende Streudiagramm veranschaulicht noch einmal den schwachen positiven Zusammenhang<br />

zwischen den beiden Variablen. Ein Streudiagramm dient Sedlmeier <strong>und</strong> Renkewitz<br />

zufolge dazu, „verschiedene Formen von Zusammenhängen zu veranschaulichen <strong>und</strong> die Bedeutung<br />

der Stärke <strong>und</strong> Richtung eines Zusammenhangs zu erklären“ (Sedlmeier/Renkewitz<br />

2013: 198). In dieser Grafik verläuft die Regressionsgerade von links nach rechts gesehen<br />

aufwärts, was einen positiven Zusammenhang anzeigt. Die Punktewolke um die Regressionsgerade<br />

verdeutlicht die Stärke des Zusammenhangs: Je näher die D<strong>at</strong>enpunkte an der Regressionsgeraden<br />

liegen, desto eindeutiger die Beziehung zwischen den beiden Variablen (vgl.<br />

Sedlmeier/Renkewitz 2013: 203f.). Im vorliegenden Diagramm weichen die D<strong>at</strong>enpunkte<br />

rel<strong>at</strong>iv weit von der Geraden ab, das heißt, die Punktewolke ist breit gelagert. Es handelt sich<br />

daher um einen geringen Zusammenhang zwischen positiv erlebter Kindheit <strong>und</strong> Resilienz.<br />

Resilienz (ges.)<br />

7,00<br />

Beobachtet<br />

Linear<br />

6,00<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1<br />

2 3 4 5 6<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.<br />

7<br />

Abbildung 15: Streudiagramm_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Resilienz (ges.)<br />

Seite 51


Wie im theoretischen Teil herausgearbeitet wurde, betonen viele AutorInnen die Bedeutung<br />

positiver Erfahrungen in der Kindheit <strong>und</strong> messen dabei insbesondere der Familie für eine<br />

ges<strong>und</strong>e psychische Entwicklung <strong>und</strong> in der Folge für die Ausbildung psychischer Widerstandskraft<br />

große Bedeutung zu. Diese F<strong>und</strong>e sprechen für das „Schutzfaktorenmodell“, das<br />

nahelegt, dass sich das Heranwachsen in einem unterstützenden familiären Umfeld förderlich<br />

auf die Entwicklung von Resilienz auswirkt. Nachfolgend soll daher untersucht werden, ob –<br />

unter Zugr<strong>und</strong>elegung dieses Modells – ein signifikanter positiver Zusammenhang zwischen<br />

dem Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> dem Faktor „Resilienz“ junger Erwachsener vorliegt.<br />

10.2 Überprüfung der Subhypothesen<br />

10.2.1 Korrel<strong>at</strong>ion zwischen dem Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> „Resilienz“<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einem positiven familiären St<strong>at</strong>us <strong>und</strong><br />

der Resilienz junger Erwachsener.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einem positiven familiären St<strong>at</strong>us <strong>und</strong><br />

der Resilienz junger Erwachsener.<br />

(3) Familiärer<br />

St<strong>at</strong>us<br />

Resilienz<br />

(ges.)<br />

Spearman-Rho (3) Familiärer St<strong>at</strong>us Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,316(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 552 552<br />

Resilienz (ges.) Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,316(**) 1,000<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

Sig. (2-seitig) ,000 .<br />

N 552 1791<br />

Tabelle 15: Korreltaion_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> Resilienz (ges.)<br />

Der Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient beträgt ρ = 0,316. Es liegt daher ein schwacher positiver Zusammenhang<br />

zwischen dem Prädiktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> dem Kriterium „Resilienz“ vor. Mit<br />

einer Signifikanz von 0,000 liegt der errechnete Zusammenhang unter dem Grenzwert der<br />

Irrtumswahrscheinlichkeit von 0,05 <strong>und</strong> ist somit mit 95% Wahrscheinlichkeit nicht auf den<br />

Zufall zurückzuführen. Daraus folgt, dass das Ergebnis signifikant ist <strong>und</strong> somit über die<br />

Stich<strong>pro</strong>be hinaus auch für die Gr<strong>und</strong>gesamtheit aller jungen Erwachsenen behauptet werden<br />

kann. Die Nullhypothese kann somit verworfen werden <strong>und</strong> es gilt die Gr<strong>und</strong>hypothese. Das<br />

