Heft 4 / 2008 - Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren eV
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IGdA<br />
Vorschlag der Kunstkommission des Landes. Die<br />
Mitglieder der Kunstkommission sind ehrenamtlich<br />
tätig.<br />
Eigenbewerbung: erforderlich<br />
Bewerbungsunterlagen: Bewerbungsbogen,<br />
Projektbeschreibung, Arbeitsproben, Kostenkalkulation,<br />
Einladung bzw. Veranstaltungsprogramm,<br />
Nachweis über bereits erfolgreiche<br />
Übersetzertätigkeit für ÜbersetzerInnen. Bewerbungsbogen<br />
zum Herunterladen:<br />
Bewerbung um ein Reisestipendium des Landes<br />
Schleswig-Holstein (FileTypepdf/13-KB) Infos:<br />
www.schleswig-holstein.de/Kultur/DE/Kulturfoerderung/PreiseStipendien/__dataStipendien/<br />
reisestipendienLandSH.html.<br />
Abgabetermin: jährlich 31. März<br />
Bücherschau<br />
Futsch und weg<br />
Lyrik, Prosa, Bilder – ISBN-13: 978-3981044744<br />
Herausgeberin: Waltraud Weiß, Köln<br />
Wort und Mensch Verlag <strong>2008</strong>, 240 S.<br />
Futsch und weg ist irgendwann fast alles im Leben,<br />
das Gedächtnis, eine Liebe, verlegte Gegenstände,<br />
am Ende das Leben ... Bleibt es für immer<br />
verloren? Hat sich manches nicht durch die Krise,<br />
erst recht im Tod, lediglich in einen anderen Zustand<br />
verwandelt?<br />
Waltraud Weiß hat, zusammen mit Ute Holzmann<br />
und Maria Sassin, eine Anthologie zu einem<br />
bemerkenswerten Thema herausgegeben. Heitere,<br />
persönliche, ergreifende und auch philosophisch<br />
anmutende Texte unterschiedlicher Autor(inn)en<br />
eröffnen, wie die einzelnen mit Vergeßlichkeit,<br />
dem Älterwerden, den kleinen und größeren Krisen<br />
zurecht kommen, es zumindest versuchen.<br />
‚Ich kann ... sämtliche Geburtstage meiner Familie<br />
aufsagen, von Januar bis Dezember sortiert ...’,<br />
schreibt Marita Bagdahn, um schließlich selbstironisch<br />
festzustellen, daß auch sie Wesentliches<br />
vergißt: ‚Die Kartoffeln sind doch nicht angebrannt?’<br />
Nachdenklich, fast gleichnishaft stimmt eine<br />
Zeile von Theo Bauer: ‚Futsch und weg ... .was bleibt,<br />
ist der Gedanke, ein Fünkchen ...ein leeres Plätzchen’.<br />
Wehmut spricht aus einer Geschichte von Ingrid<br />
Benda: ‚Wenn ich damals die Tagebücher (meines<br />
Großvaters) angenommen hätte… wären sie wenigstens<br />
später nicht unauffindbar gewesen.’<br />
Und doch scheint gerade dieser Verlust ihr den<br />
beeindruckenden Charakter ihres Großvaters besonders<br />
vor die Seele zu stellen.<br />
Es fesseln drei gut geschriebene Miniaturen von<br />
Peter Biqué, darunter schmerzhafte Erinnerungen<br />
an eine Jugendliebe in ‚das Ende vom Lied’: ‚Sie spielten<br />
immer noch ’Hold me’. Kiesi arbeitete wie ein Wilder<br />
hinter seinen Pötten. Als er einmal herüber sah, nickte<br />
er mir zu und grinste. Jugendromanzen, dachte ich mir<br />
sinngemäß, sind eine ... Verkettung von Pleiten, Pannen<br />
und Reinfällen. Aber irgendwie mußte man da durch… ’<br />
Über eine Frau mit zunehmender Demenz berichtet<br />
berührend Waltraud Weiß: Sie erzählte allen,<br />
daß sie sich noch selbst versorge, dabei hatten wir schon<br />
vor Jahren den Gashahn abgedreht ... erzählte gekonnt<br />
..., wie ein Braten oder Rouladen ... zubereitet worden<br />
sind’, auch wenn sich im Kühlschrank nur Tomaten<br />
und Käse anfanden.<br />
Für manche Fehler im Leben gibt es eine zweite<br />
Chance, so auch in dem Fast-Krimi von Sabine<br />
Marcek ‚Die Murmel und das Haus’. Hatte die Erzählerin<br />
als Kind versäumt, dem Hilferuf eines<br />
sterbenden Mädchens nachzugehen, so wiederholte<br />
sich die Situation nach 15 Jahren. Dank der<br />
Erinnerung an eine besondere Murmel konnte sie<br />
den gleichen Mann in einem verwilderten Haus<br />
entdecken und ein Mädchen vor der wiederum geplanten<br />
Ermordung bewahren.<br />
Jüngste Anthologie-Teilnehmerin ist mit sieben<br />
Jahren Sophia Borchardt. Unverändert auf Fehler<br />
hin wird eine reizende Geschichte von Bodo, dem<br />
im Bus verlorenen Kuscheltier erzählt und wie Sophia<br />
sich vorstellt, was Bodo nun erlebt: ‚Die freunde<br />
Sagen, Bodo Du Bist der Schef, Du Bist Schau und<br />
Stark ...’<br />
Elefanten vergessen nicht, darauf weist uns<br />
schon das malerische Titelbild von Rita von Styp<br />
hin. Die Herausgeberin, Waltraud Weiß, empfiehlt<br />
ein Rezept gegen Verluste, welcher Couleur<br />
auch immer, für das man keinen Arzt benötigt:<br />
‚Schreiben Sie! Halten Sie fest! Machen Sie ‚es’ lebendig<br />
...!’. In diesem Sinne lassen sich hier noch viele<br />
spannende Geschichten und Gedichte entdecken,<br />
auch wenn man manchmal eine kleine Traurigkeit<br />
mitnimmt, wie z.B. Ingeborg Brenne-Märk-<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (2009), Seite 35