Naturschutzverordnungen und -satzungen in Kiel
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Geme<strong>in</strong>sam<br />
für unsere<br />
Umwelt.<br />
Landeshauptstadt<br />
<strong>Kiel</strong><br />
Naturschutzgebiete <strong>in</strong> <strong>Kiel</strong><br />
Schulensee <strong>und</strong> Umgebung<br />
März 2004<br />
Auf den Sukzessionsflächen (hier lösen sich Pflanzen<br />
<strong>in</strong> natürlicher, zeitlicher Abfolge e<strong>in</strong>ander ab<br />
bis h<strong>in</strong> zur Waldgesellschaft) s<strong>in</strong>d häufig feuchte<br />
Staudenfluren als Ersatzgesellschaft aus ehemaliger<br />
Grünlandnutzung hervorgegangen. An der<br />
Nordspitze kann man sie z. B. als breiten Streifen<br />
am Übergang zwischen Schilf <strong>und</strong> Grünland sehen.<br />
Echtes Mädesüß, Wasserschwertlilie, Geme<strong>in</strong>er<br />
Gilbweiderich <strong>und</strong> das Sumpf-Vergissme<strong>in</strong>nicht<br />
blühen u. a hier. Sie dienen vielen blütenbesuchenden<br />
Wildbienen als Nahrungsquelle.<br />
Die umseitige Karte stellt die unterschiedlichen Biotoptypen<br />
im Schutzgebiet dar.<br />
Da das Gelände nicht zu begehen ist, empfiehlt sich<br />
e<strong>in</strong> kurzer Halt an den Aussichtspunkten entlang<br />
des R<strong>und</strong>wanderwegs. Von dort aus bieten sich<br />
reizvolle E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Schönheit der Landschaft<br />
r<strong>und</strong> um den See.<br />
1 Der Schulensee<br />
Begehrter Rastplatz für W<strong>in</strong>tergäste<br />
Besonders <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>termonaten gelangt die Umgebung<br />
zu landesweiter Bedeutung: Da der See auf<br />
Gr<strong>und</strong> des Eiderdurchflusses nur unvollständig vereist,<br />
f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der kalten Zeit zahlreiche Wasservögel<br />
e<strong>in</strong>. Für die Krickente, die kle<strong>in</strong>ste europäische<br />
Entenart, ist der Schulensee e<strong>in</strong>er der wenigen<br />
W<strong>in</strong>terplätze des Landes. Schnatter-, Reiher- <strong>und</strong><br />
Schellente sowie größere Ansammlungen von Tafelenten,<br />
S<strong>in</strong>gschwänen <strong>und</strong> Kanadagänsen gesellen<br />
sich dazu. Der farbenprächtige Eisvogel brütet<br />
<strong>und</strong> überw<strong>in</strong>tert hier, <strong>und</strong> auch der gefährdete Gänsesäger<br />
ist als W<strong>in</strong>tergast im NSG anzutreffen.<br />
E<strong>in</strong> bemerkenswerter Bestand von Erdkröten<br />
nutzt den Schulensee als Laichgewässer. Auch der<br />
Moorfrosch, e<strong>in</strong>e b<strong>und</strong>esweit stark gefährdete Art,<br />
kommt hier vor. Er ist eng geb<strong>und</strong>en an Lebensräume<br />
mit hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det<br />
im NSG gute Lebensbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Wie viele andere eutrophe (nährstoffreiche) B<strong>in</strong>nenseen<br />
unterliegt auch der Schulensee e<strong>in</strong>er rasanten<br />
Verlandung.<br />
Die Rispensegge<br />
Im dichten Schilf leben vom Aussterben bedrohte<br />
Vögel wie der Drosselrohrsänger. Rohrschwirl,<br />
Schilfrohrsänger, Rohrdommel <strong>und</strong> Rohrweihe s<strong>in</strong>d<br />
ebenfalls Bewohner der weitgehend ungestörten<br />
Röhrichtzonen.<br />
Die dargestellten Lebensräume bieten auch e<strong>in</strong>er<br />
Vielzahl von Insekten optimale Lebensbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Neben dem bereits erwähnten Großen Granatauge<br />
gibt es hier z. B. die Kle<strong>in</strong>e Mosaikjungfer als<br />
weitere Libellenart. Sie gilt als gefährdet <strong>und</strong> lebt<br />
an Teichen <strong>und</strong> Weihern mit ausgedehnten Schilf<strong>und</strong><br />
Röhrichtzonen.<br />
4 Der Erlenbruch<br />
E<strong>in</strong> Wald steht mit den Füßen im Wasser<br />
Die Endstufe der Verlandung wird beim Schulensee<br />
von e<strong>in</strong>em Erlenbruch gebildet, der sich als<br />
Waldsaum hauptsächlich am Ost- <strong>und</strong> Westufer<br />
im Süden des Sees bef<strong>in</strong>det. In der Vergangenheit<br />
wurden Erlenbruchwälder oft entwässert <strong>und</strong> der<br />
landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt. Um ihre<br />
dadurch stark verr<strong>in</strong>gerten Bestände zu sichern, hat<br />
man sie mittlerweile unter Schutz gestellt.<br />
Die Schwarze Johannisbeere gehört zu den charakteristischen<br />
Arten des Bruchwaldes. Auch die Spitzsegge<br />
sieht man bisweilen im Unterwuchs.<br />
Das ca. 69 ha große Naturschutzgebiet (NSG)<br />
„Schulensee <strong>und</strong> Umgebung“ zwischen der Geme<strong>in</strong>de<br />
