Bergsteiger Lieblingstour - Die besten Bergtipps von Prominenten (Vorschau)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
können zwar technisch mehr. Sie haben<br />
aber nicht meinen Instinkt, den richtigen<br />
Weg zu sehen, das Wetter einzuschätzen<br />
oder an der Farbe des Felsens zu sehen, wo<br />
man klettern kann und wo nicht. Bald kam<br />
die Lust bei mir, Routen zu klettern, die bislang<br />
noch nicht geklettert waren. Also das<br />
Unmögliche möglich zu machen. Zwischen<br />
20 und 24 schaute ich, Routen zu finden,<br />
die frei kletternd möglich sind, und die niemand<br />
wiederholen sollte. Was beim Mittelpfeiler<br />
auch für ein Jahrzehnt der Fall war.<br />
»Ich bin heute mehr<br />
Bergbauer als <strong>Bergsteiger</strong>.<br />
Mein Vater<br />
hätte eine richtige<br />
Freude daran gehabt.«<br />
Messner in seiner Galerie großer <strong>Bergsteiger</strong><br />
Es gab viele Situationen, in denen Sie<br />
umkommen hätten können. Denken Sie<br />
über die Kategorien Glück oder Schicksal<br />
überhaupt nach?<br />
Ich gebe zu, ich hatte auch Glück. Es gab<br />
ein paar Situationen, in denen ich hätte<br />
umkommen müssen. Der Nanga Parbat<br />
war so ein Fall. Auch am Manaslu war die<br />
Wahrscheinlichkeit umzukommen höher<br />
als das Durchkommen. Solche Situationen<br />
kann ich aber an einer Hand abzählen. Ich<br />
habe 31 Achttausenderexpeditionen gemacht<br />
– ich scheiterte häufig auch – habe<br />
etwa 3500 Bergtouren und 100 Expeditionen<br />
gemacht. Dann ist das Glück allein<br />
keine Antwort auf die Frage, warum ich<br />
überlebt habe. Wir Menschen haben eine<br />
frühe Grenze, die uns bremst. Bei mir ist<br />
diese Grenze relativ tief eingebaut. Ich bin<br />
nicht, was viele denken, der mutige <strong>Bergsteiger</strong>.<br />
Ich bin ein vorsichtiger, rationaler,<br />
praktischer <strong>Bergsteiger</strong>.<br />
Ihr Understatement ehrt Sie. Sie haben in<br />
Ihrer Generation die Grenzen des Bergsteigens<br />
neu definiert.<br />
In meinen guten Zeiten als Felskletterer,<br />
eine recht kurze Periode, und in meinen guten<br />
Zeiten als Höhenbergsteiger, ab 1975 bis<br />
Anfang der achtziger Jahre, wusste ich, dass<br />
das, was wir machen – ich sage bewusst<br />
nicht, was ich mache, es war ein kleiner Zirkel<br />
<strong>von</strong> Leuten –kein anderer auf der Welt<br />
kann. <strong>Die</strong>ses Wissen lässt Flügel wachsen.<br />
Sie sind immer noch <strong>von</strong> Ihrem Museumsprojekt<br />
gefordert. Wie stark?<br />
Zwei bis drei Jahre brauche ich sicherlich,<br />
um das MMM Corones auf die Beine zu stellen.<br />
Mein gesamtes Einkommen, meine Zeit<br />
und Energie gehen in erster Linie da hinein.<br />
Verbinden Sie mit Juval so etwas wie Heimaterde,<br />
die Sie nun ganz im Wortsinne<br />
beackern?<br />
Ich bin heute mehr Bergbauer als <strong>Bergsteiger</strong>.<br />
Mein Vater hätte eine richtige Freude<br />
daran gehabt, mich als Bauern zu sehen. Der<br />
Mit Joseph Vilsmaier bei den Dreharbeiten<br />
2009 zum Film »Nanga Parbat«<br />