Bestimmtheitsmaß (B = 0,316² x 100) beträgt 9,9856. Das bedeutet, dass knapp 10% der Va-<br />

Seite 52


ianz der Resilienz auf den familiären St<strong>at</strong>us zurückgeführt werden können. Es gibt somit<br />

einen schwach positiven Zusammenhang zwischen dem familiären St<strong>at</strong>us <strong>und</strong> der Resilienz<br />

junger Erwachsener.<br />

Die folgende Grafik veranschaulicht diesen schwachen positiven Zusammenhang anhand einer<br />

Regressionsgeraden, um die sich ein rel<strong>at</strong>iv breiter Punktschwarm bildet (vgl. Ponocny-<br />

Seliger 2001: 21).<br />

Resilienz (ges.)<br />

7,00<br />

Beobachtet<br />

Linear<br />

6,00<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1,00<br />

2,00<br />

3,00 4,00 5,00<br />

(3) Familiärer St<strong>at</strong>us<br />

6,00<br />

7,00<br />

Abbildung 16: Streudiagramm_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> Resilienz (ges.)<br />

10.2.2 Interkorrel<strong>at</strong>ionen innerhalb des Faktors „familiärer St<strong>at</strong>us“:<br />

Aus dem Prinzip der Faktorenanalyse, das bei der Faktorenextraktion auf einen hohen inneren<br />

Zusammenhang der einzelnen Items abstellt, ergibt sich zwar, dass die folgenden Variablen,<br />

deren Zusammenhang geprüft werden soll, (positiv) miteinander korrelieren. Der folgende<br />

Schritt soll jedoch dazu dienen, die Annahme, dass positive Kindheitserfahrungen innerhalb<br />

der Familie entscheidenden Einfluss auf den späteren Bezug zur Familie im jungen Erwachsenenalter<br />

zur Folge haben, zu stützen. Wichtig ist, zu betonen, dass durch die folgende Berechnung<br />

aber auch nicht mehr als die Stützung dieses Gedankens möglich ist, da mittels Korrel<strong>at</strong>ionen<br />

keine kausalen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge bewiesen werden können (vgl.<br />

Sedlmeier/Renkewitz 2013: 221ff.).<br />

Seite 53


In der herangezogenen Liter<strong>at</strong>ur h<strong>at</strong> sich gezeigt, wie groß die Bedeutung der primären Bezugspersonen,<br />

nämlich V<strong>at</strong>er <strong>und</strong> Mutter, für die psychische Entwicklung <strong>und</strong> damit für die<br />

Ausbildung von Schutzfaktoren ist. Es kann daher ihrer Basis nicht nur davon ausgegangen<br />

werden, dass V<strong>at</strong>er <strong>und</strong> Mutter in der Kindheit einen bedeutenden Einfluss darauf h<strong>at</strong>ten, wie<br />

positiv diese erlebt wurde, sondern es liegt auch der Schluss nahe, dass sich dieser Einfluss<br />

darauf auswirkt, wie das Verhältnis zur Mutter bzw. zum V<strong>at</strong>er im jungen Erwachsenenalter<br />

beschaffen ist (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 476ff.). Im Folgenden soll daher die Korrel<strong>at</strong>ion<br />

zwischen einer als positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig positiven Verhältnis<br />

zu den Eltern untersucht werden.<br />

Mittels folgender Berechnung soll der Zusammenhang zwischen den Items a17 „Ich denke<br />

gerne an meine Kindheit zurück“ <strong>und</strong> a14 „Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter“<br />

ermittelt werden:<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zur Mutter.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zur Mutter.<br />

Spearman-Rho<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

a14. Ich habe ein gutes<br />

Verhältnis zu meiner Mutter.<br />

a17. Ich denke<br />

gerne an<br />

meine Kindheit<br />

zurück.<br />

a14. Ich habe<br />

ein gutes Verhältnis<br />

zu meiner<br />

Mutter.<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,408(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 551 548<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,408(**) 1,000<br />

Sig. (2-seitig)<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

Tabelle 16: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Mutter“<br />

N<br />

,000 .<br />

548 549<br />

Der Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ρ liegt bei 0,408 <strong>und</strong> zeigt einen positiven Zusammenhang zwischen<br />

den beiden Items a17 <strong>und</strong> a14 an. Die errechnete Signifikanz beträt 0,000 <strong>und</strong> liegt damit<br />

weit unter der 5%-Marke des Signifikanzniveaus. Die berechnete Korrel<strong>at</strong>ion ist somit<br />

signifikant, das bedeutet, sie ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% nicht zufällig vorhanden<br />

