GNOR Info 16
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Naturschutz<br />
Beitrag des Staatssekretärs im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten<br />
des Landes Rheinland-Pfalz, Herrn Dr. Thomas Griese, für die Mitgliederzeitschrift "<strong>GNOR</strong>-<strong>Info</strong>"<br />
"Biologische Stationen als ein Instrument der Naturschutzarbeit"<br />
Die Erhaltung der biologischen<br />
Vielfalt ist eine der großen umweltpolitischen<br />
Herausforderungen in<br />
Europa und weltweit. Rheinland-<br />
Pfalz wird seinen Beitrag zur Bewältigung<br />
dieser Herausforderung leisten.<br />
Das Land verfügt aufgrund seiner<br />
vielfältigen und abwechslungsreichen<br />
Mittelgebirgslandschaft, der<br />
großen Durchbruchtäler des Rheins<br />
und seiner Nebenflüsse und der klimatischen<br />
Bedingungen über eine<br />
große Vielfalt von Lebensräumen<br />
und Arten. Die Würfelnatter und<br />
der Mosel-Apollo kommen beispielsweise<br />
deutschlandweit nur in Rheinland-Pfalz<br />
vor, letzterer ist sogar eine<br />
endemische Unterart! Mit einem<br />
Anteil des europäischen Schutzgebietsnetzes<br />
Natura 2000 von fast<br />
20 % der Landesfläche liegt Rheinland-Pfalz<br />
über dem deutschen und<br />
dem europäischen Durchschnitt.<br />
Internationale Übereinkommen<br />
und europäische und nationale<br />
gesetzliche Regelungen sind zur<br />
Erhaltung der biologischen Vielfalt<br />
unerlässlich. Klar ist aber auch, dass<br />
das Engagement und der Fachverstand<br />
der Bürger vor Ort für den<br />
Erfolg des Naturschutzes entscheidend<br />
sind. Kein anderes Umweltgesetz<br />
hebt die Kooperation und die<br />
Einbindung von Verbänden so klar<br />
hervor, wie dies die §§ 3 Abs. 3 und<br />
§§ 63 BNatSchG tun.<br />
Das Zusammenwirken von<br />
behördlichem und ehrenamtlichem<br />
Naturschutz kennzeichnet die<br />
Arbeit in Deutschland. Dabei ergeben<br />
sich naturgemäß Unterschiede<br />
zwischen den einzelnen Ländern. In<br />
Nordrhein-Westfalen wurden Biologische<br />
Stationen gegründet, die als<br />
gemeinnützige anerkannte Vereine<br />
organisiert sind. Sie erheben Daten,<br />
werten sie aus, geben Empfehlungen<br />
an die Naturschutzbehörden und<br />
führen eigene Naturschutzmaßnahmen<br />
durch. Die Biologischen Stationen<br />
übernehmen im Wesentlichen<br />
drei Aufgabenbereiche:<br />
o Betreuung von Schutzgebieten<br />
(Natura 2000, Naturschutzgebiete),<br />
o Betreuung der Vertragsnaturschutzprogramme<br />
(Einwerbung,<br />
Beratung und fachliche Betreuung)<br />
und<br />
o Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit.<br />
Sie werden vom Land Nordrhein-<br />
Westfalen finanziell unterstützt,<br />
requirieren jedoch zunehmend eigene<br />
Mittel für ihre Projektarbeit.<br />
Rheinland-Pfalz hat demgegenüber<br />
bereits seit über 25 Jahren ein<br />
erfolgreiches Beratungs- und Betreuungssystem<br />
etabliert und weiterentwickelt.<br />
Für die Einwerbung, Beratung<br />
und Betreuung der Vertragsnaturschutzprogramme<br />
stehen den<br />
Landwirten die sog. PAULa-Berater<br />
zur Verfügung, die jeweils einen<br />
Landkreis betreuen. Die Betreuung<br />
von Naturschutzgebieten und<br />
besonders schutzwürdigen Biotopen<br />
übernehmen die Biotopbetreuer im<br />
Land. Sie sind Ansprechpartner für<br />
Grundstückseigentümer und Bewirtschafter,<br />
für die Kommunen<br />
und nicht zuletzt für die Naturschutzbehörden.<br />
Die Leistungen für<br />
die PAULa-Berater und die Biotopbetreuer<br />
werden regelmäßig europaweit<br />
ausgeschrieben. Um die notwendige<br />
Kontinuität in der Beratung<br />
zu gewährleisten, werden die<br />
Verträge für drei Jahre mit der Option<br />
für eine Verlängerung um weitere<br />
drei Jahre abgeschlossen. Der Leistungsumfang<br />
beinhaltet auch die<br />
notwendige Öffentlichkeitsarbeit<br />
vor Ort. Die letzte Ausschreibung<br />
wurde Ende 2012 gestartet und<br />
beinhaltet zudem eine Ausdehnung<br />
des Beratungssystems auf Natura<br />
2000 Flächen im Offenland ab<br />
2014, soweit es nicht von den Vertragsnaturschutzprogrammen<br />
erfasst<br />
wird. Wirtschaftlichkeit und Qualität<br />
des Beratungssystems sind so<br />
gewährleistet.<br />
Der Partnerbetrieb Naturschutz<br />
ergänzt die PAULa-Beratung. Eine<br />
ganzheitliche Betriebsberatung eines<br />
landwirtschaftlichen Betriebs durch<br />
die Landwirtschafts- und Naturschutzverwaltung<br />
führt zu einer<br />
betriebsindividuellen Zielvereinbarung.<br />
Dadurch können die Möglichkeiten<br />
zum Erhalt von Arten und<br />
Lebensräumen auf die Abläufe in<br />
einem Betrieb abgestellt und angepasst<br />
werden. Der Partnerbetrieb<br />
stößt über die Grenzen von Rheinland-Pfalz<br />
hinaus auf großes Interesse.<br />
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