Aufgeben gibt's nicht. - Ãsterreichische Kinder-Krebs-Hilfe
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Wenn ehemalige Patient/innen auch längst wieder gesund<br />
sind, die <strong>Krebs</strong>erkrankung, die sie als <strong>Kinder</strong> oder<br />
Jugendliche hatten, bleibt ein fester Bestandteil in ihrem<br />
Leben mit weit reichenden Folgen: Wenn sie wieder<br />
in die Schule gehen, wenn sie sich verlieben, wenn sie<br />
einen Job suchen, wenn sie einen Kredit beantragen,<br />
oder wenn sie einfach nur einen Infekt bekommen.<br />
Der Wiedereinstieg ins Schulleben ist oft schwierig. Mitschüler<br />
und Mitschülerinnen, aber auch Lehrer und Lehrerinnen<br />
sind verunsichert und wissen <strong>nicht</strong>, wie sie mit<br />
der (neuen) Situation umgehen sollen. Noch verstärkt<br />
kann sich diese Situation in der Partnerschaft bemerkbar<br />
machen, wenn Intimitäten und Sexualität ins Spiel<br />
kommen und die <strong>Krebs</strong>therapie körperliche Spuren hinterlassen<br />
hat wie z.B. Operationsnarben oder gar Amputation<br />
eines Armes oder Beines.<br />
Manche Personalchefs rümpfen schnell die Nase, wenn<br />
sie von einer – auch Jahrzehnte zurückliegenden –<br />
<strong>Krebs</strong>erkrankung der Jobsuchenden erfahren. Bei Privat-<br />
oder Zusatzkrankenversicherungen, bei Lebensversicherungen<br />
werden ehemalige Patienten meist ausgeschlossen<br />
oder mit höheren Prämien diskriminiert. Was<br />
wiederum zur Folge haben kann, dass es für sie schwieriger<br />
ist, bei Banken einen Kredit zu bekommen, weil sie<br />
keine Lebensversicherung zur Absicherung hinterlegen<br />
können. Die Reihe von Situationen, in denen „Ehemalige“<br />
meist unsanft an ihre frühere Erkrankung erinnert<br />
werden, lässt sich fast beliebig fortsetzen. Wer einmal<br />
eine <strong>Krebs</strong>erkrankung hatte, ist gebrandmarkt.<br />
In Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich<br />
daher inzwischen Gruppen von Ehemaligen gebildet, die<br />
sich oftmals nach internationaler Gepflogenheit „Survivors“<br />
nennen. Regelmäßige Treffen klären auf über die<br />
medizinische Entwicklung, über Sozialrechtliches oder<br />
Hilfsangebote bei Behinderungen, unterstützen bei der<br />
Jobsuche oder bei der Aufnahme des Studiums, regen<br />
zu sportlichen Aktivitäten an oder stellen Kreativangebote<br />
vor. Vor allem aber ist der Austausch untereinander<br />
von großer Wichtigkeit. Erfahrungen der anderen<br />
helfen bei der Verarbeitung der eigenen Probleme und<br />
geben Kraft.<br />
Speziell für die jungen Erwachsenen ausgerichtete<br />
Nachsorgemaßnahmen und Camps fangen physische<br />
und psychische Probleme auf und unterstützen die jungen<br />
Menschen beim Aufbereiten ihres Selbstwertgefühls.<br />
In Deutschland hat sich eine Kerngruppe gefunden,<br />
die jährlich einmal eine Fahrradtour unternimmt,<br />
die sie eine Woche lang von einer Klinik zu anderen<br />
führt, wo sie neu erkrankte <strong>Kinder</strong> und Jugendliche besuchen<br />
und mit ihnen ins Gespräch kommen. Das vermittelt<br />
Hoffnung und macht Mut. Diese so genannte<br />
„Regenbogenfahrt“ steht unter dem Motto: Eines werde<br />
ich <strong>nicht</strong> tun: AUFGEBEN! – Ein Ausspruch, übernommen<br />
aus der Email-Korrespondenz mit einem der jungen<br />
Teilnehmer.<br />
Auch im internationalen Austausch sind die „Survivors“<br />
aktiv. Bei den jährlich stattfindenden Treffen der internationalen<br />
Elterngruppen (ICCCPO = International Confederation<br />
of Childhood Cancer Parent Organizations)<br />
werden seit mehreren Jahren auch Survivors-Treffen<br />
abgehalten. Hier lernen die jungen Menschen im Austausch<br />
mit den anderen sich zur Wehr zu setzen und zu<br />
fordern: Wir wollen „normal“ behandelt werden.<br />
Aber auch die Eltern von Patienten, die es <strong>nicht</strong> geschafft<br />
haben, die trotz bester Behandlung ihre Krankheit<br />
<strong>nicht</strong> besiegen konnten, müssen weiterleben. Für<br />
sie steht die Erinnerung an das mutige, tapfere Kind im<br />
Mittelpunkt ihres Alltags. Auch das ist „normal“.<br />
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