<strong>und</strong> kann auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit umgelegt werden. Damit ist die Nullhypothese zu<br />

Seite 54


verwerfen <strong>und</strong> es gilt die Altern<strong>at</strong>ivhypothese. Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen<br />

einer glücklich erlebten Kindheit <strong>und</strong> dem gegenwärtigen Verhältnis zur Mutter.<br />

Das Bestimmtheitsmaß B=0,408 2 x 100 beträgt 16,6464. Daraus kann geschlossen werden,<br />

dass 16,6% eines positiven Verhältnisses zur Mutter auf eine als glücklich erlebte Kindheit<br />

zurückgeführt werden können.<br />

In nachfolgender Berechnung soll der Zusammenhang zwischen den Items a17„Ich denke<br />

gerne an meine Kindheit zurück“ <strong>und</strong> a15 „Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem V<strong>at</strong>er“<br />

ermittelt werden:<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zum V<strong>at</strong>er.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zum V<strong>at</strong>er.<br />

Spearman-Rho<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

a15. Ich habe ein gutes<br />

Verhältnis zu meinem<br />

V<strong>at</strong>er.<br />

a17. Ich denke<br />

gerne an<br />

meine Kindheit<br />

zurück.<br />

a15. Ich habe<br />

ein gutes Verhältnis<br />

zu meinem<br />

V<strong>at</strong>er.<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,412(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 551 542<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,412(**) 1,000<br />

Sig. (2-seitig)<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

N<br />

Tabelle 17: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „V<strong>at</strong>er<br />

,000 .<br />

542 543<br />

Der Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ρ beträgt 0,412 <strong>und</strong> zeigt somit einen positiven Zusammenhang<br />

zwischen einer als glücklich erlebten Kindheit <strong>und</strong> dem gegenwärtigen Verhältnis zum V<strong>at</strong>er<br />

auf. Mit 0,000 liegt die Signifikanz unter der 5%-Schwelle der Irrtumswahrscheinlichkeit,<br />

somit ist der Zusammenhang signifikant. Daraus folgt, dass die Nullhypothese verworfen<br />

werden kann <strong>und</strong> die Altern<strong>at</strong>ivhypothese aufrecht bleibt. Es gibt einen positiven Zusammenhang<br />

zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten<br />

Verhältnis zum V<strong>at</strong>er.<br />

Das Bestimmtheitsmaß beträgt 0,412 2 x 100 = 16,9744. Daraus kann geschlossen werden,<br />

dass fast 17% eines guten Verhältnisses zum V<strong>at</strong>er auf eine positiv erlebte Kindheit zurückge-<br />

Seite 55


führt werden können. Damit ist der Zusammenhang zwischen einer als glücklich erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> dem gegenwärtig guten Verhältnis zum V<strong>at</strong>er noch ein wenig enger als der Zusammenhang<br />

zwischen einer glücklich erlebten Kindheit <strong>und</strong> dem gegenwärtig guten Verhältnis<br />

zur Mutter (B=16,6).<br />

Anschließend sollen die Zusammenhänge einer in der Erinnerung als glücklich erlebten Kindheit<br />

mit der gegenwärtigen Beziehung zur Familie, der bestehenden Unterstützung durch die<br />

Familie <strong>und</strong> der momentan eingeschätzten Bedeutung von Familie allgemein überprüft werden,<br />

um die Annahme einer möglichen Beziehung zwischen positiven Kindheitserfahrungen<br />

<strong>und</strong> der in der Gegenwart bestehenden Einstellung zur Familie bzw. eines positiven Umgangs<br />

miteinander innerhalb dieser zu stützen.<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> der Wichtigkeit einer guten Beziehung zur eigenen Familie.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Wichtigkeit einer guten Beziehung zur eigenen Familie.<br />

Spearman-Rho<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

a16. Eine gute Beziehung<br />

zu meiner Familie ist mir<br />

wichtig.<br />

a17. Ich denke<br />

gerne an<br />

meine Kindheit<br />

zurück.<br />

a16. Eine<br />

gute Beziehung<br />

zu meiner<br />

Familie ist<br />

mir wichtig.<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,430(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 551 551<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,430(**) 1,000<br />

