UNESCO-Ãbereinkommen zum Schutz der kulturellen Vielfalt
UNESCO-Ãbereinkommen zum Schutz der kulturellen Vielfalt
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58 | <strong>UNESCO</strong> heute Nr. 1 2005<br />
gang). Allerdings wird auch hier<br />
über weitere Regeln verhandelt.<br />
Alle drei Themenfel<strong>der</strong> sind für<br />
den Kulturbereich von nicht unerheblicher<br />
Relevanz.<br />
e) Das System <strong>der</strong> Künstlersozialversicherung<br />
dürfte – ebenso<br />
wie die an<strong>der</strong>en Elemente<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Sozialversicherung<br />
– gemäß <strong>der</strong> Anlage<br />
zu Finanzdienstleistungen vom<br />
Geltungsbereich des GATS<br />
nicht erfasst werden.<br />
6. Die Mitgliedstaaten <strong>der</strong> Europäischen<br />
Gemeinschaft (EG)<br />
sind in <strong>der</strong> Uruguay Runde unterschiedlich<br />
weitreichende<br />
Verpflichtungen im <strong>kulturellen</strong><br />
Sektor eingegangen. Während<br />
<strong>der</strong> audiovisuelle Sektor weitgehend<br />
vom GATS ausgenommen<br />
wurde, bestehen in an<strong>der</strong>e<br />
Sektoren (Theater, Musik, bildende<br />
Kunst und Unterhaltung)<br />
<strong>zum</strong> Teil sehr umfängliche<br />
Verpflichtungen. Ebenfalls<br />
zu berücksichtigen sind Verpflichtungen<br />
bei freiberuflichen<br />
und Unternehmensdienstleistungen<br />
(Architektur,<br />
Fotografie, Verlagswesen).<br />
7. In den laufenden GATS-Verhandlungen<br />
ist die EG von an<strong>der</strong>en<br />
Handelspartnern zu weiterer<br />
Liberalisierung aufgefor<strong>der</strong>t<br />
worden. Insbeson<strong>der</strong>e haben<br />
eine Reihe von Staaten<br />
(u.a. Japan, Korea, USA, Brasilien<br />
und Mexiko) die EG<br />
aufgefor<strong>der</strong>t, auch den audiovisuellen<br />
Sektor zu liberalisieren.<br />
Die EG hat ihrerseits keine<br />
Angebote zur Liberalisierung<br />
kultureller Dienstleistungen<br />
gemacht und ihre<br />
Handelspartner hierzu auch<br />
nicht aufgefor<strong>der</strong>t. Während<br />
nicht zu erwarten ist, dass die<br />
EG von dieser Position abrücken<br />
wird, sind Reklassifizierungsbestrebungen<br />
<strong>der</strong> USA<br />
(wonach <strong>der</strong> Betrieb von Kinos<br />
nicht mehr <strong>zum</strong> audiovisuellen<br />
Sektor gezählt werden sollte)<br />
von größerer Bedeutung. Das<br />
gleiche gilt für die Abgrenzung<br />
des audiovisuellen vom Telekommunikationssektor,<br />
die<br />
aufgrund technischer Entwicklungen<br />
immer schwieriger<br />
wird. Ebenfalls von Bedeutung<br />
ist die zukünftige Behandlung<br />
des e-commerce, auf die allerdings<br />
im Gutachten aus Platzgründen<br />
nicht eingegangen<br />
werden konnte.<br />
8. Das geplante <strong>UNESCO</strong>-Übereinkommen<br />
<strong>zum</strong> <strong>Schutz</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>kulturellen</strong> <strong>Vielfalt</strong> und das<br />
GATS können in Konflikt zueinan<strong>der</strong><br />
geraten, wenngleich<br />
das tatsächliche Konfliktpotential<br />
eher gering sein dürfte,<br />
da das <strong>UNESCO</strong>-Übereinkommen<br />
eher allgemeine Vorgaben<br />
für Kulturpolitik enthält,<br />
während das GATS konkrete<br />
Verbote aufstellt. Ein Konflikt<br />
könnte aber zwischen GATS-<br />
Verpflichtungen und <strong>der</strong> nach<br />
dem <strong>UNESCO</strong>-Übereinkommen<br />
vorgesehenen Möglichkeit<br />
<strong>der</strong> Präferenzbehandlung bestimmter<br />
Kooperationen mit<br />
ausländischen Partnern (Art.<br />
14 und 17) und <strong>der</strong> u. U. möglichen<br />
Bevorzugung nationaler<br />
Kulturgüter (Art. 6) entstehen.<br />
Zudem ist ein grundsätzlicher<br />
Programmkonflikt zwischen<br />
dem <strong>UNESCO</strong>-Übereinkommen<br />
und dem GATS aus<strong>zum</strong>achen,<br />
da das <strong>UNESCO</strong>-<br />
Übereinkommen den Doppelcharakter<br />
kultureller Dienstleistungen<br />
berücksichtigt,<br />
während das GATS sie nur als<br />
Handelsgut ansieht.<br />
9. Das Verhältnis des <strong>UNESCO</strong>-<br />
Übereinkommens <strong>zum</strong> GATS<br />
wird mangels anwendbarer allgemeiner<br />
völkerrechtlicher<br />
Regeln von spezifischen Vorschriften<br />
des GATS bzw. des<br />
<strong>UNESCO</strong>-Übereinkommens<br />
geregelt werden. Die in Art. 19<br />
des <strong>UNESCO</strong>-Übereinkommens<br />
vorgesehenen Varianten<br />
gehen grundsätzlich vom Prinzip<br />
<strong>der</strong> Konfliktvermeidung<br />
aus. Eine Variante postuliert<br />
den Vorrang des <strong>UNESCO</strong>-<br />
Übereinkommens im Fall <strong>der</strong><br />
ernsthaften Bedrohung <strong>der</strong><br />
<strong>kulturellen</strong> <strong>Vielfalt</strong>. Allerdings<br />
ist zu beachten, dass es nicht<br />
genügt, das Verhältnis von<br />
GATS und <strong>UNESCO</strong>-Übereinkommen<br />
nur in letzterem zu<br />
bestimmen. Die Frage des Verhältnisses<br />
wird nämlich erst<br />
dann praktisch bedeutsam,<br />
wenn in einem Streitschlichtungsverfahren<br />
ein Konflikt<br />
auftritt. Die WTO-Organe dürfen<br />
direkt nur WTO-Recht anwenden<br />
und können an<strong>der</strong>e<br />
völkerrechtliche Regeln allenfalls<br />
zur Interpretation und Ergänzung<br />
des WTO-Rechts heranziehen,<br />
wobei hierzu auch<br />
keine Pflicht besteht. Mangels<br />
entsprechen<strong>der</strong> interpretierfähiger<br />
Begriffe z.B. in Art.<br />
XIV GATS, ist es erfor<strong>der</strong>lich,<br />
die Berücksichtigung des<br />
<strong>UNESCO</strong>-Übereinkommens<br />
auch im GATS-Kontext zu verankern.<br />
Dies kann durch eine<br />
Vertragsän<strong>der</strong>ung des GATS,<br />
ein ergänzendes Protokoll <strong>zum</strong>