Molfsee <strong>und</strong> der Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong><br />
wurde bereits 1986 vom Land Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />
ausgewiesen.<br />
Was s<strong>in</strong>d die Besonderheiten dieser Landschaft?<br />
Das eiszeitlich geformte Relief<br />
Der Schulensee liegt <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es glazialen Beckens<br />
<strong>in</strong>mitten des Moränengebiets der Oberen<br />
Eider. Dieser Naturraum entstand vor ca. 80 000<br />
bis 10 000 Jahren, als Gletscher der letzten Eiszeit<br />
die hügelige Landschaft aus Moränenwällen (vom<br />
Gletscher mittransportiertes <strong>und</strong> aufgeschüttetes<br />
Material) <strong>und</strong> Talzügen schufen.<br />
Die Natur<br />
Blühende Weiße Seerose vor dem Eiderkrug<br />
Großflächige Bestände aus Röhricht, Weidengebüsch<br />
<strong>und</strong> Erlenbruchwald prägen die Vegetation<br />
am Schulensee. Auf dem Wasser ergänzen ausgedehnte<br />
Schwimmblattzonen das Bild.<br />
Zahlreiche <strong>und</strong> z. T. seltene, an das Gewässer <strong>und</strong><br />
se<strong>in</strong>e Verlandungsbereiche geb<strong>und</strong>ene Tierarten<br />
f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der weitläufigen Abgeschiedenheit wertvolle<br />
Lebensräume, die <strong>in</strong> städtischer Umgebung<br />
sonst kaum noch vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />
Se<strong>in</strong> natürlicher Verlandungsprozess durch Feststoffe<strong>in</strong>trag<br />
aus der Eider wurde durch e<strong>in</strong>e Senkung<br />
des Wasserspiegels im letzten Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
sowie durch die anhaltende Nährstoffbelastung<br />
aus den E<strong>in</strong>zugsgebieten noch beschleunigt. Trotz<br />
mehrmaliger Ausbaggerungen ist die offene Wasserfläche<br />
<strong>in</strong>zwischen von ehemals 35 ha auf 13 ha<br />
geschrumpft.<br />
2 Die Schwimmblattzonen<br />
Nistplatz auf dem Wasser<br />
Vom Eiderkrug aus kann man sehr deutlich die umfangreichen<br />
Schwimmblattzonen aus Gelber Teich<strong>und</strong><br />
Weißer Seerose erkennen.<br />
Die tellerartigen Blätter dieser Pflanzen werden<br />
von der Trauerseeschwalbe, e<strong>in</strong>er bei uns seltenen<br />
<strong>und</strong> vom Aussterben bedrohten Art, als natürlicher<br />
Brutplatz genutzt.<br />
Auch Insekten schätzen das Nebene<strong>in</strong>ander von<br />
Wasser <strong>und</strong> Land: Als Charakterlibelle von Seerosenteichen<br />
f<strong>in</strong>det das Große Granatauge <strong>in</strong> den<br />
ausgeprägten Schwimmblattzonen e<strong>in</strong>en wertvollen<br />
Lebensraum.<br />
3 Der Röhrichtsumpf<br />
Zuflucht <strong>und</strong> Nahrungsangebot für seltene Arten<br />
Die weiträumigen Verlandungsflächen werden<br />
überwiegend vom Schilfröhricht dom<strong>in</strong>iert. Das<br />
Wasserschwadenried, e<strong>in</strong> typischer Begleiter nährstoffreicher<br />
Gewässer, schließt häufig landwärts an<br />
die Schilfbestände an.<br />
Unter den verschiedenen Seggenarten kommt die<br />
seltene W<strong>und</strong>ersegge nur noch vere<strong>in</strong>zelt vor. Durch<br />
die fortschreitende Eutrophierung <strong>und</strong> Verlandung<br />
des Sees werden ihre Bestände spärlicher, da diese<br />
Art an nährstoffärmere Standorte geb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong><br />
empf<strong>in</strong>dlich auf Veränderungen ihres Lebensraums<br />
reagiert. Die Rispensegge ist ebenfalls noch kle<strong>in</strong>flächig<br />
anzutreffen. Ähnlich der W<strong>und</strong>ersegge bildet sie<br />
<strong>in</strong>selartige Bulte aus, die bis zu 1 m hoch werden.<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier März 2004<br />
Erlenbruch mit Johannisbeere<br />
Wie verhalte ich mich richtig im Naturschutzgebiet?<br />
Um die ökologische Vielfalt des Gebietes zu erhalten, müssen<br />
bei e<strong>in</strong>em Besuch e<strong>in</strong>ige D<strong>in</strong>ge beachtet werden:<br />
Das Naturschutzgebiet außerhalb der gekennzeichneten<br />
R<strong>und</strong>wege nicht betreten.<br />
Pflanzen <strong>und</strong> Pflanzenbestandteile nicht zerstören<br />
oder aus dem Gebiet entfernen.<br />
H<strong>und</strong>e immer an der Le<strong>in</strong>e führen.<br />
Wo bekomme ich weitere Informationen?<br />
NABU Landesverband Schleswig-Holste<strong>in</strong> e. V.<br />
(Betreuender Naturschutzverband)<br />
Geschäftsstelle, Tel. 0431 / 970 98 51<br />
Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong><br />
Umweltschutzamt (Herausgeber)<br />
Untere Naturschutzbehörde<br />
Andreas-Gayk-Str. 31, 24103 <strong>Kiel</strong>, Tel. 0431/ 901-37 10<br />
Text <strong>und</strong> Karte: M. Böger<br />
Fotos: K. Rösick