Sig. (2-seitig)<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

N<br />

Tabelle 18: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Beziehung zur Familie“<br />

,000 .<br />

551 552<br />

Der Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient von ρ = 0,430 zeigt einen positiven Zusammenhang zwischen<br />

einer als positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> einer gegenwärtig eingeschätzten Bedeutung eines guten<br />

Verhältnisses zur Familie auf. Dieser Zusammenhang ist signifikant (0,00 < 0,05). Der<br />

errechnete Zusammenhang ist somit zu über 95% nicht auf den Zufall zurückzuführen <strong>und</strong><br />

darf auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit aller jungen Erwachsenen übertragen werden. Die Nullhypothese<br />

ist somit zu verwerfen <strong>und</strong> es gilt die Gr<strong>und</strong>hypothese. Es gibt einen positiven Zusammenhang<br />

zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> der gegenwärtigen Be-<br />

Seite 56


deutung einer guten Beziehung zur Familie. Das Bestimmungsmaß (0,430 2 x 100) beträgt<br />

18,49. Damit lassen sich immerhin 18,5% der Varianz der gegenwärtigen Bedeutung eines<br />

guten Verhältnisses zur Familie auf eine als glücklich erlebte Kindheit zurückführen.<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> der Unterstützung durch die eigene Familie.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Unterstützung durch die eigene Familie.<br />

Spearman-Rho<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

a18. Meine Familie ist für<br />

mich da.<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

a17. Ich denke<br />

gerne an<br />

meine Kindheit<br />

zurück.<br />

a18. Meine<br />

Familie ist für<br />

mich da.<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,431(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 551 549<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,431(**) 1,000<br />

Sig. (2-seitig) ,000 .<br />

N 549 550<br />

Tabelle 19: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Familie ist für mich da“<br />

Der Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient zeigt einen positiven Zusammenhang von ρ = 0,431 zwischen den<br />

Items a17 „Ich denke gerne an meine Kindheit zurück“ <strong>und</strong> a18 „Meine Familie ist für mich<br />

da“ auf. Dieser Zusammenhang ist signifikant (0,00 < 0,05) <strong>und</strong> kann daher mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von 95% als nicht vom Zufall abhängig angesehen <strong>und</strong> auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

übertragen werden. Damit ist die Nullhypothese zu verwerfen, während die Altern<strong>at</strong>ivhypothese<br />

aufrecht bleibt. Somit gibt es einen positiven Zusammenhang zwischen einer positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der gegenwärtigen Unterstützung durch die Familie. Das Bestimmungsmaß<br />

beträgt 18,5761. In diesem Fall jedoch kann aus inhaltlichen Gründen noch weniger<br />

als bei den anderen Interkorrel<strong>at</strong>ionsberechnungen von einer eindeutigen Kausalbeziehung<br />

zwischen den beiden Variablen ausgegangen werden. Es wäre denkbar <strong>und</strong> naheliegend, dass<br />

z.B. die positiv erlebte Kindheit zumindest teilweise darauf zurückzuführen ist, dass die Familie<br />

auch schon damals für die Nöte <strong>und</strong> Bedürfnisse des Kindes empfänglich war, oder dass<br />

beide Variablen auf einem dritten Einflussfaktor fußen.<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> einer hohen Bedeutung von Familie.<br />

Seite 57


H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einer hohen Bedeutung von Familie.<br />

Spearman-Rho<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

a19. Familie ist mir wichtig.<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

a17. Ich denke<br />

gerne an<br />

meine Kindheit<br />

zurück.<br />

a19. Familie ist<br />

mir wichtig.<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,414(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 551 551<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,414(**) 1,000<br />

Sig. (2-seitig) ,000 .<br />

N 551 552<br />

Tabelle 20: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Wichtigkeit der Familie“<br />

Der Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ρ = 0,414 zeigt einen positiven Zusammenhang zwischen den<br />

Items a17 „Ich denke gerne an meine Kindheit zurück“ <strong>und</strong> a19 „Familie ist mir wichtig“ an.<br />

Diese Korrel<strong>at</strong>ion ist signifikant (0,00 < 0,05). Daher ist der Zusammenhang mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von weniger als 5% auf den Irrtum zurückzuführen <strong>und</strong> kann auch für die<br />

