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Mai/Juni 2013 - Haflinger aktuell

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der so genannten Freizeitpferde stellen und<br />

oftmals nicht ausreichend bewegt werden,<br />

um den Energieüberschuss zu kompensieren,<br />

was eine weitere Gewichtszunahme zur<br />

Folge hat. Dickleibigkeit beeinträchtigt den<br />

Gesamtstoffwechsel des Pferdes erheblich<br />

und leistet Stoffwechselerkrankungen wie<br />

der Hufrehe Vorschub.<br />

Fatales Fruktan<br />

Als Hauptauslöser der Grasrehe gilt heute<br />

Fruktan, ein durch kontinuierliche Saatgutveränderung<br />

vermehrt auftretendes<br />

langkettiges Zuckermolekül, das dem Gras<br />

als Reservekohlenhydrat dient, um Ertragsverluste<br />

durch Dürre, Verbiss oder Frost zu<br />

vermeiden. Während Wiederkäuer keine<br />

Probleme mit diesem Mehrfachzucker haben,<br />

können Pferde Fruktan im Dünndarm<br />

nicht ausreichend verarbeiten. Dadurch<br />

gelangt es in den Dickdarm, wo es durch<br />

Übersäuerung des Darminhalts ein massenhaftes<br />

Absterben nützlicher und notwendiger<br />

Mikroben verursacht.<br />

Haltung<br />

Die Folge: Es bilden sich<br />

körpereigene Giftstoffe<br />

(Endotoxine), die über die<br />

Darmwand in den Blutkreislauf<br />

geraten und in<br />

den fein verzweigten Kapillaren<br />

der Huflederhaut<br />

eine Mangeldurchblutung<br />

mit nachfolgender Entzündung<br />

auslösen.<br />

Um die krankmachende<br />

Dosis von 7,5 Gramm<br />

Fruktan pro Kilogramm<br />

Körpergewicht zu erreichen,<br />

müsste ein Pferd<br />

zwar das Drei- bis Vierfache<br />

der durchschnittlichen<br />

Tagesmenge an Gras aufnehmen,<br />

allerdings führte der australische Hufreheforscher<br />

Prof. Chris Pollitt diesen Nachweis<br />

an gesunden Pferden durch. Vermutlich genügt<br />

bei Pferden, die bereits einmal Hufrehe<br />

hatten, eine weitaus geringere Menge<br />

Fruktan, um einen erneuten Hufreheschub<br />

auszulösen. Denn ist der Stoffwechsel erst<br />

mal aus dem Gleichgewicht und sind bereits<br />

Vorschädigungen am Hufbeinträger<br />

vorhanden, steigt erfahrungsgemäß die Reheanfälligkeit.<br />

Weil intensive Sonneneinstrahlung die<br />

Fruktananreicherung forciert, steigen die<br />

Fruktanwerte bis zum späten Nachmittag<br />

nach Aussagen zahlreicher Forscher stetig<br />

an, weshalb rehegefährdete Pferde bei<br />

dieser Wetterkonstellation rechtzeitig von<br />

der Weide geholt werden sollten. Bei bedecktem<br />

Himmel sinken die Fruktanwerte<br />

dagegen und sind nachts am niedrigsten,<br />

da bei Dunkelheit die hierfür notwendige<br />

Photosynthese fehlt. Nächtlicher Weidegang<br />

scheint also zumindest im Sommer<br />

eine echte Alternative für Pferde mit Reheneigung<br />

zu sein. Sicher verlassen kann man<br />

sich auf diese vielfach wissenschaftlich untermauerten<br />

Erkenntnisse über den Fruktangehalt<br />

im Gras jedoch nicht. Denn andere<br />

Untersuchungen zeigen andere Ergebnisse,<br />

was die Tagesschwankungen von Fruktangehalten<br />

im Weidegras betrifft. Grund<br />

hierfür scheinen multifaktorielle Einflüsse<br />

zu sein wie unterschiedliche Temperaturen,<br />

Nährstoff- und Wassergehalt des Weidebodens,<br />

Bodenstruktur (sandig, bindig),<br />

Lichtintensitäten sowie Fruktanreserven<br />

vom Vortag (Quelle: Dissertation „Fruktangehalt<br />

im Gras von Pferdeweiden während<br />

der Weisesaison“, TiHo Hannover). Vorsicht<br />

ist aber definitiv geboten, wenn im Frühjahr<br />

oder Herbst die Nachttemperaturen unter<br />

sechs Grad Celsius fallen. Denn dann legt<br />

das Gras einen Wachstumsstopp ein, sodass<br />

sich der Fruktanspeicher nicht weiter<br />

abbauen kann. Ein erhöhtes Reherisiko besteht<br />

vor allem bei leichten Bodenfrösten<br />

und Sonnenschein am Folgetag, während<br />

strenger Dauerfrost im Winter unbedenklich<br />

zu sein scheint. Bei Temperaturen ab<br />

minus zehn Grad Celsius verwandelt sich<br />

der Mehrfachzucker laut Kathryn Watts<br />

vom Grasforschungsinstitut Rocky Moun-<br />

Kräuter gestalten die Weide<br />

fruktanärmer<br />

05-06/<strong>2013</strong> <strong>Haflinger</strong> <strong>aktuell</strong> 11

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