GNOR Info 16
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Floristik<br />
Als so genanntem Pioniergehölz<br />
und Vertreter von Vorwaldgesellschaften<br />
handelt es sich beim Traubenholunder<br />
um einen in der Regel<br />
nur vorübergehenden Besiedler von<br />
Übergangsstadien zwischen krautund<br />
grasreichen Primärstadien und<br />
stabilen Endwaldgesellschaften aus<br />
z. B. Buchen und Eichen. Er weicht<br />
bald wieder dem zunehmenden<br />
Konkurrenzdruck der "echten"<br />
Waldbäume. Diese Phase wird von<br />
den Pflanzensoziologen als Sambuco-Salicetum<br />
racemosi OBERD. 73<br />
bezeichnet und bildet gewissermaßen<br />
ein Pendant zu dem auf reicheren<br />
und tiefgründigeren Böden<br />
der Niederungen diese Gesellschaft<br />
ersetzenden Sambuco-Salicetum<br />
nigrae. Beide Assoziationen gehören<br />
wiederum dem Verband Sambuco-<br />
Salicion an.<br />
Eine praktische Verwendbarkeit<br />
von Teilen der Pflanze, wie beim<br />
Schwarzen Holunder (Tee, Säfte<br />
und Gelees aus Blüten und Früchten)<br />
und auch beim Zwergholunder,<br />
dessen giftige Früchte in der Medizin<br />
Verwendung finden, ist dem<br />
Verfasser nicht bekannt. Nicht übersehen<br />
werden darf hingegen neben<br />
der ästhetischen Wirkung der Pflanze<br />
ihre ökologische und damit<br />
zugleich (indirekte) wirtschaftliche<br />
Bedeutung. Ihre Blüten sind sowohl<br />
für Honigbienen ("Bienenweide",<br />
OBERDORFER 1979) als auch andere<br />
Nektar und Pollen sammelnde<br />
Insekten wichtig, während die<br />
Früchte Vögeln und anderen Kleintieren<br />
als Nahrung dienen.<br />
Dennoch ist die naturschutzfachliche<br />
Bedeutung dieses Gewächses<br />
als vergleichsweise begrenzt einzustufen.<br />
Die Spezies ist weder in<br />
irgendeiner deutschen Roten Liste<br />
der bestandsgefährdeten und<br />
bedrohten Pflanzenarten zu finden,<br />
noch wird sie bei uns als besonders<br />
geschützte Art geführt. Auch von<br />
einer eventuellen Rolle als Indikatorpflanze,<br />
z. B. für besonders naturnahe<br />
Bereiche oder seltene und<br />
gefährdete Biotopflächen, kann eher<br />
nicht die Rede sein. Zwar zeigt sie<br />
im Vergleich zum Schwarzen<br />
Holunder eine offenbar geringere<br />
ökologische Toleranzbreite, dennoch<br />
hat sie hierzu eine offenbar zu breite<br />
Amplitude. Auch dürfte sie z. B.<br />
aufgrund ihres Vorkommens auf<br />
Flächen verschiedener Buchenwaldtypen<br />
als Endwaldgesellschaften<br />
kaum Hinweise auf deren eingehenderen<br />
Charakter liefern.<br />
Der Verfasser bedankt sich bei der<br />
Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung<br />
der Wissenschaften für die<br />
freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung<br />
der betreffenden<br />
Abbildungen zur Pflanzenverbreitung<br />
aus LANG & WOLFF (1993).<br />
Helmut Müller<br />
Literatur<br />
FITTER, R. FITTER, A., BLAMEY, M.<br />
(1974): Pareys Blumenbuch. Hamburg<br />
und Berlin (Parey)<br />
LANG, W. und WOLFF, P. (1993):<br />
Flora der Pfalz. Speyer (Verlag der<br />
Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung<br />
der Wissenschaften.<br />
LEXIKON-INSTITUT<br />
BERTELSMANN<br />
(1973). Gütersloh, Berlin, München,<br />
Wien. Verlagsgruppe Bertelsmann<br />
GmbH/Bertelsmann Lexikon-Verlag.<br />
OBERDORFER, E. (1979): Pflanzensozilogische<br />
Exkursionsflora. Stuttgart<br />
(Ulmer).<br />
OBERDORFER, E. (1978): Süddeutsche<br />
Pflanzengesellschaften, Teil II.<br />
Stuttgart, New York (Fischer Verlag).<br />
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