Gr<strong>und</strong>gesamtheit angenommen werden. Somit kann die Nullhypothese verworfen <strong>und</strong> die<br />

Altern<strong>at</strong>ivhypothese aufrecht erhalten werden. Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen<br />

einer in der Erinnerung als positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> der gegenwärtigen Bedeutung<br />

von Familie.<br />

Das Bestimmungsmaß von 0,414 2 x 100 = 17,1396 weist darauf hin, dass mehr als 17% der<br />

Varianz der Bedeutung, die die ProbandInnen der Familie zumessen, auf eine als glücklich<br />

erlebte Kindheit zurückgeführt werden kann.<br />

11 Interpret<strong>at</strong>ion der Ergebnisse<br />

Im Zuge der Hypothesenprüfung konnten mittels Korrel<strong>at</strong>ionsberechnung die Gr<strong>und</strong>hypothesen<br />

bestätigt werden, es zeigte sich durchwegs ein signifikanter, positiver Zusammenhang<br />

zwischen den beiden miteinander in Beziehung gesetzten Variablen. Dabei zeigte sich ein<br />

schwacher Zusammenhang zwischen einer als glücklich erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Resilienz<br />

junger Erwachsener, der 6,5% der Varianz der Resilienz erklären kann. Damit kann die der<br />

vorliegenden Arbeit zugr<strong>und</strong>e liegende Haupthypothese beibehalten werden <strong>und</strong> auf Basis der<br />

Seite 58


Ausführungen der herangezogenen Liter<strong>at</strong>ur von VertreterInnen diverser Theorien ein geringer<br />

Einfluss einer als positiv erlebten Kindheit auf die Resilienz junger Erwachsener angenommen<br />

werden 4 . Das Ergebnis stützt somit das Schutzfaktorenmodell – eine positiv erlebte<br />

Kindheit kann als <strong>pro</strong>tektiver Faktor für die psychische Entwicklung angesehen werden – <strong>und</strong><br />

widerspricht dem Herausforderungsmodell, das widrige Lebensereignisse als Herausforderungen<br />

im positiven Sinne begreift.<br />

Der errechnete Zusammenhang zwischen familiärem St<strong>at</strong>us <strong>und</strong> der Resilienz liegt etwas höher<br />

<strong>und</strong> erklärt fast 10% der Varianz der Resilienz. Dieses Ergebnis stützt die im Theorieteil<br />

bereits anges<strong>pro</strong>chene <strong>und</strong> aus der Perspektive der Psychoanalyse, der Bindungstheorie sowie<br />

von entwicklungspsychologischen AutorInnen hervorgehobene Bedeutung der Familie für die<br />

psychische Widerstandsfähigkeit im Erwachsenenalter. Ihr Einfluss wiegt somit als stärker als<br />

die Gesamtheit der in der Kindheit gemachten positiven Erfahrungen.<br />

Als nächstes wurde der in der Dimensionsreduktion extrahierte Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“<br />

näher beleuchtet. Dieser Schritt diente dazu, Hinweise zur Stützung der Annahme, dass eine<br />

positiv erlebte Kindheit Auswirkungen auf die gegenwärtige Bedeutung der Familie, sowie<br />

auf das jetzige Verhältnis zu den Eltern h<strong>at</strong>, zu sammeln, sowie zu überprüfen, wie eng die<br />

gegenwärtig empf<strong>und</strong>ene Unterstützung mit einer als glücklich erlebten Kindheit korreliert.<br />

Die Zusammenfassung all dieser Items in denselben Faktor im Zuge der Faktorenanalyse legte<br />

zwar schon eine hohe Korrel<strong>at</strong>ion dieser Variablen nahe, jedoch sollte durch die Berechnung<br />

der Interkorrel<strong>at</strong>ionen herausgef<strong>und</strong>en werden, wie groß die Zusammenhänge in Bezug<br />

auf die als positiv erlebte Kindheit im einzelnen sind, <strong>und</strong> welche Variablen die höchste Korrel<strong>at</strong>ion<br />

aufweisen. Die höchste Korrel<strong>at</strong>ion konnte dabei mit ρ = 0,431 in Bezug auf die familiäre<br />

Unterstützung gef<strong>und</strong>en werden. Auf die Problem<strong>at</strong>ik, hier eine in die eine oder andere<br />

