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UNESCO-Übereinkommen zum Schutz der kulturellen Vielfalt

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32 | <strong>UNESCO</strong> heute Nr. 1 2005<br />

on, <strong>zum</strong> Wissen, zur Bildung, zur<br />

Kultur offen und bezahlbar bleiben<br />

müssen.<br />

Parallelwelten existieren auch<br />

politisch munter nebeneinan<strong>der</strong> her.<br />

Etwa im Lissabon-Prozess, mit<br />

dem Europa bis 2010 zur „schlagkräftigsten<br />

Wettbewerbsregion <strong>der</strong><br />

Welt“ werden will. Diesem Ziel ist<br />

<strong>der</strong> Entwurf <strong>der</strong> EU-Dienstleistungsrichtlinie<br />

verpflichtet als Entsprechung<br />

<strong>zum</strong> internationalen<br />

GATS-Vertrag. Die Europäische<br />

Kommission positioniert sich im<br />

internationalen Abstimmungsprozess<br />

<strong>zum</strong> Entwurf eines <strong>UNESCO</strong>-<br />

Übereinkommens zur <strong>kulturellen</strong><br />

<strong>Vielfalt</strong> hingegen ganz an<strong>der</strong>s. Hier<br />

sieht man, dass <strong>der</strong> Grundsatz fortgesetzter<br />

Liberalisierung unserer<br />

»Der Weltmarkt ist da, aber frei von staatlichem<br />

Einfluss wurde die öffentliche Meinung deshalb<br />

nicht«<br />

internationalen Handelsverträge<br />

geeignet ist, in vergleichsweise kurzer<br />

Zeit ein Gesellschaftsmodell zu<br />

unterlaufen, das seit 200 Jahren,<br />

seit Beginn <strong>der</strong> Aufklärung und ihrer<br />

Idee des „contrat social“, als Erfolgsmodell<br />

<strong>der</strong> Geschichte gilt in<br />

seiner immer wie<strong>der</strong> gefundenen<br />

Balance zwischen dem „Öffentlichen“<br />

und dem „Privaten“. Zivilisationen<br />

zerfallen, so Hegel in seiner<br />

„Philosophie <strong>der</strong> Geschichte“,<br />

wenn sie einige Prinzipien morbide<br />

übersteigern. Und dazu sagen die<br />

Bürger nein.<br />

Das traditionelle Verständnis<br />

des Multilateralismus ist an seine<br />

Grenzen gestoßen. Dass Regierungen<br />

sich auf eine Politik einigen<br />

und diese dann umsetzen, ist offenbar<br />

selbst bei regionalen Gemeinsamkeiten<br />

unter dem gewachsenen<br />

globalen Druck in keiner<br />

Hinsicht mehr Erfolg versprechend<br />

– mindestens dann nicht,<br />

wenn ein entscheiden<strong>der</strong> Faktor<br />

politischer Wirksamkeit fehlt: <strong>der</strong><br />

Resonanzboden <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Meinung.<br />

Wer aber stellt es her, jenes „hohe<br />

Gut“, das schlechthin konstituierend<br />

für unsere Demokratie ist?<br />

Ein Blick auf die französische Abrechnung<br />

mit ihren ebenfalls von<br />

den Eliten besetzten Medien ernüchtert<br />

da ebenso wie die Karriere<br />

<strong>der</strong> Schmidt-Ikone vom deutschen<br />

„Unterschichtenfernsehen“.<br />

Die Hoffnungen auf ein anbrechendes<br />

Zeitalter <strong>der</strong> globalen Mediendemokratie<br />

verpufften angesichts<br />

<strong>der</strong> auf vier globale Konglomerate<br />

– Disney, Murdoch, Time<br />

Warner und Viacom – zusammengeschnurrten<br />

Branche. Und <strong>der</strong><br />

Blick in die Regionen <strong>der</strong> so genannten<br />

Dritten Welt erheitert den<br />

getrübten Blick diesbezüglich<br />

auch nicht: Der Weltmarkt ist da,<br />

aber frei von staatlichem Einfluss<br />

wurde die öffentliche Meinung<br />

deshalb nicht. Es treiben vielmehr<br />

Hybriden aus in Form zensurbereiter<br />

globaler „Media Mergers“ in<br />

liebenswürdiger staatlicher Duldung.<br />

Die Frage ist, wie wir uns mit<br />

dem, was <strong>der</strong> Fall ist, wie Niklas<br />

Luhmann gesagt hätte, auseinan<strong>der</strong>setzen.<br />

Unsere Aufgabe besteht<br />

darin, aus den mehrschichtigen<br />

Vorgängen „die politische und<br />

fachliche Essenz herauszuschälen<br />

und ihre Relevanz für die deutsche<br />

VN-Politik zu erschließen<br />

und zur Geltung zu bringen“ (Roland<br />

Bernecker, Einleitung, Jah-

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