23.01.2014 Aufrufe

Heft 4 / 2008 - Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren eV

Heft 4 / 2008 - Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren eV

Heft 4 / 2008 - Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Lyrik<br />

Hermann Wischnat<br />

Frühling<br />

Wentila De la Marre<br />

Achte Dein Sein!<br />

Der Frühling kommt mit jungem Schritt,<br />

und unser Opa schreitet mit.<br />

Die Lauluft zieht ihn gartenwärts,<br />

die Knospe schwillt und auch sein Herz.<br />

Er gräbt und harkt, beschneidet, düngt,<br />

was ihn von Grund auf so verjüngt,<br />

daß er beherzt – die Sonne kitzelt –<br />

mit Nachbarsfrauen scherzt und witzelt.<br />

Der still verehrten Witwe Knaus<br />

schenkt er den ersten Knospenstrauß,<br />

die, überrascht, zart sanft errötet.<br />

Es sprießt und grünt, die Amsel flötet.<br />

Der Lenz bringt Opa neuen Schwung<br />

und weckt in ihm Erinnerung.<br />

Renate Weidauer<br />

Am Rande der Nacht<br />

Windatem Nacht:<br />

Stunden tropfen<br />

Ins Nirgends.<br />

Fern wohnen Träume,<br />

blind am Tag.<br />

Die Irrgärten schlagen<br />

Die Augen auf,<br />

säen blinzelnd Schlaf,<br />

aber die Saat verdorrt<br />

unter Tränentropfen<br />

im Gewölbe gefalteter Hände,<br />

ohne Gebet.<br />

Keimt Warten in den Ecken,<br />

schlangenverschlungene Wurzeln<br />

fesseln den Fortgang<br />

müde gewordenen Denkens.<br />

Zögernd lauert<br />

Fernes Dunkel.<br />

Sich fallen lassen?<br />

Sich hingeben der Nacht<br />

Achte Dein Sein, denn es blüht,<br />

wenn auch im Verborgenen.<br />

Aber es ist lange schon da,<br />

denn es rief Dich in Deinen Träumen<br />

und sang Dir sein Lied.<br />

Achte Dein Sein, denn es ist<br />

Lange schon Teil von so vielem!<br />

Karin Manke<br />

Gedankenschwer<br />

und federleicht<br />

Mach schwere Gedanken leicht.<br />

Lächle dabei,<br />

wenn du sie denkst und sprichst.<br />

Laß der Leichtigkeit<br />

seine Schwere der Bedeutung.<br />

Schwerelos ist die Feder,<br />

wie der Gedanke.<br />

Laß ihn los,<br />

dann fliegt er schwergewichtig<br />

in die Leichtigkeit.<br />

Maria Sassin<br />

Dein leises Lied<br />

Ganz still ganz leis<br />

wie ein Traum so leis<br />

verwehst du vergehst du<br />

so still ganz leis<br />

mit unhörbaren Schritten<br />

auf Katzensamtpfoten<br />

schleichst du<br />

ganz still ganz leis<br />

aus dem Leben<br />

doch nie<br />

aus meinem Herzen.<br />

Deine Spuren singen<br />

leis ganz leis<br />

unser Lied.<br />

IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (2009), Seite 5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!