Aufgeben gibt's nicht. - Ãsterreichische Kinder-Krebs-Hilfe
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Inspiriert von einer Religionsstunde<br />
Ich gehöre zu keiner Religion und bin <strong>nicht</strong> getauft. Ganz einfach aus dem<br />
Grund, weil ich glaube, dass der Mensch <strong>nicht</strong> entscheiden kann, wer in<br />
den Himmel kommt oder wer ein zweites Leben verdient hat. Weil das Leben<br />
halt schön ist, gründeten die Menschen Religionen, um sich zu versichern,<br />
dass, wenn sie tugendhaft & fromm leben, sie in den Himmel kommen. Der<br />
Mensch ist gut und böse. Unfähig und fähig. Wir haben Gesetze, klare Richtlinien,<br />
weil Anarchie wohl <strong>nicht</strong> gut enden würde. Ich finde unser kapitalistisches<br />
Leben aber <strong>nicht</strong> unbedingt so toll. Warum müssen alle Mathematik<br />
lernen? Wir gehen in die Schule um für das Leben zu lernen. Ja? Gehen viele<br />
<strong>nicht</strong> einfach in die Schule, damit sie später viel verdienen werden? Und lernen<br />
genau das, was man ihnen sagt? Soviel zum Thema Kapitalismus.<br />
Ich bin während meiner Krankheit so ziemlich zum Anti-Kapitalist geworden.<br />
Alle wollten mir etwas schenken. Doch ein Besuch im Spital freute<br />
mich viel mehr. Mir ist es scheißegal, wie viel Geld ich habe. Hauptsache,<br />
ich bin gesund. Was ich jetzt zu 80 Prozent auch bin. Ich nehme überhaupt<br />
keine Drogen. Natürlich schrei ich nach der großen Operation ständig „Morphin!“<br />
Und nach dreieinhalb Monaten, in denen ich nur herumliegen konnte,<br />
fragte ich mich wirklich, ob sie mich <strong>nicht</strong> einfach abflashen konnten, bis<br />
ich wieder gesund war.<br />
Wäre wohl <strong>nicht</strong> gut gekommen, denn nach der Chemotherapie ist <strong>nicht</strong><br />
gleich wieder alles perfekt. Ich verfiel zum Beispiel nach der Chemo in eine<br />
ziemliche Depression. Die Wiederintegration in den Alltag ist <strong>nicht</strong> einfach,<br />
die Schule erscheint einem noch sinnloser als je zuvor, nachdem man die<br />
ganze Zeit in einem Spiel um Leben und Tod war. Ein Zigeunerleben erscheint<br />
einem viel schöner. Was wohl mit meinem künstlichen Kniegelenk<br />
kaum möglich wäre. Und außerdem liegen meine Fähigkeiten in meinem Intellekt.<br />
Wobei ich mich lieber auch anders bilden möchte.<br />
Freundschaften sind wohl so etwas wie das Wichtigste im Leben. Aber kaum<br />
kommt man in eine andere Klasse, sieht man seine vorherigen „Freunde“<br />
fast <strong>nicht</strong> mehr. Weil sie halt nur genau Freunde für diese Zeit waren. Leben<br />
ist Lernen. Warum kann man in der Schule zum Beispiel <strong>nicht</strong> anstatt Physik<br />
lernen, wie man ohne <strong>nicht</strong>s überleben kann? Wäre doch interessant, wenn<br />
die Überlebensprüfung so stattfinden würde, dass man irgendwo in Italien<br />
ausgesetzt würde, und irgendwie zurückfinden müsste. Abenteuer! Doch<br />
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