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AUDIO 35 Jahre AUDIO (Vorschau)

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Verstärker › RÖHREN-VOLLVERSTÄRKER<br />

Dabei ging es dem Verstärker gar nicht<br />

so sehr um Spektakuläres, sondern vor<br />

allem um Ehrlichkeit. Wer kennt dieses<br />

flaue Gefühl in der Magengrube, wenn<br />

ein Straßengeiger aufspielt? Diese völlig<br />

unschuldige, biobrav trommelfellstreichelnde<br />

Weichheit des Anstrichs,<br />

die schon lästerliche Unversehrtheit der<br />

Korpus-Resonanz? Der Klangeindruck<br />

bewegt den ehrgeizigen High Ender,<br />

bald missmutig weiterzutraben. Denn<br />

das bekommt er meist mit noch so viel<br />

Wiedergabe-Aufwand nicht hin.<br />

Der Line Magnetic weckte neue Hoffnung:<br />

Dank diesem Verstärker tönte<br />

eine solche Geige – etwa zusammen mit<br />

den Arbeitsmonitoren Sonics Allegra –<br />

auch im Hörraum fast wieder freifeldartig<br />

lebensecht. Mit seinem dezidierten<br />

Wahrheitssinn kümmerte sich der LM<br />

nicht nur um Details. Er deckte ohne<br />

großes Trara genauso gern komplexe<br />

Zusammenhänge auf.<br />

In Vienna Tengs „St. Stephen’s Cross“<br />

(„Inland Territory“, Decca) genießt der<br />

Hörer schon über Standard-Elektronik<br />

die junge Stimme, den putzig-rosigen<br />

Mädchenchor in vollen Zügen – und die<br />

dazu absichtlich eingemischten Platten-<br />

Knackser als netten Gag.<br />

Bessere Anlagen offenbarten dann<br />

schon den Herzschmerz ob der lyrisch<br />

geschilderten Trennung eines Paares.<br />

Über die Class-A-Röhre erschien der<br />

Girlie-Sound allerdings fast schon abgehoben<br />

paradiesisch, das böse Kratzen<br />

und Zerren dafür viel bedrohlicher, abgründiger.<br />

Bei den plötzlich ernsthafter<br />

nuancierten und so viel eindringlicher<br />

wahrgenommenen Worten „... lost in<br />

the shadow of St. Stephen’s cross, and<br />

he closed his eyes and he heard no<br />

sound“ überkam den Hörer nun wirklich<br />

ein Frösteln. Jetzt schaute er zusammen<br />

mit Vienna Teng auf das Koordinatensystem<br />

des Lebens – und selbst im Ledersessel<br />

nahm er unwillkürlich Haltung<br />

vor der Künstlerin an.<br />

So, und jetzt sollten die Tester aufstehen,<br />

„sehr gut“ rufen und Punkte vergeben?<br />

Nein, vorher legten sie noch das<br />

geliebte „The Falcon Will Fly Again“ von<br />

Klavier-Tausendsassa Brad Mehldau auf.<br />

Einfach toll, wie befreit-triumphierend<br />

die Piano-Fingersätze sich in die Höhe<br />

schraubten und – zu den herrlich markanten<br />

Akkorden der linken Hand – wieder<br />

gen Erde stürzten. Dabei zeigte der<br />

Line Magnetic mit Bravour, dass solch<br />

ein Klang-Fabeltier neben Schnabel und<br />

Krallen kuschelige, gezackt gemusterte<br />

Federchen besitzt.<br />

Bei Platten mit sehr viel Tiefbass schien<br />

der plötzlich störrische LM-219 IA aber<br />

zu sagen: „Was soll denn das?“ Da<br />

machte sich eine gewisse Erleichterung<br />

breit – weil es auch für diesen Amp<br />

Grenzen gibt.<br />

STECKBRIEF<br />

LINE MAGNETIC<br />

LM-219 IA<br />

Vertrieb<br />

Fidelity Imports<br />

0 75 31 / 90 27 84 4<br />

www.<br />

fidelityimports.de<br />

Listenpreis<br />

10 300 Euro<br />

Garantiezeit<br />

2 <strong>Jahre</strong> (Röhren 6 Monate)<br />

Maße B x H x T<br />

43 x 40 x 43 cm<br />

Gewicht<br />

55 kg<br />

ANSCHLÜSSE<br />

Phono MM / MC – / –<br />

Hochpegel Cinch / XLR 3 / –<br />

Festpegel Eingang 1<br />

PreOut / TapeOut – / –<br />

Lautsprecherpaare 1<br />

Kopfhörer –<br />

FUNKTIONEN<br />

Aufnahmewahlschalter –<br />

Klangregler / abschaltbar – / –<br />

Loudness –<br />

Besonderheiten<br />

Doppelzeiger-Drehspulinstrument<br />

zur Leistungsanzeige.<br />

Ruhestrom-<br />

Feinvariation über<br />

Front-Wendelpotis.<br />

<strong>AUDIO</strong>GRAMM<br />

Klang 130<br />

Ausstattung<br />

sehr gut<br />

Bedienung<br />

sehr gut<br />

Verarbeitung<br />

sehr gut<br />

ÅHerrlich angenehmer<br />

„Mit lockerer Hand“-Klang,<br />

bietet trotz Stressfreiheit<br />

in den Höhen viel Substanz<br />

und Feinauflösung.<br />

Í Gibt sich Tiefbasstiraden<br />

nicht gerade gern hin.<br />

KLANGURTEIL<br />

PREIS/LEISTUNG<br />

130 PUNKTE<br />

SEHR GUT<br />

FAZIT<br />

Hannes Maier<br />

<strong>AUDIO</strong>-Redakteur<br />

LECKERLI FÜR DURCHBLICKER: Die Wendelpotis mit Skala und Feststell-Hebel erlauben,<br />

für gleich zwei Röhren den Ruhestrom zwecks Feintuning zu verändern. Das große Instrument<br />

zeigt die Ausgangsleistungen von Stereo-Rechts und -Links mit zwei Nadeln an.<br />

Im LM-219 IA von Line Magnetic<br />

manifestiert sich viel Fleiß und<br />

Enthusiasmus. Großen Respekt<br />

verdienen die Konstrukteure<br />

vor allem, weil sie keinen Egotrip<br />

unternahmen, sondern einfach<br />

realisierten, was ihren Ohren<br />

nützlich und klangvoll erschien.<br />

164<br />

www.audio.de ›01 /2013

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