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Elan 3-2013 - Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg ...

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Landwirtschaft<br />

Das stinkt nicht zum Himmel<br />

Auf dem Hof Runge fühlen sich die Schweine wohl<br />

Neugierde herrscht vor in der Familienbucht.<br />

Mit sichtlicher Anstrengung<br />

stemmt sich ein Ferkel<br />

an der hölzernen Wand hoch und<br />

versucht, Tuchfühlung zu der Kamera<br />

aufzunehmen. Den beiden<br />

Säuen, die hier mit ihrem Nachwuchs<br />

stehen, ist das herzlich egal<br />

– sie kratzen lieber ausgiebig mit<br />

dem Rücken an der Wand entlang<br />

und lassen dazu ein zufriedenes<br />

Grunzen ertönen. „Das ist<br />

die Peep-Show für unseren Hof“,<br />

sagt Thilo Runge.<br />

Freitags, wenn der Laden auf<br />

seinem Bauernhof in Nordsehl<br />

geöffnet habe, dann<br />

werde die Familienbucht immer von<br />

Kindern umlagert. Das schaffe Sympathien,<br />

meint der Landwirt, und<br />

auch mehr Verständnis für seine<br />

Art der Schweinehaltung. Denn was<br />

Schweinen ansonsten nachgesagt<br />

wird, das trifft auf Runges Hof nicht<br />

zu: auch dicht an der Box stinkt es<br />

nicht zum Himmel.<br />

Ein Mitarbeiter beginne an jedem<br />

Morgen um 3 Uhr damit, die Ställe<br />

auszumisten, erzählt Runge. Frisches<br />

Stroh an jedem Tag für die<br />

350 Sauen, Eber und Ferkel – das ist<br />

ein kleiner Teil dessen, was Runges<br />

Schweinehaltung zu einer artgerechten<br />

macht. Mitglied bei ‚Neuland’ sei<br />

er, berichtet der 48-Jährige weiter.<br />

Das mache seinen Hof aber nicht zu<br />

einem Biohof. Spritzen und Düngen<br />

würde er wie in allen konventionellen<br />

Betrieben. Das Konzept von Neuland<br />

sehe jedoch eine andere Art der Tierhaltung<br />

vor. Dazu gehört das frische<br />

Stroh, dazu gehört der Auslauf für die<br />

Schweine, die frei zwischen dem Stall<br />

und einem Plätzchen im Freien wählen<br />

können, und dazu gehört auch,<br />

dass das Fleisch, das von seinem Hof<br />

kommt, keine Antibiotika enthält.<br />

Seit 1995 bewirtschaftet er den<br />

Hof gemeinsam mit seiner Frau Katharina,<br />

die hier aufgewachsen ist.<br />

Das war nicht immer leicht. Auch<br />

wenn die Gebäude und die Ställe<br />

vorhanden waren und keine der<br />

fünf Schwestern von Katharina Runge<br />

den Hof bewirtschaften<br />

wollte, musste<br />

das Paar doch<br />

viel Zeit und<br />

Geld investieren.<br />

Manches<br />

Mal sah es finanziell<br />

nicht<br />

rosig aus, dann<br />

blieb fast nichts<br />

für die Familie<br />

mit den drei<br />

Kindern übrig,<br />

wenn die Mitarbeiter<br />

zum<br />

Monatsende<br />

erst einmal bezahlt<br />

waren.<br />

Der Markt für Schweinefleisch, wie es<br />

das Ehepaar produziert, musste 1995<br />

erst noch aufgebaut und Kunden<br />

gefunden werden, die bereit waren,<br />

für gute Qualität auch etwas mehr zu<br />

bezahlen. Hinzu kam, dass Thilo Runge<br />

vor einigen Jahren krank wurde.<br />

Viele Monate fiel seine Arbeitskraft<br />

aus. Das hätte gut das Ende des Hofes<br />

bedeuten können, sagt Runge. Mancher<br />

habe schon spekuliert, an wen<br />

welches Stück Land gehen solle. Und<br />

doch kam es anders: seine Frau, seine<br />

Kinder, die Mitarbeiter, die Banken<br />

und auch so manche Mitarbeiter der<br />

<strong>Landeskirche</strong> hätten ihn gerettet. Mit<br />

viel Zuspruch und viel tatkräftiger<br />

Arbeit hätten viele dazu beigetragen,<br />

dass diese Krise überwunden werden<br />

konnte.<br />

In jenen Jahren, sagt Thilo Runge, in<br />

denen ihm die Arbeit mit dem Aufbau<br />

des Hofes manchmal schier über den<br />

Kopf zu wachsen schien und in denen<br />

dann noch seine Krankheit dazu gekommen<br />

sei – da habe er seinen Weg<br />

zu Gott gefunden. Dass alles glücklich<br />

ausgegangen sei, seine Familie heute<br />

von dem leben könne, was der Hof<br />

abwerfe, dass der Hofladen gut laufe<br />

und zwei Verkaufswagen vor der Tür<br />

stünden, die auf fünf Wochenmärkten<br />

der Region vertreten sind, das<br />

habe er zum einen den Menschen zu<br />

verdanken, die ihn unterstützen, und<br />

zum anderen Gott. Der sei es schließlich,<br />

der alles gestalte. Er selbst, sagt<br />

Runge, könne nur an dieser Gestaltung<br />

mitwirken. (bnj)<br />

Wer allgemeine Informationen zu<br />

dem Hof von Katharina und Thilo<br />

Runge haben und sich über ihre Produkte<br />

informieren möchte, wird im<br />

Internet www.neuland-hof.de fündig.<br />

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