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Musik › POP & ROCK<br />
| POP | OLDIES | JAZZ | KLASSIK | auf CD, SACD, LP und Blu-ray/DVD<br />
EIN MANN FÜR ALLE FÄLLE<br />
Kendrick Lamar glänzt mit einem reinrassigen HipHop-<br />
Album, bei dem auch Pop-Hörer schwach werden.<br />
Leben kam in jüngster Zeit wieder in die Bude:<br />
Der zuvor etwas langweilig, berechenbar und<br />
träge gewordene gute alte Bekannte HipHop<br />
erfuhr mit Acts wie Odd Future Wolf Gang Kill<br />
Them All, Death Grips oder Mykki Blanco einen<br />
enormen Kreativitätsschub. Diese jungen Wilden<br />
des Jahrgangs 2011/2012 haben mehr im Kopf als<br />
fette Autos oder Auto-Tune. Und doch: Man lehnt<br />
sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man<br />
speziell dieses Debüt zu einem der wichtigsten<br />
HipHop-Alben des an Überraschungen nicht armen<br />
<strong>Jahre</strong>s 2012 erklärt.<br />
Kendrick Lamar kommt direkt aus der vom<br />
N.W.A.-Kollektiv schon früh auf die Rap-Landkarte<br />
gesetzten 100 000-Einwohner-Stadt Compton<br />
südlich von Los Angeles, und er erzählt in „Good<br />
Kid, m.A.A.d. City“ eine Geschichte, über die<br />
er ganz genau Bescheid weiß – seine eigene.<br />
Das Gute daran: Der smarte Boy dreht nicht<br />
den Swag auf, will nicht der Härteste, Coolste<br />
und Verdrogteste seiner Hood sein, sondern beschwört<br />
die Vorzüge der „motherfucking family“.<br />
Und so darf in den Interludes, ohne die ein Hip-<br />
Hop-Album ja nicht vollständig wäre, dann auch<br />
mal Mama Lamar dem jungen Mann<br />
ins Gewissen reden.<br />
Mit einem Dr. Dre als Mentor<br />
im Rücken konnte er auf Top-<br />
Produzen ten wie Pharrell Williams<br />
oder Just Blaze zurückgreifen, die<br />
mellow Soul- und 90er-<strong>Jahre</strong>-G-<br />
Funk-Flavour, leicht übergeschnappte<br />
Sound effekte und unverbrauchte<br />
Beats auffahren, um die Premiere<br />
rundum perfekt zu machen. Highlight:<br />
Die (Anti-)Alkohol-Hymne „Swimming<br />
Pools (Drank)“ vertont mit runtergepitchten<br />
Vocals, sirupös zäh zerfließenden<br />
Synthie-Sounds und schnell vor<br />
sich hinstolpernden HiHat-Rolls genial<br />
den bewusst herbeigeführten Kontrollverlust.<br />
Schlichtweg brillant, auch<br />
wenn die Produktion wohl eher für die<br />
Car-HiFi-Anlage optimiert wurde als für<br />
das audio phile Hörvergnügenn. Aber ein<br />
bisschen mehr Bass als nötig hat schließlich<br />
noch keinem geschadet. Michael Sohn<br />
Common, The Roots<br />
HipHop<br />
POP-CD DES MONATS<br />
KENDRICK LAMAR<br />
Good Kid, m.A.A.d. City<br />
Interscope/Universal; CD<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
80<br />
www.audio.de ›01 /2013