VORWORT EINSATZZAHLEN 2008 FOKUS – „Im Blickpunkt – der ...
VORWORT EINSATZZAHLEN 2008 FOKUS – „Im Blickpunkt – der ...
VORWORT EINSATZZAHLEN 2008 FOKUS – „Im Blickpunkt – der ...
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Es waren genug Retter am Hafen. Das Schiff<br />
lief aus, Richtung Innenförde.<br />
Über Funk erfuhren sie, was passiert war:<br />
Ein Sportfl ugzeug war abgestürzt, vier Menschen<br />
wurden vermisst. Das Rettungsboot<br />
aus Langballigau, in dessen Revier das Unglück<br />
passiert war, hatte bislang nur Trümmerteile<br />
geborgen. Die Zeit lief. Birgit Heinze<br />
ließ die „Jens Füerschipp“ Suchmuster fahren<br />
<strong>–</strong> systematisch, Meter um Meter, unterstützt<br />
von Seglern und Motorbootfahrern.<br />
Die Trümmerteile, die sie fanden, zeugten<br />
von <strong>der</strong> Wucht des Aufpralls. Die Hoffnung<br />
schrumpfte. Aber aufhören? Nein. Es könnte<br />
ja sein, dass es Überlebende gab. Schwimmend,<br />
an eine Planke geklammert, bewusstlos<br />
am Strand. Schließlich fand die Bundeswehr<br />
das Wrack auf dem Grund <strong>der</strong> Förde.<br />
Und das, was von den Insassen übrig war.<br />
Hauptberufl ich arbeitet Birgit Heinze in<br />
<strong>der</strong> Notaufnahme <strong>der</strong> Diakonissenanstalt<br />
Flensburg. Sie kann viel ab, sagt sie. Trotzdem<br />
wird ihre Stimme ganz leise, wenn sie von<br />
diesem Einsatz erzählt. Dass keiner überlebt<br />
hat, die Suche vergeblich war <strong>–</strong> das ging ihr<br />
sehr nahe. Aber es schwingt auch Aufregung<br />
mit. Denn wenn das Handy klingelt, sie alles<br />
stehen und liegen lässt, um zu helfen, wenn<br />
das Adrenalin einschießt und das Gehirn auf<br />
180 Prozent Leistung schaltet, wenn alles in<br />
ihr nur noch ein Ziel kennt <strong>–</strong> zu helfen, dann<br />
ist das auch toll. „Dann fl ießt Retterblut in<br />
den A<strong>der</strong>n“, zitiert sie einen erfahrenen Kollegen.<br />
Mit dem Notruf-Handy lebt sie jetzt seit<br />
fünf Jahren. Es ist immer dabei. Morgens im<br />
Bad. Nachts. Egal, ob sie ausgeht o<strong>der</strong> das<br />
Haus putzt. „Manchmal bilde ich mir schon<br />
ein, dass es klingelt.“ Was bewegt die gelernte<br />
Krankenschwester, sich da so reinzuknien?<br />
Zum einen natürlich die Liebe zum Wasser<br />
<strong>–</strong> sie ist leidenschaftliche Seglerin. „Vor allem<br />
aber die DGzRS“, sagt sie, „<strong>der</strong> Teamgeist.“<br />
Sie begeistert, dass die Gesellschaft sich<br />
ausschließlich aus Spenden fi nanziert, dass<br />
Wassersportler, Seeleute, För<strong>der</strong>er sie am Leben<br />
halten. Viele mit Geld und manche mit<br />
persönlichem Einsatz.<br />
Birgit Heinze ist inzwischen stellvertretende<br />
Leiterin <strong>der</strong> Geltinger Station. Als sie<br />
im November zur Vormannstagung fuhr,<br />
hatte sie sich weiter nichts dabei gedacht.<br />
Hier oben im Norden ist sie ja ganz selbstverständlich<br />
dabei. Dann sah sie die erstaunten<br />
Blicke. Eine Frau? Das hatte es hier noch nie<br />
gegeben. Sie stellte sich vor. Sah Zweifel in<br />
manchen Gesichtern. Und war dann richtig<br />
gerührt, als am Ende <strong>der</strong> Tagung einer <strong>der</strong><br />
sehr erfahrenen Seenotretter freundlichnachdenklich<br />
fragte, wie sie das in Zukunft<br />
wohl halten würden mit <strong>der</strong> Anrede: Frau<br />
Vormann? Vorfrau? Vormannsfrau? „Das<br />
Eis ist gebrochen“, sagt sie. „Es wär’ schön,<br />
wenn mehr Frauen einstiegen. Ich glaube, die<br />
DGzRS ist dafür offen.“<br />
Die Journalistin Cornelia Gerlach und die<br />
Fotografi n Kerstin Zillmer waren zu Besuch<br />
auf <strong>der</strong> Station Gelting (Schleswig-Holstein).<br />
Bild und Text ihrer Reportage stellten sie uns<br />
kostenfrei zur Verfügung.<br />
Birgit Heinze, ihr Mann Thilo und Johnny Erichsen (v.r.)<br />
an Bord des Seenotrettungsboots <strong>der</strong> Station Gelting.