Richtung gerichtete Kausalbeziehung abzuleiten, wurde bereits oben hingewiesen. In etwa<br />

gleich hoch korrelierten auch die eingeschätzte Bedeutung von Familie allgemein mit ρ =<br />

0,414, sowie die einer guten Beziehung zur Familie zugemessene Bedeutung mit ρ = 0,430.<br />

Dies kann als Hinweis darauf verstanden werden, dass eine als glücklich erlebte Kindheit sich<br />

positiv auf die Einstellung zu Familie auswirkt.<br />

Die Korrel<strong>at</strong>ionen im Bezug auf die positiv erlebte Kindheit <strong>und</strong> dem Verhältnis zu den beiden<br />

Elternteilen fiel etwas schwächer aus, jedoch war auch hier ein positiver Zusammenhang<br />

4 An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass die hier vorgenommenen kausalen Interpret<strong>at</strong>ionen der<br />

Ergebnisse sich auf die im theoretischen Teil vorgestellten Theorien <strong>und</strong> Forschungsergebnisse der angeführten<br />

AutorInnen stützen, unter Verweis auf den Gr<strong>und</strong>s<strong>at</strong>z „Korrel<strong>at</strong>ionen dürfen ohne Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ionen nicht<br />

kausal interpretiert werden“ (Bortz/Schuster 2010: 160). Auch Sedlmeier <strong>und</strong> Renkewitz geben dazu wichtige<br />

Hinweise (Sedlmeier/Renkewitz 2013: 221ff.).<br />

Seite 59


gef<strong>und</strong>en worden, was die Bedeutung des Schutzfaktorenmodells unterstreicht. Das Verhältnis<br />

zum V<strong>at</strong>er korreliert den Berechnungen nach sogar ein wenig stärker mit einer als positiv<br />

empf<strong>und</strong>enen Kindheit, als das Verhältnis zur Mutter. Dieses Ergebnis überrascht angesichts<br />

der T<strong>at</strong>sache, dass das Item, das die Beziehung zum V<strong>at</strong>er beschreibt, im Rahmen der Faktorenanalyse<br />

zur Optimierung des Faktors „familiärer St<strong>at</strong>us“ herausgenommen werden hätte<br />

müssen. Cronbachs Alpha wäre bei Streichung dieses Items von 0,823 auf ca. 0,832 gestiegen,<br />

wurde aber aus inhaltlichen Gründen, vor allem auch hinsichtlich der in der jüngeren<br />

Liter<strong>at</strong>ur hervorgehobenen Bedeutung der V<strong>at</strong>er-Kind-Beziehung für die psychische Entwicklung<br />

im Faktor belassen. Diese Diskrepanz eröffnet neue Fragestellungen, die im Rahmen der<br />

vorliegenden Arbeit nicht angemessen erforscht <strong>und</strong> beantwortet werden können. Eine auf die<br />

Bedeutung des väterlichen Einflusses auf die kindliche Entwicklung <strong>und</strong> Ausbildung psychischer<br />

Widerstandskraft eingehende Untersuchung könnte unter Anwendung eines spezifischeren<br />

Erhebungsinstruments wertvolle Hinweise liefern. Außerdem könnte dieser Einfluss in<br />

einer Longitudinalstudie genauer <strong>und</strong> differenzierter untersucht werden.<br />

Seite 60


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Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Fragebogenausschnitt_Familie ........................................................................... 26<br />

Abbildung 2: Fragebogenausschnitt_Resilienzskala ................................................................ 27<br />

Abbildung 3: Häufigkeit_Geschlecht ....................................................................................... 29<br />

Abbildung 4: Häufigkeit_Resilienz (ges.)................................................................................ 31<br />

Abbildung 5: Häufigkeit_Resilienz (ges.)/Männer .................................................................. 34<br />

Abbildung 6: Häufigkeit_Resilienz (ges.)/Frauen ................................................................... 34<br />

Abbildung 7: Häufigkeit_Item Kindheit .................................................................................. 36<br />

Abbildung 8: Screeplot ............................................................................................................. 40<br />

Abbildung 9: rotierte Komponentenm<strong>at</strong>rix_Items a8 <strong>und</strong> a22 nach Umcodierung ................. 42<br />

Abbildung 10: Normalverteilung_Item „Kindheit“ ................................................................. 48<br />

Abbildung 11: Normalverteilung_Resilienz (ges.) .................................................................. 48<br />

