Elan 3-2013 - Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg ...
Elan 3-2013 - Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg ...
Elan 3-2013 - Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
... und sonst<br />
Zum letzten Mal. Pastors Garten.<br />
Kein Nachruf!<br />
Das wird jetzt kein Nachruf. Kein Abgesang.<br />
Es wird auch keine Aufzählung von<br />
Begebenheiten, die mal waren.<br />
Doch ein persönliches Bekenntnis.<br />
Das erste Mal, als ich über Josef<br />
Kalkusch´s Idee stolperte, war, als ich<br />
vor ein paar Jahren seine Einladung<br />
zu Himmelfahrt las: Fälschlicherweise<br />
– aber traditionskonform - gilt der sogenannte<br />
Vatertag als ein Freibrief für<br />
bestimmte Unternehmungen. Anders in<br />
Sachsenhagen: Pastor Kalkusch lädt nach<br />
dem Gottesdienst zum alkoholfreien<br />
Bier. Nicht mit erhobenem Zeigefinger,<br />
sondern: einfach so. Bitte kommt vorbei.<br />
Setzt euch hin, trinkt ein Bier mit mir. Bei<br />
mir. Mehr nicht.<br />
Ich werde neugierig und erfahre: Es gibt<br />
einen Biergarten im Haus des Pastors.<br />
Dazu: großes Medienecho mit Radio &<br />
TV, viele Besucher, viele Helfer, aktive<br />
facebook- und Internet-Präsenz, QR-code<br />
an der Kirche.<br />
Also mache ich mich mit dem Fahrrad<br />
auf nach Sachsenhagen und finde vor<br />
dem Pfarrhaus den Garten mit schönem<br />
alten Baumbestand, darunter<br />
verteilt Biertischgarnituren, darauf mit<br />
Steinen beschwerte Liederzettel, den<br />
Posaunenchor vorm Haus, ein Kreuz,<br />
eine improvisierte Kanzel. Und als der<br />
Gottesdienst draußen beginnt, finden<br />
sich an den Tischen wenig freie Plätze,<br />
viele sind mit dem Rad gekommen –<br />
nicht nur aus Sachsenhagen. Nach dem<br />
Gottesdienst finde ich die Gelegenheit<br />
zu einem Gespräch mit Pfarrer Kalkusch.<br />
Bei einem Bier. Er erzählt über viele Jahre<br />
*Pastors Garten* mit vielen Mühen und<br />
viel Hilfe. Über die Schankerlaubnis, die<br />
er brauchte, über Kamerateams, die ewig<br />
gleichen Fragen nach dem Konzept, nach<br />
seinem Konzept. Es gibt keins, sagt er.<br />
Die Leute kommen und sitzen hier. Sie<br />
können miteinander sprechen. Auch mit<br />
mir. In meinem Garten. Auch über Kirche,<br />
auch über Glauben. Die Gemeinden entwickeln<br />
rastlos neue Kreise, Angebote<br />
und vervolkshochschulen zunehmend.<br />
Sagt er. Die Gemeinden müssen wieder<br />
mehr zur Ruhe kommen. Es nutzt nichts,<br />
mit ökologisch selbst-gebatikten Schals<br />
Tanzkreise um die Dorfeiche anzubieten.<br />
Sagt er. Es nutzt nichts, sich mit immer<br />
wiederkehrenden wir-wollen-Euchirgendwo-Abholen-Botschaften<br />
auf die<br />
Leute einzustürmen. Lasst die Kirche wieder<br />
im Dorf. Im Zentrum, im Leben der<br />
Gemeindemitglieder. Sagt er. Einfach da<br />
zu sein. Präsent und authentisch. Nicht<br />
mehr und nicht weniger: Dann kommen<br />
die Leute in die Kirche. Und vielleicht<br />
auch nachher zum Bier. Um zu reden.<br />
Recht hat er.<br />
Zum Festgottestdienst anlässlich der<br />
letzten Saison <strong>2013</strong> von Pastors Garten<br />
steht Josef Kalkusch auf der Kanzel seiner<br />
Kirche, schenkt sich mit den Worten<br />
*Gott gibt einen aus* ein Glas (alkoholfreies)<br />
Bier ein und predigt darüber, dass<br />
bei Gott Hopfen und Malz nicht verloren<br />
sind. Die Kirche ist voll. Und sicher nicht<br />
nur, weil der Landesbischof ein Grußwort<br />
spricht. Josef Kalkusch verabschiedet alle<br />
Gottesdienstbesucher mit Handschlag,<br />
mit einem manchmal leicht spitzbübischen<br />
Blick und einem freundlichen<br />
Wort. Eine Viertelstunde später öffent<br />
*Pastors Garten* vorerst zum letzten<br />
Mal: Landesbischof Dr. Manzke ist mit<br />
im Team und bringt den Gästen auf<br />
Wunsch Kaffee, Kuchen und Getränke<br />
an den Tisch.<br />
Das nenne ich ein Statement....<br />
Christoph Hübener<br />
Hütchenspiel statt Klingelbeutel<br />
Neue Wege gehen, um den Klingelbeutel wirklich klimpern zu lassen – das erwägt<br />
die Kirchengemeinde Bergkirchen. In der Winzlarer Kapelle hat Pastor Reinhard<br />
Zoske sich aus diesem Grund eine neuartige Idee vorführen lassen.<br />
Matthias Schlicht, Pastor einer Gemeinde in Buxtehude, praktiziert die von ihm<br />
entwickelte Methode seit einiger Zeit und erzielt damit nach eigenem Bekunden<br />
eine Vervierfachung dessen, was ansonsten nach sonntäglichen Gottesdiensten<br />
gezählt werden konnte. Statt Klingelbeutel durch die Reihen gehen zu lassen,<br />
bittet Schlicht vor dem Altar um Wetteinsätze zu einem Hütchenspiel. Neben der<br />
Bereitschaft der Gemeinde, tief in die Tasche zu greifen, um sich an dem Spiel zu<br />
beteiligen, sei ihm durch dieses Spiel auch die Aufmerksamkeit der Konfirmanden<br />
gewiss. „Sie hören auf, ihre elfte SMS unter der Kirchenbank zu schreiben und<br />
lauschen stattdessen meinen Worten“, sagt Schlicht.<br />
Zoske assistierte Schlicht bei einer Demonstration des Hütchenspiels – und war<br />
ebenso begeistert wie die Gemeinde, die zum Probelauf erschienen war. (bnj)<br />
Achtung: Satire!<br />
Anmerkung: die Demonstration des Hütchenspiels in der Winzlarer Kapelle ist tatsächlich<br />
über die Bühne gegangen – allerdings als Teil des Kabarett-Programms,<br />
das Pastor Matthias Schlicht dort präsentiert hat. Die Gemeinde wird also auch<br />
in Zukunft auf herkömmlichem Weg um Spenden in den Klingelbeutel gebeten.<br />
26