UNESCO-Ãbereinkommen zum Schutz der kulturellen Vielfalt
UNESCO-Ãbereinkommen zum Schutz der kulturellen Vielfalt
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<strong>UNESCO</strong> heute Nr. 1 2005 | 13<br />
In Deutschland treten wir traditionell<br />
für den freien Austausch<br />
über Grenzen hinweg ein. Der kulturelle<br />
Austausch und <strong>der</strong> grenzüberschreitende<br />
freie Fluss <strong>der</strong> Informationen,<br />
die Freizügigkeit von<br />
Kulturschaffenden und von Journalisten,<br />
<strong>der</strong> faire Wettbewerb <strong>der</strong><br />
Medienunternehmen und <strong>der</strong> freie<br />
Wettbewerb von Künstlern gehören<br />
zu den vornehmsten Traditionen<br />
unserer Kultur- und Medienpolitik.<br />
Diese Freiheiten lassen sich mit <strong>der</strong><br />
Systematik handelspolitischer Liberalisierung<br />
allein allerdings nur<br />
sehr unzureichend erfassen. Die<br />
handelspolitische Sicht setzt zur<br />
Wettbewerbssicherung vielfach<br />
ausschließlich o<strong>der</strong> im Schwerpunkt<br />
auf die Marktkräfte, während<br />
wir in <strong>der</strong> Kultur- und Medienpolitik<br />
traditionell mit einem<br />
sehr vielfältigen Instrumentarium<br />
arbeiten: von <strong>der</strong> breiten Freiheitsgewährleistung<br />
nach Artikel 5 unseres<br />
Grundgesetzes über finanzielle<br />
För<strong>der</strong>ung bis hin zu rechtlichem<br />
<strong>Schutz</strong> und gesetzlicher Gestaltung.<br />
Kultur- und<br />
Medienpolitik braucht<br />
Handlungsspielräume<br />
Wenn diese Instrumente dann<br />
bei rein handelspolitischer Sicht<br />
unter Hinweis auf internationale<br />
Verpflichtungen als Handelshemmnisse<br />
in Zweifel gezogen<br />
werden, verliert die Kultur- und<br />
Medienpolitik Handlungsspielräume,<br />
die wir zur Wahrung kultureller<br />
<strong>Vielfalt</strong> in einem wirtschaftlichen<br />
Umfeld und zunehmen<strong>der</strong><br />
Globalisierung dringend brauchen.<br />
Im <strong>kulturellen</strong> Sinne wohl durchdachte<br />
Lösungen einzelner Sachverhalte<br />
erscheinen bei einer rein<br />
handels- o<strong>der</strong> wettbewerbspolitischen<br />
Sichtweise plötzlich in einem<br />
ganz an<strong>der</strong>en Licht:<br />
aus einer staatlichen För<strong>der</strong>ung<br />
einzelner kultureller Akteure<br />
wird eine staatliche Subvention,<br />
die Wettbewerber benachteiligt;<br />
aus <strong>der</strong> wohl überlegten För<strong>der</strong>ung<br />
einzelner Bevölkerungsgruppen<br />
die Diskriminierung<br />
an<strong>der</strong>er;<br />
aus einem solidarischen Zusammenwirken<br />
wird ein Kartell.<br />
Wir brauchen die politische<br />
Handlungsfreiheit, die Organisations-<br />
und Finanzierungsform des öffentlich-rechtlichen<br />
Rundfunks und<br />
seinen Programmauftrag in<br />
Deutschland definieren zu können.<br />
Bund, Län<strong>der</strong> und Kommunen<br />
müssen dort gesetzlich o<strong>der</strong> finanziell<br />
eingreifen können, wo uns dies<br />
<strong>zum</strong> <strong>Schutz</strong> kultureller <strong>Vielfalt</strong> unabdingbar<br />
erscheint.<br />
Die Debatte, die wir in <strong>der</strong><br />
<strong>UNESCO</strong> führen, flankiert dabei<br />
auch unsere Diskussionen in den<br />
Gremien und mit den Organen <strong>der</strong><br />
Europäischen Union. Auch in Brüssel<br />
wird darüber gesprochen, welche<br />
kultur- und medienpolitischen<br />
Spielräume die Mitgliedstaaten <strong>der</strong><br />
Union in einem gemeinsamen Binnenmarkt<br />
behalten. Die Erhaltung<br />
unseres deutschen Systems <strong>der</strong><br />
Filmför<strong>der</strong>ung sowohl auf Bundesals<br />
auch auf Län<strong>der</strong>ebene, die Freiheit<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, den Auftrag <strong>der</strong><br />
Rundfunkanstalten und die Höhe<br />
<strong>der</strong> Rundfunkgebühren selbst festzulegen,<br />
die Sicherung unserer bewährten<br />
Buchpreisbindung – all<br />
das sind Stichworte aus <strong>der</strong> europapolitischen<br />
Debatte <strong>der</strong> letzten Jahre.<br />
In all diesen Fällen hat sich<br />
Deutschland mit Nachdruck für den<br />
Indien: Kutiyattam Sanskrit Theater<br />
Foto: <strong>UNESCO</strong>