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Island/Universal (CD, CD+DVD, LP)<br />
Es gibt eine Reihe guter Gründe, Robbie<br />
Williams zu lieben: Rampensau der Extraklasse,<br />
Superman des Mainstream-Pop – in dieser<br />
Rolle braucht ihn die Welt, und es gibt kaum<br />
einen, der diesen Job so perfekt erledigt wie<br />
ein Robbie in Topform. Aber dann kommt der<br />
Kerl leider mit einem Album wie diesem um<br />
die Ecke, und man wundert sich doch schwer,<br />
mit was für Banalitäten er sich hier aufhält.<br />
Dabei wollte er doch angreifen, die Krone im<br />
Pop-Business zurückerobern. Ja – wenn „Take<br />
The Crown“ wenigstens ebendas wäre: bonbonbunter,<br />
ungehemmter Spaßpop im XXL-<br />
Format. Dafür aber exzerpieren die 13 neuen<br />
Songs die Errungenschaften des Mainstream<br />
doch deutlich zu risikolos und ohne Pfiff und<br />
„Life Through A Lens“, „Escapology“; Mika<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Pop<br />
Robbie Williams<br />
Take The Crown<br />
Würze. Die Single „Candy“ ist da fast noch<br />
ein Highlight, da kindisch bis zur Subversivität.<br />
Der Rest? Klar, fast alles ist tanzbar und manches<br />
sta diontauglich – aber „Shit On The Radio“<br />
etwa klingt leider genau so abgeschmackt<br />
wie der Fließband-Pop, den es eigentlich<br />
attackieren will. Und auch Balladen wie „Eight<br />
Letters“ bleiben seltsam blass. Das Versprechen,<br />
das er in „Different“ abgibt („this time<br />
I’ll be different“) – genau das erfüllt er nicht:<br />
Robbie klingt wie alle anderen. Die Chance zu<br />
beweisen, dass Pop und Erwachsensein einander<br />
eben doch nicht ausschließen und sogar<br />
im Topstar- Status unter einen Hut gebracht<br />
werden können, hat Robbie Williams diesmal<br />
jedenfalls verschenkt.<br />
Christof Hammer<br />
<strong>AUDIO</strong> MUSIK:<br />
SO TESTEN WIR JEDEN<br />
MONAT DIE NEUEN CDS<br />
<strong>AUDIO</strong> Musik stellt jeden Monat die<br />
wichtigsten neuen Tonträger vor.<br />
Erfahrene Rezensenten bewerten nach<br />
den folgenden Kriterien:<br />
Musik (Pop, Oldies, Jazz) bzw. Interpretation<br />
(Klassik): für die künstlerische Leistung<br />
Klang für die Aufnahmequalität<br />
Bei DVDs nach Bild, Inhalt und Klang<br />
<strong>AUDIO</strong>-Musik-Tipp: stilistisch verwandtes<br />
Album von hoher Qualität oder Interpret mit<br />
ähnlichem Musikstil<br />
In allen Sparten vergibt <strong>AUDIO</strong> Musik<br />
null bis fünf Ohren.<br />
Das Raster:<br />
überragend<br />
sehr gut<br />
gut<br />
befriedigend<br />
ausreichend<br />
<strong>AUDIO</strong>-Musik-Tipp: stilistisch verwandtes<br />
Album von hoher Qualität oder Interpret<br />
mit ähnlichem Musikstil.<br />
Eine Kostprobe aus diesem Album finden<br />
Sie auf der AKG-CD zu diesem Heft.<br />
Musik › POP & ROCK<br />
Singer-Songwriter<br />
Chloe Charles<br />
Break The Balance<br />
Make My Day Rec. / Alive (CD, LP)<br />
So viele talentierte Singer/Songwriterinnen<br />
unterwegs derzeit – wie soll man die bloß<br />
alle unterscheiden? Nun, an der Stimme<br />
zum Beispiel. Und da nimmt Chloe Charles<br />
eine Ausnahmestellung ein: Ihr Organ klingt<br />
zugleich halb „schwarz“ wie auch halb<br />
„weiß“ und erinnert mal an Etta James, mal<br />
an Joanna Newsom. Auch stilistisch ist die<br />
25-jährige Kanadierin eine Grenzgängerin:<br />
Folk, Soul, Chansoneskes findet sich in ihrem<br />
Sound, eingefasst in eine spannungsvolle<br />
Produktion sowie (vor allem im Umgang<br />
mit Streichern) mutige Arrangements, die<br />
„Break The Balance“ eine extravagante Aura<br />
verleihen. Zum Kennenlernen prima geeignet:<br />
„Tarot“, Track 5 der Heft-CD. Christof Hammer<br />
Feist, Joanna Newsom<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Harmony-Pop<br />
Jeff Lynne<br />
Long Wave<br />
Frontiers Records / Soulfood (CD, LP)<br />
Das nach „Armchair Theatre“ (1990) erst<br />
zweite Soloalbum des britischen Sängers,<br />
Instrumentalisten und Produzenten ist eine<br />
beherzte Referenz an seine musikalische<br />
Jugend. Der ELO-Chef covert elf Songs aus<br />
der Zeit vor den Beatles. Warum? Er wollte<br />
den Evergreens von u. a. Rodgers & Hammerstein,<br />
Chuck Berry („Let It Rock“), Roy<br />
Orbison („Running Scared“) oder Charles<br />
Aznavour („She“) ein neues, aktuelles Outfit<br />
geben. Dafür zerlegte er die Originale in<br />
ihre Grundelemente und produzierte einen<br />
melodisch differenzierten Kompaktsound<br />
mit deutlich mehr Volumen. Das klingt<br />
natürlich nach ELO-Bombast: zuckersüß,<br />
einlullend, fett.<br />
Willi Andresen<br />
ELO, Roy Orbison<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
KLANG<br />
TIPP<br />
... und läuft!<br />
Wiederentdeckte Perlen, Dauerbrenner,<br />
Platten für die Insel: <strong>AUDIO</strong>- Redakteur<br />
Christof Hammer verrät, was bei ihm<br />
zu Hause derzeit rauf- und runterläuft.<br />
James: Whiplash<br />
(1997; Fontana)<br />
Große Gefühle in geer<br />
deten Arrangements<br />
voll griffiger Gitarren,<br />
raffinierter Beats und<br />
mit Tim Boothes Engelsgesang:<br />
ein Glanzstück<br />
dieser oft unterschätzten<br />
Manches ter-Band.<br />
Waterboys: Room<br />
To Roam (1990;<br />
Chrysalis) Mit<br />
ergreifend schlichten<br />
Liebesliedern und<br />
beschwingten Gassenhauern<br />
formulierten<br />
Mike Scott & Co. ein<br />
ultimatives Statement<br />
in Sachen keltischer<br />
Folkrock. Ein perfekter<br />
Soundtrack, wenn’s<br />
draußen wintert.<br />
www.audio.de ›01 /2013 83