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AUDIO 35 Jahre AUDIO (Vorschau)

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Prog-Rock revisited<br />

Als „Thick As A Brick“ (kurz: TAAB)<br />

1972 erschien, waren Jethro Tull ein<br />

Big Player im Progressive-Rock-Zirkus.<br />

Auffälligstes Alleinstellungsmerkmal:<br />

der Querflöte spielende, antiquiert<br />

kostümierte, über die Bühne irrlichternde<br />

Derwisch Ian Anderson.<br />

Doch nicht nur in Sachen Optik und Bandkonfiguration<br />

– auch musikalisch war die<br />

britische Formation einzigartig: Ihr vitaler<br />

Mix aus Folk, Blues, (Hard-)Rock, Jazz<br />

und Klassik, die Finesse an den Instrumenten<br />

sowie Andersons kokett-melodischer<br />

Singsang bereicherten das Genre<br />

um bis dato Unerhörtes. Ihre Arrangements<br />

waren gleichzeitig anspruchsvoll<br />

und von betörender Leichtigkeit. Dass JT<br />

bei „Thick ...“ die Idee des Konzeptalbums<br />

mit einer fiktiven Story um den Jungen<br />

Gerald Bostock auf die Spitze trieben,<br />

surreale Texte und eine eigens kreierte<br />

Zeitung inklusive, hat der Popularität nicht<br />

geschadet. Im Gegenteil: Der Langzeit-<br />

Bestseller wirkt auch heute noch erstaunlich<br />

frisch. Zum 40er-Jubiläum gibt’s nun<br />

eine TAAB-Neuausgabe mit der originalen<br />

Fake-Zeitung „The St. Cleve Chronicle“<br />

als Replika, Farbfotos (alt und neu),<br />

Interviews etc. Die zwei Musikblöcke von<br />

knapp 23 respektive 21 Minuten entsprechen<br />

den früheren LP-Seiten, die einst<br />

schon ohne Song-Trennung durchliefen.<br />

Das CD-Remaster vollbringt zwar keine<br />

Klangwunder, liefert aber hier und da eine<br />

klarere Durchzeichnung und Abstufung.<br />

Eine größere Soundfülle (plus mehr<br />

Varianten, samt 1972er Original-Mix)<br />

bieten die DVD-Soundspuren – oder die<br />

LP-Box (siehe S. 85). Keine Frage: „Thick<br />

As A Brick“ ist top im JT-Oeuvre – und ein<br />

Klassiker der Prog-Ära. Claus Böhm<br />

Jethro Tull Thick As A Brick –<br />

40th Anniversary Collector’s Edition<br />

Chrysalis/EMI (CD+DVD; 5.1. DTS; Dolby DS/PCM u. a.<br />

Musik:<br />

Klang:<br />

Hard-Bop<br />

CamJazz / Edel:Kultur (CD)<br />

Hadouk Trio; Ralph Towner<br />

Musik:<br />

Klang:<br />

Diverse Interpreten<br />

A NYC Tribute – Monk<br />

Jazz ’n’ Arts / in-akustik (CD)<br />

Scharf akzentuiert geht das Sextett Thelonious<br />

Monks Komposition „Teo“ an, und ähnlich<br />

energisch tönen auch die übrigen sieben<br />

Bearbeitungen seiner Stücke. Jim Ridl, Tony<br />

Marino und Jimmy Cobb an Klavier, Bass<br />

und Schlagzeug bilden eine konsequent<br />

groovende Rhythmusgruppe, und der Trompeter<br />

Randy Brecker sowie Tenorsaxofonist<br />

Gunnar Mossblad brillieren mit agilen Soli<br />

– allesamt gestandene Profis. Der Baritonsaxofonist<br />

August-Wilhelm Scheer kann dies<br />

nicht von sich behaupten. Der Unternehmer<br />

und Jazz-Sponsor schlägt sich jedoch so<br />

gut, dass in Tutti-Passagen kein Unterschied<br />

auffällt, und als Solist ist er clever genug,<br />

sich nicht zu überfordern. Werner Stiefele<br />

Thelonious Monk: Brilliant Corners<br />

Musik:<br />

JAZZ-CD<br />

DES Oregon Family Tree<br />

MONATS<br />

Klang:<br />

Kammer-Jazz<br />

ECM / Universal (2 CDs)<br />

Kammer-Jazz<br />

Jeder der Musiker hat auch eigene Projekte. Wahrscheinlich ist das eines der Geheimnisse,<br />

warum Oregon nach über vier Jahrzehnten immer noch unverbraucht klingen. Gitarrist<br />

Ralph Towner, Oboist und Saxofonist Paul McCandless, Glen Moore (Bass) und Mark Walker<br />

am Schlagzeug schlendern mit „Family Tree“ den Boulevard der kammermusikalischen und<br />

modern jazzigen Möglichkeiten entlang, wagen sich an fusionfarbige Archi tekturen, sanfte<br />

Impressionismen mit einer Prise improvisierender Ekstase, an verhalten sich entfaltende<br />

Soundgemälde und lässig fließende Rhythmen. Stilistisch im Nirgendwo zwischen Kunstmusik<br />

und Bauchgefühl, im bevorzugt akustischen Setting, doch ab und an um synthetische<br />

Sounds ergänzt, gelingt es dem Quartett zusammen mit den Klang künstlern des Studio<br />

Bauer in Ludwigsburg, an die großen <strong>Jahre</strong> anzuknüpfen, als Oregon den Weg für zahlreiche<br />

folgende kammerjazzige und weltmusikalisch inspirierte Ensembles wies. Towner fungiert<br />

dabei nicht nur als Gitarrist, sondern setzt Akzente auch an Klavier und Synthesizer, die dem<br />

Ganzen zusätzlich Atmosphäre verschaffen. Überhaupt scheint es, als wirkte der Wechsel zum<br />

italienischen Label CamJazz wie eine Verjüngungskur, die neue Perspektiven eröffnet. So entsteht<br />

über ein Dutzend Songs hinweg Instrumentalmusik voller Emphase und der Erfahrung<br />

der Originale. Eine Band, deren Sound man im Ohr behalten wird.<br />

Ralf Dombrowski<br />

Garbarek/Gismonti/Haden<br />

Magico – Carta de Amor<br />

Es war ein ungewöhnliches Trio: ein norwegischer<br />

Saxofonist, sozialisiert im Experimentellen,<br />

aber bereits zurückgekehrt ins<br />

Melodische, ein brasilianischer Gitarrist und<br />

Pianist, eigensinnig postklassisch, aber mit<br />

Hang zum Pathos, und ein amerikanischer<br />

Bassist mit den Wurzeln im Free Jazz.<br />

„Folk Songs“ hieß ihre Platte, mit dessen<br />

Programm Jan Garbarek, Egberto Gismonti<br />

und Charlie Haden 1981 in München auftraten.<br />

Nun ist der Mitschnitt dieses Konzerts<br />

erschienen: dynamisch, fast stupend im<br />

Klang, stilistisch rauer, kantiger als das<br />

Studioalbum – mehr noch die Musik dreier<br />

Freaks, die die Reibung im Verhaltenen<br />

suchen.<br />

Ralf Dombrowski<br />

Bill Frisell; Oregon<br />

Musik:<br />

KLANG<br />

TIPP<br />

Klang:<br />

Musik › JAZZ<br />

www.audio.de 01 /2013 87

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