»Schlossbesitzer« hatte ihn immer gestört.<br />
Warum?<br />
Er dachte, ich würde daran Pleite gehen.<br />
Ich habe Freude daran, dass ich mit meinen<br />
Projekten in Südtirol Erfolg habe und so etwas<br />
zurückgeben kann. Wenn ich aber sage,<br />
das Projekt war mein 15. Achttausender,<br />
dann hängt das damit zusammen, dass ich<br />
so viele Widerstände damit hatte. Gerade<br />
mit den Leuten, die das Land gängeln.<br />
Sind Sie stolz auf Ihr Werk?<br />
Sagen wir so: Bei den Museen und den Bauernhöfen<br />
ist erstmals etwas entstanden, was<br />
nachhaltig ist. Was bleibt. <strong>Die</strong> Besteigung<br />
des Mount Everest ohne Sauerstoffmaske<br />
war zwar eine schöne Sache, die mir als Erfahrung<br />
und Erinnerung bleibt. Sie ist für<br />
andere aber nicht greifbar. Ich hätte natürlich<br />
gerne, dass früher oder später das Pendel<br />
wieder zum traditionellen Alpinismus zurückschlägt,<br />
weil ich der Meinung bin, dass<br />
er die meiste Lebenserfahrung garantiert.<br />
Ein Appell an die Jugend?<br />
Nein, ich würde das nie propagieren, auch<br />
weil der Alpinismus mit den meisten Gefahren<br />
verbunden ist. Ich würde mich nur<br />
freuen, wenn auch junge <strong>Bergsteiger</strong> etwas<br />
über das Leben, das Menschsein, über<br />
ihr Selbst erfahren – das Wissen, wie der<br />
Mensch eigentlich tickt. Der Alpinismus<br />
gibt die Möglichkeit, aus dieser sterilen<br />
Schloss Sigmundskron bei Bozen ist das zentrale<br />
Haus des Messner Mountain Museum.<br />
Welt auszusteigen und primäre Erfahrungen<br />
zu machen. Viele dieser Erfahrungen<br />
habe ich in meine Museen gesteckt.<br />
Also doch Stolz?<br />
Dass diese Museen funktionieren, trägt sicherlich<br />
zum Stolz des Unternehmers Messner<br />
bei. Ich hatte dazu ein klares Konzept.<br />
Wie bei einer Bergtour. Es galt, viel zu wagen.<br />
Wenn ich aber nicht losgehe, kann ich<br />
nicht einmal scheitern. Viele, viele Leute<br />
gehen nie los. Ich habe vor meinem Museumsprojekt<br />
mit Direktoren und Politikern<br />
geredet. Alle sagten zu mir: Sie haben keine<br />
Chance! In der Provinz mit fünf Häusern –<br />
da würden Besucher fehlen und die Kosten<br />
ausufern. Inzwischen gibt es sechs Millionen<br />
Menschen jährlich, die eine Woche bei<br />
uns in Südtirol Urlaub machen. Ich wollte,<br />
dass sich das Projekt selbst trägt – und es<br />
funktioniert. Ohne jede Subvention. So etwas<br />
gibt es in Mitteleuropa nicht häufig. ◀<br />
Messner gewinnen!<br />
Der BERGSTEIGER verlost 5 x 2 Freikarten für den Film<br />
»Messner«. Schreiben Sie uns eine E-Mail (bergsteiger@<br />
bruckmann.de) oder schicken Sie uns eine Postkarte<br />
(Redaktion <strong>Bergsteiger</strong>, Bruckmann Verlag GmbH,<br />
Infanteriestraße 11a, D-80797 München), Stichwort:<br />
Messner. <strong>Die</strong> Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.<br />
Einsendeschluss ist der 17. Dezember 2012.<br />
Mehr Fragen und Antworten, auch zum Alpenverein,<br />
lesen Sie auf www.bergsteiger.de<br />
01 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 49