Abbildung 13: Normalverteilung_Item „V<strong>at</strong>er“....................................................................... 49<br />

Abbildung 12: Normalverteilung_Item „Mutter“..................................................................... 49<br />

Abbildung 14: Normalverteilung_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ .................................................. 49<br />

Abbildung 15: Streudiagramm_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Resilienz (ges.) .................................... 51<br />

Abbildung 16: Streudiagramm_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> Resilienz (ges.)..................... 53<br />

Seite 65


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Stich<strong>pro</strong>be_Gr<strong>und</strong>gesamtheit .................................................................................. 28<br />

Tabelle 2: Häufigkeit_Geschlecht ............................................................................................ 29<br />

Tabelle 3: Kennzahlen_Resilienz (ges.)................................................................................... 30<br />

Tabelle 4: Mittelwertverteilung_Resilienzskala RS-25 Items.................................................. 32<br />

Tabelle 5: Kennzahlen_Resilienz (ges.) <strong>und</strong> Geschlecht ......................................................... 33<br />

Tabelle 6: Kennzahlen_Item Kindheit ..................................................................................... 34<br />

Tabelle 7: Häufigkeit_Antwortverteilung beim Item Kindheit ................................................ 35<br />

Tabelle 8: Kennzahlen_Item Kindheit <strong>und</strong> Geschlecht ............................................................ 36<br />

Tabelle 9: erklärte Gesamtvarianz ............................................................................................ 39<br />

Tabelle 10: Rotierte Komponentenm<strong>at</strong>rix_4-Faktoren-Modell ............................................... 41<br />

Tabelle 11: Cronbachs Alpha_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ ....................................................... 43<br />

Tabelle 12: Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“_Skala-St<strong>at</strong>istiken ........................................................ 44<br />

Tabelle 13: Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstest ................................................................. 47<br />

Tabelle 14: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Resiliez (ges.).................................................. 50<br />

Tabelle 15: Korreltaion_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> Resilienz (ges.) ................................ 52<br />

Tabelle 16: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Mutter“.................................................. 54<br />

Tabelle 17: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „V<strong>at</strong>er...................................................... 55<br />

Tabelle 18: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Beziehung zur Familie“ ........................ 56<br />

Tabelle 19: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Familie ist für mich da“ ........................ 57<br />

Tabelle 20: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Wichtigkeit der Familie“ ...................... 58<br />

Seite 66


Anhang<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren!<br />

Wir möchten Sie bitten an einer Umfrage zum Thema Resilienz teilzunehmen. Die Befragung ist anonym <strong>und</strong><br />

freiwillig <strong>und</strong> für Teilnehmer/innen von 18-30 Jahren gedacht. Die erbetenen Auskünfte werden streng vertraulich<br />

behandelt. Die Bestimmungen des D<strong>at</strong>enschutzes werden eingehalten.<br />

Wir freuen uns über Ihre Mitarbeit <strong>und</strong> bedanken uns vielmals!<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

Mag. Dr. Rudolf Beer & Team<br />

Zutreffendes bitte ankreuzen!<br />

● Ich bin<br />

□ weiblich<br />

□ männlich<br />

● Mein höchster Bildungsabschluss ist □ die Pflichtschule<br />

□ ein Lehrberuf<br />

□ eine Berufsbildende mittlere Schule ohne M<strong>at</strong>ura<br />

□ die M<strong>at</strong>ura<br />

□ ein Hochschulstudium<br />

● Ich bin derzeit □ berufstätig<br />

□ beschäftigungslos<br />

□ in Karenz<br />

□ in Berufsausbildung<br />

□ Student/in an der Pädagogischen Hochschule<br />

□ Student/in an einer Fachhochschule<br />

□ Student/in an einer Universität<br />

● Meine Schulnoten in der 4. Klasse Volksschule:<br />

Deutsch/Lesen /Schreiben ________________<br />

M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ik<br />

________________<br />

Sachunterricht ________________<br />

● Meine Schulnoten in der 4. Klasse Hauptschule/AHS:<br />

Deutsch<br />

M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ik<br />

Fremdsprache<br />

________________<br />

________________<br />

________________<br />

● Meine Schulnoten bei der M<strong>at</strong>ura:<br />

Deutsch<br />

________________<br />

M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ik ________________ (ev. Rechnungswesen)<br />

