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Prog-Rock revisited<br />
Als „Thick As A Brick“ (kurz: TAAB)<br />
1972 erschien, waren Jethro Tull ein<br />
Big Player im Progressive-Rock-Zirkus.<br />
Auffälligstes Alleinstellungsmerkmal:<br />
der Querflöte spielende, antiquiert<br />
kostümierte, über die Bühne irrlichternde<br />
Derwisch Ian Anderson.<br />
Doch nicht nur in Sachen Optik und Bandkonfiguration<br />
– auch musikalisch war die<br />
britische Formation einzigartig: Ihr vitaler<br />
Mix aus Folk, Blues, (Hard-)Rock, Jazz<br />
und Klassik, die Finesse an den Instrumenten<br />
sowie Andersons kokett-melodischer<br />
Singsang bereicherten das Genre<br />
um bis dato Unerhörtes. Ihre Arrangements<br />
waren gleichzeitig anspruchsvoll<br />
und von betörender Leichtigkeit. Dass JT<br />
bei „Thick ...“ die Idee des Konzeptalbums<br />
mit einer fiktiven Story um den Jungen<br />
Gerald Bostock auf die Spitze trieben,<br />
surreale Texte und eine eigens kreierte<br />
Zeitung inklusive, hat der Popularität nicht<br />
geschadet. Im Gegenteil: Der Langzeit-<br />
Bestseller wirkt auch heute noch erstaunlich<br />
frisch. Zum 40er-Jubiläum gibt’s nun<br />
eine TAAB-Neuausgabe mit der originalen<br />
Fake-Zeitung „The St. Cleve Chronicle“<br />
als Replika, Farbfotos (alt und neu),<br />
Interviews etc. Die zwei Musikblöcke von<br />
knapp 23 respektive 21 Minuten entsprechen<br />
den früheren LP-Seiten, die einst<br />
schon ohne Song-Trennung durchliefen.<br />
Das CD-Remaster vollbringt zwar keine<br />
Klangwunder, liefert aber hier und da eine<br />
klarere Durchzeichnung und Abstufung.<br />
Eine größere Soundfülle (plus mehr<br />
Varianten, samt 1972er Original-Mix)<br />
bieten die DVD-Soundspuren – oder die<br />
LP-Box (siehe S. 85). Keine Frage: „Thick<br />
As A Brick“ ist top im JT-Oeuvre – und ein<br />
Klassiker der Prog-Ära. Claus Böhm<br />
Jethro Tull Thick As A Brick –<br />
40th Anniversary Collector’s Edition<br />
Chrysalis/EMI (CD+DVD; 5.1. DTS; Dolby DS/PCM u. a.<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Hard-Bop<br />
CamJazz / Edel:Kultur (CD)<br />
Hadouk Trio; Ralph Towner<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Diverse Interpreten<br />
A NYC Tribute – Monk<br />
Jazz ’n’ Arts / in-akustik (CD)<br />
Scharf akzentuiert geht das Sextett Thelonious<br />
Monks Komposition „Teo“ an, und ähnlich<br />
energisch tönen auch die übrigen sieben<br />
Bearbeitungen seiner Stücke. Jim Ridl, Tony<br />
Marino und Jimmy Cobb an Klavier, Bass<br />
und Schlagzeug bilden eine konsequent<br />
groovende Rhythmusgruppe, und der Trompeter<br />
Randy Brecker sowie Tenorsaxofonist<br />
Gunnar Mossblad brillieren mit agilen Soli<br />
– allesamt gestandene Profis. Der Baritonsaxofonist<br />
August-Wilhelm Scheer kann dies<br />
nicht von sich behaupten. Der Unternehmer<br />
und Jazz-Sponsor schlägt sich jedoch so<br />
gut, dass in Tutti-Passagen kein Unterschied<br />
auffällt, und als Solist ist er clever genug,<br />
sich nicht zu überfordern. Werner Stiefele<br />
Thelonious Monk: Brilliant Corners<br />
Musik:<br />
JAZZ-CD<br />
DES Oregon Family Tree<br />
MONATS<br />
Klang:<br />
Kammer-Jazz<br />
ECM / Universal (2 CDs)<br />
Kammer-Jazz<br />
Jeder der Musiker hat auch eigene Projekte. Wahrscheinlich ist das eines der Geheimnisse,<br />
warum Oregon nach über vier Jahrzehnten immer noch unverbraucht klingen. Gitarrist<br />
Ralph Towner, Oboist und Saxofonist Paul McCandless, Glen Moore (Bass) und Mark Walker<br />
am Schlagzeug schlendern mit „Family Tree“ den Boulevard der kammermusikalischen und<br />
modern jazzigen Möglichkeiten entlang, wagen sich an fusionfarbige Archi tekturen, sanfte<br />
Impressionismen mit einer Prise improvisierender Ekstase, an verhalten sich entfaltende<br />
Soundgemälde und lässig fließende Rhythmen. Stilistisch im Nirgendwo zwischen Kunstmusik<br />
und Bauchgefühl, im bevorzugt akustischen Setting, doch ab und an um synthetische<br />
Sounds ergänzt, gelingt es dem Quartett zusammen mit den Klang künstlern des Studio<br />
Bauer in Ludwigsburg, an die großen <strong>Jahre</strong> anzuknüpfen, als Oregon den Weg für zahlreiche<br />
folgende kammerjazzige und weltmusikalisch inspirierte Ensembles wies. Towner fungiert<br />
dabei nicht nur als Gitarrist, sondern setzt Akzente auch an Klavier und Synthesizer, die dem<br />
Ganzen zusätzlich Atmosphäre verschaffen. Überhaupt scheint es, als wirkte der Wechsel zum<br />
italienischen Label CamJazz wie eine Verjüngungskur, die neue Perspektiven eröffnet. So entsteht<br />
über ein Dutzend Songs hinweg Instrumentalmusik voller Emphase und der Erfahrung<br />
der Originale. Eine Band, deren Sound man im Ohr behalten wird.<br />
Ralf Dombrowski<br />
Garbarek/Gismonti/Haden<br />
Magico – Carta de Amor<br />
Es war ein ungewöhnliches Trio: ein norwegischer<br />
Saxofonist, sozialisiert im Experimentellen,<br />
aber bereits zurückgekehrt ins<br />
Melodische, ein brasilianischer Gitarrist und<br />
Pianist, eigensinnig postklassisch, aber mit<br />
Hang zum Pathos, und ein amerikanischer<br />
Bassist mit den Wurzeln im Free Jazz.<br />
„Folk Songs“ hieß ihre Platte, mit dessen<br />
Programm Jan Garbarek, Egberto Gismonti<br />
und Charlie Haden 1981 in München auftraten.<br />
Nun ist der Mitschnitt dieses Konzerts<br />
erschienen: dynamisch, fast stupend im<br />
Klang, stilistisch rauer, kantiger als das<br />
Studioalbum – mehr noch die Musik dreier<br />
Freaks, die die Reibung im Verhaltenen<br />
suchen.<br />
Ralf Dombrowski<br />
Bill Frisell; Oregon<br />
Musik:<br />
KLANG<br />
TIPP<br />
Klang:<br />
Musik › JAZZ<br />
www.audio.de 01 /2013 87