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Aufgeben gibt's nicht. - Österreichische Kinder-Krebs-Hilfe

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streuen“, sagte der Arzt. Ich musste jetzt eine Gewebsentnahme<br />

machen, damit sie feststellen können, ob<br />

der Tumor gut- oder bösartig war. Für mich war die Geschichte<br />

überhaupt noch <strong>nicht</strong> schlimm. Ich wusste ja<br />

<strong>nicht</strong>, dass ich <strong>Krebs</strong> hatte. Bei einem bösartigen Tumor<br />

müsste man Medikamente nehmen, dann operieren und<br />

dann wieder Medikamente nehmen. Medikamente nehmen<br />

stellte ich mir vor, halt eine Tablette schlucken, bevor<br />

ich schlafen ging. Ich konnte ja <strong>nicht</strong> wissen, dass<br />

unter Medikamente nehmen die Chemotherapie gemeint<br />

war!! Nur meine Mutter und mein Vater wussten,<br />

dass ich <strong>Krebs</strong> hatte.<br />

Als ich dann zur Gewebsentnahme musste, schrieb mir<br />

die ganze Klasse Briefe und gab mir Esswaren und so.<br />

Ich begriff <strong>nicht</strong> genau, warum. Ich musste ja nur zwei<br />

Tage ins Spital zur Gewebsentnahme. Ich war mit einem<br />

deutschen Jungen im Zimmer und ich sprach den ganzen<br />

Tag Deutsch. Es war lustig. Die Gewebsentnahme war<br />

überhaupt <strong>nicht</strong> schlimm. Ich durfte wieder nach Hause.<br />

Sie brauchten zwei Wochen, bis klar war, ob der Tumor<br />

gut- oder bösartig war. Sie mussten warten, bis der<br />

Knochen entkalkt war.<br />

Ich ging wieder normal in die Schule und ahnte überhaupt<br />

<strong>nicht</strong>s!! Plötzlich, als ich von der Schule heimkam,<br />

sagte meine Mutter, ich müsse gleich mitkommen zu<br />

einem Gespräch in Basel. Warten war ich unterdessen<br />

schon gewohnt. Ich fragte mich, warum wir wegen eines<br />

Gesprächs nach Basel fahren müssen, sie könnten uns<br />

den Befund ja auch am Telefon mitteilen. Das Gespräch<br />

dauerte eine Stunde, und es ging um die Chemotherapie.<br />

Ich hatte einen bösartigen Tumor, und zwar ein Osteosarkom.<br />

Ich war schon ein bisschen geschockt. Was<br />

mich am meisten störte, war, dass die Krankheit tödlich<br />

war. Ich hatte bisher nie an den Tod gedacht. 80%<br />

wären meine Überlebenschancen. Ich stellte mir einen<br />

Würfel von 1-100 vor und bei einem Würfelwurf von 1-<br />

80 überlebte ich. Als die Ärzte weitererzählten, dass ich<br />

unfruchtbar würde und dass das Risiko, dass ich später<br />

einmal <strong>Krebs</strong> bekommen würde, um 5% erhöht sei,<br />

dachte ich irgendwie, dass ich die Krankheit nie mehr<br />

losbekommen würde. Etwa dreiviertel Jahr im Spital…<br />

Wir mussten am nächsten Tag wieder kommen, um den<br />

Port hineinzuoperieren und am nächsten Tag würde die<br />

Chemo starten. Ich fragte meinen Vater, was ist, wenn<br />

die Therapie fehlschlägt. Er sagte: „Daran darfst du<br />

jetzt gar <strong>nicht</strong> denken.“ Ich nahm die Situation eigentlich<br />

immer noch locker. Bei der Operation würden sie<br />

einfach das Schienbein operieren und mit Metall ersetzen,<br />

davon sollte ich <strong>nicht</strong>s spüren. Die nächste Woche<br />

war der Horror. Mein Überlebenswille wurde zum ersten<br />

Mal auf die Probe gestellt. Während der Chemotherapie<br />

musste ich noch allerhand Untersuchungen machen, Augen,<br />

Zähne, Ohren usw. Zweimal musste ich auch noch<br />

meinen Samen spenden. Und das, obwohl ich todmüde<br />

war. Die Nächte waren genauso schlimm wie der Tag.<br />

Andauernd weckten sie mich und kamen mit Taschenlampen<br />

wie Gespenster und ich musste immer wieder in<br />

diese Urinflaschen pinkeln. Ich zählte nur noch die Tage<br />

und Nächte, bis ich wieder nach Hause durfte. Meine<br />

Großmutter hatte mir ein Handy gekauft, weil ich nun so<br />

oft im Spital sein musste, und ich konnte immerhin mit<br />

meinen Kollegen „smsen“.<br />

Der Albtraum hatte ein Ende. Ich durfte wieder nach<br />

Hause und hatte drei Wochen Pause bis zur nächsten<br />

Chemo.<br />

Tim Brun (17 Jahre)<br />

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