SERVICE - B4B MITTELHESSEN
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<strong>SERVICE</strong><br />
Wenn in der Chefetage dicke Luft herrscht<br />
Der neue Weg zur<br />
Konfliktkultur<br />
Mittelhessische Industrie – und Handelskammern<br />
errichten gemeinsame Mediationsstelle.<br />
In der Chefetage der Meier &<br />
Meier GmbH herrscht dicke<br />
Luft. Ständig kriegen sich die<br />
beiden Gesellschafter in die<br />
Haare. So sehr, dass sich Mitar-<br />
beiter und Kunden Sorgen<br />
machen: Was soll bloß aus der<br />
Firma werden?<br />
Der Fall ist zwar fiktiv, aber<br />
in der Realität hätten Meier &<br />
Meier eine Chance zum Neube-<br />
ginn, bevor ihr Streit vor Gericht<br />
endet: Mediation. Ein neutraler<br />
Streitvermittler versucht dabei,<br />
die Interessen beider Streithäh-<br />
ne zu vereinbaren. Ab dem 1.<br />
April 2012 bieten die Industrie-<br />
und Handelskammern (IHK) in<br />
Mittelhessen eine gemeinsame<br />
Mediationsstelle an.<br />
Lösungen, ganz ohne<br />
Gericht<br />
Viele Unternehmen wissen<br />
nichts von den Möglichkeiten,<br />
die die Mediation bietet. Die<br />
mittelhessischen IHKs wollen<br />
dazu beitragen, die Vorteile der<br />
außergerichtlichen und kon-<br />
Das Mediationsverfahren läuft in fünf Phasen ab<br />
Phase Eins:<br />
Die Parteien legen gemeinsam mit dem Mediator Regeln für das Vor-<br />
gehen fest. Der Mediator hilft beim Sammeln der Aspekte und listet<br />
sie zum Beispiel an Tafeln oder auf Karten auf.<br />
Phase Zwei:<br />
Die beiden Parteien stellen ihre Sicht des Konfliktes dar.<br />
Phase Drei:<br />
Die Interessenklärung beginnt. Der Mediator fragt nach, worum<br />
genau es den Parteien geht und warum man sich streitet.<br />
Phase Vier:<br />
Beide Parteien listen mit dem Mediator alle Lösungsmöglichkeiten<br />
auf, die Ihnen einfallen.<br />
Phase Fünf:<br />
Diese Ansätze werden gemeinsam bewertet. Beide Parteien suchen<br />
mit dem Mediator nach Schnittmengen. Eine Vereinbarung wird ent-<br />
worfen, möglicherweise nach Rücksprache der Parteien mit Justiti-<br />
aren etc. nochmals korrigiert und abgeschlossen.<br />
Mancher Streit entsteht aus einem Missverständnis heraus oder fehlender<br />
Kommunikation. Ein Mediationsverfahren kann vermitteln und damit<br />
unnötige Kosten und Ärgernisse vermeiden.<br />
struktiven Beilegung von Kon-<br />
flikten mehr in den Fokus zu<br />
rücken. Aufgabe der Mediati-<br />
onsstelle ist es, Unternehmen im<br />
Konfliktfall über alternative<br />
Konfliktlösungswege zu bera-<br />
ten, Musterklauseln und eine<br />
Mediationsordnung anzubieten.<br />
Außerdem werden kompetente<br />
Mediatoren vermittelt, die<br />
Abwicklung des Verfahrens<br />
übernommen und über die<br />
Kosten informiert. Auf Wunsch<br />
können auch Räume für das<br />
Verfahren zur Verfügung gestellt<br />
werden.<br />
Bevor Anwälte vor Gericht<br />
ziehen, können sich die Gegner<br />
zunächst an einen Tisch setzen.<br />
Die Mediation ist vertraulich<br />
und findet nicht öffentlich statt.<br />
Ihr Ziel ist nicht zu klären, wer<br />
Recht hat. Vielmehr wird eine<br />
für beide Seiten akzeptable<br />
Lösung des Konflikts entwickelt.<br />
Der professionell in der<br />
Gesprächsführung geschulte<br />
Mediator begleitet gleichsam als<br />
unparteiischer Moderator die<br />
Gespräche. Am Ende einer<br />
Mediation kann ein rechtsgülti-<br />
ger Vertrag stehen, den beide<br />
Parteien unterzeichnen.<br />
Mit Blick auf künftiger<br />
Arbeit<br />
Während ein Gerichtsprozess<br />
auf die Vergangenheit ausge-<br />
richtet ist und diese bewertet,<br />
liegt der Fokus der Mediation in<br />
der Zukunft. Insofern bietet sie<br />
sich besonders dann an, wenn<br />
die Konfliktparteien auch künf-<br />
tig noch miteinander arbeiten<br />
müssen oder wollen. Relevant<br />
sind hier insbesondere Konstel-<br />
lationen mit Kunden, Lieferan-<br />
ten, Konflikte zwischen Unter-<br />
nehmen, Konflikte zwischen<br />
Mitarbeitern und Fragen der<br />
Unternehmensnachfolge. Abge-<br />
sehen davon, dass zum Teil<br />
bestehende Konflikte überhaupt<br />
nicht justiziabel sind, führt der<br />
Gang vor Gericht nicht immer<br />
zu sachgerechten Ergebnissen.<br />
Allerdings gibt es auch Fälle, in<br />
denen man erkennen muss, dass<br />
es auf diesem Weg keine Lösung<br />
gibt. Dann kann das Verfahren<br />
jederzeit abgebrochen werden<br />
32 WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 4/2012<br />
www.giessen-friedberg.ihk.de<br />
Foto: birgitH/pixelio