Fremdsprache ________________ (lebende Fremdsprache)<br />

Bitte umblättern!<br />

Seite 67


Bitte bewerten Sie die vorliegenden Aussagen <strong>und</strong> geben Sie den Grad Ihrer<br />

Zustimmung durch das Ankreuzen des entsprechenden Feldes ( □ ) an.<br />

Aussagen, die Sie nicht bewerten können, lassen Sie bitte aus.<br />

12 -nein- 13 -ja-<br />

0% 100%<br />

Ich war betroffen von … häufigen / belastenden Schulwechsel. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich war betroffen von… häufigen / belastenden Berufswechsel. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich war betroffen von… längerfristiger Arbeitslosigkeit. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich war betroffen von… Trennungen / Scheidungen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich war betroffen von…Gewalterfahrungen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich war betroffen von… Diskriminierungen / Mobbing. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich war betroffen von … Todesfällen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich fühle mich durch Krankheit belastet. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich fühle mich ges<strong>und</strong>. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich fühle mich fit. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich betreibe Sport. □ □ □ □ □ □ □<br />

Kontakt zu Tieren tut mir gut. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich bin zufrieden. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem V<strong>at</strong>er. □ □ □ □ □ □ □<br />

Eine gute Beziehung zu meiner Familie ist mir wichtig. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich denke gerne an meine Kindheit zurück. □ □ □ □ □ □ □<br />

Meine Familie ist für mich da. □ □ □ □ □ □ □<br />

Familie ist mir wichtig. □ □ □ □ □ □ □<br />

Meine Kindheit habe ich auf dem Land verbracht. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich verfüge über ausreichend finanzielle Mittel. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich habe Geldsorgen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich bin vermögend. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich bin in finanziell stabilen Verhältnissen aufgewachsen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Seite 68


Bitte bewerten Sie die vorliegenden Aussagen <strong>und</strong> geben Sie den Grad Ihrer<br />

Zustimmung durch das Ankreuzen des entsprechenden Feldes ( □ ) an:<br />

14 -nein- 15 -ja-<br />

0% 100%<br />

Wenn ich Pläne habe, verfolge ich sie auch. □ □ □ □ □ □ □<br />

Normalerweise schaffe ich alles irgendwie. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich kann mich eher auf mich selbst als auf Andere verlassen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Es ist mir wichtig, an vielen Dingen interessiert zu bleiben. □ □ □ □ □ □ □<br />

Wenn ich muss, kann ich auch allein sein. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich bin stolz auf das, was ich schon geleistet habe. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich lasse mich nicht so schnell aus der Bahn werfen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich mag mich. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich kann mehrere Dinge gleichzeitig bewältigen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich bin entschlossen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich stelle mir selten Sinnfragen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich nehme die Dinge wie sie kommen.<br />

□ □ □ □ □ □ □<br />

Ich kann schwierige Zeiten durchstehen, weil ich weiß, dass ich □ □ □ □ □ □ □<br />

das früher auch schon geschafft habe.<br />

Ich habe Selbstdisziplin.<br />

□ □ □ □ □ □ □<br />

Ich behalte an vielen Dingen Interesse.<br />

□ □ □ □ □ □ □<br />

Ich finde öfter etwas, worüber ich lachen kann.<br />

□ □ □ □ □ □ □<br />

Mein Glaube an mich selbst, hilft mir auch in harten Zeiten. □ □ □ □ □ □ □<br />

In Notfällen kann man sich auf mich verlassen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Normalerweise kann ich eine Situ<strong>at</strong>ion aus mehreren Perspektiven<br />

□ □ □ □ □ □ □<br />

betrachten.<br />

Ich kann mich auch überwinden, Dinge zu tun, die ich eigentlich □ □ □ □ □ □ □<br />

nicht machen will.<br />

Mein Leben h<strong>at</strong> einen Sinn. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich beharre nicht auf Dingen, die ich nicht ändern kann. □ □ □ □ □ □ □<br />

Wenn ich in einer schwierigen Situ<strong>at</strong>ion bin, finde ich gewöhnlich<br />

□ □ □ □ □ □ □<br />

einen Weg heraus.<br />

In mir steckt genügend Energie, um alles zu machen, was ich □ □ □ □ □ □ □<br />

machen Ich kann muss. es akzeptieren, wenn mich nicht alle Leute mögen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Vielen Dank!<br />

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