29.01.2014 Aufrufe

1. Geschäftsbericht für das Jahr 2007

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

auslösen, Hochglanzanzeigen der Pharmaindustrie, deren Aussagen fast an<br />

„Marlboro-Botschaften“ erinnern, nötigen uns, immer wieder auf die Euphoriebremse<br />

zu treten. Dies wird insbesondere in bestimmten Zielgruppen schwieriger, die ein<br />

vergleichsweise gutes Aufklärungsniveau aufweisen und sich zum Teil mit sehr<br />

subtilen Risikominimierungsstrategien beschäftigen. Die Materie wird mit<br />

zunehmenden Erkenntnisgewinnen zum Virus, seinen Infektionswegen und zum<br />

Immunsystem immer komplexer und in bestimmten Szenen oder/und Settings ist <strong>das</strong><br />

Spektrum der Präventionsbotschaften gewiss weiter und differenzierter zu gestalten<br />

als es die hinlänglichen Safer Sex-Botschaften bisher hergeben.<br />

Die strukturelle HIV-Prävention wird immer komplexer. Die Präventionsbotschaften<br />

sind immer mehr zu differenzieren und zum Teil zu individualisieren. Wenn wir heute<br />

erkennen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Infektionsrisiko, <strong>das</strong> von einem HIV-Infizierten unter stabiler ART<br />

(sART, vgl. <strong>1.</strong>) ausgeht, „sich in der Größenordnung unserer normalen Lebensrisiken<br />

wie z.B. dem Besteigen eines Flugzeuges“ (Schweizerische Ärztezeitung, a.a.O.) bewegt,<br />

dann ist es richtig und wichtig, diejenigen HIV-positiven Menschen davon zu<br />

unterrichten, denn dann ist die häufig tief verwurzelte Angst, andere zu infizieren,<br />

sehr zu relativieren. Diese Erkenntnis hätte ungeheuere Chancen zur Folge, denn sie<br />

könnte zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität von HIV-Infizierten und<br />

der von HIV-Betroffenen führen. Also etwa auch <strong>für</strong> (feste = monogame)<br />

Partnerinnen und Partner von HIV-Positiven unter der Voraussetzung eines wirklich<br />

vertrauensvollen Umgangs miteinander. Wenn sART als eine Methode des<br />

Risikomanagements genutzt wird, geht dies nicht ohne partnerschaftliche<br />

Kommunikation. Beide Partner/innen müssen die Einschätzung teilen, sich auf <strong>das</strong><br />

Restrisiko bei der sART einlassen zu wollen und Aspekte wie Compliance,<br />

regelmäßiges Monitoring und vorliegende STI`s besprechen können.<br />

Hier bestünden aber natürlich auch Chancen im Hinblick auf andere Lebensbereiche,<br />

wie etwa dem Arbeitsleben, wo Arbeitgeber noch weniger davor zurückscheuen<br />

sollten, HIV-positive MitarbeiterInnen zu beschäftigen. Auch im Bereich von<br />

(Lebens-) Versicherungen sollte sich endlich eine Neubewertung der bisherigen<br />

Ungleichbehandlung bezüglich vermeintlich ungünstiger Risiken ergeben. Die<br />

Notwendigkeit von (privater) Altersvorsorge gewinnt nunmehr auch <strong>für</strong> einige HIVpositive<br />

Menschen Bedeutung.<br />

Allerdings gilt die obige Einschätzung nicht in gleichem Maße <strong>für</strong> andere sexuell<br />

übertragbare Krankheiten. Bei diesen lässt sich weiterhin nur durch ein Kondom <strong>das</strong><br />

Ansteckungsrisiko vermindern. Vor dem Hintergrund, <strong>das</strong>s sich <strong>das</strong><br />

Ansteckungsrisiko bezüglich HIV aufgrund einer vorhandenen sexuell übertragbaren<br />

Krankheit verzehnfachen kann, gilt nach wie vor <strong>für</strong> promiske (nicht monogame)<br />

Lebensweisen oder Sex außerhalb von Beziehungen: „Nie auf den Selbstschutz<br />

verzichten!“.<br />

Hier gilt in aller Regel nach wie vor die relativ einfache Formel „Ohne Dings kein<br />

Bums!“ Aber natürlich bleibt es generationenübergreifend auch immer dabei, <strong>das</strong>s<br />

die Entscheidungen zum Sex oder etwa zum Drogenkonsum nicht immer auf<br />

rationaler Basis fallen. Und diesbezüglich gefährdet ein realistisches Abnehmen<br />

einer (un-) mittelbaren Todesbedrohung immer mehr die Präventionserfolge. Umso<br />

mehr bleibt es unsere Aufgabe, die vielschichtigen Problemlagen, die in Folge einer<br />

HIV-Infektion auftreten können, deutlich zu machen (Stichworte : lebenslängliche<br />

Chemotherapie mit entsprechenden Folgen wie Resistenzproblematiken,<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!