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Heft 4 / 2008 - Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren eV

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Lyrik<br />

Brigitta Weiss<br />

Vier Ecken<br />

Willi Volka<br />

Eiszeit<br />

Die Tagwelt meines Kindes hat vier Ecken,<br />

in denen kann es sich gekonnt verstecken,<br />

in denen müllt es sich behaglich ein.<br />

Hier kann es spielen, schmollen, heimlich naschen,<br />

Schätze vergraben aus den Hosentaschen,<br />

und manchmal schläft es dort im Sitzen ein.<br />

Und wenn dann kleine Freunde es besuchen,<br />

gibt es in einer Ecke Saft und Kuchen,<br />

in die drei anderen verreist man dann.<br />

Sie sind jetzt Meer, Gebirge oder Wüsten,<br />

wohin sie brummend mit dem Flugzeug düsten,<br />

und wo man sie nicht mehr erreichen kann.<br />

Vier Ecken braucht das Kind, sich wohlzufühlen,<br />

vier Ecken, um sich mollig einzuwühlen,<br />

benutzt sie bald als Höhle, bald als Nest.<br />

Ich wünsche ihm für zukünftige Zeiten,<br />

daß man ihm stets die vier Geborgenheiten<br />

In seinen eigenen vier Ecken lässt.<br />

(Preisträgerin der Friedenslesung 2007)<br />

Drei Zeiten<br />

bestimmen Leben:<br />

vor<br />

während und<br />

nach dem Krieg<br />

eine vierte<br />

mit September-Elfnulleins<br />

gekommen ist –<br />

Auf der Lebensreise<br />

legt ewiges Schlachten<br />

sich als Pendolino<br />

auf die Gleise<br />

sucht<br />

Maschinengewalt<br />

in Kurven zu halten –<br />

In die vierte Jahreszeit<br />

gesät<br />

Hass<br />

Krieg<br />

eh und je,<br />

harte Blütenzeit,<br />

rot gefärbt<br />

zum kalten Winterweiß<br />

wie wissen<br />

wie viel Wasser unter<br />

wie leben<br />

auf berstendem Eis?<br />

Waltraud Weiss<br />

Zum Gedicht ‚die Zeit vergeht’<br />

Das stimmt nicht<br />

Lehm und Geröll des Flusses veränderten<br />

Die Lage des Meeres<br />

Ruinen aus dem Krieg verändern<br />

Unsere Städte<br />

Mauern des Hasses verändern<br />

Den Menschen<br />

Nur Frieden verändert<br />

Positiv.<br />

IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (2009), Seite 7

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