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Naturschutzverordnungen und -satzungen in Kiel

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Geme<strong>in</strong>sam<br />

für unsere<br />

Umwelt.<br />

Landeshauptstadt<br />

<strong>Kiel</strong><br />

Naturschutzgebiete <strong>in</strong> <strong>Kiel</strong><br />

Tröndelsee <strong>und</strong> Umgebung<br />

Vor allem kennzeichnen sehr artenreiche Feuchtwiesen<br />

das Gebiet. Diese verschiedenen Biotope<br />

bieten Lebensraum für viele <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

selten gewordene Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten.<br />

Die Karte des Naturschutzgebietes stellt die verschiedenen<br />

Lebensräume dar. Über e<strong>in</strong>en ausgeschilderten<br />

R<strong>und</strong>weg können sich die Besucher das<br />

Gebiet erwandern. E<strong>in</strong>zelne Naturerlebnispunkte<br />

s<strong>in</strong>d im Folgenden näher beschrieben.<br />

1 Der Tröndelsee<br />

Durch Verlandung schw<strong>in</strong>det die Wasserfläche<br />

Vermutlich hat sich der Tröndelsee <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ehemaligen<br />

Toteisloch gebildet. Der natürliche Verlandungsprozess<br />

<strong>in</strong> dem hier entstandenen See hat<br />

sich im letzten Jahrh<strong>und</strong>ert durch Nährstoffe<strong>in</strong>trag<br />

stark beschleunigt, so dass die Wasserfläche des<br />

Sees heute nur noch zwei Drittel der ursprünglichen<br />

Größe beträgt.<br />

In den See wurden lange Zeit ungeklärte Abwässer<br />

e<strong>in</strong>geleitet. Heute noch bef<strong>in</strong>det sich im östlichen<br />

Randbereich e<strong>in</strong> Regenwasserabsenkbecken, dessen<br />

Überlauf <strong>in</strong> den See führt. Demzufolge ist der<br />

See sehr nährstoffreich <strong>und</strong> die Güte der Wasserqualität<br />

ger<strong>in</strong>g. Der See <strong>und</strong> die angrenzenden<br />

Röhrichtbereiche s<strong>in</strong>d jedoch Lebensraum für viele<br />

Wasservogelarten wie die Wasserralle, Hauben<strong>und</strong><br />

Rothalstaucher sowie Reiher- <strong>und</strong> Krickente.<br />

Sumpfdotterblumenwiese<br />

Als typische Pflanze des feuchten Brachlandes ist<br />

das weißblühende Echte Mädesüß reich vertreten.<br />

3 Der Erlenbruch<br />

Vom Grünland zum Wald<br />

2 Die Feuchtwiesen<br />

Vielfalt seltener Pflanzenarten<br />

Feuchtwiesen s<strong>in</strong>d Extremstandorte, die sich durch<br />

e<strong>in</strong>e große Artenfülle auszeichnen. Je nach Nährstoff-<br />

<strong>und</strong> Säuregehalt des Bodens sowie Art <strong>und</strong><br />

Dauer der Durchnässung siedeln sich auf den Feuchtwiesen<br />

unterschiedlichste Pflanzenarten an. Bodensaure<br />

Verhältnisse bieten ideale Bed<strong>in</strong>gungen für<br />

viele Kle<strong>in</strong>seggenarten, welche <strong>in</strong> Folge von Entwässerung<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiver Bewirtschaftung des Feuchtgrünlandes<br />

<strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong> stark bedroht s<strong>in</strong>d.<br />

Orchideenblüte als Frühjahrsaspekt auf den Feuchtwiesen<br />

Das Naturschutzgebiet „Tröndelsee <strong>und</strong> Umgebung“<br />

erstreckt sich im östlichen Stadtgebiet von <strong>Kiel</strong> zwischen<br />

den Stadtteilen Gaarden <strong>und</strong> Elmschenhagen<br />

auf e<strong>in</strong>er Fläche von 24 ha.<br />

Es wurde bereits 1983 als erstes Naturschutzgebiet<br />

der Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong> ausgewiesen. Das Schutzgebiet<br />

umfasst den Tröndelsee, dessen ausgedehnte<br />

Verlandungsbereiche sowie die angrenzenden<br />

Feuchtgrünlandflächen.<br />

Was s<strong>in</strong>d die Besonderheiten dieser Landschaft?<br />

<br />

Das eiszeitlich geformte Relief<br />

Das Gebiet des Tröndelsees liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em während<br />

der letzten Phase der Weichsel-Kaltzeit ausgeformten<br />

Talraum. Moränenwälle (abgeriebenes <strong>und</strong> vom<br />

Gletscher mittransportiertes Material wie Mergel,<br />

Sand, Lehm <strong>und</strong> Geröll) grenzen es <strong>in</strong> nordwestlicher<br />

<strong>und</strong> südöstlicher Richtung ab. Die Niederung füllte<br />

sich nach dem Abtauen des Eises mit Schmelz- <strong>und</strong><br />

Quellwasser. Heute überwiegen hier gr<strong>und</strong>wasserbee<strong>in</strong>flusste<br />

Niedermoorböden.<br />

<br />

Das Naturschutzgebiet, e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> die Stadtlandschaft<br />

