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Foto: archiv SPEZIAL WEITERBILDUNG Hohe Quote in Hessen durch branchenstruktur Weiterbildung zahlt sich aus Unternehmen und Mitarbeiter profitieren von einem stets aktuellen Wissensstand. Dr. Gabriele reinartz Der Markt gibt es vor. Neue Produkte und Tech- niken verlangen von Mitarbeitern einen stets aktuellen Wissensstand. Learning by doing ist sicherlich eine Metho- de, aber definitiv nicht die effektivste. Besser ist eine beruf- liche Weiterbildung. Von ihr profitieren am Ende Mitarbeiter und Unternehmen. „Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück“, wird der britische Komponist Benjamin Britten (1913 bis 1976) zitiert. In der Tat ist lebenslanges Lernen der Weg zum beruflichen Erfolg und in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Die rasante Ent- wicklung der Technologien, die ständig neuen Anforderungen an Mensch und Maschinen, aber auch der demografische Wandel sowie der Fachkräftemangel sind nur einige Gründe, warum Unternehmen Mitarbeiter wei- terbilden bzw. warum sich Mit- arbeiter für eine Weiterbildung entschließen sollten. Laut Bun- desinstitut für Berufsbildung beteiligten sich 2010 rund 45 Prozent der deutschen Betriebe an der Finanzierung beruflicher Weiterbildungsmaßnahmen, wobei die Maßnahmen ver- ständlicherweise deutlich von der Größe des jeweiligen Betriebs abhingen (Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2011). In puncto Weiterbildungsbe- teiligung und -intensität liegt Hessen über dem westdeutschen Durchschnitt. Der Grund dafür ist aber eher in der Branchen- struktur zu suchen. Denn der Anteil an Dienstleistungsunter- nehmen, die in der Regel eine hohe Weiterbildungsquote haben, fällt in diesem Bundes- land deutlicher höher aus als der Anteil an Betrieben des Produ- zierenden Gewerbes (mit gerin- gerer Weiterbildungsquote). 2009 bildeten rund 50 Prozent der Dienstleistungsunterneh- men etwa 30 Prozent ihrer Beschäftigten weiter. Das klingt viel, doch alles ist relativ: Im Verarbeitenden Gewerbe waren es über 40 Prozent der Betriebe, die knapp 18 Prozent ihrer Mit- arbeiter zu einer Weiterbildung entsandten (Institut für Arbeits- markt- und Berufsforschung (IAB), Betriebspanel 2009). Ver- glichen mit der Anzahl der Mit- arbeiter in einem meist kleinen Verarbeitenden Betrieb sind 18 Prozent eine beeindruckende 44 WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 4/2012 www.giessen-friedberg.ihk.de Quote. Drei Säulen der Weiterbildung Beeindruckend ist auch das Angebot an Trägern und Semi- naren. Hier für sich die richtige Wahl zu treffen, ist nicht leicht. „Die Industrie- und Handels- kammern sind der Förderung der gewerblichen Wirtschaft verpflichtet“, sagt Dr. Angelika Schlaefke, Vizepräsidentin der IHK Gießen-Friedberg. Damit gehören die IHKs zu den Weiter- bildungsträgern „Jährlich bieten wir rund 150 Lehrgänge und Seminare in kaufmännischen Fachliche und persönliche Weiterbildung nutzen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wie auch den arbeitgebern. und technischen Bereichen an. Ergänzt wird das Programm durch weitere Angebote in Zusammenarbeit mit der IHK Lahn-Dill und dem Berufsbil- dungszentrum Marburg.“ Und das seit Jahren sehr erfolgreich. Wir wurden gerade mit unserer Weiterbildungseinrichtung von „Weiterbildung Hessen e.V.“ auditiert. Weiterbildung Hessen e. V. ist ein Zusammenschluss von knapp 350 hessischen Bil- dungseinrichtungen, die sich auf gemeinsame Qualitätsstandards verpflichtet haben und von der Hessischen Landesregierung aus Mitteln des Europäischen Sozi- alfonds unterstützt werden. Die Einhaltung der Qualitätsstan- dards wird durch ehrenamtliche Gutachter überprüft. „Wir bieten drei Säulen der Weiterbildung an, die Aufstiegs- weiterbildung, die Anpassungs- weiterbildung und Seminare“, erklärt Schlaefke. „Bei der Auf- stiegsweiterbildung handelt es sich um Langzeitlehrgänge wie beispielsweise der Ausbildung zum Bilanzbuchhalter oder Wirtschaftsfachwirt, die mit einer IHK-Prüfung abschlie- ßen.“ Teilnehmer sind in der Regel Mitarbeiter eines Betriebs, die Karriere machen möchten und daher die bis zu 700 berufsbegleitenden Stunden in Kauf nehmen.
