UNESCO-Ãbereinkommen zum Schutz der kulturellen Vielfalt
UNESCO-Ãbereinkommen zum Schutz der kulturellen Vielfalt
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<strong>UNESCO</strong> heute Nr. 1 2005 | 23<br />
»Kultur ist Lebensmittel<br />
und kein Luxus«<br />
In den aktuellen Diskussionen<br />
um das GATS-Abkommen <strong>der</strong><br />
WTO und die EU-Dienstleistungsrichtlinie<br />
sind zentrale Bereiche<br />
<strong>der</strong> Kulturpolitik berührt. Es ist<br />
klar, dass bei beiden Vereinbarungen<br />
die wirtschaftliche Liberalisierung<br />
im Vor<strong>der</strong>grund steht. Deshalb<br />
kämpfen wir Kulturpolitiker<br />
für die Bewahrung <strong>der</strong> <strong>kulturellen</strong><br />
<strong>Vielfalt</strong>, die durch die Einstufung<br />
von <strong>kulturellen</strong> Dienstleistungen<br />
wie Rundfunk o<strong>der</strong> Bildung als<br />
Wirtschaftsgut schnell bedroht<br />
sein kann. Kultur braucht einen<br />
möglichst hohen Stellenwert im<br />
Kanon <strong>der</strong> unterschiedlichen Politikfel<strong>der</strong>,<br />
damit <strong>der</strong>en Belange<br />
auch von den Wirtschafts- o<strong>der</strong><br />
Finanzexperten wahrgenommen<br />
und respektiert werden. Kultur ist<br />
Lebensmittel und nicht vermeidbarer<br />
Luxus.<br />
Die Auswärtige Kulturpolitik ermöglicht<br />
die Lobbyarbeit für Kultur<br />
im Ausland und kann für eine starke<br />
Stellung in <strong>der</strong> Politik werben.<br />
Gleichzeitig befähigt dieses Engagement<br />
im Ausland Deutschland<br />
<strong>zum</strong> Schmieden von gemeinsamen<br />
Allianzen, wie <strong>der</strong> momentan eingesetzten<br />
bilateralen deutsch-französischen<br />
Arbeitsgruppe zur <strong>kulturellen</strong><br />
<strong>Vielfalt</strong> im Bundestag. Dabei<br />
ist die Erarbeitung <strong>der</strong> <strong>UNESCO</strong>-<br />
Konvention <strong>zum</strong> <strong>Schutz</strong> <strong>der</strong> <strong>kulturellen</strong><br />
<strong>Vielfalt</strong> ein wichtiges Instrument.<br />
In den Verhandlungen müssen<br />
alle Partner darauf achten, dass<br />
die Werkzeuge in <strong>der</strong> Konvention<br />
mit denen des GATS-Abkommens<br />
und <strong>der</strong> EU-Dienstleistungsrichtlinie<br />
verschränkt werden. Erst so<br />
können alle Ebenen dieselbe Sprache<br />
sprechen und vergleichbar handeln.<br />
Kulturelle Diversität in Europa<br />
und <strong>der</strong> Welt ist eine große Chance.<br />
Eine gemeinsame europäische<br />
Kultur im Sinne einer Einheitskultur<br />
wird und soll es nicht geben.<br />
Wohl aber haben wir ein gemeinsames<br />
europäisches Erbe, das es<br />
zu pflegen gilt. Wir alle sind Einflüssen<br />
in einer globalisierten Welt<br />
unterworfen. Ich arbeite dafür,<br />
dass diese Einflüsse nicht zu einer<br />
Homogenisierung <strong>der</strong> europäischen<br />
Kulturen führen werden.<br />
Die Globalisierung hält Chancen,<br />
aber auch einige Gefahren bereit.<br />
Immer wie<strong>der</strong> sieht man, dass<br />
die negativen wirtschaftlichen und<br />
politischen und auch <strong>kulturellen</strong><br />
Auswirkungen die Menschen in<br />
ihrem Lebensumfeld verunsichern,<br />
dass die Menschen ihre Wurzeln<br />
zu verlieren drohen. Ich bin überzeugt,<br />
dass gerade Kultur in vielfältiger<br />
Ausprägung bei diesem<br />
Problem eine beson<strong>der</strong>s gute Hilfe<br />
darstellen kann. Individuelle wie<br />
gemeinschaftliche Identifikation –<br />
Theater, Literatur, Musik – bilden<br />
die Wurzeln. Es gilt, die kreativen<br />
Menschen, die dazu beitragen,<br />
dass es überhaupt noch Identifikationsmöglichkeiten<br />
gibt, mit allen<br />
Kräften zu unterstützen.<br />
Ministerin a.D. Monika Griefahn, MdB,<br />
ist Vorsitzende des Ausschusses für Kultur<br />
und Medien des Deutschen Bundestages.<br />
Sie ist Mitglied <strong>der</strong> Deutschen <strong>UNESCO</strong>-<br />
Kommission und des Fachausschusses<br />
Kultur.<br />
»Eine europäische Einheitskultur<br />
soll es nicht geben«