GNOR Info 16
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<strong>GNOR</strong> Arbeitskreise und -gruppen<br />
gen auf mageren Wiesen des Hunsrücks<br />
in kaum geringerer Bestandsdichte<br />
als in den vergangenen Jahren;<br />
die Gelbbindigen Mohrenfalter<br />
(Erebia meolans) hielten sich auf<br />
niedrigem Bestandsniveau in einigen<br />
Tälern des Pfälzerwaldes, wurden<br />
im Juni 2012 an zwei Stellen<br />
gefunden, die seit Jahren verwaist<br />
schienen, sowie in einem Tal beim<br />
Gelterswoog, wo es noch gar keinen<br />
uns bekannten Nachweis gegeben<br />
hatte (Mitt. Uwe LINGENFELDER).<br />
Im Verlauf des Sommers ging es<br />
weiter aufwärts: Im Miedersbachtal<br />
südlich von Elmstein im Pfälzerwald<br />
zum Beispiel ließen sich Ende<br />
Juni/Anfang Juli 18 Tagfalterarten<br />
finden, darunter für diese Gegend<br />
besonders viele Dukaten-Feuerfalter<br />
(Lycaena virgaureae), Große Perlmutterfalter<br />
(Argynnis aglaja) und<br />
Feurige Perlmutterfalter (Argynnis<br />
adippe). Vom Schornsteinfeger<br />
(Aphantopus hyperantus), einer<br />
Tagfalterart, die man oft häufig findet,<br />
flogen hier auch dieses Jahr über<br />
100 Tiere. Am 23. Juli 2012 flogen<br />
26 Tagfalterarten in den Zwergstrauchheiden<br />
südlich von Ludwigswinkel<br />
und 24 Arten in den Zwergstrauchheiden<br />
nördlich von Fischbach:<br />
Hipparchia semele war nicht<br />
ganz so zahlreich wie in den Vorjahren,<br />
ließ sich aber nördlich Fischbach<br />
nach Jahren wieder feststellen.<br />
Schmetterlinge, die Rheinland-Pfalz<br />
im letzten Jahrzehnt neu oder erstmalig<br />
besiedelt haben, der Kurzschwänzige<br />
Bläuling (Cupido argiades)<br />
und der Brombeer-Perlmutterfalter<br />
(Brenthis daphne), traten jetzt<br />
regelmäßiger in Erscheinung,<br />
Brenthis daphne hat inzwischen das<br />
Moseltal erreicht (Mitt. Klaus<br />
HANISCH). Ab August flogen Wander-Gelblinge<br />
(Colias crocea) ein,<br />
im September waren sie gebietsweise<br />
(so im Oberrheingraben) häufig.<br />
Ein erster Wintereinbruch schon<br />
Ende Oktober beendete abrupt die<br />
Tagfaltersaison. Die relativ vielen bis<br />
zu diesem Zeitpunkt noch fliegenden<br />
Weißlinge, vor allem Kleine<br />
Kohl-Weißlinge (Pieris rapae), überlebten<br />
die Nachtfröste offenbar<br />
nicht. Nur einzelne Admirale (Vanessa<br />
atalanta) und C-Falter (Nymphalis<br />
c-album), die als Falter überwintern,<br />
wurden danach an milden<br />
Tagen noch gesehen.<br />
Neue Schmetterlingsarten in Rheinland-Pfalz<br />
Der Karst-Weißling (Pieris mannii)<br />
breitet sich seit mehreren Jahren<br />
von den Schweizer Alpen in nördlicher<br />
Richtung aus und erreichte<br />
2008 die südbadische Oberrheinebene.<br />
Nur drei Jahre später gelangen<br />
erste Einzelfunde in Landau und<br />
grenznah im elsässischen Wissembourg<br />
(Jürgen HENSLE, Wanderfalterjahresbericht<br />
2011). Im Spätsommer<br />
2012 kam es zu weiteren Funden<br />
im Raum Wörth und Germersheim<br />
sowie zwischen Bad Dürkheim<br />
und Grünstadt. Dort verläuft auch<br />
die aktuell nördliche Verbreitungsgrenze.<br />
Fast alle Beobachtungen<br />
erfolgten in Ortschaften, wo die<br />
Raupennahrungspflanze Immergrüne<br />
Schleifenblume (Iberis sempervirens)<br />
in Gärten und Grünanlagen<br />
wächst. Die Karst-Weißlinge sind<br />
nur schwer zwischen den ähnlichen<br />
und viel häufigeren Kleinen Kohl-<br />
Weißlingen (Pieris rapae) auszumachen.<br />
Die auf Ruderalflächen häufige<br />
Wilde Rauke (Diplotaxis tenuifolia)<br />
wird ebenfalls zur Eiablage<br />
genutzt. Beliebteste Nektarpflanzen<br />
sind Lavendel (Lavandula angustifolia)<br />
und Luzerne (Medicago sativa).<br />
Die Flugzeit beginnt Ende März<br />
und reicht im Allgemeinen bis weit<br />
in den Oktober, wobei ein Maximum<br />
an Faltern im August und<br />
September erreicht wird. Aufgrund<br />
der bisherigen raschen Ausbreitung<br />
ist 2013 mit dem Erscheinen in<br />
Rheinhessen zu rechnen. Bei den<br />
Funden von 2011 handelte es sich<br />
zunächst um eine Verbreitungsinsel.<br />
Möglicherweise trägt der Blumenhandel<br />
durch den Verkauf von mit<br />
Raupen und Eiern belegten Schleifenblumen<br />
zur Ausbreitung bei. Im<br />
Sommer 2012 wurde dann die<br />
Lücke zu den baden-württembergischen<br />
Vorkommen von nordwärts<br />
wandernden Karst-Weißlingen geschlossen.<br />
Da die Weibchen ihre<br />
Eier einzeln ablegen und auf viele<br />
Pflanzen verteilen, ist bisher noch<br />
nichts über Schäden an Zierpflanzen<br />
bekannt geworden.<br />
Karst-Weißling (Pieris mannii) / Foto: G. SCHWAB<br />
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