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<strong>AUDIO</strong>PHILE CDS DES MONATS<br />
Amber Rubarth<br />
Sessions From The 17th Ward<br />
KLANG<br />
TIPP<br />
Lydie Auvray<br />
3 Couleurs<br />
KLANG<br />
TIPP<br />
Musik › POP & ROCK<br />
Chesky/in-akustik (CD)<br />
Mit selbst produzierten EPs und Konzerten auf kleinen Bühnen all<br />
around the world lässt die kalifornische Singer/Songwriterin Amber<br />
Rubarth seit 2005 aufhorchen. Der Lohn: diverse Auszeichnungen<br />
in den USA, dicke Komplimente etwa von Top-Produzent Phil Ramone<br />
– und nun ein Vertrag beim New Yorker Label Chesky. Dessen Chef<br />
David Chesky entschied sich als Produzent ihres neuen Albums für ein<br />
verfeinertes Kunstkopf-Stereophonie-Verfahren. Ergebnis: ein insbesondere<br />
über Kopfhörer, aber auch via normalen Stereoton sensationell<br />
fein aufgefächerter und<br />
dynamischer Raumklang. Joni Mitchell, Sara K.<br />
Musikalisch glänzt die sehr<br />
eigenständig intonierende<br />
30-Jährige mit eleganten<br />
Preziosen in filigranen<br />
Gitarre-Violine-Perkussion-<br />
Arrangements ebenso wie<br />
mit intensiven Coverversionen.<br />
Sehr gelungen etwa<br />
Bob Dylans „Just Like A<br />
Woman“ und „Hold On“ aus<br />
der Feder von Tom Waits –<br />
Track 6 der <strong>AUDIO</strong>-Heft-CD.<br />
Christof Hammer Musik:<br />
Klang:<br />
Westpark/Indigo (CD)<br />
Nach 25 <strong>Jahre</strong>n an den Tasten des Akkordeons ist die rothaarige<br />
Komponistin und Sängerin sozusagen die Grande Dame dieses<br />
herzzerreißenden Instruments. Auch auf „3 Couleurs“ lässt Lydie<br />
Auvray ihren Blase-Balg pointiert und feurig sprühen. Mit swingenden<br />
Gitarren und quirligem Piano („Tarengo“) geht es durch rassigen Tango<br />
und zarte Chansons. Alles atmet warmherziges französisches Flair,<br />
doch zeigen Lydie Auvray und ihre Band auch ein Herz für verspielte<br />
Jazz-Arrangements mit dezent avantgardistischem Flair. Slow-Pop,<br />
Walzer und ein bewegendes<br />
Nicole Croisille, Bernard Lavilliers Klagelied zur Katastrophe von<br />
Fukushima („Complainte“)<br />
runden dieses homogen,<br />
farbstark und druckvoll produzierte<br />
Dreifach-Jubiläumswerk<br />
ab. Denn die Lady aus<br />
dem Departement Calvados<br />
feiert zugleich ihr 20. Album,<br />
den 30. Band-Geburtstag<br />
und ihr <strong>35</strong>. Bühnenjubiläum<br />
– bon anniversaire! <strong>AUDIO</strong>-<br />
Leser dürfen mitfeiern: mit<br />
„Camanu“, Track 3 der Heft-<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
CD.<br />
Claus Dick<br />
SCHÄTZE DES MONATS<br />
Sera Cahoone Deer Creek Canyon<br />
Sub Pop / Cargo Records (CD, LP)<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Früher trommelte sie bei der<br />
Band Of Horses, 2005 feierte<br />
sie ihr Solo-Debüt. Auf ihrem<br />
dritten Album, co-produziert<br />
von Thom Monahan (Devendra<br />
Banhart), kehrt Sera Cahoone nun<br />
zurück in ihre Heimat Colorado<br />
und beschwört Bilder von Wäldern<br />
voller Grizzly bären und wildromantischen<br />
Hütten herauf. In schillernd<br />
melancholischen Liedern erzählt die<br />
37-Jährige anrührende Stories über<br />
Freundschaft und Liebe jenseits<br />
von klebrigem Pathos. Authentizität<br />
ist das Zauberwort ihrer Musiksprache – ehrliche Geigen- und Cello-<br />
Tupfer, aber auch aufmüpfige Bluegrass-Einlagen und Power-Folk à la<br />
Amy Macdonald oder Anlehnungen an Country-Ikonen wie Karla Bonoff<br />
aus den 70ern geben den Ton an. Schwerelos wiegen Walzer, die<br />
Pedal-Steel jauchzt, und akustische Gitarren verströmen eine wohlige<br />
Atmosphäre. Darin bahnt sich Seras samtige, facettenreiche Stimme<br />
souverän ihren Flow – wie etwa auf „Naked“, Track 1 der <strong>AUDIO</strong>-CD in<br />
diesem Heft. Der Klang: dynamisch, homogen, transparent. Claus Dick<br />
Cat Power, Laura Veirs, Karla Bonoff<br />
Brian Eno Lux<br />
Warp / Rough Trade (CD, 2 LPs in 180-Gramm-Vinyl)<br />
Brian Eno war immer schon ein Künstler, der nicht nur den musikalischen<br />
Inhalten, sondern stets auch den Formaten, Erscheinungsformen<br />
und Ästhetisierungs-Prinzipien der Popkultur maximale Aufmerksamkeit<br />
gewidmet hat. Dabei hat er kaum etwas ausgelassen:<br />
Kunstpop, Radiosongs, halbstündige Ambient walzen, Installationen,<br />
Jingles, Apps usw. – nicht zu vergessen seine Arbeiten als gewiefter<br />
Produzent von Coldplay, U2, Talking Heads oder gar Paul Simon. Was<br />
kann man also vom ersten Soloalbum seit sieben <strong>Jahre</strong>n erwarten?<br />
Alles und nichts. Tatsächlich erfährt sein ureigener Ambient-Music-Ansatz<br />
eine Weiterführung. „Lux“ erscheint als ein wunderbarer, großer,<br />
75-minütiger Klangkörper, in den man sich buchstäblich hineinlegen<br />
will. Im Unterschied zu frühen Klassikern wie „Music For Airports“<br />
kommt hier aber eine andere Art des zyklischen Schwebens zum<br />
Ausdruck. Die Räume werden von mikroskopischen Soundpartikeln<br />
durchflirrt und in besänftigendem<br />
Hall geflutet. Alles kann, nichts<br />
muss. Hier findet Zeit und Klang<br />
als Insel statt, die Emo tionalität<br />
wird eher meditiert statt sie zu (er-)<br />
leben. Musik – so vollendet wie ein<br />
Zengarten.<br />
Daniel Vujanic<br />
„Music For Airports“, Japan<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Fotos: Jeff Forney / Universal; Chris Woo / Cargo; EMI; Andrea Boccalini / Camjazz; Wolfgang Runkel / Oehms<br />
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