UNESCO-Ãbereinkommen zum Schutz der kulturellen Vielfalt
UNESCO-Ãbereinkommen zum Schutz der kulturellen Vielfalt
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48 | <strong>UNESCO</strong> heute Nr. 1 2005<br />
CHRISTINE M. MERKEL ist Kulturreferentin<br />
<strong>der</strong> Deutschen <strong>UNESCO</strong>-<br />
Kommission und ex officio Koordinatorin<br />
<strong>der</strong> Bundesweiten Koalition Kulturelle<br />
<strong>Vielfalt</strong>.<br />
Künftige Aufgaben <strong>der</strong><br />
Bundesweiten Koalition<br />
Bei <strong>der</strong> dritten Regierungsexpertentagung<br />
<strong>zum</strong> <strong>UNESCO</strong>-<br />
Übereinkommen <strong>zum</strong> <strong>Schutz</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>kulturellen</strong> <strong>Vielfalt</strong> vom 23. Mai<br />
bis 3. Juni 2005 in Paris haben 500<br />
Regierungsexpertinnen und -experten<br />
aus über 130 Län<strong>der</strong>n den<br />
endgültigen Wortlaut des Vertragstextes<br />
diskutiert. Der jetzt vorliegende<br />
Übereinkommensentwurf<br />
soll auf <strong>der</strong> 33. <strong>UNESCO</strong>-Generalkonferenz<br />
vom 3. bis 21. Oktober<br />
2005 in Paris verabschiedet<br />
werden. Dazu ist eine Zweidrittelmehrheit<br />
<strong>der</strong> 191 <strong>UNESCO</strong>-Mitgliedstaaten<br />
erfor<strong>der</strong>lich. In Kraft<br />
treten wird das neue Übereinkommen<br />
nach Eingang <strong>der</strong> 30. Ratifikationsurkunde<br />
bei <strong>der</strong> <strong>UNESCO</strong>.<br />
Nach <strong>der</strong> Verabschiedung des<br />
Übereinkommens wird es Aufgabe<br />
<strong>der</strong> Bundesweiten Koalition für<br />
Kulturelle <strong>Vielfalt</strong> sein, die Zeichnung<br />
und Ratifizierung durch die<br />
Bundesregierung und das Parlament<br />
sowie durch die Europäische<br />
Union zu begleiten. Hierbei ist es<br />
auch international wichtig, bis zur<br />
Zeichnung und Ratifizierung den<br />
Dialog mit den Kritikern des Übereinkommens<br />
zu suchen. Für die<br />
Bundesweite Koalition und die internationalen<br />
Koalitionen für Kulturelle<br />
<strong>Vielfalt</strong> stellt sich beson<strong>der</strong>s<br />
auch die Aufgabe, aktiv die<br />
Verbindungen mit den Zivilgesellschaften<br />
<strong>der</strong>jenigen Län<strong>der</strong> zu suchen,<br />
die dem Konventionsprozess<br />
ablehnend gegenüber stehen, allen<br />
voran die USA.<br />
Auf <strong>der</strong> Basis des Rechtsgutachtens<br />
zu GATS und Kulturför<strong>der</strong>ung<br />
in Deutschland von Prof.<br />
Krajewski ist eine vertiefte Analyse<br />
<strong>der</strong> einzelnen Kultursparten zur<br />
Entwicklung von möglichen Szenarien<br />
im Rahmen des GATS nötig.<br />
Diese komplexe Materie ist in<br />
allen Details zu analysieren, etwa<br />
im Hinblick auf die Auswirkungen<br />
auf die ungesteuert privatisierten<br />
öffentlichen Kultureinrichtungen,<br />
ein Prozess, <strong>der</strong> zugleich überfällige<br />
Befreiungen aus bürokratischer<br />
Verkrustung ermöglicht.<br />
Nach dem Inkrafttreten des<br />
Übereinkommens (voraussichtlich<br />
2006/2007) wird die Frage <strong>der</strong> aktiven<br />
Nutzung dieses Instrumentes<br />
in <strong>der</strong> deutschen Kulturpolitik und<br />
in <strong>der</strong> internationalen Zusammenarbeit<br />
zentral. Wichtig ist die systematische<br />
Überprüfung <strong>der</strong> Entwicklung<br />
kultureller <strong>Vielfalt</strong>, einschließlich<br />
<strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Anreize, wie in dem Argumentationsleitfaden<br />
<strong>der</strong> Bundesweiten<br />
Koalition vom September 2004<br />
skizziert. Ein möglicher Weg ist<br />
<strong>zum</strong> Beispiel die Aufnahme <strong>der</strong><br />
Argumentation „Kultur und kulturelle<br />
<strong>Vielfalt</strong> als Potenzial“ in den<br />
Wirtschaftsbericht <strong>der</strong> Bundesregierung.<br />
Ob das <strong>UNESCO</strong>-Übereinkommen<br />
<strong>zum</strong> <strong>Schutz</strong> und zur För<strong>der</strong>ung<br />
kultureller <strong>Vielfalt</strong> mittelfristig<br />
ein Erfolg wird, hängt wesentlich<br />
davon ab, ob auch die Nutzer<br />
von Kultur und die Kunden <strong>der</strong><br />
Kulturindustrien darin einen Sinn<br />
sehen können. Hierin liegt eine beson<strong>der</strong>e<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung für die<br />
Koalitionen für Kulturelle <strong>Vielfalt</strong>.<br />
Nach dem Vorbild des UN-Jahres<br />
2001 <strong>zum</strong> Dialog zwischen den<br />
Kulturen wäre ein Label „Beitrag<br />
zur <strong>kulturellen</strong> <strong>Vielfalt</strong>“ zu kreieren,<br />
um eine breitere Verankerung<br />
<strong>der</strong> Ziele des <strong>UNESCO</strong>-Übereinkommens<br />
zu stimulieren.