Die Natur<br />

In der Verlandungszone des Sees folgen der natürlichen<br />

Vegetationsreihe entsprechend e<strong>in</strong>e weitreichende<br />

Röhrichtzone <strong>und</strong> daran anschließend<br />

Weidengebüsche sowie Erlenbrüche.<br />

Im Schutzgebiet kommen u. a. die Zweizeilige Segge,<br />

die Gelbe Segge, die Igel-Segge <strong>und</strong> die Hirse-<br />

Segge vor.<br />

Die sehr seltene W<strong>und</strong>er-Segge kennzeichnet im<br />

Schutzgebiet den Übergang zur Großseggenzone.<br />

In sehr nassen Wiesenbereichen wachsen der gefährdete<br />

Dreiblättrige Fieberklee <strong>und</strong> der Sumpf-<br />

Schachtelhalm.<br />

Dreiblättriger Fieberklee<br />

Die Feuchtwiesen wurden bis 1970 landwirtschaftlich<br />

genutzt. Nachdem sie brachgefallen s<strong>in</strong>d, hat<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen das Schilf durchgesetzt<br />

<strong>und</strong> es bildet heute Landröhrichte aus.<br />

Sorgsam auf den Entwicklungsrhythmus der verschiedenen<br />

Pflanzenarten abgestimmte Pflegemaßnahmen<br />

sollen die Feuchtwiesen <strong>in</strong> ihrem Bestand<br />

erhalten <strong>und</strong> vor der Sukzession (= natürliche<br />

Abfolge von Pflanzengesellschaften bis zum Endstadium<br />

e<strong>in</strong>es Waldes) bewahren.<br />

Durch regelmäßige Mahd haben sich prächtige<br />

Orchideenbestände entwickelt, <strong>in</strong> denen das Breitblättrige<br />

Knabenkraut <strong>und</strong> das Fleischfarbene Knabenkraut<br />

vorkommen. Im Frühjahr fällt der hohe Anteil<br />

an Sumpfdotterblume <strong>und</strong> Wiesenschaumkraut<br />

<strong>in</strong>s Auge, zeitlich folgt der Flammende Hahnenfuß.<br />

Im Herbst sieht man den Teufelsabbiß mit blauvioletter<br />

Blüte. Der gefährdete Große Klappertopf f<strong>in</strong>det<br />

hier ebenfalls gute Lebensbed<strong>in</strong>gungen vor.<br />

Die letzte Stufe <strong>in</strong> der natürlichen Verlandungsreihe<br />

bilden Erlenbrüche. Der heutige Bestand hat sich jedoch<br />

erst entwickelt, nachdem Grünlandflächen aus<br />

der Nutzung genommen wurden. Vor ca. 100 Jahren<br />

war die Niederung nahezu baumfrei <strong>und</strong> wurde<br />

extensiv genutzt. Der westlich des Tröndelsees liegende<br />

Erlenbruch entwickelte sich auf e<strong>in</strong>em jungen<br />

Verlandungsbereich des Sees. Am besten wird die<br />

Schwarzerle mit dem dauernd vernässten Standort<br />

fertig. Die Krautschicht unter den relativ jungen Bäumen<br />

wird von Schilf, Sumpf-Reitgras <strong>und</strong> Sumpf-<br />

Farn dom<strong>in</strong>iert. Es gedeihen hier auch das Sumpf-<br />

Blutauge <strong>und</strong> das Sumpf-Veilchen.<br />

4 Die Weideflächen<br />

R<strong>in</strong>der als Landschaftspfleger<br />

Im Süden des Gebietes schließen sich größtenteils<br />

feuchte Grünlandflächen an. Es kommen hier die<br />

Sumpf-Segge <strong>und</strong> die Wald-Simse vor. Wenige R<strong>in</strong>der<br />

werden hier zur Landschaftspflege e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Sie wirken vor allem der sonst e<strong>in</strong>setzenden Verbuschung<br />

entgegen. Die Flächen s<strong>in</strong>d von den Besuchern<br />

über den R<strong>und</strong>weg begehbar <strong>und</strong> sie können<br />

<strong>in</strong> direkten Kontakt mit den friedlichen <strong>und</strong> an<br />

den Menschen gewöhnten R<strong>in</strong>dern kommen.<br />

Wie verhalte ich mich richtig im Naturschutzgebiet?<br />

Um die ökologische Vielfalt des Gebietes zu erhalten,<br />

müssen bei e<strong>in</strong>em Besuch e<strong>in</strong>ige D<strong>in</strong>ge beachtet werden:<br />

Das Naturschutzgebiet außerhalb der gekennzeichneten<br />

R<strong>und</strong>wege nicht betreten.<br />

Pflanzen <strong>und</strong> Pflanzenbestandteile nicht zerstören oder<br />

aus dem Gebiet entfernen.<br />

H<strong>und</strong>e immer an der Le<strong>in</strong>e führen.<br />

Wo bekomme ich weitere Informationen?<br />

Unabhängiges Kuratorium Landschaft Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

(Betreuender Naturschutzverband)<br />

Erich Struck, Tel. 0431 / 79 10 60<br />

Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong><br />

Umweltschutzamt (Herausgeber)<br />

Untere Naturschutzbehörde<br />

Andreas-Gayk-Str. 31, 24103 <strong>Kiel</strong>, Tel. 0431/ 901-37 86<br />

Text <strong>und</strong> Karte: H. Löbbecke<br />

Fotos: Dr. K. Brehm, O. Doll, J. Kitlar<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier April 2003

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