Wer sich punktuell verbes- sern, also sein Englisch „aufpo- lieren“ oder Kenntnisse in der Buchhaltung erwerben möchte, sollte sich für eine Anpassungs- weiterbildung entscheiden. „Die Kursdauer ist mit 20 bis 250 berufsbegleitenden Stunden wesentlich kürzer als bei der Aufstiegsweiterbildung“, so Schlaefke. „Die Teilnehmer erhalten nach einem erfolgreich bestandenen Test ein Zertifikat.“ Betriebliche Sachthemen, Führungstechniken, Reklamati- ons- und Zeitmanagement sowie Existenzgründung u. ä. Themen werden in Tagesseminaren gelehrt. Denn hier geht es in erster Linie um die schnelle Aneignung von Wissen. Eine Abschlussprü- fung findet nicht statt. Bei der Auswahl ihrer Dozen- ten geht die IHK Gießen-Fried- berg sehr sorgfältig vor. „Wir arbeiten ausschließlich mit langjährigen Praktikern zusam- men, seien es freiberuflich arbeitende Dozenten oder auch Angestellte eines Unterneh- mens, die nebenbei noch leh- ren“, berichtet Schlaefke. Das Fachwissen dieser Dozenten www.giessen-friedberg.ihk.de stehe dabei an erster Stelle. „Selbstverständlich müssen sie auch pädagogisches Geschick mitbringen. Die richtige Mischung macht‘s halt. Eine anschließende Beurteilung der Kursleiter durch die Teilnehmer trägt ebenfalls zur Beurteilung ihrer Qualifikation bei.“ Wissenstand stützt Wettbewerbsfähigkeit Das Angebot der IHK Gie- ßen-Friedberg hat das Gießener Unternehmen IMAXX getestet und ihr breites Angebot für gut befunden. Die Gesellschaft für Immobilien-Marketing, ein Unternehmen der Volksbank Mittelhessen, das Wohn- und Gewerbeimmobilien vermarktet, bildet seit 1993 Mitarbeiter zu Immobilien- und Bürokaufleu- ten aus aus. Im zweiten Schritt erfolgt die Weiterbildung zu Immobilienfachwirten, Immobi- lien-Consultants oder auch Immobilienökonomen. „Im Schnitt sind es zehn Mitarbeiter im Jahr“, sagt Heiner Geißler, Member of the Royal Institution of Chartered Surveyor (MRICS), SPEZIAL WEITERBILDUNG der 2011 diesen höchsten Titel in der Immobilienbranche verlie- hen bekam. Warum die IMAXX ausbil- det? „Qualifizierte und moti- vierte Mitarbeiter sorgen für zufriedenere Kunden. Diese profitieren von der guten und breit gefächerten Ausbildung unserer Mitarbeiter.“ Schließlich könne ein interdisziplinäres Team von Diplom-Betriebswirten, Diplom- Ingenieuren, Juristen, Architek- ten, Gutachtern und Ver- triebsprofis eine optimale Betreuung während eines Immobilienverkaufs gewähren. Ob ein Mitarbeiter an einer Wei- terbildung teilnehmen kann, hängt bei der IMAXX vor allem von seinem Know-how, den Perspektiven innerhalb des Unternehmens oder auch vom eigenen Engagement ab. Für das Produktionsunter- nehmen Maria Soell aus Nidda ist Weiterbildung ein wichtiger Erfolgsfaktor. Seine Kunden sind nicht nur technisch sehr anspruchsvoll; auch die Einfüh- rung neuer Anlagen bedingt Maßnahmen. „Seit September 2011 produzieren wir auf einer Foto: i. Jakob Engagierter Einsatz für die Weiterbildung: iHK-Vizepräsidentin Dr. angelika Schlaeffke. völlig neuen Blasfolienanlage bis zu elfschichtige Hochbar- rierefolien“, erklärt Stefan Steinmeier, geschäftsführender Gesellschafter. „Unsere Mann- schaft musste sich das Wissen um die komplexen Technologi- en und Produkte neu erarbeiten. Mit entsprechenden Weiterbil- dungsangeboten haben wir beim Hersteller der neuen Anla- ge dafür gesorgt, dass uns dieses Wissen systematisch und pro- fessionell vermittelt wurde.“ Allgemein betrachtet, so Stein- meier, mache eine Weiterbil- dung aber nur dann Sinn, wenn ein Mitarbeiter sie tatsächlich � anzeiGen WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 4/2012 45
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