Wahlkampf-Strategien 2013 – Das Hochamt der Demokratie
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Wird Frau Merkel von den Medien bevorzugt?<br />
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Vor dem Hintergrund meiner Eingangsüberlegungen: So wie das im Moment läuft,<br />
ist sie einfach clever. Sie vermeidet es, mit Journalisten o<strong>der</strong> irgendjemand an<strong>der</strong>em<br />
vor Kameras kontrovers zu diskutieren. Stattdessen produziert sie Filmchen<br />
auf Youtube: „Die Woche <strong>der</strong> Bundeskanzlerin“. Frau Merkel braucht sich keine<br />
Sorgen machen um ihre Visibility in den Medien. Sie ist alle paar Tage in Brüssel o<strong>der</strong><br />
trifft sich mit dem chinesischen Ministerpräsidenten und man sieht, die Frau Merkel<br />
sitzt am Steuer. Jetzt ist Krise und Krise ist die Stunde <strong>der</strong> Exekutive und sie steuert<br />
uns durch die Krise, wie eine Frau fährt <strong>–</strong> bedachtsam, nicht zu schnell, nicht so<br />
ruckhaft und wir fühlen uns alle irgendwie sicher. Es stimmt, sie diskutiert nicht mit<br />
uns. Aber vielleicht ist es auch besser so, weil sie hat das ja irgendwie alles im Griff.<br />
Ich finde es faszinierend, wie sie schafft, dass sie nicht verantwortlich gemacht<br />
wird für die Fehler ihres Kabinetts. <strong>Das</strong> erreicht sie, indem sie nicht in die Talkshows<br />
geht. Indem sie eben nicht das kontroverse Interview führt. Und die Medien<br />
können sie nicht zum Interview zwingen. Insofern würde ich also sagen, nein, sie<br />
wird nicht wirklich bevorzugt, aber vielleicht kommt sie einer Tendenz in den<br />
Medien entgegen, einer Wohlfühltendenz, dass man niemanden so richtig erschrecken<br />
will, dass man die großen Fragen nicht stellt.<br />
Es ist faszinierend, wie sie dem politischen Gegner die Wohlfühlthemen entwendet,<br />
ohne dass er sich ernsthaft wehrt. Auf einem Verbrauchertag <strong>–</strong> also einer PR-<br />
Veranstaltung <strong>–</strong> macht Frau Merkel ihre Versprechungen und die Medien berichten<br />
darüber. Bevor die CDU/CSU ihr Wahlprogramm beschlossen hat. Dann geht sie in<br />
die Partei und sagt, das waren ein paar Missverständnisse, ich will <strong>der</strong><br />
Programmdiskussion nicht vorgreifen. Und die Partei hält still. Und die Medien<br />
schaffen es nicht, sie zu stellen.