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Musik › OLDIES<br />
MASSIVE<br />
ATTACK<br />
Virgin/EMI (CD, LP+CD)<br />
OLDIE-CD DES MONATS<br />
TripHop<br />
Blue Lines – Remix/Remaster<br />
Großbritannien, um 1990: Das ganze Land befindet sich musikalisch<br />
im Besitz von jungen Britpoppern mit Gitarren um den Hals. Das ganze?<br />
Nein: In den Randbezirken der westenglischen Hafenstadt Bristol<br />
werkeln diverse Soundtüftler an den Schnittstellen von in England<br />
seinerzeit eher im Underground wuchernden Genres. Als Ergebnis<br />
gründet sich ein im Kern drei Mitglieder starkes Künstlerkollektiv<br />
namens Massive Attack, veröffentlicht am 9. April 1991 sein Debütalbum<br />
„Blue Lines“– und schreibt damit mal eben Musik geschichte.<br />
Denn diesem Sound (für den ein britischer Musikjournalist erst<br />
drei <strong>Jahre</strong> später die Wortneuschöpfung TripHop erfinden sollte)<br />
gelingt bis dahin Unerhörtes: Er darf als Vertonung des Lifestyles von<br />
Rappern, DJs, Graffiti- und Lebenskünstlern in den Nischen schwarzweißer<br />
Großstadtkulturen ebenso gelten, wie er der Dance Music die<br />
Entdeckung der Langsamkeit einhauchte. Und er führte Sounds und<br />
Stile zusammen, die bis dato bestenfalls nebeneinander dahinvegetierten,<br />
aber nicht miteinander kommunizierten.<br />
Portishead, U.N.K.L.E., Kruder & Dorfmeister<br />
Jetzt feiert dieser Hybrid aus Soul, HipHop, Rap, Reggae, Dub und<br />
Sampling-Techniken sein Comeback als „2012 Remix-Remaster“-<br />
Neuauflage, und das Wiederhören fällt faszinierend aus. Die bedrohlich-nervöse<br />
Atmosphäre von „Safe From Harm“ und „Lately“, „One<br />
Love“ mit seinen bitteren Liebeswahrheiten zwischen Soul, Jazz und<br />
Blues, die pure Eleganz der „Unfinished Symphony“: Der Soundkosmos<br />
von „Blue Lines“, wegweisend für bevorzugt europäische Nachahmer<br />
von Norwegen bis Österreich, ist ein Paradebeispiel für die<br />
Entfesselungs- und Kreativkräfte der modernen Musik – und für das<br />
Mäandern von subkulturellen Strömungen hinein in die Zentren der<br />
Popszene. Erhältlich ist dieser moderne Klassiker als Doppeldecker<br />
aus CD und 96kHz/24bit-DVD-Audio sowie als DeLuxe-Box, bestehend<br />
aus CD, DVD sowie einer Doppel-LP in schwerem 180-Gramm-<br />
Vinyl. Und in den einschlägigen webshops finden Digitalhörer Downloads<br />
sowohl in Standard- als auch in High-Resolution-Auflösung.<br />
Christof Hammer<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Art-Pop/Prog-Rock<br />
Country<br />
Soul, Folk<br />
10cc<br />
Tenology / Classic Album Selection<br />
Mercury / Universal (4 CDs + 1 DVD / 6 CDs)<br />
Ihr cleverer Mix aus Art-Rock und Radio-<br />
Pop machte 10cc zu einer der innovativsten<br />
Kräfte der britischen Musik szene. Nun feiert<br />
die Formation um das Ausnahmetrio Lol<br />
Creme, Kevin Godley & Graham Gouldman<br />
ihr 40-Jahr-Jubiläum mit zwei hübschen Boxsets:<br />
„Tenology“ zeichnet mit vier CDs, einer<br />
DVD mit Promoclips und Liveauftritten plus<br />
100-Seiten-Booklet (Text: Guardian-Autor Paul<br />
Lester, Layout: Storm Thorgerson) ein feines<br />
Bandporträt; die „Classic Album Selection“<br />
bündelt die Alben „The Original Soundtrack“,<br />
„How Dare You“, „Deceptive Bends“, „Bloody<br />
Tourists“ und die Doppel-CD „Live And Let<br />
Live“ in zwar spartanischem Outfit, aber zum<br />
fairen Preis von rund 20 Euro. Christof Hammer<br />
Peter Gabriel, Pink Floyd, E.L.O.<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Merle Haggard<br />
The Troubadour<br />
Bear Family (4 CDs+68-Seiten-Hardcover-Buch)<br />
Merle Haggard war 1975 nach elf Erfolgsjahren<br />
bei Capitol ausgebrannt, wollte die<br />
Brocken hinschmeißen. Nach sechsmonatiger<br />
Pause wagte die Ausnahmestimme aus<br />
Bakersfield einen Neuanfang bei MCA. Mit<br />
allen 111 von 1976 bis 1981 dort eingespielten<br />
Songs zeichnet diese Box in erfreulicher<br />
Soundqualität seine Zeit beim neuen Label<br />
nach. Das vom Künstler selbst betreute Set<br />
deckt acht Alben, ein verschollenes Werk<br />
und ein Konzert von 1981 aus dem Anaheim<br />
Stadium ab und enthält Hits & Hymnen,<br />
die Hommage „Merle’s Farewell To Elvis“,<br />
das Duett „Bar Room Buddies“ mit Clint<br />
Eastwood sowie eine bislang unbekannte<br />
Originalversion des Titelsongs. Willi Andresen<br />
Willie Nelson<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Rodriguez<br />
Searching For Sugar Man<br />
EMI (CD)<br />
Nachdem er um 1970 immerhin eine<br />
Handvoll Musikconnaisseure begeisterte,<br />
avancierte Sixto Rodriguez in den Jahrzehnten<br />
danach zu einer der mythenumranktesten<br />
Figuren des Musikbusiness: Obwohl bei<br />
bester Gesundheit, galt er mal als verbrannt,<br />
dann als erschossen. Die skurile Vita des<br />
mexikanischstämmigen US-Songwriters inspirierte<br />
jüngst den schwedischen Regisseur<br />
Malik Bendjelloul zu dem Doku mentarfilm<br />
„Searching For Sugar Man“ (ab 27. 12. im<br />
Kino). Die Soundtrack-CD dazu exzerpiert<br />
die Rodriguez-Alben „Cold Fact“ (1970) und<br />
„Coming From Rain“ (’71). Zu hören: filigraner<br />
Folk in dylanesker Erzählweise, gemischt<br />
mit etwas funky Detroit-Soul. Christof Hammer<br />
Terry Callier, Michael Kiwanuka<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
86<br />
www.audio.de ›01 /2013