Bachelor-Arbeit
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gehend schneefreien südlichen Regionen, verbunden mit den kalten Ostwinden,<br />
führte bis Ende März zu einem Zugstau zahlreicher Arten. Viele der bereits angekommenen<br />
Vögel kehrten sogar wieder um. Zahlreiche Tiere sammelten sich an<br />
den Schneegrenzen des Landes. Im Süden Niedersachsens, in Nordrhein-<br />
Westfalen, Thüringen und Hessen sammelten sich enorme Zahlen von u.a. Kiebitzen,<br />
Lerchen und Drosseln. Allein in Hessen wurden über 30.000 Kiebitze gezählt.<br />
In Westfalen stiegen die Zahlen von Kiebitzen und Feldlerchen ebenfalls bis in die<br />
Zehntausende (GELPKE et al. 2013, S. 181). Über zehntausend Vögel verblieben<br />
bis zu vier Wochen in ihren Durchzugsgebieten in Südniedersachsen, Thüringen<br />
und Hessen. Um witterungsbedingte Verluste zu vermeiden, wurden in einigen<br />
Regionen die ausharrenden Kraniche gefüttert. Am Beispiel des Kiebitzes wird der<br />
enorme Kräfteaufwand deutlich. So löste der witterungsbedingte Abzug der meisten<br />
Kiebitze drei Zugwellen aus. Neben Zehntausenden rastenden Vögeln, die von<br />
der Witterung überrascht wurden und Windschutz suchten, löste das Wetter bei<br />
anderen Populationen, welche noch auf schneefreien Plätzen rasteten, einen Umkehrzug<br />
nach Südwesten aus. Nach zwei Wochen mussten viele der bereits umgekehrten<br />
Individuen erneut in Richtung Süden ausweichen. Ende April, nachdem<br />
mildere Temperaturen einsetzten, erfolgte der endgültige Zug in die Brutgebiete<br />
(GELPKE et al. 2013, S. 182f.). Weitere Arten zeigten untypisches Verhalten. Bekassinen<br />
hielten sich in kurzgrasigem Feuchtgrünland in kleinen Gruppen auf.<br />
Normalerweise leben sie verteilt in Gebieten höherer Vegetation. Vögel, die normalerweise<br />
Einzelzieher sind, bevorzugten den Verbleib in kleineren Gruppen.<br />
Auch Bachstelzen wurden an kaum bewachsenen Fließgewässern und somit untypischen<br />
Habitaten angetroffen. Diese Verhalten sind auf die Priorität der Tiere,<br />
windstille und wärmere Bereiche aufzusuchen, zurückzuführen (GELPKE et al.<br />
2013, S. 183). Nachdem sich im Verlauf des Aprils das Wetter normalisierte und<br />
die Tiere in ihren Brutgebieten ankamen, wurden unterschiedliche Reaktionen der<br />
Brutvögel auf die außergewöhnliche Witterung beobachtet. Im Südwesten des<br />
Landes, also Regionen ohne Schneedecke, brüteten Graugänse, Weißstörche,<br />
Höckerschwäne, Saat- und Rabenkrähe zu normalen Terminen und zeigten keine<br />
zeitlichen Veränderungen. Mittelhessens Rotmilane dagegen begannen mit dem<br />
Nestbau und der Brut mehr als zwei Wochen nach dem durchschnittlichen Beginn.<br />
Auch bei dem Sangesbeginn vieler Arten kam es zu Verzögerungen. Nachdem<br />
viele Arten ihren Gesang einstellten, begannen sie erst wieder in den ersten April-<br />
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